Absatz 3 DIE EINE, HEILIGE, KATHOLISCHE UND APOSTOLISCHE KIRCHE
811 „Dies ist
die einzige Kirche Christi, die wir im Glaubensbekenntnis als die eine,
heilige, katholische und apostolische bekennen" (LG 8). Diese vier
Eigenschaften, die sich nicht voneinander trennen lassen [Vgl. DS 2888],
bezeichnen Wesenszüge der Kirche und ihrer Sendung. Die Kirche besitzt sie
nicht von sich aus. Christus macht durch den Heiligen Geist seine Kirche zur
einen, heiligen, katholischen und apostolischen. Er beruft sie dazu, jede
dieser Eigenschaften zu verwirklichen.
812 Einzig der
Glaube vermag zu erkennen, daß die Kirche diese Eigenschaften von ihrem
göttlichen Ursprung her besitzt. Deren geschichtliche Auswirkungen sind jedoch
Zeichen, die auch klar die menschliche Vernunft ansprechen. Wie das Erste
Vatikanische Konzil sagt, ist die Kirche „wegen ihrer wunderbaren Ausbreitung,
außerordentlichen Heiligkeit und unerschöpflichen Fruchtbarkeit an allem Guten,
wegen ihrer katholischen Einheit und unbesiegten Beständigkeit ein mächtiger
und fortdauernder Beweggrund der Glaubwürdigkeit und ein unwiderlegbares
Zeugnis ihrer göttlichen Sendung" (DS 3013).
I Die Kirche ist eine
„Das heilige Geheimnis der
Einheit der Kirche" (UR 2)
813 Die Kirche
ist eine von ihrem Ursprung her. „Höchstes Vorbild und Urbild dieses
Geheimnisses ist die Einheit des einzigen Gottes, des Vaters und des Sohnes im
Heiligen Geist in der Dreiheit der Personen" (UR 2). Die Kirche ist eine
von ihrem Gründer her. Dieser, „der menschgewordene Sohn hat durch sein Kreuz
alle Menschen mit Gott versöhnt und die Einheit aller in einem Volk und in
einem Leib wiederhergestellt" (GS 78,3). Die Kirche ist eine von ihrer
Seele her. „Der Heilige Geist, der in den Gläubigen wohnt und die ganze Kirche
erfüllt und leitet, schafft diese wunderbare Gemeinschaft der Gläubigen und
verbindet sie in Christus so innig, daß er das Prinzip der Einheit der Kirche
ist" (UR 2). Die Einheit gehört somit zum Wesen der Kirche:
„O welch geheimnisvolles Wunder!
Einer ist der Vater aller Dinge, einer auch der Logos aller Dinge, und der
Heilige Geist ein und derselbe überall, und es gibt auch nur eine einzige
jungfräuliche Mutter; ich liebe es, sie Kirche zu nennen" (Clemens v.
Alexandrien, pæd. 1,6,42).
814 Von Anfang
an weist indes diese eine Kirche eine große Vielfalt auf. Diese rührt
einerseits von der Unterschiedlichkeit der Gaben Gottes her, andererseits von
der Vielzahl der sie empfangenden Menschen. In der Einheit des Gottesvolkes
kommen die Verschiedenheiten der Völker und Kulturen. zusammen. Unter den
Gliedern der Kirche besteht eine Vielfalt von Gaben, Aufgaben,
Lebensbedingungen und Lebensweisen; „in der kirchlichen Gemeinschaft gibt es zu
Recht Teilkirchen, die über eigene Überlieferungen verfügen" (LG 13). Der
große Reichtum an Verschiedenheiten steht der Einheit der Kirche nicht
entgegen, sondern die Sünde und ihre Folgen belasten und bedrohen diese Gabe
der Einheit unablässig. Darum muß der hI. Paulus dazu ermahnen, „die Einheit
des Geistes zu wahren durch das Band des Friedens" (Eph 4,3).
815 Welches
sind die Bande der Einheit? Vor allem ist es die Liebe, „das Band der
Vollkommenheit" (Kol 3,14). Die Einheit der pilgernden Kirche wird aber
auch durch folgende sichtbare Bande der Gemeinschaft gesichert:
- das Bekenntnis ein und
desselben, von den Aposteln überlieferten Glaubens;
- die gemeinsame Feier des
Gottesdienstes, vor allem der Sakramente;
- die apostolische Sukzession,
die durch das Weihesakrament die brüderliche Eintracht der Familie Gottes
aufrechterhält [Vgl. UR 2; LG 14; CIC, can. 205].
816 „Die
einzige Kirche Christi ... zu weiden, hat unser Erlöser nach seiner
Auferstehung dem Petrus übertragen, ihm und den übrigen Aposteln hat er ihre
Ausbreitung und Leitung anvertraut ... Diese Kirche, in dieser Welt als
Gesellschaft verfaßt und geordnet, ist verwirklicht in [subsistit in] der
katholischen Kirche, die vom Nachfolger des Petrus und von den Bischöfen in
Gemeinschaft mit ihm geleitet wird" (LG 8).
Das Dekret des Zweiten
Vatikanischen Konzils über den Ökumenismus erklärt:
„Nur
durch die katholische Kirche Christi, die allgemeine Hilfe zum Heil ist, kann
man die ganze Fülle der Heilsmittel erlangen. Denn einzig dem Apostelkollegium,
dem Petrus vorsteht, hat der Herr, so glauben wir, alle Güter des Neuen Bundes
anvertraut, um den einen Leib Christi auf Erden zu bilden, dem alle völlig
einverleibt werden müssen, die schon auf irgendeine Weise zum Volke Gottes
gehören" (UR 3).
