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 Pontifical Council for the Pastoral Care of Migrants and Itinerant People

People on the Move

N° 105, December 2007

 

 

INTERVIEW Seiner Exzellenz Erzbischof Agostino Marchetto, Sekretär des Päpstlichen Rates der Seelsorge für die Migranten und Menschen unterwegs mit KNA

(Katholische Nachrichten Agentur)* 

 

Minarette und Religionsfreiheit

Angesichts der Konflikte in Deutschland, Italien und anderen europäischen Ländern im Zusammenhang mit dem Bau von Moscheen plädiert der Sekretär des Päpstlichen Migrantenrates, Erzbischof Agostino Marchetto, für mehr kulturelle Sensibilität auf beiden Seiten. Es ist eine Frage der Einsicht "Sitz im Leben". Solange Christen in islamischen Ländern nur sehr eingeschränkte Rechte hätten - so soll im Golfstaat Katar nach 20jährigen Verhandlungen im Februar die erste katholische Kirche geweiht werden können, die jedoch weder einen Glockenturm noch ein nach außen sichtbares Kreuz haben darf -, so lange sollten sich Muslime in Westeuropa bei ihren Baumaßnahmen zurückhalten. "Die Höhe des Minaretts ist keine Frage der Religionsfreiheit", sagte der Erzbischof in einem KNA-Gespräch. Aus seiner Sicht geht es dabei um das Prinzip der Reziprozität - nicht im juridischen Sinn, aber als eine Selbstbeschränkung der Muslime. Sie sollten die Kultur, in der sie lebten, ebenso respektieren, wie es umgekehrt von Christen in der islamischen Kultur erwartet werde.

Der Migrantenrat versteht sich nach den Worten Marchetto’s als "think tank" des Vatikan im Blick auf alle Formen der Migration und des Unterwegsseins. Vorrangig gehe es ihm um die Seelsorge, er betrachte aber auch die soziale Lage der Migranten. Derzeit arbeite das Gremium an einer Neufassung des Dokuments von 1992 "Flüchtlinge - eine Herausforderung an die Gesellschaft". Zu den weltweit größten Problemen im Migrationsbereich zählt der Erzbischof die illegale Präsenz von Millionen Einwanderern aus Lateinamerika in den USA. Staaten hätten zweifellos das Recht, ihre Grenzen zu sichern und Einwanderung zu steuern, jedoch unter Beachtung der Menschenrechte, sie dürften aber nicht nur ihre eigenen Interessen im Blick haben, sondern müssten auch das universale Gemeinwohl beachten.

 

* Interview, aufgenommen am 29. September 2007.

 

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