Absatz 2 DER VATER
I ,,Im Namen des Vaters und des
Sohnes und des Heiligen Geistes"
232 Die
Christen werden im ,,Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen
Geistes" (Mt 28,19) getauft. Vorher antworten sie auf die dreifache Frage,
ob sie an den Vater, an den Sohn und an den Heiligen Geist glauben, mit: ,,Ich
glaube". ,,Der Inbegriff des Glaubens aller Christen ist die
Dreifaltigkeit" (Cæsarius v. Arles, symb.).
233 Die Christen
werden ,,im Namen" (Einzahl) und nicht ,,auf die Namen" (Mehrzahl)
des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft[Vgl. das
Glaubensbekenntnis des Papstes Vigilius im Jahre 552: DS 415.], denn es gibt
nur einen einzigen Gott, den allmächtigen Vater und seinen eingeborenen Sohn
und den Heiligen Geist: die heiligste Dreifaltigkeit.
234 Das
Mysterium der heiligsten Dreifaltigkeit ist das zentrale Geheimnis des
christlichen Glaubens und Lebens. Es ist das Mysterium des inneren Lebens
Gottes, der Urgrund aller anderen Glaubensmysterien und das Licht, das diese
erhellt. Es ist in der ,,Hierarchie der Glaubenswahrheiten" (DCG 43) die
grundlegendste und wesentlichste. ,,Die ganze Heilsgeschichte ist nichts
anderes als die Geschichte des Weges und der Mittel, durch die der wahre,
einzige Gott - Vater, Sohn und Heiliger Geist - sich offenbart, sich mit den
Menschen, die sich von der Sünde abwenden, versöhnt und sie mit sich
vereint" (DCG 47).
235 In diesem
Absatz wird kurz dargelegt, wie das Mysterium der heiligsten Dreifaltigkeit
geoffenbart wurde (II), wie die Kirche die Glaubenslehre über dieses Mysterium
formulierte (III) und wie der Vater durch die göttlichen Sendungen des Sohnes
und des Heiligen Geistes seinen ,,gnädigen Ratschluß" der Erschaffung,
Erlösung und Heiligung verwirklicht (IV).
236 Die
Kirchenväter unterscheiden zwischen der ,,Theologia" und der
,,Oikonomia". Mit dem ersten Begriff bezeichnen sie das Mysterium des
inneren Lebens des dreifaltigen Gottes, mit dem zweiten alle Werke, durch die
dieser sich offenbart und sein Leben mitteilt. Durch die ,,Oikonomia" wird
uns die ,,Theologia" enthüllt; umgekehrt aber erhellt die
,,Theologia" die ganze ,,Oikonomia". Die Werke Gottes offenbaren uns
sein inneres Wesen, und umgekehrt läßt uns das Mysterium seines inneren Wesens
alle seine Werke besser verstehen. Ähnlich verhält es sich in der Beziehung
zwischen menschlichen Personen: Die Person äußert sich in ihrem Tun, und je
besser wir eine Person kennen, desto besser verstehen wir ihr Handeln.
237 Die
Trinität ist ein Glaubensmysterium im strengen Sinn, eines der ,,in Gott
verborgenen Geheimnisse ... die, wenn sie nicht von Gott geoffenbart wären, nicht
bekannt werden könnten" (1. Vatikanisches K.: DS 3015). Zwar hat Gott in
seinem Schöpfungswerk und in seiner Offenbarung im Laufe des Alten Bundes
Spuren seines trinitarischen Wesens hinterlassen. Aber sein innerstes Wesen als
heilige Dreifaltigkeit stellt ein Geheimnis dar, das der Vernunft nicht
zugänglich ist und vor der Menschwerdung des Sohnes Gottes und der Sendung des
Heiligen Geistes auch dem Glauben Israels unzugänglich war.
II Die Offenbarung Gottes als
Dreifaltigkeit
Der Vater wird geoffenbart durch
den Sohn
238 In vielen
Religionen wird Gott als ,,Vater" angerufen. Die Gottheit wird oft als
,,Vater der Götter und der Menschen" betrachtet. In Israel wird Gott
,,Vater" genannt als Erschaffer der Welt [Vgl. Dtn 32,6; Mal 2,10.]. Gott
ist erst recht Vater aufgrund des Bundes und der Gabe des Gesetzes an Israel,
seinen ,,Erstgeborenen" (Ex 4,22). Er wird auch Vater des Königs von
Israel genannt [Vgl. 2 Sam 7,14.]. Ganz besonders ist er ,,der Vater der
Armen", der Waisen und Witwen [Vgl. Ps 68,6.], die unter seinem liebenden
Schutz stehen.
