BEGRÜSSUNGSZEREMONIE
ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
Internationaler Flughafen von Malta - Luqa
Samstag, 17. April 2010
(Video)
Herr Präsident,
liebe Mitbrüder im Bischofsamt,
sehr geehrte Vertreter des öffentlichen Lebens,
meine Damen und Herren!
Jien kuntent ħafna li ninsab fostkom! [Ich freue mich, hier bei Ihnen zu sein!]
Es ist mir eine große Freude, heute hier bei Ihnen in Malta zu sein. Ich komme als Pilger in Ihre Mitte, um dem Herrn Dank zu sagen und ihn für die Wunder zu preisen, die er hier gewirkt hat. Ich komme auch als Nachfolger Petri, um Sie im Glauben zu stärken (vgl. Lk 22,32) und mich mit Ihnen im Gebet zum einen lebendigen und wahren Gott zu vereinen, in Gemeinschaft mit allen Heiligen, einschließlich des heiligen Paulus, des großen Apostels Maltas. Obwohl mein Besuch in Ihrem Land kurz ist, bete ich darum, daß er reiche Frucht bringe.
Ich bin Ihnen, Herr Präsident, für die freundlichen Worte dankbar, mit denen Sie mich in Ihrem Namen und im Namen des maltesischen Volkes begrüßt haben. Ich danke Ihnen für die Einladung und für die viele Arbeit, die Sie und die Regierung geleistet haben, um meinen Besuch vorzubereiten. Ich danke dem Premierminister, den Vertretern der Zivilbehörden und des Militärs, den Mitgliedern des Diplomatischen Corps und allen Anwesenden für die Ehre ihrer Gegenwart bei diesem Anlaß und für den herzlichen Empfang.
In besonderer Weise grüße ich Erzbischof Paul Cremona, Bischof Mario Grech und Weihbischof Annetto Depasquale sowie alle anderen anwesenden Bischöfe. Mit meinem Gruß an Sie möchte ich auch meine Zuneigung den Priestern, Diakonen, Ordensleuten und allen Gläubigen gegenüber zum Ausdruck bringen, die Ihrer Hirtensorge anvertraut sind.
Der Anlaß meines Besuchs dieser Inseln ist der 1950. Jahrestag des Schiffsbruchs des heiligen Paulus vor der Insel Malta. Der heilige Lukas beschreibt dieses Ereignis in der Apostelgeschichte, und aus seinem Bericht haben Sie das Thema für diesen Besuch gewählt: „Jeħtieg iżda li naslu fi gżira“ [„Wir müssen allerdings an einer Insel stranden“] (Apg 27,26). Manche mögen die Ankunft des heiligen Paulus auf Malta durch ein menschlich unvorhersehbares Ereignis für einen bloßen Zufall der Geschichte halten. Mit den Augen des Glaubens hingegen vermögen wir hier das Wirken der göttlichen Vorsehung zu erkennen.
Malta stand in der Tat am Scheideweg vieler großer Ereignisse und kultureller Veränderungen in der Geschichte Europas und der Mittelmeerländer bis in unsere Zeit hinein. Diese Inseln spielten eine Schlüsselrolle in der politischen, religiösen und kulturellen Entwicklung Europas, des Nahen Ostens und Nordafrikas. Nach dem geheimnisvollen Plan Gottes brachten also der heilige Paulus und die frühen Jünger Christi das Evangelium an diese Küsten. Ihre Missionstätigkeit trug über die Jahrhunderte viel Frucht und leistete einen unermeßlichen Beitrag zur Formung der reichen und hohen Kultur Maltas.
Wegen ihrer geographischen Lage waren diese Inseln mehr als einmal von großer strategischer Bedeutung, selbst in jüngster Zeit: Das Georgskreuz auf Ihrer Nationalflagge bezeugt ja stolz den großen Mut Ihrer Bevölkerung während der dunklen Tage des letzten Weltkriegs. Ebenso sprechen die für die Architektur der Insel charakteristischen Festungsanlagen von früheren Kämpfen, als Malta so viel zur Verteidigung der Christenheit zu Land und zu Wasser beigetragen hat. Malta spielt weiter eine wertvolle Rolle in den laufenden Debatten über die Identität, Kultur und Politik Europas. Gleichzeitig hebe ich gerne das Engagement Ihrer Regierung für weiterreichende humanitäre Projekte, besonders in Afrika, hervor. Es ist sehr zu hoffen, daß dies helfen wird, als Ausdruck echter christlicher Nächstenliebe das Wohl derer zu fördern, denen es weniger gut geht als Ihnen.
Malta hat tatsächlich viel zu so verschiedenen Fragen wie Toleranz, Gegenseitigkeit, Immigration und andere für die Zukunft dieses Kontinents entscheidende Themen beizutragen. Ihr Land soll weiterhin für die Unauflöslichkeit der Ehe als natürliche und sakramentale Institution sowie für die wahre Natur der Familie eintreten – genauso wie es dies für die Heiligkeit des menschlichen Lebens von der Zeugung bis zum natürlichen Tod tut – und auch für die gebührende Achtung der Religionsfreiheit, und zwar so, daß es zu einer echten ganzheitlichen Entwicklung der einzelnen und der Gesellschaft führt.
Malta hat außerdem eine enge Verbindung zum Nahen Osten nicht nur unter kulturellen und religiösen, sondern sogar unter sprachlichen Aspekten. Erlauben Sie mir, Sie zu ermutigen, dieses Zusammenspiel von Fähigkeiten und Stärken noch mehr einzusetzen, um als Brücke der Verständigung zwischen den Völkern, Kulturen und Religionen zu dienen, die das Mittelmeer umgeben. Viel muß noch getan werden, um Beziehungen von echtem Vertrauen und fruchtbarem Dialog aufzubauen, und Malta liegt günstig, um den Nachbarn im Norden und Süden, im Osten und Westen die Hand zur Freundschaft zu reichen.
Das maltesische Volk, das seit fast zweitausend Jahren von der Lehre des Evangeliums erleuchtet und von seinen christlichen Wurzeln beständig gestärkt wird, ist zu Recht stolz auf die unabdingbare Rolle, die der katholische Glaube in der Entwicklung seiner Nation gespielt hat. Die Schönheit unseres Glaubens kommt hier auf verschiedene und sich ergänzende Weisen zum Ausdruck, nicht zuletzt in einem Leben in Heiligkeit, das die Malteser sich selbst zum Wohl der anderen hingeben ließ. Zu diesen gehört Dun Ġorġ Preca; vor erst drei Jahren (3. Juni 2007) hatte ich ja die Freude, ihn heiligzusprechen. Sie alle lade ich ein, seine Fürsprache anzurufen, damit mein erster Pastoralbesuch bei Ihnen geistlich fruchtbar werde.
Ich freue mich darauf, während meiner Zeit in Malta mit Ihnen zu beten, und als Vater und Bruder möchte ich Ihnen meine Liebe versichern und daß ich sehnlich wünsche, diese Zeit mit Ihnen in Glauben und Freundschaft zu verbringen. Mit diesen Gedanken vertraue ich Sie alle dem Schutz Unserer Lieben Frau von Ta’ Pinu und Ihres Vaters im Glauben, des großen Apostels Paulus, an.
Il-Mulej ibierek lill-poplu kollu ta’ Malta u ta’ Għawdex! [Gott segne alle Menschen auf Malta und Gozo!]
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