ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
AN HERRN HISSEIN BRAHIM TAHA,
NEUER BOTSCHAFTER DES TSCHAD BEIM HL. STUHL*
Donnerstag, 29. Mai 2008
Herr Botschafter!
Mit Freude empfange ich Eure Exzellenz im Vatikan anläßlich der Überreichung des Beglaubigungsschreibens, durch das Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter des Tschad beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden, und ich danke Ihnen für die Übermittlung der freundlichen Botschaft Seiner Exzellenz Herrn Idriss Deby Itno, des Präsidenten der Republik. Zudem wäre ich dankbar, wenn Sie ihm meinerseits meine besten Wünsche für ihn persönlich und für das ganze Volk des Tschad aussprechen, verbunden mit dem Wunsch, daß alle Frieden und Wohlergehen erleben können.
Die Suche nach Frieden und Sicherheit für alle muß in der Tat für die Verantwortlichen der Nationen eine ständige und grundlegende Sorge sein. Ohne die Errichtung eines dauerhaften Friedens kann es keine echte Entwicklung geben. Nach dem Appell, den ich am vergangenen 6. Februar zugunsten der Bevölkerungsgruppen des Tschad ausgesprochen habe, bringe ich den Wunsch zum Ausdruck, daß es ohne Zögern zu einer echten nationalen Aussöhnung komme und die internationale Solidarität ihren Beitrag leiste, um den notleidenden Menschen tatkräftig zu helfen. Die mit der Führung der Völker dieser Region beauftragten Verantwortlichen sollen alles in ihrer Macht Stehende tun, um der Gewalt Einhalt zu gebieten und auf diese Weise günstige Bedingungen zu schaffen, die allen ein Leben in Frieden und Würde ermöglichen! Ich denke auch an die vielen Flüchtlinge, die in Ihrem Land Asyl gefunden haben. Mögen die Anstrengungen, die unternommen werden, um diesen manchmal in dramatischen Verhältnissen lebenden Familien beizustehen, ihnen helfen, wieder eine Situation vorzufinden, in der ihre grundlegenden Menschenrechte wirklich gewährleistet sind.
Aus dieser Sicht ist es notwendig, daß durch eine gute Verwaltung die wirtschaftlichen Ressourcen des Landes immer in den Dienst eines tatsächlichen sozialen Fortschritts gestellt werden, der der Bevölkerung die Möglichkeit gibt zu sehen, daß sich ihre berechtigten Ansprüche erfüllen. Um die Stabilität und die Einheit der Nation zu festigen, nötigt die Sorge um das Gemeinwohl dazu, den Reichtum des Landes gerecht und angemessen zu verteilen und dabei besonders die Menschen zu berücksichtigen, die sich am Rand des sozialen und wirtschaftlichen Fortschritts befinden.
Die Qualität der Beziehungen zwischen den im Tschad vertretenen Religionsgemeinschaften, insbesondere zwischen Christen und Muslimen, ist ein wichtiges Element auf dem Weg des Friedens und der Versöhnung. Jeder muß seinen Glauben furchtlos äußern und bei der Wahl seiner Religion der Stimme seines Gewissens folgen können. Ich freue mich, Herr Botschafter, zu erfahren, daß in Ihrem Land trotz der Schwierigkeiten, die auftreten können, Christen und Muslime versuchen, die Beziehungen in gegenseitiger Achtung und gegenseitigem Verständnis zu festigen. Ich wünsche mir, daß diese Beziehungen zum Gemeinwohl und zum Aufbau einer harmonischen und befriedeten Gesellschaft führen. Um mangelndes Verständnis zu überwinden, muß immer der Dialog der Weg bleiben, der es gestattet, jede Gewaltanwendung zu vermeiden.
Wie Sie, Herr Botschafter, festgestellt haben, umfaßt das Engagement der katholischen Kirche im Dienst der Gesellschaft des Tschad ohne Unterschied von Herkunft und Religion viele Bereiche, wie die Gesundheitsfürsorge, die Erziehung und die Entwicklung. Durch ihre sozialen Werke verleiht die katholische Gemeinschaft ihrer Sorge um die Förderung der Würde jedes Menschen Ausdruck. Aus dieser Sicht möchte ich ganz besonders die Arbeit der Kirche für die Erziehung und Bildung der Jugend hervorheben; sie erfolgt vor allem durch die katholischen Schulen, die innerhalb des Erziehungssystems im Tschad einen herausragenden Platz einnehmen. Durch diese Schulen – Bereiche, wo Jugendliche aus verschiedenen religiösen und sozialen Milieus einander zu achten und miteinander zu leben lernen – will die Kirche gegen jede Form von Armut ankämpfen und zum Aufbau einer immer brüderlicheren und solidarischeren Gesellschaft beitragen. Erlauben Sie mir, Herr Botschafter, zum Abschluß dieser Begegnung die Bischöfe des Tschad sowie alle Mitglieder der katholischen Gemeinschaft durch Sie grüßen zu lassen. Ich versichere sie meiner geistlichen Nähe und ermuntere sie, fest im Glauben und mutig in den Prüfungen zu bleiben, die sie mit ihren Mitbürgern teilen; so geben sie Zeugnis von ihrem Einsatz für den gemeinsamen Aufbau einer versöhnten Gesellschaft. Da Sie nun Ihre edle Mission antreten, spreche ich Ihnen, Herr Botschafter, in der Gewißheit, daß Sie bei meinen Mitarbeitern immer aufmerksame Aufnahme finden werden, meine herzlichen Wünsche für deren glückliche Erfüllung aus, damit die harmonischen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Tschad fortgesetzt werden und sich weiterentwickeln.
Auf Eure Exzellenz, Ihre Familie, Ihre Mitarbeiter und auch auf die Verantwortlichen und alle Einwohner des Tschad rufe ich von ganzem Herzen die Fülle des göttlichen Segens herab.
*L'Osservatore Romano n. 24 p. 9.
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