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SCHREIBEN VON PAPST BENEDIKT XVI.
AN DIE SPANISCHEN BISCHÖFE AUS ANLASS
DER NATIONALEN WALLFAHRT ZUM HEILIGTUM
UNSERER LIEBEN FRAU VON PILAR IN SARAGOSSA

 

Liebe Brüder im Bischofsamt,
liebe Priester und Diakone,
Ordensmänner, Ordensfrauen und katholische Gläubige Spaniens!

Es ist mir eine Freude, meinen herzlichen Gruß an Euch zu richten und mich im Geiste Eurer Nationalen Wallfahrt zum Heiligtum Unserer Lieben Frau von Pilar in Saragossa anzuschließen, um des 150. Jahrestages der Verkündigung des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis zu gedenken und die vor 50 Jahren vollzogene Weihe Spaniens an das Unbefleckte Herz Mariens zu erneuern.

1. Mit dieser Wallfahrt wollt Ihr das wunderbare Geheimnis Mariens vertiefen und über seinen unerschöpflichen Reichtum für die Berufung jedes Christen zur Heiligkeit nachdenken.

Da das Jahr der Unbefleckten Jungfrau mit dem Jahr der Eucharistie zusammenfällt, werden wir in der Schule Mariens Christus besser kennenlernen können. Während wir Maria als die »eucharistische Frau« betrachten, begleitet sie uns zur Begegnung mit ihrem Sohn, der bei uns bleibt »alle Tage bis zum Ende der Welt« (Mt 28,20), besonders im Allerheiligsten Sakrament.

2. Die Unbefleckte Jungfrau spiegelt die Barmherzigkeit des Vaters wider. Ohne Erbsünde empfangen, vermochte sie auch jenen zu vergeben, die ihren Sohn zu Füßen des Kreuzes verlassen und verletzt hatten. Sie hilft uns als »Anwältin « in unseren Nöten und legt bei ihrem Sohn Fürsprache für uns ein, indem sie, wie damals im galiläischen Kana, zu ihm sagt: »Sie haben keinen Wein mehr« (Joh 2,3), im Vertrauen darauf, daß sein gütiges Herz uns in einem schwierigen Augenblick nicht enttäuschen wird. Mit der klaren Weisung: »Was er euch sagt, das tut!« (Joh 2,5), lädt sie uns ein, uns Christus zu nähern und bei dieser Suche zu erfahren, zu spüren und zu sehen, »wie gütig der Herr ist«. Aus dieser Erfahrung entsteht im menschlichen Herzen ein geschärfter Blick, um das Gute, das Schöne und das Wahre schätzen zu lernen.

3. Begleitet von der väterlichen Fürsorge Josefs, nahm Maria ihren Sohn an. Im Haus von Nazaret, in einer menschlich großartigen und vom göttlichen Geheimnis durchdrungenen Familie, die noch immer Vorbild für alle Familien ist, erlangte Jesus seine Reife.

In dieser Hinsicht verwirklicht die Familie im häuslichen Zusammenleben ihre Berufung zum menschlichen und christlichen Leben, indem sie in einer Atmosphäre des Verständnisses und gegenseitiger Hilfe Freuden und Erwartungen miteinander teilt. Deshalb ist der Mensch, der in der Familie geboren wird, aufwächst und geformt wird, in der Lage, sicher und ohne Zweifel den Weg des Guten einzuschlagen, ohne sich von Moden oder entfremdenden Ideologien über die menschliche Person verwirren zu lassen.

4. In dieser Stunde der Unterscheidung für viele Herzen richtet Ihr, die spanischen Bischöfe, den Blick auf diejenige, die in ihrer vollkommenen Bereitschaft das Leben Gottes aufgenommen hat, das in die Geschichte einbrach. Dadurch ist Maria, die Unbefleckte, zutiefst mit der Erlösungstat Christi verbunden, der nicht gekommen ist, »damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird« (Joh 3,17).

Ich weiß, daß die katholische Kirche in Spanien bereit ist, entschiedene Schritte in ihren Evangelisierungsvorhaben zu setzen. Man darf also hoffen, daß sie in ihrer wahren Natur und Sendung verstanden und angenommen wird, weil sie das Gemeinwohl für alle, sowohl für den einzelnen als auch für die Gesellschaft, zu fördern versucht. In der Tat kann die Weitergabe des Glaubens und die religiöse Praxis der Gläubigen nicht auf den rein privaten Bereich beschränkt bleiben.

5. Alle Eure Sorgen und Hoffnungen lege ich der Jungfrau Maria zu Füßen, während ich darauf vertraue, daß der Heilige Geist viele Menschen dazu bewegen wird, das Leben hochherzig zu lieben und die Armen aufzunehmen und sie mit derselben Liebe zu lieben wie Gott.

Der allerseligsten Jungfrau Maria, die den Urheber des Lebens geboren hat, vertraue ich das ganze menschliche Leben vom ersten Augenblick seiner Existenz bis zu seinem natürlichen Ende an und bitte sie, daß sie jede Familie bewahren möge vor jedem sozialen Unrecht, vor allem, was ihre Würde herabsetzt und ihre Freiheit angreift; und ich bitte auch darum, daß die Religionsfreiheit und die Gewissensfreiheit jedes Menschen respektiert werde.

Ich bitte die Unbefleckte Jungfrau inständig und voller Vertrauen, daß sie die Bevölkerung Spaniens, seine Männer und Frauen schütze, damit alle zur Erreichung des Gemeinwohls und vor allem zur Errichtung der Zivilisation der Liebe beitragen. Ich ermutige alle und jeden einzelnen, in seiner Teilkirche im Geist der Gemeinschaft und des Dienstes zu leben, und fordere Euch auf, Zeugnis zu geben von der Verehrung für die Jungfrau Maria und von einer unermüdlichen Liebe zu den Brüdern.

Euch allen, die Ihr an dieser großen Wallfahrt zum Heiligtum Unserer Lieben Frau von Pilar in Saragossa teilnehmt, lade ich ein, die Verehrung Mariens in Euren Dörfern und Städten zu intensivieren, wo sie Euch in den unzähligen Kirchen und Heiligtümern erwartet, mit denen Spanien so reich gesegnet ist; und das gilt auch für die Pfarreien, die Gemeinden und die Familien. Kehrt freudig zurück mit dem Apostolischen Segen, den ich Euch mit großer Zuneigung erteile.

Aus dem Vatikan, am 19. Mai 2005

BENEDICTUS PP XVI

 

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