BESUCH DER PÄPSTLICHEN UNIVERSITÄT GREGORIANA
ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
Freitag, 3. November 2006
Meine Herren Kardinäle,
verehrte Mitbrüder im Bischofs- und Priesteramt,
liebe Professoren und liebe Studenten!
Ich freue mich, heute mit euch zusammenzutreffen. Ein erster Gruß geht an euch Studenten, die ich so zahlreich in diesem vornehm-strengen Säuleninnenhof versammelt sehe, die aber, wie ich weiß, auch in verschiedenen Hörsälen über Bildschirme und Lautsprecher mit uns verbunden sind. Liebe junge Leute, ich danke euch für die durch euren Vertreter und von euch selbst zum Ausdruck gebrachten Empfindungen. In gewissem Sinn gehört diese Universität ja euch. Sie besteht seit dem weit zurückliegenden Jahr 1551 – als der hl. Ignatius von Loyola sie gegründet hat – für euch, für die Studenten. Alle Kräfte, die eure Professoren und Dozenten für Lehre und Forschung einsetzen, sind für euch bestimmt. Euch gilt die tägliche Sorge und Mühe des Rektors, der Vizerektoren, der Dekane und der Präsides. Ihr seid euch dessen bewußt, und ich bin sicher, daß ihr dafür auch dankbar seid.
Ein besonderer Gruß geht sodann an Kardinal Zenon Grocholewski. Als Präfekt der Kongregation für das katholische Bildungswesen ist er Großkanzler dieser Universität und vertritt in ihr den römischen Papst (vgl. Statuta Universitatis, Art. 6, § 2). Eben deshalb erklärte mein Vorgänger seligen Angedenkens, Pius XI., die Universität Gregoriana »plenissimo iure ac nomine« zur Päpstlichen Universität (vgl. Apostolisches Schreiben Gregorianam studiorum, in: AAS 24 [1932], S. 268). Die Geschichte des Collegium Romanum und der aus ihm hervorgegangenen Universität Gregoriana ist, wie Pater Rektor in seinem Grußwort an mich ausführte, die Grundlage dieses ganz besonderen Statuts. Ich begrüße den hochwürdigen P. Peter-Hans Kolvenbach SJ, der als Generaloberer der Gesellschaft Jesu Vize-Großkanzler der Universität ist und dem die unmittelbare Sorge für dieses Werk obliegt, das ich, ohne zu zögern, als einen der größten Dienste bezeichne, welche die Gesellschaft Jesu der Universalkirche leistet.
Ich begrüße die hier anwesenden Wohltäter: den »Freundeskreis der Gregoriana« aus Deutschland, die »Gregorian University Foundation« aus New York, die Stiftung »La Gregoriana« aus Rom und andere Gruppen von Wohltätern. Liebe Freunde, ich danke euch für alles, was ihr großherzig leistet, um dieses Werk zu unterstützen, das der Heilige Stuhl der Gesellschaft Jesu anvertraut hat und weiter anvertraut. Ich begrüße die Jesuitenpatres, die hier mit lobenswerter Opferbereitschaft, Disziplin und Einfachheit im Lebensstil ihr Lehramt ausüben; mit ihnen begrüße ich die übrigen Professoren und schließe auch die Patres und Brüder des Päpstlichen Bibelinstituts und des Päpstlichen Orientalischen Instituts ein, die mit der Gregoriana zusammen ein akademisches »Consortium« bilden (vgl. Pius XI., Motu proprio Quod maxime, 30. September 1928), das höchstes Ansehen genießt, nicht nur im Hinblick auf die Lehre, sondern auch wegen der Bücherschätze der drei Bibliotheken, die mit unvergleichlichen Fachbeständen ausgestattet sind. Schließlich grüße ich das Universitätspersonal, das nicht dem Lehrkörper angehört und das seine Stimme durch den Generalsekretär, dem ich danke, zu Gehör gebracht hat. Das Personal, das nicht dem Lehrkörper angehört, leistet tagtäglich einen Dienst im verborgenen, der aber für die Sendung sehr wichtig ist, zu deren Erfüllung die Gregoriana im Auftrag des Heiligen Stuhls berufen ist. Jedem von ihnen gilt meine herzliche Ermutigung.