239 Wenn die
Sprache des Glaubens Gott ,,Vater" nennt, so weist sie vor allem auf zwei
Aspekte hin: daß Gott Ursprung von allem und erhabene Autorität und zugleich Güte
und liebende Besorgtheit um alle seine Kinder ist. Diese elterliche Güte
Gottesläßt sich auch durch das Bild der Mutterschaft zum Ausdruck bringen [Vgl.
Jes 66,13; Ps 131,2.], das mehr die Immanenz Gottes, die Vertrautheit zwischen
Gott und seinem Geschöpf andeutet. Die Sprache des Glaubens schöpft so aus der
Erfahrung des Menschen mit seinen Eltern, die für ihn gewissermaßen die ersten
Repräsentanten Gottes sind. Wie die Erfahrung aber zeigt, können menschliche
Eltern auch Fehler begehen und so das Bild der Vaterschaft und der Mutterschaft
entstellen. Deswegen ist daran zu erinnern, daß Gott über den Unterschied der
Geschlechter beim Menschen hinausgeht. Er ist weder Mann noch Frau; er ist
Gott. Er geht auch über die menschliche Vaterschaft und Mutterschaft hinaus
[Vgl. Ps 27,10.], obwohl er deren Ursprung und Maß ist [Vgl. Eph 3,14; Jes
49,15.]: Niemand ist Vater so wie Gott.
240 Jesus hat
geoffenbart, daß Gott in einem ungeahnten Sinn ,,Vater" ist:
nicht nur als Schöpfer, sondern
von Ewigkeit her Vater seines eingeborenen Sohnes, der nur in bezug auf seinen
Vater Sohn ist: ,,Niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den
Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will" (Mt 11,27).
241 Deshalb
bekannten die Apostel Jesus als das Wort, das bei Gott war und Gott ist [Vgl.
Joh 1,1.], als ,,das Ebenbild des unsichtbaren Gottes" (Kol 1,15), als
,,der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Abbild seines Wesens" (Hebr
1,3).
242 Ihr
Bekenntnis wird von der apostolischen Überlieferung bewahrt, in deren Gefolge
die Kirche im Jahr 325 auf dem ersten Ökumenischen Konzil in Nizäa bekannt hat,
daß der Sohn ,,eines Wesens [homoúsios, consubstantialis] mit dem Vater",
das heißt mit ihm ein einziger Gott ist. Das zweite Ökumenische Konzil, das
sich 381 in Konstantinopel versammelt hatte, behielt in seiner Formulierung des
Credo von Nizäa diesen Ausdruck bei und bekannte ,,Gottes eingeborenen
Sohn" als ,,aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht vom
Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit
dem Vater" (DS 150).
Der Vater und der Sohn werden
durch den Geist geoffenbart
243 Vor seinem
Pascha kündigt Jesus die Sendung eines ,,anderen Parakleten" [Beistandes]
an: des Heiligen Geistes. Dieser war schon bei der Schöpfung tätig [Vgl. Gen
1,2.]und hatte ,,gesprochen durch die Propheten" (Glaubensbekenntnis von
Nizäa-Konstantinopel). Er wird fortan bei den Jüngern und in ihnen sein [Vgl.
Joh 14,17.], sie lehren [Vgl. Joh 14,26.]und ,,in die ganze Wahrheit
führen" (Joh 16,13). Der Heilige Geist wird also mit Jesus und dem Vater
als eine weitere göttliche Person geoffenbart.
244 Der ewige
Ursprung des Geistes offenbart sich in seiner zeitlichen Sendung. Der Heilige
Geist wird den Aposteln und der Kirche vom Vater im Namen des Sohnes sowie vom
Sohn selbst gesandt, nachdem dieser zum Vater zurückgekehrt ist [Vgl. Joh
14,26; 15,26; 16,14.]. Die Sendung der Person des Geistes nach der
Verherrlichung Jesu [Vgl. Joh 7,39.]offenbart das Mysterium der heiligsten
Dreifaltigkeit in seiner Fülle.
