APOSTOLISCHE REISE
VON PAPST BENEDIKT XVI.
NACH KAMERUN UND ANGOLA
(17.-23. MÄRZ 2009)
BEGRÜSSUNGSZEREMONIE
ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
Internationaler Flughafen "4 de Fevereiro", Luanda
Freitag, 20. März 2009
Sehr geehrter Herr Präsident,
verehrte zivile und militärische Autoritäten,
verehrte Mitbrüder im bischöflichen Dienst,
liebe angolanische Freunde!
Mit aufrichtigen Gefühlen der Hochachtung und der Freundschaft betrete ich den Boden dieser edlen und jungen Nation im Rahmen eines Pastoralbesuchs, bei dem ich im Geist den gesamten afrikanischen Kontinent im Blick habe, wenn ich auch persönlich nur in Yaoundé und Luanda anwesend sein kann. Alle sollen jedoch wissen, daß in meinem Herzen und meinem Gebet ganz Afrika und insbesondere das angolanische Volk gegenwärtig sind, das ich von Herzen ermutigen möchte, voranzuschreiten auf dem Weg der Versöhnung und beim Wiederaufbau des Landes und der Institutionen.
Herr Präsident, ich danke Ihnen zunächst für die von Ihnen ausgesprochene liebenswürdige Einladung, Ihr Land zu besuchen, und für die herzlichen Worte des Willkommens, die Sie eben an mich gerichtet haben. Nehmen Sie meine ehrerbietigen Grüße und besten Wünsche entgegen, in die ich auch die anderen Autoritäten einschließe, die freundlicherweise zu meiner Begrüßung hier zusammengekommen sind. In der Person ihrer hier anwesenden Bischöfe grüße ich die gesamte katholische Kirche in Angola und danke allen angolanischen Freunden für den herzlichen Empfang, den sie mir bereitetet haben. Allen, die mir über Radio und Fernsehen folgen, übermittle ich gleichermaßen den Ausdruck meiner Freundschaft, in der Gewißheit des himmlischen Wohlwollens für die uns anvertraute gemeinsame Sendung: zusammen eine freiere, friedlichere und solidarischere Gesellschaft aufzubauen.
Wie sollte man nicht an jenen illustren Besucher denken, der im Juni 1992 Angola gesegnet hat: meinen geschätzten Vorgänger Johannes Paul II.?
Als unermüdlicher Missionar Jesu Christi bis an die Enden der Erde zeigte er den Weg zu Gott und lud alle Menschen guten Willens ein, auf ihr in rechter Weise gebildetes Gewissen zu hören und im Geist der Liebe und der Vergebung eine Gesellschaft der Gerechtigkeit, des Friedens und der Solidarität aufzubauen. Was mich betrifft, möchte ich daran erinnern, daß ich aus einem Land stamme, in dem Frieden und Brüderlichkeit den Herzen aller Einwohner teuer sind, insbesondere denen, die – wie ich – den Krieg und die Spaltungen erlebt haben, die unter Brüdern ein- und derselben Nation herrschten aufgrund von verheerenden und unmenschlichen Ideologien, die unter dem falschen Schein der Wunschträume und Illusionen die Menschen mit dem Joch der Unterdrückung belasteten. So könnt ihr verstehen, wie sehr mir der Dialog zwischen den Menschen am Herzen liegt, als Mittel, um jede Form des Konflikts und der Spannung zu überwinden und aus jeder Nation – also auch aus eurer Heimat – ein Haus des Friedens und der Brüderlichkeit zu machen. Im Hinblick auf dieses Ziel müßt ihr die besten Werte eures spirituellen und kulturellen Erbes, dessen Träger Angola ist, aufgreifen, einander ohne Angst begegnen und aufeinander zugehen, indem ihr bereit seid, die geistigen und materiellen Güter zum Wohl aller miteinander zu teilen.
Wie sollte man hier nicht an die Bevölkerung der Provinz Kunene denken, die von starken Regenfällen und Überschwemmungen schwer geprüft wird? Diese Naturkatastrophen haben zahlreiche Tote gefordert und viele Familien durch die Zerstörung ihrer Häuser obdachlos gemacht? Der leidgeprüften Bevölkerung möchte ich in diesem Augenblick meine Solidarität zusichern und sie zur Hoffnung ermutigen, um mit der Hilfe aller neu anzufangen.
Liebe angolanische Freunde, euer Land ist ein reiches Territorium; eure Nation ist stark. Nutzt diese Gaben, um den Frieden und die Verständigung zwischen den Völkern auf der Grundlage von Loyalität und Gleichberechtigung zu fördern, die in Afrika jene friedliche und solidarische Zukunft begünstigen, nach der sich alle sehnen und auf die alle ein Recht haben. Daher bitte ich euch: Gebt nicht dem Gesetz des Stärkeren nach! Denn Gott hat es den Menschen gegeben, daß sie sich mit den »Flügeln« der Vernunft und des Glaubens über ihre natürlichen Neigungen erheben können. Wenn ihr euch von diesen Flügeln tragen laßt, wird es euch nicht schwerfallen, im anderen den Bruder zu erkennen, der mit den gleichen Grundrechten geboren wurde. Leider gibt es innerhalb der Grenzen eures Landes noch sehr viele arme Menschen, die die Achtung ihrer Rechte fordern. Man darf die vielen Angolaner nicht vergessen, die weit unterhalb der Armutsgrenze leben. Enttäuscht ihre Erwartungen nicht!
Es handelt sich um eine gewaltige Aufgabe, die eine größere Beteiligung aller Bürger erfordert. Die gesamte angolanische Zivilgesellschaft muß darin einbezogen werden; diese jedoch muß dafür gefestigter und besser geordnet sein sowohl in den Komponenten, aus denen sie sich zusammensetzt, als auch im Dialog mit der Regierung. Damit eine Gesellschaft entstehen kann, die wirklich Sorge trägt für das Gemeinwohl, sind Werte notwendig, die von allen geteilt werden. Ich bin überzeugt, daß Angola sie auch heute im Evangelium Jesu Christi finden kann, so wie es vor langer Zeit bei einem eurer berühmten Vorfahren geschah: Dom Afonso I. Mbemba-a-Nzinga. Durch sein Wirken entstand vor 500 Jahren in Mbanza Kongo ein christliches Reich, das bis zum 18. Jahrhundert existierte. Aus seiner Asche konnte um 1900 eine erneuerte Kirche erstehen, die bis in unsere Tage nicht aufgehört hat zu wachsen. Gott sei dafür gedankt! Das ist der erste Grund, der mich nach Angola geführt hat: einer der ältesten katholischen Gemeinschaften im Afrika südlich des Äquators zu begegnen, um sie in ihrem Glauben an den Auferstandenen zu bestärken und mich den Bittgebeten ihrer Söhne und Töchter anzuschließen, damit die Zeit des Friedens, der Gerechtigkeit und der Brüderlichkeit in Angola nicht aufhört und es ihnen möglich ist, die Sendung zu erfüllen, die Gott ihnen zum Wohl des Volkes und im Konzert der Nationen anvertraut hat. Gott segne Angola!
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