Verletzungen der Einheit
817 „In dieser
einen und einzigen Kirche Gottes sind schon von den ersten Zeiten an Spaltungen
aufgekommen, die der Apostel als schwer verwerflich tadelt; in den späteren
Jahrhunderten aber sind ausgedehntere Uneinigkeiten entstanden, und es trennten
sich nicht unbedeutende Gemeinschaften von der vollen Gemeinschaft der
katholischen Kirche, bisweilen nicht ohne Schuld der Menschen auf beiden
Seiten" (UR 3). Zu den Spaltungen, welche die Einheit des Leibes Christi
verwunden (man unterscheidet dabei die Häresie, die Apostasie und das Schisma)
[Vgl. CIC, can. 751], kommt es nicht ohne die
Sünden der Menschen:
„Wo Sünden sind, da ist Vielheit,
da sind Spaltungen, da Sekten, da Streitgespräche. Wo aber Tugend ist, da ist
Einmütigkeit, da Einheit, weshalb alle Gläubigen eines Herzens und einer Seele
waren" (Origenes, horn. in Ezech. 9,1).
818 „Denen
aber, die jetzt in solchen Gemeinschaften geboren sind und mit dem Glauben an
Christus erfüllt werden, können keine Vorwürfe wegen der Sünde der Trennung
gemacht werden und die katholische Kirche begegnet ihnen in brüderlicher
Achtung und Liebe ... sie werden aufgrund des Glaubens in der Taufe
gerechtfertigt, Christus einverleibt, und darum gebührt ihnen der Ehrenname des
Christen, und mit Recht werden sie von den Kindern der katholischen Kirche als
Brüder im Herrn anerkannt" (UR 3).
819 Zudem sind
außerhalb der sichtbaren Grenzen der katholischen Kirche „vielfältige Elemente
der Heiligung und der Wahrheit zu finden" (LG 8):
„das geschriebene Wort Gottes,
das Leben der Gnade, Glaube, Hoffnung und Liebe und andere innere Gaben des
Heiligen Geistes und sichtbare Elemente" (UR 3) [Vgl. LG 15]. Der Geist
Christi bedient sich dieser Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften als Mittel
zum Heil. Ihre Kraft kommt aus der Gnaden- und Wahrheitsfülle, die Christus der
katholischen Kirche anvertraut hat. Alle diese Güter stammen von Christus,
führen zu ihm [Vgl. UR 3] und drängen von selbst „auf die katholische Einheit
hin" (LG 8).
Auf die Einheit hin
820 Die Einheit
„hat Christus seiner Kirche von Anfang an geschenkt, eine Einheit, die nach
unserem Glauben unverlierbar in der katholischen Kirche besteht, und die, wie
wir hoffen, immer mehr wachsen wird bis zur Vollendung der Zeiten" (UR 4).
Christus gibt seiner Kirche stets die Gabe der Einheit, aber die Kirche muß
ständig beten und arbeiten, um die Einheit, die Christus für sie will, zu
erhalten, zu stärken und zu vervollkommnen. Deshalb bittet Jesus selbst zur
Stunde seines Leidens und fortwährend den Vater um die Einheit seiner Jünger:
„Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist, und ich in dir bin, sollen
auch sie in uns eins sein, damit die Welt glaubt, daß du mich gesandt
hast" (Joh 17,21). Das Verlangen, zur Einheit aller Christen
zurückzufinden, ist eine Gabe Christi und ein Ruf des Heiligen Geistes [Vgl. UR
1].
821 Um diesem
Ruf richtig zu entsprechen, bedarf es:
- einer dauernden Erneuerung der
Kirche in einer größeren Treue zu ihrer Berufung. Diese Erneuerung ist die
Triebkraft der Bewegung hin zur Einheit [VgL UR 6];
- der Bekehrung des Herzens, um
nach einem reinen Leben gemäß dem Evangelium zu streben [Vgl. UR 7], denn die
Untreue der Glieder gegenüber der Gabe Christi verursacht die Trennungen;
- des gemeinsamen Gebetes, denn
„die Bekehrung des Herzens und die Heiligkeit des Lebens ist in Verbindung mit
dem privaten und öffentlichen Gebet für die Einheit der Christen als die Seele
der ganzen ökumenischen Bewegung anzusehen; sie kann mit Recht geistlicher
Ökumenismus genannt werden" (UR 8);
- der gegenseitigen brüderlichen
Kenntnis [Vgl. UR 9];
- der ökumenischen Bildung der
Gläubigen und vor allem der Priester [Vgl. UR 10];
- des Gesprächs zwischen den
Theologen und der Begegnungen zwischen den Christen der verschiedenen Kirchen
und Gemeinschaften [Vgl. UR 4; 9; 11];
- der Zusammenarbeit der Christen
in den verschiedenen Bereichen des Dienstes am Menschen [Vgl. UR 12].
822 „Die Sorge
um die Wiederherstellung der Einheit ist Sache der ganzen Kirche, sowohl der
Gläubigen wie auch der Hirten" (UR 5). Man muß sich aber auch bewußt sein,
„daß dieses heilige Anliegen der Wiederversöhnung aller Christen in der Einheit
der einen und einzigen Kirche Christi die menschlichen Kräfte und Fähigkeiten
übersteigt". Darum setzen wir unsere Hoffnung „gänzlich auf das Gebet
Christi für die Kirche, auf die Liebe des Vaters zu uns und auf die Kraft des
Heiligen Geistes" (UR 24).
II Die Kirche ist heilig
823 „Es ist
Gegenstand des Glaubens, daß die Kirche ... unzerstörbar heilig ist. Denn
Christus, der Sohn Gottes, der mit dem Vater und dem Geist als ‚allein
Heiliger‘ gepriesen wird, hat die Kirche als seine Braut geliebt, indem er sich
selbst für sie hingab, um sie zu heiligen, und er hat sie als seinen Leib mit
sich verbunden sowie mit der Gabe des Heiligen Geistes erfüllt zur Ehre
Gottes" (LG 39). Die Kirche ist somit „das heilige Volk Gottes" (LG
12), und ihre Glieder werden „heilig" genannt [Vgl. Apg 9,13;1Kor 6.1:
16,1].
