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SCHREIBEN VON BENEDIKT XVI. AN
DEN BISCHOF VON BRESCIA
ANLÄSSLICH DES 30. TODESTAGES VON PAPST PAUL VI.

 

An den ehrwürdigen Bruder
LUCIANO MONARI
Bischof von Brescia

Aus Anlaß des 30. Jahrestages des Todes von Papst Paul VI. möchte ich Ihnen, verehrter Bruder, sowie dem Presbyterium und der gesamten Diözesangemeinschaft von Brescia einen herzlichen Gruß senden, verbunden mit allen guten Wünschen. Von dieser Diözese hat mein Vorgänger die Gabe des Glaubens erhalten und dort jene hohen Werte der Frömmigkeit, der Kultur und der Menschlichkeit angenommen, an denen er stets sein ganzes Leben als Priester, als Bischof und als Nachfolger Petri ausgerichtet hat. Er war dieser Teilkirche, in die er von eifrigen Priestern eingeführt wurde, stets mit gleichbleibender Liebe und in einer Haltung tiefer und aufrichtiger Dankbarkeit verbunden. Er hat dies bei verschiedenen Anlässen mit Liebe und Verehrung zum Ausdruck gebracht. Dem Diener Gottes Paul VI. bin auch ich selbst dankbar für das Vertrauen, das er mir entgegengebracht hat, als er mich im März 1977 zum Erzbischof von München ernannt und drei Monate später in das Kardinalskollegium aufgenommen hat.

Er war von der göttlichen Vorsehung ausersehen, die Kirche in einer historischen Epoche zu führen, die von nicht wenigen Herausforderungen und Problematiken gekennzeichnet war. Wenn man die Jahre seines Pontifikats in Gedanken durchgeht, beeindruckt der missionarische Eifer, der ihn beseelt und dazu gedrängt hat, anstrengende Apostolische Reisen auch in entfernte Länder zu unternehmen sowie Gesten von hoher kirchlicher, missionarischer und ökumenischer Bedeutung zu setzen.

Der Name dieses Papstes bleibt vor allem verbunden mit dem Zweiten Ökumenischen Vatikanischen Konzil. Der Herr wollte, daß ein Sohn aus dem Umland von Brescia gerade in der Zeit der Konzilsversammlung und den Jahren des Beginns der Umsetzung des Konzils Steuermann des Schiffes Petri sein sollte.

Mit den Jahren wird die Bedeutung seines Pontifikats für die Kirche und die Welt immer deutlicher wie auch das unschätzbar wertvolle Erbe seines Lehramtes und seiner Tugenden, die er den Gläubigen und der ganzen Menschheit hinterlassen hat.

Dreißig Jahre sind vergangen seit jenem 8. August 1978, als Papst Paul VI. in der Sommerresidenz Castel Gandolfo verstarb. Es war am Abend jenes Tages, an dem die Kirche das lichtvolle Geheimnis der Verklärung Christi feiert. Für den Angelus am 6. August hatte er einen Text vorbereitet, den er nicht verlesen konnte. Dort hatte er, den Blick auf den verklärten Christus richtend, geschrieben: »Dieser Leib, der sich vor den erstaunten Augen der Apostel verklärt, ist der Leib unseres Bruders Christus, gleichzeitig aber auch unser Leib, der zur Herrlichkeit bestimmt ist. Das Licht, das ihn umflutet, ist jetzt und künftig auch unser Anteil an seiner Hinterlassenschaft und Herrlichkeit. Wir sind berufen, solche Herrlichkeit zu teilen, um ›an der göttlichen Natur Anteil‹ zu erhalten« (in O.R. dt., Nr. 34, 25.8.1978, S. 2).

Im Gedenken an sein frommes Hinscheiden danke ich aus ganzer Seele Gott, daß er der Kirche einen solchen Hirten geschenkt hat, einen treuen Zeugen Jesu Christi, der aufrichtig und tief die Kirche geliebt hat und den Erwartungen und Hoffnungen der Menschen seiner Zeit so nahe war. Ich wünsche von Herzen, daß jedes Glied des Volkes Gottes sein Gedächtnis zu ehren versteht durch die Verpflichtung zu einer aufrichtigen und beständigen Suche nach der Wahrheit.

Mit diesen Gedanken und indem ich den mütterlichen Schutz der Jungfrau Maria anrufe, sende ich Ihnen, verehrter Bruder, und allen, die Ihrer pastoralen Sorge anvertraut sind, einen besonderen Apostolischen Segen.

Aus Castelgandolfo, 26. Juli 2008

 

BENEDIKT PP. XVI.

 

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