Voll Freude finde ich mich hier in diesem Säuleninnenhof wieder, den ich zu verschiedenen Anlässen durchquert habe. Ich erinnere mich insbesondere an die Verteidigung der Dissertation von Pater Lohfink während des Konzils in Anwesenheit vieler Kardinäle und auch einfacher Sachverständiger wie mir. Gern erinnere ich mich besonders an die Zeit, in der ich als Ordinarius für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Universität Regensburg im Jahr 1972 vom damaligen Rektor P. Hervé Carrier SJ eingeladen wurde, für die Studenten des II. Zyklus des Fachbereiches Dogmatische Theologie einen Vorlesungskurs zu halten. Thema meiner Vorlesungen war die heilige Eucharistie. Mit der Erfahrung von damals sage ich euch, liebe Professoren und Studenten, daß die Mühen des Studiums und der Lehre, um in bezug auf das Reich Gottes sinnvoll zu sein, von den theologischen Tugenden getragen sein müssen. Denn der unmittelbare Gegenstand der theologischen Wissenschaft in ihren verschiedenen Spezialfächern ist Gott selbst, der sich in Jesus Christus offenbart hat, der Gott mit einem menschlichen Antlitz. Auch dann, wenn – wie im Kirchenrecht und in der Kirchengeschichte – der unmittelbare Gegenstand das Volk Gottes in seiner sichtbaren und geschichtlichen Dimension ist, werden wir durch die vertiefte Analyse des Themas wieder dazu gedrängt, im Glauben das Geheimnis des auferstandenen Christus zu betrachten. Er ist es, der in seiner Kirche gegenwärtig ist und sie durch das zeitliche Geschehen zur eschatologischen Fülle führt, ein Ziel, auf das wir, von der Hoffnung getragen, zugehen. Es genügt jedoch nicht, Gott zu kennen; um ihm wirklich begegnen zu können, muß man ihn auch lieben. Die Kenntnis muß zur Liebe werden. Das Studium der Theologie, des Kirchenrechts und der Kirchengeschichte ist nicht nur Kenntnis der Glaubenssätze in ihrer historischen Ausformulierung und praktischen Anwendung, sondern es ist immer auch das Verständnis dieser Sätze im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe. Nur der Geist ergründet die Tiefen Gottes (vgl. 1 Kor 2,10); nur im Hören auf den Geist kann man daher die Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes ergründen (vgl. Röm 11,33). Der Geist ist im Gebet zu hören, wenn sich das Herz für die Betrachtung des Geheimnisses Gottes öffnet, das sich uns im Sohn Jesus Christus offenbart hat, dem Ebenbild des unsichtbaren Gottes (vgl. Kol 1,15), eingesetzt als Haupt der Kirche und Herr aller Dinge (vgl. Eph 1,10; Kol 1,18).
Die Universität Gregoriana hat sich seit ihren Anfängen als Collegium Romanum durch das Studium der Philosophie und Theologie ausgezeichnet. Es würde zu weit führen, die Namen der hervorragenden Philosophen und Theologen aufzuzählen, die auf den Lehrstühlen dieses akademischen Zentrums aufeinanderfolgten. Zu ihnen müßten wir auch jene berühmten Kanonisten und Kirchenhistoriker hinzufügen, die ihre Kräfte in diesen würdigen Mauern eingesetzt haben. Sie alle haben in hohem Maße zum Fortschritt der von ihnen betriebenen Wissenschaften beigetragen und somit dem Apostolischen Stuhl bei der Erfüllung seines Amtes in den drei Funktionen der Lehre, der Leitung und des Hirtendienstes einen wertvollen Dienst erwiesen. Mit dem Fortschreiten der Zeiten ändern sich notwendigerweise die Perspektiven. Heute kann man nicht umhin, der Auseinandersetzung mit der weltlichen Kultur Rechnung zu tragen, die in vielen Teilen der Welt immer mehr dazu tendiert, nicht nur jedes Zeichen der Gegenwart Gottes im Leben der Gesellschaft und des einzelnen zu leugnen, sondern versucht, seine Fähigkeit, auf Gott zu hören, zu zerstören – mit verschiedenen Mitteln, die das Gewissen des Menschen in die Irre führen und verfinstern. Ferner kann man nicht absehen von der Beziehung zu den anderen Religionen, die sich nur dann als konstruktiv erweist, wenn man jede Doppeldeutigkeit vermeidet, die den wesentlichen Inhalt des christlichen Glaubens an Christus, den einzigen Erlöser aller Menschen (vgl. Apg 4,12), und an die Kirche, das für die ganze Menschheit notwendige Heilssakrament (vgl. Erklärung Dominus Iesus, Nr. 13–15; 20–22, in O.R. dt., Nr. 36, 8.9.2000, S. 7–12), in irgendeiner Weise schwächen würde.