824 Die Kirche
wird durch Christus geheiligt, weil sie mit ihm vereint ist; durch ihn und in
ihm wirkt sie auch heiligend. Die „Heiligung der Menschen in Christus und die
Verherrlichung Gottes" sind es, „auf die alle anderen Werke der Kirche als
auf ihr Ziel hinstreben" (SC 10). In der Kirche ist „die ganze Fülle der
Heilsmittel" (UR 3) vorhanden. In ihr „erlangen wir mit der Gnade Gottes
die Heiligkeit" (LG 48).
825 „Die Kirche
ist schon auf Erden durch eine wahre, wenn auch unvollkommene Heiligkeit
ausgezeichnet" (LG 48). Sie muß in ihren Gliedern die vollkommene
Heiligkeit erst noch erreichen. „Mit so vielen und so großen Mitteln zum Heile
ausgerüstet, sind alle Christgläubigen jedweden Berufs und Standes auf ihrem
jeweiligen Weg vom Herrn zu der Vollkommenheit der Heiligkeit berufen, in der
Vater selbst vollkommen ist" (LG 11).
826 Die Liebe
ist die Seele der Heiligkeit, zu der alle berufen sind: „Sie leitet und beseelt
alle Mittel der Heiligung und führt sie zum Ziel" (LG 42).
„Ich
begriff, daß, wenn die Kirche ein aus verschiedenen Gliedern zusammengesetzter
Leib ist, das edelste Organ ihr nicht fehlen dürfe; ich begriff, daß sie ein
Herz haben muß, das von Liebe glüht. Ich begriff, daß die Liebe allein die
anderen Glieder in Tätigkeit zu versetzen vermag, und daß, wenn sie je
erlöschte, die Apostel aufhören würden, das Evangelium zu verkünden, und die
Märtyrer sich weigern, ihr Blut zu vergießen ... Ich begriff, daß die Liebe
alle Berufungen umfaßt, daß sie alles in allem ist, daß sie alle Zeiten und
Orte einschließt ...‚ mit einem Wort, daß sie ewig ist" (Theresia vom
Kinde Jesu, ms. autob. B 3v).
827 „Während
Christus, ‚heilig, schuldlos, unbefleckt‘, die Sünde nicht kannte, sondern
allein die Vergehen des Volkes zu sühnen kam, umfaßt die Kirche in ihrem
eigenen Schoß Sünder, ist zugleich heilig und stets reinigungsbedürftig, sie
geht so immerfort den Weg der Buße und Erneuerung" (LG 8)1. Alle Glieder
der Kirche, auch ihre Amtsträger, müssen bekennen, daß sie Sünder sind [Vgl. 1
Joh 1.8-10]. In allen wächst zwischen der guten Saat des Evangeliums bis zum
Ende der Zeiten auch das Unkraut der Sünde [Vgl. Mt 13, 24-30]. Die Kirche
vereint sündige Menschen, die zwar vom Heil Christi erfaßt, aber noch immer
erst auf dem Weg zur Heiligkeit sind:
„Die
Kirche ist heilig, auch wenn sich in ihrer Mitte Sünder befinden; denn sie lebt
kein anderes Leben als das der Gnade. Wo die Glieder der Kirche an diesem Leben
teilhaben, werden sie geheiligt, wo sie aber dieses Leben preis-geben,
verfallen sie der Sünde und Unordnung. Das aber behindert dann die Strahlkraft
der Heiligkeit der Kirche. Darunter leidet sie und tut Buße für diese Sünden.
Sie hat dabei aus dem Blute Christi und aus der Gabe des Heiligen Geistes die
Gewalt, ihre Söhne und Töchter von der Sündenschuld wieder zu befreien"
(SPF 19).
828 Wenn die
Kirche gewisse Gläubige heiligspricht, das heißt feierlich erklärt, daß diese
die Tugenden heldenhaft geübt und in Treue zur Gnade Gottes gelebt haben,
anerkennt die Kirche die Macht des Geistes der Heiligkeit, der in ihr ist. Sie
stärkt die Hoffnung der Gläubigen, indem sie ihnen die Heiligen als Vorbilder
und Fürsprecher gibt [Vgl. LG 40; 48-51,]. „In den schwierigsten Situationen
der Geschichte der Kirche standen am Ursprung der Erneuerung immer
Heilige" (CL 16,3), „Die geheime Quelle und das unfehlbare Maß der
missionarischen Kraft der Kirche ist ihre Heiligkeit" (CL 17,3).
829 „Während
aber die Kirche in der seligsten Jungfrau Maria schon zur Vollkommenheit
gelangt ist, in der sie ohne Makel und Runzel ist, bemühen sich die
Christgläubigen noch, die Sünde völlig zu besiegen und so in der Heiligkeit zu
wachsen; und daher erheben sie ihre Augen zu Maria" (LG 65): in ihr ist
die Kirche schon die ganz heilige.
III Die Kirche ist katholisch
Was heißt „katholisch"?
830 Das Wort
„katholisch" bedeutet „allumfassend" im Sinn von „ganz" oder
„vollständig". Die Kirche ist katholisch in einem doppelten Sinn:
Sie ist katholisch, weil in ihr
Christus zugegen ist. „Wo Christus Jesus ist, ist die katholische Kirche"
(Ignatius v. Antiochien, Smyrn. 8,2). In ihr ist der mit seinem Haupt vereinte
Leib Christi in Fülle verwirklicht [Vgl. Eph 1,22-23]. Sie erhält somit von ihm
„die Fülle der Mittel zum Heil" (AG 6), die er gewollt hat: das richtige
und ganze Glaubensbekenntnis, das vollständige sakramentale Leben und das
geweihte Dienstamt in der apostolischen Sukzession. In diesem grundlegenden
Sinn war die Kirche schon am Pfingsttag katholisch [Vgl. AG 4] und sie wird es
bis zum Tag der Wiederkunft Christi bleiben.
