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ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
AN HERRN CHARLES BORROMÉE TODJINOU,
NEUER BOTSCHATER VON BENIN BEIM HL. STUHL*


Freitag, 29. Mai 2009

 

Herr Botschafter,

ich freue mich, Sie anläßlich der Übergabe des Schreibens, durch das Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter von Benin beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden, im Vatikan zu empfangen. Ich möchte Ihnen sowohl für die liebenswürdigen Worte, die Sie an mich gerichtet haben, als auch für die herzliche Botschaft, die Sie mir von seiten Seiner Exzellenz, dem Präsidenten der Republik Boni Yayi übermittelt haben, meine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen. In der freudigen Erinnerung an den Besuch, den er mir im Vatikan abgestattet hat, wäre ich Ihnen dankbar, wenn sie ihm meinerseits meinen Dank und die Versicherung meiner herzlichen Wünsche für die ganze Nation zukommen ließen, daß sie mutig auf dem Weg der menschlichen und geistlichen Entwicklung voranschreiten möge.

Sie haben es in Ihrer Rede angesprochen, Herr Botschafter: die derzeitige internationale Finanzkrise könnte möglicherweise die verdienstvollen Anstrengungen gefährden, die zahlreiche Länder für ihre Entwicklung unternommen haben. Zudem ist es mehr denn je erforderlich, daß alle Komponenten der Nation im Dienst für das Gemeinwohl zusammenarbeiten. Das erfordert, daß eine echte Demokratie eingerichtet wird, die auf einem korrekten Verständnis der menschlichen Person gründet. Im Laufe der letzten Jahre hat sich Ihr Land – besonders mit der Unterstützung der katholischen Kirche und anderer religiöser Gruppen – mutig um diesen Weg bemüht. Die Entwicklung eines solchen Demokratisierungsprozesses stellt eine Garantie für den sozialen Frieden, die Stabilität und die Einheit des Landes dar, wenn er sich auf die Würde jeder Person, auf die Achtung der Menschenrechte sowie auf das als Ziel und Kriterium für die Ordnung des politischen Lebens anerkannte »Gemeinwohl« stützt (vgl. Kompendium der Soziallehre der Kirche, 407). In dieser Hinsicht ist die Einrichtung eines aufrichtigen Dialogs unter den Menschen und unter den Institutionen von großer Bedeutung.

Ich möchte auch den Einsatz Ihres Landes für die Konsolidierung des Friedens und der Stabilität in verschiedenen Gebieten der Welt begrüßen. Dieses Zeichen der Solidarität mit den schwer getroffenen Nationen vor allem in Afrika ist ein beachtlicher Beitrag für die Förderung der Werte des Guten, der Wahrheit und der Gerechtigkeit sowie für den Schutz unschuldigen Lebens. Die Suche nach Frieden und Versöhnung ist eine große Verantwortung für diejenigen, die die Aufgabe haben, die Nationen zu führen, denn Gewalt kann die Probleme niemals lösen und stellt eine unannehmbare Verletzung der Würde des Menschen dar.

Daß Sie, Herr Botschafter, am heutigen Vormittag hier anwesend sind, bezeugt die guten Beziehungen, die zwischen Benin und dem Heiligen Stuhl bestehen. Erlauben Sie mir hier in diesem Rahmen an die hervorragende, von Kardinal Bernardin Gantin geleistete Arbeit zu erinnern, der dem Leben der katholischen Gemeinschaft Ihres Landes einen besonderen Impuls gegeben hat und dessen Persönlichkeit immer noch von allen Einwohnern Benins respektiert und bewundert wird. Möge sein großherziger Einsatz für die Kirche, für Benin und für Afrika für viele Ihrer Mitbürger ein Beispiel der Opferbereitschaft und der Selbsthingabe für die anderen bleiben!

Wie Sie, Exzellenz, bereits herausgestellt haben, ist Benin ein freundliches, ein gastliches und ein tolerantes Land. Die katholische Kirche, die im Volk von Benin seit vielen Jahren verwurzelt ist, führt ihre Arbeit im Dienst des Landes fort und bietet so in vielen Bereichen ihren eigenen Beitrag zur Entwicklung des Landes an, vor allem in der Erziehung, im Gesundheitswesen und in der Förderung des Menschen. Damit möchte sie sich dem nationalen Bemühen anschließen, damit jeder Mensch und jede Familie in Würde leben. Das Mitwirken der Kirche am gesellschaftlichen Leben ist ein wichtiger Bestandteil ihrer Sendung. Da die Kirche das Evangelium innerhalb der gesellschaftlichen Beziehungen verkünden und aktualisieren möchte, kann sie gegenüber einigen Tatsachen, die das Leben der Menschen ausmachen, nicht gleichgültig bleiben. Ich freue mich also zu wissen, daß die Arbeit der Kirche von der Bevölkerung geschätzt wird und daß sie sich außerdem der Unterstützung durch die Behörden erfreut.

Die Entwicklung harmonischer Beziehungen zwischen Katholiken und Mitgliedern anderer Religionen, die in Ihrem Land zumeist von gegenseitigem Verständnis geprägt sind, muß ebenfalls ermutigt werden. Die kulturellen oder religiösen Verschiedenheiten sollen eine qualitative Bereicherung der gesamten Gesellschaft erlauben. Wie ich kürzlich Gelegenheit zu sagen hatte: »Wir müssen durch unsere gegenseitige Achtung und Solidarität gemeinsam zeigen, daß wir uns selbst als Glieder einer Familie betrachten: der Familie, die Gott von der Schöpfung der Welt bis zum Ende der menschlichen Geschichte geliebt und um sich gesammelt hat« (Ansprache an die Teilnehmer am katholisch-muslimischen Forum, 6. November 2008). Es ist also wünschenswert, daß eine immer echtere und klarere beiderseitige Kenntnis den Ausdruck eines Einvernehmens hinsichtlich der fundamentalen Werte zulassen möge, vor allem hinsichtlich der Werte, die den Schutz und die Förderung des Lebens und der Familie betreffen, sowie eine Zusammenarbeit in allen Bereichen, die das gemeinsame Wohlergehen fördern.
Gestatten Sie mir, Herr Botschafter, durch Sie die katholische Gemeinschaft Ihres Landes zu grüßen, die um ihre Bischöfe vereint ist. Ich wünsche mir, daß die Katholiken in der Bevölkerung von Benin Hoffnung und Frieden säen können. Ich lade sie dazu ein, mit allen zusammenzuarbeiten, um eine immer solidarischere und brüderlichere Gesellschaft zu schaffen.

Herr Botschafter, an diesem Tag, an dem Sie Ihre Mission beim Apostolischen Stuhl beginnen, spreche ich Ihnen meine besten Wünsche zu einem guten Gelingen aus und versichere Ihnen, daß Sie bei meinen Mitarbeitern stets Verständnis und Unterstützung für eine frohe Erfüllung Ihrer Arbeit finden werden.

Von ganzem Herzen bitte ich den Allmächtigen um die Fülle seines Segens für Sie, für Ihre Familie, für Ihre Mitarbeiter sowie für die Bevölkerung von Benin und ihre Regierenden.


*L'Osservatore Romano n. 27 p. 10.

 

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