245 Der
apostolische Glaube an den Geist wurde 381 vom zweiten Ökumenischen Konzil in
Konstantinopel bekannt: ,,Wir glauben ... an den Heiligen Geist, der Herr ist
und lebendig macht, der aus dem Vater hervorgeht" (DS 150). Die Kirche
anerkennt dadurch den Vater als den ,,Quell und Ursprung der ganzen
Gottheit" (6. Syn. v. Toledo 638: DS 490). Der ewige Ursprung des Heiligen
Geistes ist jedoch nicht ohne Zusammenhang mit dem ewigen Ursprung des Sohnes:
,,Der Heilige Geist, der die dritte Person in der Dreifaltigkeit ist, ist ein
und derselbe Gott mit Gott, dem Vater und dem Sohn ... von einer Substanz, auch
einer Natur ... Gleichwohl wird er nicht nur der Geist des Vaters und nicht nur
der Geist des Sohnes, sondern zugleich der Geist des Vaters und des Sohnes
genannt" (11. Syn. v. Toledo 675: DS 527). Das Credo der Kirche bekennt:
Er wird ,,mit dem Vater und dem Sohn [zugleich] angebetet und
verherrlicht" (DS 150).
246 Die
lateinische Tradition des Credo bekennt, daß der Geist ,,aus dem Vater und dem
Sohn [filioque] hervorgeht". Das Konzil von Florenz erklärt 1438, ,,daß
der Heilige Geist ... sein Wesen und sein in sich ständiges Sein zugleich aus
dem Vater und dem Sohne hat und aus beiden von Ewigkeit her als aus einem
Prinzip und durch eine einzige Hauchung hervorgeht ... Und weil der Vater
selbst alles, was des Vaters ist, seinem einziggeborenen Sohn in der Zeugung
gab, außer dem Vatersein, hat der Sohn selbst eben dieses, daß der Heilige
Geist aus dem Sohn hervorgeht, von Ewigkeit her vom Vater, von dem er auch von
Ewigkeit her gezeugt ist" (DS 1300-1301).
247 Das filioque
kam im Glaubensbekenntnis von Konstantinopel (381) nicht vor. Aufgrund einer
alten lateinischen und alexandrinischen Tradition jedoch hatte der hl. Papst
Leo 1. es schon 447 dogmatisch bekannt [Vgl. DS 284.], noch bevor Rom das
Symbolum von 381 kannte und 451 auf dem Konzil von Chalkedon übernahm. Die
Verwendung dieser Formel im Credo wurde in der lateinischen Liturgie zwischen
dem 8. und dem 11. Jahrhundert nach und nach zugelassen. Die von der
lateinischen Liturgie vorgenommene Einfügung des ,,filioque" in das Credo
von Nizäa-Konstantinopel stellt jedoch noch heute einen für die orthodoxen
Kirchen strittigen Punkt dar.
248 Die
östliche Tradition bringt vor allem zum Ausdruck, daß der Vater der erste
Ursprung des Geistes ist. Indem sie den Geist als den, ,,der vom Vater
ausgeht" (Joh 15,26) bekennt, sagt sie, daß er durch den Sohn aus dem
Vater hervorgeht [Vgl. AG 2.]. Die westliche Tradition bringt vor allem die
wesensgleiche Gemeinschaft zwischen dem Vater und dem Sohn zum Ausdruck, indem
sie sagt, daß der Geist aus dem Vater und dem Sohn [filioque] hervorgeht. Sie
sagt das ,,erlaubtermaßen und vernünftigerweise" (K. v. Florenz 1439: DS
1302), denn gemäß der ewigen Ordnung der göttlichen Personen in ihrer
wesensgleichen Gemeinschaft ist der Vater der erste Ursprung des Geistes als
,,Ursprung ohne Ursprung" (DS 1331), aber auch als Vater des eingeborenen
Sohnes zusammen mit diesem das ,,eine Prinzip", aus dem der Heilige Geist
hervorgeht (2. K. v. Lyon
1274: DS 850). Werden diese berechtigten,
einander ergänzenden Sehweisen nicht einseitig überbetont, so wird die
Identität des Glaubens an die Wirklichkeit des einen im Glauben bekannten
Mysteriums nicht beeinträchtigt.
III Die heiligste Dreifaltigkeit
in der Glaubenslehre
Die Bildung des Trinitätsdogmas
249 Die
Offenbarungswahrheit der heiligen Dreifaltigkeit ist, vor allem aufgrund der
Taufe, von Anfang an der Urgrund des lebendigen Glaubens der Kirche. Sie findet
ihren Ausdruck in der Glaubensregel des Taufbekenntnisses, die in der Predigt,
der Katechese und im Gebet der Kirche formuliert wird. Solche Formulierungen
finden sich schon in den Schriften der Apostel, so der in die Eucharistiefeier
übernommene Gruß: ,,Die Gnade Jesu Christi des Herrn, die Liebe Gottes und die
Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch" (2 Kor 13,13) [Vgl. 1 Kor
12, 4 - 6; Eph 4,4-6.].