831 Sie ist
katholisch, weil sie von Christus zum ganzen Menschengeschlecht gesandt worden
ist [Vgl. Mt 28,19]:
„Zum
neuen Volk Gottes werden alle Menschen gerufen. Deswegen muß dieses Volk eines
und ein einziges bleiben und sich über die ganze Welt und durch alle Zeiten hin
ausbreiten. So soll sich die Absicht des Willens Gottes erfüllen, der die
Menschennatur am Anfang als eine gegründet und beschlossen hat, seine Kinder,
die zerstreut waren, schließlich zur Einheit zu versammeln ... Diese
Eigenschaft der Universalität, die das Volk Gottes auszeichnet, ist eine Gabe
des Herrn selbst, mit deren Hilfe die katholische Kirche tatkräftig und stetig
danach strebt, die ganze Menschheit mit all ihren Gütern unter dem Haupt
Christus zusammenzufassen in der Einheit seines Geistes" (LG 13).
Jede Teilkirche ist
„katholisch"
832 „Die Kirche
Christi ist wahrhaft in allen rechtmäßigen örtlichen Gemeinden der Gläubigen
anwesend, die in der Verbindung mit ihren Hirten auch selbst im Neuen Testament
Kirchen genannt werden ... In ihnen werden durch die Verkündigung der
Frohbotschaft Christi die Gläubigen versammelt, in ihnen wird das Mysterium des
Herrenmahls begangen ... In diesen Gemeinschaften ist, auch wenn sie oft klein
und arm sind oder in der Zerstreuung leben, Christus gegenwärtig, durch dessen
Kraft die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche versammelt
wird" (LG 26).
833 Unter
„Teilkirche" - Bistum (oder Eparchie) - versteht man eine Gemeinschaft von
Christen, die mit ihrem in der apostolischen Sukzession stehenden Bischof im
Glauben und in den Sakramenten vereint ist [Vgl. CD 11; CIC, cann. 368-369]. Diese Teilkirchen sind
„nach dem Bild der Gesamtkirche gestaltet. In ihnen und aus ihnen besteht die
eine und einzige katholische Kirche" (LG 23).
834 Die
Teilkirchen sind im Vollsinn katholisch durch die Gemeinschaft mit einer von
ihnen: mit der Kirche von Rom, „die den Vorsitz in der Liebe führt"
(Ignatius v. Antiochien, Rom. 1,1). „Mit dieser Kirche nämlich muß wegen ihres
besonderen Vorranges notwendig jede Kirche übereinstimmen, das heißt die
Gläubigen von überall" (Irenäus, kur. 3,3,2; übernommen vom 1.
Vatikanischen K.: DS 3057). „Seitdem das inkarnierte Wort zu uns herabgekommen
ist, hielten und halten alle christlichen Kirchen von überall die große Kirche,
die hier [in Rom] ist, für ihre einzige Basis und Grundlage, weil gemäß den
Verheißungen des Herrn die Mächte der Unterwelt sie nie überwältigt haben"
(Maximus der Bekenner, opusc.).
835 „Hüten wir
uns davor, die Gesamtkirche aufzufassen als die Summe oder gleichsam einen mehr
oder weniger lockeren Zusammenschluß von wesentlich verschiedenen Teilkirchen.
Im Denken des Herrn ist es die nach Berufung und Sendung universale Kirche, die
in verschiedenen Kulturräumen, sozialen und menschlichen Ordnungen Wurzeln
schlägt und dabei in jedem Teil der Welt verschiedene Erscheinungsweisen und
äußere Ausdrucksformen annimmt" (EN 62). Die reiche Vielfalt von Kirchenordnungen,
liturgischen Riten, theologischen und geistlichen Erbgütern, die den
Ortskirchen zu eigen sind, „zeigt die Katholizität der ungeteilten Kirche in
besonders hellem Licht" (LG 23).
Wer gehört der katholischen
Kirche an?
836 „Zu dieser
katholischen Einheit des Gottesvolkes ... sind alle Menschen berufen. Auf
verschiedene Weise gehören ihr zu oder sind ihr zugeordnet die katholischen
Gläubigen, die anderen an Christus Glaubenden und schließlich alle Menschen
überhaupt, die durch die Gnade Gottes zum Heile berufen sind" (LG 13).
837 „Jene
werden der Gemeinschaft der Kirche voll eingegliedert, die, im Besitze des
Geistes Christi, ihre ganze Ordnung und alle in ihr eingerichteten Mittel zum
Heil annehmen und sich in ihrem sichtbaren Gefüge mit Christus, der sie durch
den Papst und die Bischöfe leitet, verbinden, nämlich durch die Bande des
Glaubensbekenntnisses, der Sakramente und der kirchlichen Leitung und
Gemeinschaft. Nicht gerettet wird jedoch, auch wenn er der Kirche eingegliedert
wird, wer, in der Liebe nicht verharrend, im Schoße der Kirche zwar ‚dem
Leibe‘, aber nicht ‚dem Herzen‘ nach verbleibt" (LG 14).
838 „Mit jenen,
die als Getaufte mit dem christlichen Namen geziert sind, den vollständigen
Glauben aber nicht bekennen oder die Einheit der Gemeinschaft unter dem
Nachfolger des Petrus nicht wahren, weiß sich die Kirche aus mehreren Gründen
verbunden" (LG 15). „Wer an Christus glaubt und in der rechten Weise die
Taufe empfangen hat, steht dadurch in einer gewissen, wenn auch nicht
vollkommenen Gemeinschaft mit der katholischen Kirche" (UR 3). Die
Gemeinschaft mit den orthodoxen Kirchen ist so tief, „daß ihr nur wenig fehlt,
um zu der Fülle zu gelangen, die zu einer gemeinsamen Feier der Eucharistie des
Herrn berechtigt" (Paul VI., Ansprache vom 14. Dezember 1975) [Vgl. UR
13-18].
