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ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
AN HERRN
AHMADA RWEYEMAMU NGEMERA,
NEUER BOTSCHAFTER DER VEREINIGTEN REPUBLIK TANSANIA BEIM HL. STUHL*

Donnerstag, 29. Mai 2008

 

Exzellenz!

Es ist mir eine Freude, Sie im Vatikan willkommen zu heißen und das Beglaubigungsschreiben entgegenzunehmen, durch das Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der Vereinigten Republik Tansania beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden. Ich danke Ihnen für die Übermittlung der freundlichen Grüße und guten Wünsche von seiten seiner Exzellenz, Herrn Jakaya Mrisho Kikwete, dem Präsidenten der Republik, dem zu begegnen ich die Freude hatte. Ich bitte Sie höflichst, seiner Exzellenz dem Präsidenten, der Regierung und dem tansanischen Volk meinen Dank und meine persönlichen guten Wünsche zu überbringen.

Herr Botschafter, die Menschen in Ostafrika schauen wegen seiner Stabilität und seiner Atmosphäre der Toleranz und des Friedens mit Achtung und Wertschätzung auf Ihr Land. Tansania wird auch hoch geschätzt aufgrund der wichtigen Rolle, die seine politisch Verantwortlichen beim Befriedungsprozeß in der Region der Großen Seen und bei anderen Initiativen zur Friedenssicherung einnehmen. Ebenso hat die großherzige Gastfreundschaft, die Tansania trotz eigener wirtschaftlicher Schwierigkeiten Kriegsflüchtlingen aus den Nachbarländern gewährt, große Anerkennung für die edlen Empfindungen des tansanischen Volkes geweckt. Einige negative Entwicklungen wie die Zunahme des Waffenhandels in der Region und die Unterbrechungen wichtiger Initiativen des Dialogs und der Versöhnung haben in letzter Zeit an der unmittelbaren Zukunft des Friedensprozesses Zweifel aufkommen lassen. Die Regierungsverantwortlichen und viele Männer und Frauen guten Willens möchten diesen Prozeß natürlich um jeden Preis aufrechterhalten und zu einem guten Ende führen. Es dürfen keine Mühen gescheut werden, um die unverzichtbaren Voraussetzungen für ein normales Leben sowie für die Entwicklung und kulturelle Förderung der betroffenen Bevölkerungsgruppen wiederherzustellen. Der Heilige Stuhl schließt sich mit seiner Stimme diesem Appell an und ermahnt auch weiterhin alle Verantwortungsträger in der Region, das Vertrauen in den Wert des Dialogs nicht zu verlieren, sondern mit offenem Geist alle Möglichkeiten, die zu einem dauerhaften Friedensschluß führen können, zu erkunden und ihnen nachzugehen.

Tansania kann auf sein harmonisches Zusammenleben verschiedener ethnischer und religiöser Gruppen stolz sein, ein Erbe, das vom Gründerpräsidenten Julius Nyerere und anderen wichtigen Staatsmännern an die gegenwärtigen Generationen weitergegeben wurde. Jede Generation muß diesen Schatz auch weiterhin in Ehren halten und bewahren. Es muß dafür gesorgt werden, daß das Gemeinwohl aller Tansanier sowie die Würde und die wahren Rechte aller Menschen gegenüber besonderen Forderungen oder Interessen bestimmter Gruppen Vorrang haben. In diesem Zusammenhang bedarf es der Entscheidungsfindung und eines entschlossenen Handelns von seiten der Autoritäten, um ungerechte Begünstigungen wie auch Initiativen zu unterbinden, die unter Umständen Intoleranz und Gewalt säen können und die unvereinbar mit einem politischen Programm sind, das auf den allgemeinen Menschenrechten und der Rechtsstaatlichkeit gründet. Die katholische Kirche setzt sich dafür ein, positive Beziehungen zwischen den ethnischen Gruppen und den Dialog mit Angehörigen anderer Religionen zu fördern. Dies ist ein grundlegender Bestandteil ihres Wunsches, Zeugnis von der universalen Liebe Gottes zu geben. Es ist für sie eine große Freude, der Gesellschaft beim Aufbau einer Umwelt zu helfen, die vom Wohlwollen aller Männer und Frauen untereinander geprägt ist und auf gegenseitigem Kennenlernen und gegenseitiger Wertschätzung und Achtung gründet.