250 Im Laufe
der ersten Jahrhunderte suchte die Kirche ihren trinitarischen Glauben
ausführlicher zu formulieren, um ihr Glaubensverständnis zu vertiefen und gegen
entstellende Irrtümer zu verteidigen. Das war das Werk der ersten Konzilien,
die durch die theologische Arbeit der Kirchenväter untermauert und durch den
Glaubenssinn des christlichen Volkes gestützt wurden.
251 Um das
Trinitätsdogma zu formulieren, mußte die Kirche mit Hilfe von Begriffen aus der
Philosophie - ,,Substanz", ,,Person" oder ,,Hypostase",
,,Beziehung" - eine geeignete Terminologie entwickeln. Dadurch unterwarf sie
den Glauben nicht menschlicher Weisheit, sondern gab diesen Begriffen einen
neuen, noch nicht dagewesenen Sinn, damit sie imstande wären, das
unaussprechliche Mysterium auszudrücken, das ,,unendlich all das überragt, was
wir auf menschliche Weise begreifen" (SPF 2).
252 Die Kirche
verwendet den Begriff ,,Substanz" (zuweilen auch mit ,,Wesen" oder
,,Natur" wiedergegeben), um das göttliche Wesen in seiner Einheit zu
bezeichnen; den Begriff ,,Person" oder ,,Hypostase", um den Vater,
den Sohn und den Heiligen Geist in ihrer realen Verschiedenheit voneinander zu
bezeichnen; den Begriff ,,Beziehung", um zu sagen, daß ihre
Verschiedenheit in ihren gegenseitigen Beziehungen liegt.
Das Dogma der heiligsten
Dreifaltigkeit
253 Die
Trinität ist eine. Wir bekennen nicht drei Götter, sondern einen einzigen Gott
in drei Personen: die ,,wesensgleiche Dreifaltigkeit" (2. K. v.
Konstantinopel 553: DS 421). Die göttlichen Personen teilen die einzige
Gottheit nicht untereinander, sondern jede von ihnen ist voll und ganz Gott:
,,Der Vater ist dasselbe wie der Sohn, der Sohn dasselbe wie der Vater, der
Vater und der Sohn dasselbe wie der Heilige Geist, nämlich von Natur ein
Gott" (11. Syn. v. Toledo 675: DS 530). ,,Jede der drei Personen ist jene
Wirklichkeit, das heißt göttliche Substanz, Wesenheit oder Natur" (4. K.
im Lateran 1215: DS 804).
254 Die drei
göttlichen Personen sind real voneinander verschieden. Der eine Gott ist nicht
,,gleichsam für sich allein" (Fides Damasi: DS 71). ,,Vater",
,,Sohn", ,,Heiliger Geist" sind nicht einfach Namen, welche
Seinsweisen des göttlichen Wesens bezeichnen, denn sie sind real voneinander
verschieden:
,,Der
Vater ist nicht derselbe wie der Sohn, noch ist der Sohn derselbe wie der
Vater, noch ist der Heilige Geist derselbe wie der Vater oder der Sohn"
(11. Syn. v. Toledo 675: DS 530). Sie sind voneinander verschieden durch ihre
Ursprungsbeziehungen: Es ist ,,der Vater, der zeugt, und der Sohn, der gezeugt
wird, und der Heilige Geist, der hervorgeht" (4. K. im Lateran 1215:DS
804). Die göttliche Einheit ist dreieinig.
255 Die drei
göttlichen Personen beziehen sich aufeinander. Weil die reale Verschiedenheit
der Personen die göttliche Einheit nicht zerteilt, liegt sie einzig in den gegenseitigen
Beziehungen: ,,Mit den Namen der Personen, die eine Beziehung ausdrücken, wird
der Vater auf den Sohn, der Sohn auf den Vater und der Heilige Geist auf beide
bezogen: Obwohl sie im Hinblick auf ihre Beziehung drei Personen genannt
werden, sind sie, so unser Glaube, doch eine Natur oder Substanz" (11.