Die Kirche und die Nichtchristen
839 „Diejenigen
endlich, die das Evangelium noch nicht empfangen haben, sind auf das Volk Gottes
auf verschiedene Weise hingeordnet" (LG 16):
Das Verhältnis der Kirche zum
jüdischen Volk. Indem die Kirche, das Gottesvolk im Neuen Bund, sich in ihr
eigenes Mysterium vertieft, entdeckt sie ihren Zusammenhang mit dem jüdischen
Volk [Vgl. NA 4], „zu dem Gott, unser Herr, zuerst gesprochen hat" (MR,
Karfreitag 13: große Fürbitte 6). Im Unterschied zu den anderen
nichtchristlichen Religionen ist der jüdische Glaube schon Antwort auf die
Offenbarung Gottes im Alten Bund. Das jüdische Volk besitzt „die Sohnschaft,
die Herrlichkeit, die Bundesordnungen, ihm ist das Gesetz gegeben, der
Gottesdienst und die Verheißungen, sie haben die Väter, und dem Fleisch nach
entstammt ihnen der Christus" (Röm 9,4-5), denn „unwiderruflich sind Gnade
und Berufung, die Gott gewährt" (Röm 11,29).
840 Blickt man
auf die Zukunft, so streben das Gottesvolk des Alten Bundes und das neue Volk
Gottes ähnlichen Zielen zu: Die Ankunft (oder die Wiederkunft) des Messias. Auf
der einen Seite wird die Wiederkunft des gestorbenen und auferstandenen Messias
erwartet, der als Herr und Sohn Gottes anerkannt ist; auf der anderen Seite
erwartet man für das Ende der Zeiten das Kommen des Messias, dessen Züge
verborgen bleiben - eine Erwartung, die freilich durch das Drama der Unkenntnis
oder des Verkennens Jesu Christi begleitet wird.
841 Die
Beziehungen der Kirche zu den Muslimen. „Die Heilsabsicht umfaßt aber auch die,
welche den Schöpfer anerkennen, unter ihnen besonders die Muslime, die sich zum
Festhalten am Glauben Abrahams bekennen und mit uns den einzigen Gott anbeten,
den barmherzigen, der die Menschen am Jüngsten Tag richten wird" (LG 16)1.
842 Die
Verbindung der Kirche mit den nichichristlichen Religionen liegt zunächst im gemeinsamen
Ursprung und Ziel des Menschengeschlechts:
„Alle
Völker sind nämlich eine Gemeinschaft und haben einen Ursprung, da Gott das
ganze Menschengeschlecht auf dem gesamten Antlitz der Erde hat wohnen lassen;
auch haben sie ein letztes Ziel, Gott, dessen Vorsehung, Zeugnis der Güte und
Heilsratschlüsse sich auf alle erstrecken, bis die Erwählten in der Heiligen
Stadt ... vereint sein werden" (NA ) [Vgl. NA 3].
843 Die Kirche
anerkennt bei den anderen Religionen, daß sie, wenn auch erst „in Schatten und
Bildern", nach Gott suchen. Er ist ihnen noch unbekannt, aber doch nahe,
da er allen Leben, Atem und alles gibt und er will, daß alle Menschen gerettet
werden. Somit betrachtet die Kirche alles, was sich in den Religionen an Wahrem
und Gutem findet, „als Vorbereitung für die Frohbotschaft und als von dem
gegeben ...‚ der jeden Menschen erleuchtet, damit er schließlich das Leben
habe" (LG 16) [Vgl. NA 2; EN 53].
844 Das
religiöse Verhalten der Menschen weist aber auch Grenzen und Irrtümer auf, die
das Gottesbild entstellen:
„Vom
Bösen getäuscht, wurden ... die Menschen oft eitel in ihren Gedanken und
verwandelten die Wahrheit Gottes in Lüge, indem sie der Schöpfung mehr dienten
als dem Schöpfer, oder sie sind, ohne Gott in dieser Welt lebend und sterbend,
der äußersten Verzweiflung ausgesetzt" (LG 16).
845 Um alle
seine Kinder, die Sünde voneinander getrennt und in die Irre geführt hat, von
neuem zu vereinen, wollte der Vater die ganze Menschheit in die Kirche seines
Sohnes berufen. Die Kirche ist der Ort, an dem die Menschheit ihre Einheit und
ihr Heil wiederfinden soll. Sie ist die „versöhnte Welt" (Augustinus,
serm. 96,7,9). Sie ist das Schiff, „das da sicher auf hoher See fährt, mit den
Segeln am Mastbaum des Kreuzes, die sich blähen im Sturmwind des Heiligen
Geistes" (Ambrosius, virg. 18,118). Nach einem anderen bei den
Kirchenvätern beliebten Bild wird sie durch die Arche Noachs dargestellt, die
allein aus der Sintflut rettet [Vgl. schon 1 Petr 3,20-21].
„Außerhalb der Kirche kein
Heil"
846 Wie ist
diese von den Kirchenvätern oft wiederholte Aussage zu verstehen? Positiv
formuliert, besagt sie, daß alles Heil durch die Kirche, die sein Leib ist, von
Christus dem Haupt herkommt:
„Gestützt
auf die Heilige Schrift und die Überlieferung lehrt [das Konzil], daß diese
pilgernde Kirche zum Heile notwendig sei. Der eine Christus nämlich ist Mittler
und Weg zum Heil, der in seinem Leib, der die Kirche ist, uns gegenwärtig wird;
indem er aber selbst mit ausdrücklichen Worten die Notwendigkeit des Glaubens
und der Taufe betont hat, hat er zugleich die Notwendigkeit der Kirche, in die
Menschen durch die Taufe wie durch eine Tür eintreten, bekräftigt. Darum können
jene Menschen nicht gerettet werden, die sehr wohl wissen, daß die katholische
Kirche von Gott durch Jesus Christus als eine notwendige gegründet wurde,
jedoch nicht in sie eintreten oder in ihr ausharren wollen" (LG 14).
