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ANSPRACHE VON PAPST BENEDIKT XVI.
AN EINE DELEGATION BULGARIENS ANLÄSSLICH DES LITURGISCHEN GEDENKTAGS DER HLL. CYRILL UND METHODIUS

Montag, 23. Mai 2010

 

Frau Parlamentspräsidentin,
sehr geehrte Regierungsmitglieder und verehrte Obrigkeiten,
ehrwürdige Brüder der orthodoxen Kirche und der katholischen Kirche!

Ich möchte meinen ehrerbietigen Gruß an die von der Parlamentspräsidentin angeführte offizielle Delegation Bulgariens richten, die traditionsgemäß im Kontext des liturgischen Festes der hll. Cyrill und Methodius nach Rom gekommen ist. Diese willkommene Begegnung, die auch in diesem Jahr stattfindet, gibt mir die Gelegenheit, nochmals auf die geistliche und kulturelle Bedeutung dieser beiden berühmten und verdienstvollen Pioniere der Evangelisierung Europas hinzuweisen, deren Gestalten sowohl im Osten wie auch im Westen verehrt werden. Durch ihre mutige Predigttätigkeit auf den Straßen des Kontinents unterstützten sie eine umfassende geistige Erneuerung und legten die Fundamente für eine authentische Förderung der Freiheit und Einheit des christlichen Europas. Cyrill und Methodius waren »lebendiges Evangelium« und sprechende Zeichen der Güte des Herrn, deshalb erreichte ihr Zeugnis leichter die Menschen ihrer Zeit.

Die Völker Europas, die sich in diesen Jahren neuen Perspektiven der Zusammenarbeit öffnen, erinnern diese beiden großen Heiligen daran, daß ihre Einheit stabiler sein wird, wenn sie auf die gemeinsamen christlichen Wurzeln gegründet ist. Denn in der komplexen Geschichte Europas ist das Christentum ein zentrales und bedeutsames Element. Der christliche Glaube hat die Kultur des alten Kontinents geformt und sich unauflöslich mit seiner Geschichte verflochten, so daß diese unverständlich bliebe, würde man nicht auf die Ereignisse hinweisen, die zunächst die große Epoche der Evangelisierung gekennzeichnet haben sowie dann die langen Jahrhunderte, in denen das Christentum eine immer wichtigere Rolle gespielt hat.

Deshalb ist es wichtig, daß Europa – auf den Spuren seiner besten Geschichte – auch in seiner geistlichen Dimension wächst. Die Einheit des Kontinents, die allmählich im Bewußtsein der Menschen reift und auch politisch gesehen Gestalt annimmt, ist eine Perspektive großer Hoffnung. Die Europäer sind aufgerufen, sich dafür einzusetzen, die Voraussetzungen eines tiefen Zusammenhaltes und einer wirksamen Zusammenarbeit unter den Völkern zu schaffen. Um das neue Europa auf soliden Grundlagen zu errichten, reicht es nicht aus, nur an die wirtschaftlichen Interessen zu appellieren, sondern es ist notwendig, sich vielmehr auf die echten Werte zu stützen, die ihr Fundament im allgemeinen Sittengesetz haben, das in das Herz jedes Menschen eingeschrieben ist. Von Herzen wünsche ich, daß das sittliche und kulturelle Erbe der hll. Cyrill und Methodius in jedem von Ihnen stets den Wunsch nähren möge, das geistige Erbe Ihrer Länder fruchtbar zu machen und zugleich die Offenheit und Gemeinschaft im gegenseitigen Respekt zu beherzigen. Möge diese unsere Begegnung Beweggrund sein für weitere Beziehungen in Brüderlichkeit und Solidarität. Der Herr segne Ihr geliebtes Land und all seine Bürger.

 



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