Syn. v. Toledo 675: DS 528). In ihnen ist ,,alles ... eins, wo sich keine
Gegensätzlichkeit der Beziehung entgegenstellt" (K. v. Florenz 1442: DS
1330). ,,Wegen dieser Einheit ist der Vater ganz im Sohn, ganz im Heiligen
Geist; der Sohn ist ganz im Vater, ganz im Heiligen Geist; der Heilige Geist
ist ganz im Vater, ganz im Sohn" (ebd.: DS 1331).
256 Den
Katechumenen von Konstantinopel vertraut der hl. Gregor von Nazianz, den man
auch den ,,Theologen" nennt, folgende Zusammenfassung des
Trinitätsglaubens an:
,,Bewahrt
mir vor allem dieses gute Vermächtnis, für das ich lebe und kämpfe, mit dem ich
sterben will und das mich alle Übel ertragen und alle Vergnügungen
geringschätzen läßt: nämlich das Bekenntnis des Glaubens an den Vater und den
Sohn und den Heiligen Geist. Ich vertraue es euch heute an. In ihm werde ich
euch in dieser Stunde ins Wasser tauchen und daraus herausheben. Ich gebe es
euch zum Begleiter und Beschützer eures ganzen Lebens. Ich gebe euch eine
einzige Gottheit und Macht, die als Eine in den Dreien existiert und die Drei
auf je verschiedene Weise enthält. Eine Gottheit ohne Ungleichheit der Substanz
oder Natur nach, ohne erhöhenden höheren Grad oder erniedrigenden niederen Grad
... Es ist die unendliche Naturgleichheit dreier Unendlicher. Gott als ganzer,
jeder in sich selbst betrachtet ... Gott als die Drei, zusammen betrachtet ...
Kaum habe ich begonnen, an die Einheit zu denken, und schon taucht die
Dreifaltigkeit mich in ihren Glanz. Kaum habe ich begonnen, an die
Dreifaltigkeit zu denken, und schon überwältigt mich wieder die Einheit"
(or. 40,41).
IV Die Werke Gottes und die
trinitarischen Sendungen
257 ,,O seliges
Licht, Dreifaltigkeit und Ureinheit!" (LH, Hymnus ,,O lux beata,
Trinitas"). Gott ist ewige Glückseligkeit, unsterbliches Leben, nie
schwindendes Licht. Gott ist Liebe: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Aus freiem
Willen will Gott die Herrlichkeit seines glückseligen Lebens mitteilen. Darin
besteht der ,,gnädige Ratschluß" [Vgl. Eph 1,9.], den er in seinem
geliebten Sohn schon vor der Erschaffung der Welt gefaßt hat. Er hat uns ja
,,im voraus dazu bestimmt, seine Söhne zu werden durch Jesus Christus"
(Eph 1,5), das heißt ,,an Wesen und Gestalt seines Sohnes teilzuhaben"
(Röm 8,29) dank dem ,,Geist -.., der ... zu Söhnen macht" (Röm 8,15).
Dieser Plan ist eine ,,Gnade, die uns schon vor ewigen Zeiten ... geschenkt
wurde" (2 Tim 1,9) und unmittelbar aus der trinitarischen Liebe hervorging.
Er entfaltet sich im Schöpfungswerk, in der ganzen Heilsgeschichte nach dem
Sündenfall, in den Sendungen des Sohnes und des Geistes, die in der Sendung der
Kirche weitergeführt werden. [Vgl. AG 2-9.]
258 Die gesamte
göttliche Ökonomie ist das gemeinsame Werk der drei göttlichen Personen. So wie
die Dreifaltigkeit ein und dieselbe Natur hat, so hat sie auch nur ein und
dasselbe Wirken [Vgl. 2. K. v. Konstantinopel 553: DS 421.]. ,,Der Vater und
der Sohn und der Heilige Geist sind nicht drei Ursprünge der Schöpfung, sondern
ein Ursprung" (K. v. Florenz 1442: DS 1331). Und doch wirkt jede göttliche
Person das gemeinsame Werk gemäß ihrer persönlichen Besonderheit. Im Anschluß
an das Neue Testament [Vgl. 1 Kor 8,6.]bekennt die Kirche: Es ist ,,ein Gott
und Vater, aus dem alles, ein Herr Jesus Christus, durch den alles, und ein
Heiliger Geist, in dem alles" ist (2. K. v. Konstantinopel 553: DS 421).
Vor allem die göttlichen Sendungen der Menschwerdung und der Spendung des
Heiligen Geistes lassen die Eigenarten der göttlichen Personen zutage treten.