847 Diese Feststellung
bezieht sich nicht auf solche, die ohne ihre Schuld Christus und seine Kirche
nicht kennen:
„Wer
nämlich das Evangelium Christi und seine Kirche ohne Schuld nicht kennt, Gott
jedoch aufrichtigen Herzens sucht und seinen durch den Anruf des Gewissens
erkannten Willen unter dem Einfluß der Gnade in den Taten zu erfüllen versucht,
kann das ewige Heil erlangen" (LG 16) [Vgl. DS 3866-3872].
848 „Wenngleich
Gott Menschen, die das Evangelium ohne ihre Schuld nicht kennen, auf Wegen, die
er weiß, zum Glauben führen kann, ohne den es ‚unmöglich‘ ist, ihm ‚zu
gefallen‘ (Hebr 11,6), so liegt doch auf der Kirche die Notwendigkeit und
zugleich das heilige Recht der Verkündigung der Frohbotschaft" (AG 7) an
alle Menschen.
Die Mission - eine Forderung der
Katholizität der Kirche
849 Der
Missionsaufirag. „Zu den Völkern von Gott gesandt, soll die Kirche das
allumfassende Sakrament des Heils sein. So müht sie sich gemäß dem innersten
Anspruch ihrer eigenen Katholizität und im Gehorsam gegen den Auftrag ihres
Stifters, das Evangelium allen Menschen zu verkünden" (AG 1): „Geht zu
allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den
Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles
zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiß: Ich bin bei euch alle Tage
bis zum Ende der Welt" (Mt 28, 19-20).
850 Ursprung
und Ziel der Mission. Der Missionsauftrag des Herrn hat seinen Ursprung in der
ewigen Liebe der heiligsten Dreifaltigkeit: „Die pilgernde Kirche ist ihrem
Wesen nach missionarisch [das heißt als Gesandte unterwegs], da sie selbst
ihren Ursprung aus der Sendung des Sohnes und der Sendung des Heiligen Geistes
herleitet gemäß dem Plan Gottes des Vaters" (AG 2). Das letzte Ziel der
Mission ist es, die Menschen an der Gemeinschaft teilhaben zu lassen, die
zwischen dem Vater und dem Sohn im Geist der Liebe besteht [Vgl. RM 23].
851 Der
Beweggrund zur Mission ist die Liebe Gottes zu allen Menschen. Aus ihr hat die
Kirche von jeher die Pflicht und die Kraft ihres Missionseifers geschöpft, denn
„die Liebe Christi drängt uns .. .„ (2 Kor 5,14) [Vgl. AA 6; RM 11]. Gott will
ja, „daß alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit
gelangen" (1 Tim 2,4). Gott will, daß alle durch die Erkenntnis der
Wahrheit das Heil erlangen. Das Heil findet sich in der Wahrheit. Wer dem
Antrieb des Geistes der Wahrheit gehorcht, ist schon auf dem Weg zum Heil; die
Kirche aber, der diese Wahrheit anvertraut worden ist, muß dem Verlangen des
Menschen entgegenkommen und sie ihm bringen. Weil die Kirche an den
allumfassenden Heilsratschluß glaubt, muß sie missionarisch sein.
852 Die Wege
der Mission. „Der Heilige Geist ist wahrlich die Hauptperson für die ganze
kirchliche Sendung" (RM 21). Er führt die Kirche auf die Missionswege. Sie
„setzt die Sendung Christi selbst fort, der den Armen die frohe Botschaft zu
bringen gesandt war, und entfaltet sie die Geschichte hindurch. Deshalb muß sie
unter Führung des Geistes Christi denselben Weg gehen, den Christus gegangen
ist, nämlich den Weg der Armut, des Gehorsams, des Dienens und des Selbstopfers
bis zum Tode hin, aus dem er dann durch seine Auferstehung als Sieger
hervorging" (AG 5). „Das Blut der Christen ist ein Same" (Tertullian,
apol. 50).
853 Auf ihrem
Pilgerweg erfährt die Kirche aber auch, „wie groß der Abstand ist zwischen der
von ihr verkündeten Botschaft und der menschlichen Schwäche derer, denen das
Evangelium anvertraut ist" (GS 43,6). Nur auf dem „Weg der Buße und
Erneuerung" (LG 8), „auf dem schmalen Weg des Kreuzes
voranschreitend" (AG 1) kann das Gottesvolk das Reich Christi ausbreiten
[Vgl. RM 12-20]. „Wie aber Christus das Werk der Erlösung in Armut und
Verfolgung vollbrachte, so ist [auch] die Kirche berufen, denselben Weg
einzuschlagen, um den Menschen die Früchte des Heiles mitzuteilen" (LG 8).
854 In ihrer
Sendung „geht die Kirche ... den Weg mit der ganzen Menschheit gemeinsam und
erfährt das gleiche irdische Geschick wie die Welt und ist gewissermaßen der
Sauerteig und gleichsam die Seele der in Christus zu erneuernden und in die
Familie Gottes umzugestaltenden menschlichen Gesellschaft" (GS 40,2). Die
Mission erfordert somit Geduld. Sie beginnt mit der Verkündigung des
Evangeliums an die Völker und Gruppen, die noch nicht an Christus glauben [Vgl.