Das richtige Umfeld und geeignete Strukturen für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes zu schaffen, ist eines der wichtigen Ziele des guten Regierens. Das internationale Vertrauen und Wohlwollen gegenüber Tansania wurde nicht zuletzt durch den Einsatz im Kampf gegen die Korruption hervorgerufen, und die Wirtschaft hat mit beständigem Fortschritt darauf reagiert. Die Erfahrung vieler Entwicklungsländer zeigt, daß Zuverlässigkeit und Transparenz, besonders beim Gebrauch öffentlicher Gelder, nicht nur die notwendige moralische Integrität der Amtsträger aufrechterhalten, sondern in sich selbst unverzichtbare wirtschaftliche Faktoren für stabilen Fortschritt sind. Es ist große Sorgfalt darauf zu verwenden, diesen Weg fortzusetzen, verbunden mit dem deutlichen Willen, benachteiligte Sektoren zur rechtmäßigen und aktiven Teilnahme am allgemeinen wirtschaftlichen Wachstum zu führen. Während Ihr Land die Infrastruktur weiter ausbaut und Investitionen zur Unterstützung der Landwirtschaft und Industrie fördert, hoffe ich, daß Ihr Volk zuversichtlich für das Wohl seines Heimatlandes arbeitet und daß Tansania stets Offenheit, Vertrauen und tatkräftige Unterstützung auf internationaler Ebene finden wird.

Ich freue mich zu erfahren, daß beträchtliche Anstrengungen unternommen wurden, um einen breiter angelegten Zugang zu Erziehung und Bildung zu fördern, im Wissen, daß diese zu den wichtigsten Entwicklungsfaktoren gehören. Außerdem war es eine kluge Entscheidung, Schulungsprogramme für Lehrer und anderes Personal in Schulen und Gesundheitszentren einzurichten, denn die Errichtung geeigneter Strukturen kann nicht getrennt werden von den entsprechenden Bemühungen, qualifizierte Kräfte auszubilden. Ich danke Ihnen, Herr Botschafter, für Ihre anerkennenden Worte über den Dienst, den die katholische Kirche den Menschen Ihres Landes anbietet. Sowohl im Bereich der Erziehung und Bildung als auch in der Gesundheitsfürsorge müssen den verschiedenen Projekten und Einrichtungen je nach Bedarf oder Leistung finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden. Gerechtigkeit und Transparenz in diesem Bereich fördern den Geist loyaler Zusammenarbeit von Privatinitiativen und öffentlichen Einrichtungen. In denselben Bereichen der Entwicklung müssen die Einrichtungen immer weiter ausgebaut und qualitativ verbessert werden, um den Bedürfnissen der Bevölkerung entgegenzukommen. Ich bin sicher, daß die tansanischen Katholiken den ihnen zukommenden Beitrag durch die kirchlichen Einrichtungen und Initiativen leisten werden, beseelt durch den christlichen Dienst am Nächsten und die großherzige Liebe zu ihrem Land.

Exzellenz, anläßlich Ihrer Amtsübernahme als Vertreter der Vereinigten Republik Tansania beim Vatikan habe ich einige der Gesichtspunkte und der aufrichtigen Hoffnungen des Heiligen Stuhls für Ihr Land zum Ausdruck gebracht. Möge Ihre Mission dazu dienen, die Bande zwischen dem tansanischen Volk und dem Heiligen Stuhl zu stärken. Seien Sie versichert, daß die verschiedenen Dikasterien der Römischen Kurie Sie bereitwillig bei Ihrer Aufgabe unterstützen werden. Mit meinem Gebet und meinen besten Wünschen für den Erfolg Ihrer Mission rufe ich den überreichen Segen des allmächtigen Gottes auf Sie und Ihre Familie sowie auf das Volk Ihres Landes herab.


*L'Osservatore Romano n. 24 p. 9.

 

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