III Christus Jesus - der Mittler und die
Fülle der ganzen Offenbarung
In seinem Wort hat Gott alles
gesagt
65 ,,Viele Male
und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen durch die
Propheten; in dieser Endzeit aber hat er zu uns gesprochen durch den Sohn"
(Hebr 1,1-2). Christus, der menschgewordene Sohn Gottes, ist das vollkommene,
unübertreffbare, eingeborene Wort des Vaters. In ihm sagt der Vater alles, und
es wird kein anderes Wort geben als dieses. Das bringt der hl. Johannes vom
Kreuz in seiner Auslegung von Hebr 1,1-2 lichtvoll zum Ausdruck:
,,Seit
er uns seinen Sohn geschenkt hat, der sein Wort ist, hat Gott uns kein anderes
Wort zu geben. Er hat alles zumal in diesem einen Worte gesprochen
Denn
was er ehedem nur stückweise zu den Propheten geredet, das hat er nunmehr im
ganzen gesprochen, indem er uns das Ganze gab, nämlich seinen Sohn. Wer demnach
jetzt noch ihn befragen oder von ihm Visionen oder Offenbarungen haben wollte,
der würde nicht bloß unvernünftig handeln, sondern Gott geradezu beleidigen,
weil er seine Augen nicht einzig auf Christus richten würde, ohne jegliches
Verlangen nach anderen oder neuen Dingen" (Carm. 2,22).
Es wird keine andere Offenbarung
mehr geben
66 ,,Daher wird
die christliche Heilsordnung, nämlich der neue und nun endgültige Bund, niemals
vorübergehen, und es ist keine neue öffentliche Offenbarung mehr zu erwarten
vor der glorreichen Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus" (DV 4).
Obwohl die Offenbarung abgeschlossen ist, ist ihr Inhalt nicht vollständig
ausgeschöpft; es bleibt Sache des christlichen Glaubens, im Lauf der
Jahrhunderte nach und nach ihre ganze Tragweite zu erfassen.
67 Im Laufe der
Jahrhunderte gab es sogenannte ,,Privatoffenbarungen", von denen einige
durch die kirchliche Autorität anerkannt wurden. Sie gehören jedoch nicht zum
Glaubensgut. Sie sind nicht dazu da, die endgültige Offenbarung Christi zu
,,vervollkommnen" oder zu ,,vervollständigen", sondern sollen helfen,
in einem bestimmten Zeitalter tiefer aus ihr zu leben. Unter der Leitung des
Lehramtes der Kirche weiß der Glaubenssinn der Gläubigen zu unterscheiden und
wahrzunehmen, was in solchen Offenbarungen ein echter Ruf Christi oder seiner
Heiligen an die Kirche ist.
Der christliche Glaube kann keine
,,Offenbarungen" annehmen, die vorgeben, die Offenbarung, die in Christus
vollendet ist, zu übertreffen oder zu berichtigen, wie das bei gewissen
nichtchristlichen Religionen und oft auch bei gewissen neueren Sekten der Fall
ist, die auf solchen ,,Offenbarungen" gründen.
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