RM 42-47]; sie geht weiter in der Errichtung christlicher Gemeinden, die
„Zeichen der Gegenwart Gottes in der Welt" (AG 15) sein sollen, und in der
Gründung von Ortskirchen [Vgl. RM 48-49]. Sie erfordert einen Vorgang der
Inkulturation, durch den das Evangelium in den Kulturen der Völker eingepflanzt
wird [Vgl. RM 52-54], und es bleibt ihr nicht erspart, auch Mißerfolge zu
erleben. „Was die Menschen, Gemeinschaften und Völker anlangt, so berührt und
durchdringt sie diese nur schrittweise, und nimmt sie so in die katholische
Fülle auf" (AG 6).
855 Die Mission
der Kirche erfordert das Bemühen um die Einheit der Christen [Vgl. RM 50].
„Gerade die Spaltungen der Christen sind für die Kirche ein Hindernis, daß sie
die ihr eigene Fülle der Katholizität in jenen Söhnen wirksam werden läßt, die
ihr zwar durch die Taufe zugehören, aber von ihrer völligen Gemeinschaft getrennt
sind. Ja, es wird dadurch auch für die Kirche selber schwieriger, die Fülle der
Katholizität unter jedem Aspekt in der Wirklichkeit des Lebens
auszuprägen" (UR 4).
856 Die
Missionsaufgabe erfordert einen respektvollen Dialog mit denen, die das
Evangelium noch nicht annehmen [Vgl. RM 55]. Die Gläubigen können aus diesem
Dialog für sich selbst Gewinn ziehen, indem sie all das besser kennenlernen,
„was immer an Wahrheit und Gnade schon hei den Heiden sich durch eine Art von
verborgener Gegenwart Gottes findet" (AG 9). Wenn die Gläubigen jenen die
frohe Botschaft verkünden, die sie noch nicht kennen, tun sie es, um das Wahre
und Gute, das Gott unter den Menschen und Völkern verbreitet hat, zu kräftigen,
zu ergänzen und zu erhöhen und um diese Menschen von Irrtum und Bosheit zu
reinigen „zur Herrlichkeit Gottes, zur Beschämung des Satans und zur Seligkeit
des Menschen" (AG 9).
IV Die Kirche ist apostolisch
857 Die Kirche ist
apostolisch, weil sie auf die Apostel gegründet ist und
zwar in einem dreifachen Sinn:
- sie ist und bleibt „auf das
Fundament der Apostel" gebaut (Eph 2, 20) [Vgl. Offb 21,14], auf die von
Christus selbst erwählten und ausgesandten Zeugen [Vgl. z.B. Mt 28,16-20; Apg
1,8; 1 Kor 9.1; 15,7-8; Gal 1,1];
- sie bewahrt mit dem Beistand
des in ihr wohnenden Geistes die Lehre [Vgl. Apg 2,42], das Glaubensvermächtnis
sowie die gesunden Grundsätze der Apostel und gibt sie weiter [Vgl. 2Tim
1.13-14,];
- sie wird bis zur Wiederkunft
Christi weiterhin von den Aposteln belehrt, geheiligt und geleitet - und zwar
durch jene, die ihnen in ihrem Hirtenamt nachfolgen: das Bischofskollegium,
„dem die Priester zur Seite stehen, in Einheit mit dem Nachfolger des Petrus,
dem obersten Hirten der Kirche" (AG 5).
„Du
bist der ewige Hirt, der seine Herde nicht verläßt; du hütest sie allezeit
durch deine heiligen Apostel. Du hast sie der Kirche als Hirten gegeben, damit
sie ihr vorstehen als Stellvertreter deines Sohnes" (MR, Präfation von den
Aposteln).
Die Sendung der Apostel
858 Jesus ist
der vom Vater Gesandte. Gleich zu Beginn seines Wirkens „rief er die zu sich,
die er erwählt hatte ...‚ und er setzte zwölf ein, die er bei sich haben und
die er dann aussenden wollte, damit sie predigten" (Mk 3,13-14). Folglich
sind sie seine „Gesandten" [griechisch „apostoloi"]. In ihnen setzt
er seine eigene Sendung fort: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich
euch" (Joh 20,21)1. Der Dienst der Apostel führt die Sendung Christi
weiter: „Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf", sagt er zu den Zwölfen
(Mt 10, 40) [Vgl. Lk 10,16].
859 Jesus
bezieht die Apostel in die vom Vater erhaltene Sendung ein. Wie der Sohn
„nichts von sich aus tun" kann (Joh 5,19.30), sondern alles vom Vater
erhält, der ihn gesandt hat, so können die von Jesus Gesandten nichts tun ohne
ihn [Vgl. Joh 15,5], von dem sie den Missionsauftrag erhalten und die Kraft,
ihn zu erfüllen. Die Apostel Christi wissen somit, daß sie von Gott
bevollmächtigt sind als „Diener des neuen Bundes" (2 Kor 3,6), „Gottes
Diener" (2 Kor 6,4), „Gesandte an Christi Statt" (2 Kor 5,20),
„Diener Christi ... und Verwalter von Geheimnissen Gottes" (1 Kor 4,1).
860 Im Auftrag
der Apostel liegt eine unübertragbare Aufgabe: erwählte Zeugen der Auferstehung
des Herrn und Fundamente der Kirche zu sein. Gleichzeitig liegt darin aber auch
eine übertragbare Aufgabe. Christus hat ihnen versprochen, bis zum Ende der
Zeiten bei ihnen zu bleiben [Vgl. Mt 28,20.]. Deshalb wird „jene göttliche
Sendung, die von Christus den Aposteln anvertraut worden ist, ... bis zum Ende
der Welt dauern, da das Evangelium, das von ihnen zu überliefern ist, für alle
Zeit für die Kirche Grundlage ihres ganzen Lebens ist. Deshalb haben die
Apostel ... für die Einsetzung von Nachfolgern Sorge getragen" (LG 20).