Ich kann in diesem Augenblick die anderen Humanwissenschaften nicht übergehen, die in Anknüpfung an die ruhmreiche akademische Tradition des Collegium Romanum an dieser angesehenen Universität gelehrt werden. Welch hohes Ansehen sich das Collegium Romanum auf dem Gebiet der Mathematik, der Physik und der Astronomie erworben hat, ist allen bekannt. Man braucht nur daran zu erinnern, daß der »Gregorianische« Kalender – er wird so genannt, weil er von meinem Vorgänger Gregor XIII. eingeführt wurde –, der heute in der ganzen Welt in Gebrauch ist, im Jahr 1582 von P. Cristoforo Clavio, Professor am Collegium Romanum, erarbeitet wurde. Es genügt auch, P. Matteo Ricci zu erwähnen, der mit seinem Glaubenszeugnis auch das Wissen, das er sich als Schüler von Pater Clavio erworben hatte, bis in das ferne China brachte. Heute werden diese Fächer an der Gregoriana nicht mehr gelehrt, aber an ihre Stelle sind andere Humanwissenschaften getreten, wie die Psychologie, die Sozialwissenschaften, die Kommunikationswissenschaft. Durch sie soll der Mensch tiefer verstanden werden, sowohl in seiner inneren persönlichen Dimension als auch in seiner äußeren Dimension als Baumeister der Gesellschaft in Gerechtigkeit und Frieden und als Übermittler der Wahrheit. Gerade weil diese Wissenschaften den Menschen betreffen, können sie nicht von der Beziehung zu Gott absehen. Der Mensch kann nämlich weder in seinem Inneren noch in seinem Äußeren voll begriffen werden, wenn er nicht als offen für die Transzendenz erkannt wird.
Ohne einen Gottesbezug kann der Mensch keine Antwort auf die grundlegenden Fragen geben, die sein Herz hinsichtlich des Ziels und damit des Sinns seiner Existenz bewegen und immer bewegen werden. Folglich ist es dann auch nicht möglich, jene ethischen Werte in der Gesellschaft einzuführen, die allein ein menschenwürdiges Zusammenleben gewährleisten können. Das Schicksal des Menschen ohne Gottesbezug kann nur die Trostlosigkeit der Angst sein, die zur Verzweiflung führt. Nur in der Beziehung zu Gott, der Liebe ist und der sich in Jesus Christus offenbart hat, kann der Mensch den Sinn seiner Existenz finden und in der Hoffnung leben, trotz der Erfahrung von Übeln, die seine persönliche Existenz und die Gesellschaft, in der er lebt, verletzen. Die Hoffnung bewirkt, daß sich der Mensch nicht in einem lähmenden und sterilen Nihilismus verschließt, sondern – um die Gesellschaft, in der er lebt, verbessern zu können – offen ist für den großherzigen Einsatz in ihr. Das ist die Aufgabe, die Gott dem Menschen anvertraut hat, als er ihn nach seinem Bild und Gleichnis erschuf, eine Aufgabe, die jeden Menschen mit größter Würde, aber auch mit einer unermeßlichen Verantwortung erfüllt.