259 Als
zugleich gemeinsames und persönliches Werk läßt die göttliche Ökonomie sowohl
die Eigenart der göttlichen Personen als auch ihre einzige Natur erkennen.
Darum steht das ganze christliche Leben in Gemeinschaft mit jeder der
göttlichen Personen, ohne sie irgendwie zu trennen. Wer den Vater preist, tut
es durch den Sohn im Heiligen Geist; wer Christus nachfolgt, tut es, weil der
Vater ihn zieht [Vgl. Joh 6,44.]und der Geist ihn bewegt [Vgl. Röm 8,14.].
260 Das letzte
Ziel der ganzen göttlichen Ökonomie ist die Aufnahme der Geschöpfe in die
vollständige Vereinigung mit der glückseligen Trinität [Vgl. Joh 17, 21-23.].
Aber schon jetzt sind wir dazu berufen, eine Wohnstätte der heiligsten
Dreifaltigkeit zu sein. Der Herr sagt: ,,Wenn jemand mich liebt, wird er an
meinem Wort festhalten; mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm
kommen und bei ihm wohnen" (Joh 14,23).
,,O
mein Gott, Dreifaltiger, den ich anbete, hilf mir, mich ganz zu vergessen, um
in dir, begründet zu sein, unbewegt und friedvoll, als weilte meine Seele schon
in der Ewigkeit. Nichts vermöge meinen Frieden zu stören, mich herauszulocken
aus dir, o mein Wandelloser; jeder Augenblick trage mich tiefer hinein in
deines Geheimnisses Grund! Stille meine Seele, bilde deinen Himmel aus ihr,
deine geliebte Bleibe und den Ort deiner Ruhe. Nie will ich dort dich
alleinlassen, sondern als ganze anwesend sein, ganz wach im Glauben, ganz Anbetung,
ganz Hingabe an dein erschaffendes Wirken . . .,, (Elisabeth von der
Dreifaltigkeit, Gebet).
KURZTEXTE
261 Das Mysterium der
heiligsten Dreifaltigkeit ist das zentrale Geheimnis des christlichen Glaubens
und Lebens. Einzig Gott kann uns von ihm Kenntnis geben, indem er sich als
Vater, Sohn und Heiliger Geist offenbart.
262 Die Menschwerdung des
Sohnes Gottes Offenbart, daß Gott der ewige Vater und daß der Sohn eines Wesen
mit dem Vater ist, das heißt, daß er in ihm und mit ihm der einzige Gott ist.
263 Die Sendung des Heiligen
Geistes, der vom Vater im Namen des Sohnes [Vgl. Joh 14,26.] und vom Sohn „vom
Vater aus" (Joh 15,26) gestand wird, offenbart, daß er zusammen mit ihnen
der gleiche einzige Gott ist. Er wird „mit dem Vater und dem Sohn angebetet und
verherrlicht".
264 „Der Heilige Geist geht vom
Vater als dem ersten Ursprung aus und da dieser es ohne zeitlichen Abstand [auch]
dem Sohn schenkt, vom Vater und vom Sohn gemeinsam" (Augustinus, Trin. 15,
26, 47).
265 Durch die Gnade der Taufe
„im Namen des Vater und des Sohnes und des Heiligen Geistes" sind wir dazu
berufen, am Leben der glückseligen Dreifaltigkeit teilzuhaben, hier auf Erden
im Dunkel des Glaubens und jenseits des Todes im ewigen Licht [Vgl. SPF 9.].
266 „Der katholische Glaube ...
besteht darin, daß wir den einen Gott in der Dreifaltigkeit in der Einheit
verehren, indem wir weder die Personen vermischen noch die Substanz trennen:
Eine andere nämlich ist die Person des Vaters, eine andere die [Person] des
Sohnes, eine andere die [Person] des Heiligen Geistes; aber Vater, Sohn und
Heiliger Geist besitzen eine Gottheit, gleiche Herrlichkeit, gleich ewige
Erhabenheit" (Symbolum „Quicumque": DS 75).
267 Unzertrennlich in dem, was
sie sind, sind die göttlichen Personen auch unzertrennlich in dem, was sie tun.
Doch im gemeinsamen göttlichen Handeln äußert jede Person der Trinität ihre
Eingenart, vor allem in den göttlichen Sendungen der Menschwerdung des Sohnes
und der Gabe des Heiligen Geistes.
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