Die Bischöfe sind Nachfolger der
Apostel
861 Die Apostel
„übertrugen, damit die ihnen anvertraute Sendung nach ihrem Tod fortgesetzt
werde, ihren unmittelbaren Mitarbeitern gleichsam nach Art eines Testamentes
die Aufgabe, das von ihnen begonnene Werk zu vollenden und zu festigen, wobei
sie ihnen ans Herz legten, auf die gesamte Herde achtzuhaben, in die sie der
Heilige Geist hineinstellte, die Kirche Gottes zu weiden. Daher setzten sie
derartige Männer ein und gaben dann die Anordnung, daß nach ihrem Hingang
andere bewährte Männer ihren Dienst aufnähmen" (LG 20) [Vgl. Klemens v.
Rom, Kor. 42; 44].
862 „Wie aber
das Amt fortdauert, das vom Herrn in einzigartiger Weise Petrus, dem ersten der
Apostel, gewährt wurde und seinen Nachfolgern übertragen werden sollte, so
dauert auch das Amt der Apostel, die Kirche zu weiden, fort, das von der
geheiligten Ordnung der Bischöfe immerwährend ausgeübt werden muß." Darum
lehrt die Kirche, „daß die Bischöfe aufgrund göttlicher Einsetzung an die
Stelle der Apostel nachgerückt sind, gleichsam als Hirten der Kirche; wer sie
hört, hört Christus, und wer sie verachtet, verachtet Christus und den, der
Christus gesandt hat" (LG 20).
Das Apostolat
863 Die ganze
Kirche ist apostolisch in dem Sinn, daß sie durch die Nachfolger des hl. Petrus
und der Apostel in Lebens- und Glaubensgemeinschaft mit ihrem Ursprung bleibt.
Die ganze Kirche ist apostolisch auch in dem Sinn, daß sie in die ganze Welt
„gesandt" ist. Alle Glieder der Kirche haben, wenn auch auf verschiedene
Weisen, an dieser Sendung teil. „Die christliche Berufung ist ihrer Natur nach
auch Berufung zum Apostolat." Als „Apostolat" bezeichnet man „jede
Tätigkeit des mystischen Leibes", die darauf gerichtet ist, „die gesamte
Welt ... auf Christus hinzuordnen" (AA 2).
864 „Da
Christus, vom Vater gesandt, Quell und Ursprung des gesamten Apostolates der Kirche
ist, kann es nicht anders sein, als daß die Fruchtbarkeit des Apostolates"
- der geweihten Amtsträger wie der Laien - „von ihrer lebendigen Vereinigung
mit Christus abhängt" (AA 4) [Vgl. Joh 15,5.]. Je nach den Berufungen, den
Erfordernissen der Zeit und den vielfältigen Gaben des Heiligen Geistes nimmt
das Apostolat die verschiedensten Formen an. Stets aber ist die Liebe, die vor
allem aus der Eucharistie geschöpft wird, „sozusagen die Seele des gesamten
Apostolates" (AA 3).
865 Die Kirche
ist die eine, heilige, katholische und apostolische in ihrer tiefen, letzten
Identität, denn in ihr existiert schon „das Himmelreich", „das Reich
Gottes"[Vgl. Offb 19,6]; in ihr wird es am Ende der Zeiten vollendet sein.
In der Person Christi ist es gekommen und im Herzen derer, die ihm
eingegliedert sind, wächst es geheimnisvoll bis zu seiner endzeitlichen
Vollendung. Dann werden alle Menschen, die von ihm erlöst und in ihm heilig und
untadelig vor Gott [Vgl. Eph 1,4] geworden sind, versammelt werden als das
einzige Volk Gottes, als „die Frau des Lammes" (Offb 21,9), „die Heilige
Stadt Jerusalem, [diel von Gott her aus dem Himmel herabkommt, erfüllt von der
Herrlichkeit Gottes" (Offb 21,10-11). „Die Mauer der Stadt hat zwölf
Grundsteine; auf ihnen stehen die zwölf Namen der zwölf Apostel des
Lammes" (Offb 21,14).
KURZTEXTE
866 Die Kirche ist eine: Sie
hat nur einen Herrn, bekennt nur einen Glauben, geht aus einer einzigen Taufe
hervor, bildet nur einen Leib, wird von einem einzigen Geist beseelt auf eine
einzige Hoffnung hin [Vgl. Eph 4,3-5] ist diese einmal erfüllt dann werden alle
Trennungen überwunden sein.
867 Die Kirche ist heilig Der
heilige Gott ist ihr Urheber Christus ihr Bräutigam hat sich für sie hingegeben
um sie zu heiligen der Geist der Heiligkeit belebt sie Zwar gehören ihr auch
Sünder an doch ist sie die Sündenlose die aus Sündern besteht In den Heiligen
erstrahlt ihre Heiligkeit in Maria ist sie schon vollkommen heilig.
868 Die Kirche ist katholisch.
Sie verkündet den ganzen Glauben sie hat und spendet die Fülle der Heilsmittel:
sie ist zu allen Völkern gesandt sie wendet sich an alle Menschen sie umfaßt
alle Zeiten sie ist „ihrem Wesen nach missionarisch" (AG 2).
869 Die Kirche ist apostolisch.
Sie ist auf feste Grundlagen gebaut auf die zwölf Apostel des Lammes (Ofb 21
14) sie ist unzerstörbar [Vgl. Mt 16,18] sie ist unfehlbar in der Wahrheit
gehalten Christus leitet sie durch Petrus und die anderen Apostel die in ihr en
Nachfolgern dem Papst und dem Bischofskollegium, bei ihr sind.
870 Die einzige Kirche Christi
die wir im Glaubensbekenntnis als die eine heilige katholische und apostolische
bekennen ist verwirklicht in der katholischen Kirche die vom Nachfolger des
Petrus und von den Bischöfen in Gemeinschaft mit ihm geleitet wird auch wenn
sich außerhalb ihres Gefüges vielfältige Elemente der Heiligung und der
Wahrheit finden" (LG 8).
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