Ihr, die Professoren und Dozenten der Gregoriana, seid dazu gerufen, die Studenten, die die Kirche euch anvertraut, mit dieser Perspektive auszubilden. Die umfassende Ausbildung der jungen Menschen ist eines der traditionellen Apostolate der Gesellschaft Jesu seit ihrer Gründung; deshalb hat sich das Collegium Romanum von Anfang an dieser Aufgabe angenommen. Die Tatsache, daß in Rom, beim Apostolischen Stuhl, das Collegium Germanicum, das Römische Seminar, das Ungarische Kolleg, das mit dem Germanikum verbunden ist, das Englische Kolleg, das Griechische Kolleg, das Schottische Kolleg und das Irische Kolleg der Gesellschaft Jesu übertragen wurden, hatte die Sicherstellung der Ausbildung des Klerus jener Nationen zum Ziel, wo die Einheit des Glaubens und die Gemeinschaft mit dem Apostolischen Stuhl zerbrochen war. Noch heute schicken diese Kollegien in Fortführung jener ursprünglichen Sendung ihre Alumnen fast ausschließlich oder doch in großer Zahl an die Universität Gregoriana. Zu diesen genannten Kollegien kamen im Laufe der Geschichte viele andere hinzu. Wie anspruchsvoll und verpflichtend ist die Aufgabe, die auf euren Schultern lastet, liebe Professoren und Dozenten! Zu Recht habt ihr deshalb nach eingehender Reflexion eine »Absichtserklärung« verfaßt, die für eine Institution wie die eure wesentlich ist, weil sie in zusammenfassender Form auf das Wesen und die Sendung der Universität hinweist. Auf ihrer Grundlage arbeitet ihr nun an der Fertigstellung der Erneuerung der Statuten der Universität und der allgemeinen Universitätsordnung sowie auch der Statuten und Ordnungen der verschiedenen Fakultäten, Institute und Zentren. Das wird dazu beitragen, die Identität der Gregoriana besser zu definieren, weil es die Erarbeitung von Studienprogrammen erlaubt, die für die Erfüllung ihrer Sendung angemessener sind. Eine Sendung, die leicht und zugleich schwierig ist. Leicht, weil die Identität und die Sendung der Gregoriana von deren ersten Anfängen an klar umrissen sind auf Grund der Anweisungen, die von so vielen römischen Päpsten – von denen 16 ehemalige Studenten dieser Universität waren – bestätigt wurden. Eine Sendung, die zugleich schwierig ist, weil sie, um ihre historischen Wurzeln nicht zu verlieren, ständige Treue zur eigenen Geschichte und Tradition und zugleich die Öffnung gegenüber der aktuellen Wirklichkeit voraussetzt, um nach sorgfältiger Unterscheidung mit schöpferischem Geist Antwort zu geben auf die Bedürfnisse der Kirche und der Welt von heute.
Als päpstliche kirchliche Universität ist dieses akademische Zentrum verpflichtet zum »sentire in Ecclesia et cum Ecclesia«. Das ist eine Verpflichtung, die der Liebe zur Kirche, unserer Mutter und Braut Christi, entspringt. Wir müssen sie lieben, wie Christus sie geliebt hat, indem wir die Leiden der Welt und der Kirche auf uns nehmen, um zu ergänzen, was an den Leiden Christi in unserem Leben noch fehlt (vgl. Kol 1,24). Auf diese Weise können die neuen Generationen von Priestern, Ordensleuten und engagierten Laien ausgebildet werden. Die Pflicht verlangt nämlich, sich die Frage zu stellen, zu was für einem Priester man die Studenten ausbilden will, zu was für einem Ordensmann oder was für einer Ordensfrau, zu was für einem Mann oder was für einer Frau im Laienstand. Ihr, liebe Professoren und Dozenten, habt gewiß die Absicht, gelehrte Priester heranzubilden, die aber zugleich bereit sind, ihr Leben einzusetzen, indem sie allen, die der Herr ihrem Dienst anvertrauen wird, mit ungeteiltem Herzen, in Demut und einem einfachen und disziplinierten Lebensstil dienen. Ebenso wollt ihr Ordensmännern und Ordensfrauen eine solide intellektuelle Ausbildung bieten, damit sie die Weihe, mit der Gott sie beschenkt hat, mit Freude leben und eschatologisches Zeichen jenes zukünftigen Lebens sein können, zu dem wir alle berufen sind. Gleichermaßen wollt ihr Laien, Männer und Frauen, darauf vorbereiten, daß sie mit Sachkenntnis Dienste und Ämter in der Kirche wahrnehmen und vor allem Sauerteig des Reiches Gottes im weltlichen Bereich sein können. Unter diesem Gesichtspunkt hat die Universität dieses Jahr mit einem interdisziplinären Studienprogramm begonnen, um Laien für ihre spezielle kirchliche Berufung zu einem ethischen Engagement im öffentlichen Bereich auszubilden.
Die Ausbildung liegt jedoch auch in eurer Verantwortung, liebe Studenten. Das Studium verlangt sicher beständige Askese und Entsagung. Aber gerade auf diesem Weg wird der Mensch zu Opfer und Pflichtgefühl erzogen. Denn was ihr heute lernt, ist das, was ihr morgen weitergeben werdet, wenn euch von der Kirche das Priesteramt oder andere Dienste und Ämter zum Wohl der Gemeinschaft anvertraut werden. Was in jedem Fall euer Herz erfreuen kann, ist das Bewußtsein, stets die Redlichkeit des Willens geübt zu haben, dank der man gewiß sein darf, allein den Willen Gottes gesucht und getan zu haben. Natürlich verlangt all das die Reinigung des Herzens und die Unterscheidung der Geister.
