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SCHREIBEN VON BENEDIKT XVI.
AN KARDINAL WALTER KASPER
ANLÄSSLICH DES X. INTERCHRISTLICHEN SYMPOSIONS
ZWISCHEN KATHOLIKEN UND ORTHODOXEN

 

An den verehrten Bruder
Herrn Kardinal WALTER KASPER
Präsident des Päpstlichen Rates
zur Förderung der Einheit der Christen

Mit besonderer Freude habe ich erfahren, daß das X. Interchristliche Symposion, das vom Franziskanischen Institut für Spiritualität der Päpstlichen Hochschule Antonianum und von der Theologischen Fakultät der Universität »Aristoteles« in Thessaloniki veranstaltet wird, auf der Insel Tinos stattfindet, wo Orthodoxe und Katholiken brüderlich zusammenleben.

Die ökumenische Zusammenarbeit im Universitätsbereich trägt dazu bei, das Streben nach der ersehnten Gemeinschaft zwischen allen Christen lebendig zu erhalten. Diesbezüglich hatte das Zweite Vatikanische Konzil auf diesem Gebiet eine angemessene Möglichkeit erkannt, um das ganze Volk Gottes in die Suche nach der vollen Einheit einzubeziehen. »Von der Ausbildung der Priester hängt ja die notwendige Unterweisung und geistliche Bildung der Gläubigen und der Ordensleute ganz besonders ab« (Dekret Unitatis redintegratio, 10).

Das Thema des kommenden Symposions »Der heilige Johannes Chrysostomus – Brücke zwischen Osten und Westen« wird zum 1600. Jahrestag seines Todes am 14. September 407 die Gelegenheit bieten, eines berühmten Kirchenvaters zu gedenken, der sowohl im Osten wie im Westen verehrt wird; eines mutigen, erleuchteten und treuen Künders des Wortes Gottes, auf das er sein pastorales Wirken gründete; eines außergewöhnlichen Hermeneutikers und Homileten, so daß ihm bereits seit dem 5. Jahrhundert der Beiname Chrysostomus, das heißt Goldmund, gegeben worden ist, und dessen Beitrag zur Gestaltung der byzantinischen Liturgie allen bekannt ist. Für den Mut und die Treue seines Zeugnisses für das Evangelium mußte er Verfolgung und Verbannung erleiden. Nach komplizierten geschichtlichen Wechselfällen ruht sein Leib seit dem 1. Mai 1626 in der Basilika Sankt Peter, und am 27. November 2004 schenkte mein verehrter Vorgänger Johannes Paul II. einen Teil der Reliquien Seiner Heiligkeit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I., und auf diese Weise wird jetzt sowohl in der vatikanischen Basilika als auch in der Kirche des hl. Georg im Phanar dieser große Kirchenvater verehrt.

Die Reflexion eures Symposions, das sich mit einer Thematik auseinandersetzen wird, die sich auf den hl. Johannes Chrysostomus und die Gemeinschaft mit der Kirche des Westens bezieht und auch einige aktuelle Probleme analysiert, wird dazu beitragen, die wahre, wenn auch unvollkommene Gemeinschaft zwischen Katholiken und Orthodoxen zu unterstützen und zu stärken, so daß man zu jener Fülle gelangen kann, die es uns erlauben wird, eines Tages gemeinsam die eine Eucharistie zu feiern. Und es ist gerade jener gesegnete Tag, auf den wir alle auch dadurch voll Hoffnung schauen, daß wir weise Initiativen wie diese ins Leben rufen.

Mit diesen Gedanken rufe ich den reichen Segen Gottes auf eure Begegnung und auf alle Teilnehmer herab: Der Heilige Geist erleuchte den Verstand, erwärme die Herzen und erfülle einen jeden mit der Freude und dem Frieden des Herrn.

Schließlich nehme ich die Gelegenheit wahr, den orthodoxen und katholischen Gläubigen Griechenlands und ganz besonders dem Erzbischof von Athen und ganz Griechenland, Seiner Seligkeit Christodoulos einen brüderlichen Gruß zu übersenden, indem ich ihm völlige Genesung wünsche, damit er seinen Hirtendienst so bald wie möglich wieder aufnehmen kann, und ich versichere ihn meines Gebets für dieses Anliegen. Die »Theotokos«, die mit besonderer Hingabe auf der Insel Tinos geliebt und verehrt wird, möge mütterlich Fürsprache dafür einlegen, daß unsere gemeinsamen Vorsätze von den ersehnten geistlichen Erfolgen gekrönt werden.

Aus Castelgandolfo, am 12. September 2007

BENEDICTUS PP. XVI

 

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