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ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
AN DIE MITGLIEDER DES DOMKAPITELS VON ST. PETER

Clementina-Saal
Montag, 8. Oktober 2007

 

Liebe Mitglieder des Domkapitels von Sankt Peter!

Schon lange wollte ich mit euch zusammentreffen und nehme gern diese Gelegenheit wahr, um euch persönlich meine Wertschätzung und Liebe zu bekunden. Jedem von euch gilt mein herzlicher Gruß. Besonders begrüße ich den Erzpriester Angelo Comastri, dem ich für die Worte danke, mit denen er diese altehrwürdige Institution vorgestellt hat. Mit ihm begrüße ich den Vikar, Msgr. Vittorio Lanzani, die Kanoniker und die Koadjutoren. Ich weiß es zu schätzen, daß Sie, Herr Erzpriester, an die seit der Zeit des hl. Gregor des Großen ununterbrochene Anwesenheit eines betenden Klerus in der vatikanischen Basilika erinnert haben: eine gewollt unauffällige, aber treue und ausdauernde Anwesenheit.

Wie ihr, liebe Kanoniker, wohl wißt, nahm euer Kapitel jedoch seinen eigentlichen Anfang im Jahr 1053, als Papst Leo IX. dem Erzpriester und den Kanonikern von Sankt Peter, die sich im Kloster von »Santo Stefano Maggiore« niedergelassen hatten, die ihnen von seinen Vorgängern zuerkannten Besitztümer und Privilegien bestätigte. Mit dem Pontifikat Eugens IV. (1145–1153) gewann das Kapitel die Merkmale einer gut strukturierten, autonomen Gemeinschaft. Es gab also einen langen, stufenweisen Übergang von einer in den Dienst der Basilika gestellten klösterlichen Struktur zu der heutigen Gestalt als Domkapitel. Unter der Leitung des Erzpriesters hat sich das Wirken des vatikanischen Kapitels von Anfang an verschiedenen Einsatzbereichen zugewandt: dem liturgischen Bereich mit der Feier der Eucharistie und des Chorgebetes sowie der täglichen Wahrnehmung der mit dem Gottesdienst zusammenhängenden Verrichtungen; dem administrativen Bereich mit der Verwaltung des Vermögens der Basilika und der Filialkirchen; dem pastoralen Bereich, wo dem Kapitel die Seelsorge im Stadtviertel Borgo übertragen war; dem karitativen Bereich, in dem das Domkapitel eigenständige Hilfeleistungen, aber auch solche in Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus »Santo Spirito« und anderen Einrichtungen durchführte. Vom 11. Jahrhundert bis heute zählt man elf Päpste, die dem Domkapitel von Sankt Peter angehörten, und unter diesen möchte ich besonders die Päpste des 20. Jahrhunderts, Pius XI. und Pius XII., erwähnen. Vom 16. Jahrhundert an, als mit dem Bau der neuen Basilika begonnen wurde – wir haben im vergangenen Jahr den 500. Jahrestag der Grundsteinlegung gefeiert –, verflicht sich die Geschichte des Domkapitels mit jener der Bauhütte von Sankt Peter, zwei getrennte Einrichtungen, die aber in der Person des Erzpriesters verbunden sind, der für die Sicherung einer fruchtbaren Zusammenarbeit sorgt.

Im vergangenen Jahrhundert, besonders in den letzten Jahrzehnten, hat sich die Tätigkeit des Kapitels im Leben der Basilika fortschreitend auf die Wiederentdeckung seiner wahren ursprünglichen Funktionen hin orientiert, die vor allem im Dienst des Gebetes bestehen. Wenn das Gebet für alle Christen grundlegend ist, so ist es für euch, liebe Brüder, sozusagen eine »berufliche« Aufgabe. Das Gebet ist, wie ich vor kurzem während meiner Österreichreise sagte, Dienst am Herrn, der es verdient, immer gelobt und angebetet zu werden, und gleichzeitig Zeugnis für die Menschen. Und dort, wo Gott treu gelobt und angebetet wird, da bleibt sein Segen nicht aus (vgl. Ansprache im Stift Heiligenkreuz, 9. September 2007). Und genau das ist das Charakteristikum des Domkapitels von Sankt Peter und der Beitrag, den der Papst von euch erwartet: mit eurer betenden Anwesenheit am Petrusgrab daran zu erinnern, daß Gott nichts vorgezogen werden darf; daß die Kirche ganz auf Ihn, auf seinen Ruhm ausgerichtet ist; daß der Primat des Petrus im Dienst der Einheit der Kirche steht und daß diese ihrerseits im Dienst des Heilsplanes der Allerheiligsten Dreifaltigkeit steht.

Liebe und verehrte Brüder, ich vertraue sehr auf euch und auf euren Dienst, damit die Petersbasilika ein wahrer Ort des Gebetes, der Anbetung und des Lobes für den Herrn sein kann. An diesem heiligen Ort, wohin jeden Tag Tausende von Pilgern und Touristen aus aller Welt kommen, ist es mehr als anderswo notwendig, daß es beim Petrusgrab eine beständige Gebetsgemeinschaft gibt, die die Kontinuität mit der Tradition gewährleistet und gleichzeitig für die Intentionen des Papstes im Heute von Kirche und Welt Fürsprache hält. Dazu rufe ich auf euch den Schutz des hl. Petrus, des hl. Johannes Chrysostomus, dessen Reliquien in eurer Kapelle aufbewahrt werden, und der anderen Heiligen und Seligen herab, die in der Basilika gegenwärtig sind. Über euch wache die Unbefleckte Jungfrau: Ihr Bildnis, das von euch in der Chorkapelle verehrt wird, wurde vom sel. Pius IX. im Jahr 1854 gekrönt und fünfzig Jahre später, 1904, vom hl. Pius X. mit Sternen umrahmt. Ich danke euch noch einmal für den Eifer, mit dem ihr eure Aufgabe erfüllt, und während ich euch ein besonderes Gedenken in der heiligen Messe zusichere, erteile ich euch und euren Lieben von Herzen den Apostolischen Segen.

 

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