Liebe Söhne des hl. Ignatius, noch einmal vertraut euch der Papst diese Universität an, ein so wichtiges Werk für die Gesamtkirche und für viele Teilkirchen. Sie stellt seit jeher eine oberste Priorität unter den Apostolaten der Gesellschaft Jesu dar. Im Umfeld der Universität von Paris reifte im hl. Ignatius von Loyola und seinen ersten Gefährten das brennende Verlangen, den Seelen dadurch zu helfen, daß sie Gott lieben und in allem dienen zu seiner größeren Ehre. Von der Bewegung des Geistes innerlich getrieben, kam der hl. Ignatius nach Rom, das Zentrum der Christenheit und Sitz des Nachfolgers Petri, und gründete hier das Collegium Romanum, die erste Universität der Gesellschaft Jesu. Die Universität Gregoriana ist heute das universitäre Umfeld, in dem sich noch im Abstand von 456 Jahren das Verlangen des hl. Ignatius und seiner ersten Gefährten, den Seelen zu helfen, Gott zu lieben und in allem zu dienen zu seiner größeren Ehre, auf vollkommene und offensichtliche Weise verwirklicht. Ich würde sagen, daß hier, in diesen Mauern, all das verwirklicht wird, was Papst Julius III. am 21. Juli 1550 in der Formula Instituti mit der Bestimmung festlegte, daß jedes Mitglied der Gesellschaft Jesu gehalten ist, »sub crucis vexillo Deo militare, et soli Domino ac Ecclesiae Ipsius sponsae, sub Romano Pontifice, Christi in terris Vicario, servire [unter dem Banner des Kreuzes für Gott Kriegsdienst zu leisten und allein dem Herrn und der Kirche, seiner Braut, unter dem Papst, dem Stellvertreter Christi auf Erden, zu dienen]«, indem er sich »potissimum … ad fidei defensionem et propagationem, et profectum animarum in vita et doctrina christiana, per publicas praedicationes, lectiones et aliud quodcumque verbi Dei ministerium… [besonders um die Verteidigung und Verbreitung des Glaubens und den Fortschritt der Seelen in christlicher Lebensführung und Lehre durch öffentliche Predigten, Vorträge und jedweden anderen Dienst des Wortes Gottes]« bemüht (Apostolisches Schreiben Exposcit debitum, 1). Diese charismatische Besonderheit der Gesellschaft Jesu – institutionell zum Ausdruck gebracht im Vierten Gelübde des vollkommenen Gehorsams gegenüber dem Papst im Hinblick auf Sendungen, wohin und wozu auch immer er sie »ad profectum animarum et fidei propagationem [zum Fortschritt der Seelen und zur Vorbereitung des Glaubens]« (ebd., Nr. 3) anordnen mag – findet auch darin ihre Verwirklichung, daß der Generalobere der Gesellschaft Jesu aus der ganzen Welt die geeignetsten Jesuiten dazu beruft, den Lehrauftrag als Professoren an dieser Universität zu erfüllen. Die Kirche ist sich bewußt, daß dies den Verzicht auf andere – für die Erreichung der Ziele, die sich die Gesellschaft Jesu vornimmt, ebenfalls hilfreiche – Werke und Dienste mit sich bringen kann, und ist ihr dafür aufrichtig dankbar; sie wünscht, daß die Gregoriana den ignatianischen Geist bewahre, der sie beseelt und in ihrer pädagogischen Methode und in der Gestaltung der Studien zum Ausdruck kommt.
Liebe Freunde, mit väterlicher Liebe vertraue ich euch alle – Professoren und Dozenten, Studenten, das Personal außerhalb des Lehrkörpers, Wohltäter und Freunde, die ihr die lebendigen Bausteine der Universität Gregoriana seid – der Fürsprache des hl. Ignatius von Loyola, des hl. Robert Bellarmin und der allerseligsten Jungfrau Maria, Königin der Gesellschaft Jesu, an, die im Wappen der Universität den Titel »Sedes Sapientiae« trägt. Mit diesen Empfindungen erteile ich allen als Unterpfand reicher himmlischer Gnaden den Apostolischen Segen.
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