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PAPST FRANZISKUS

ANGELUS

Petersplatz
Sonntag, 1. November 2015

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Liebe Brüder und Schwestern,
guten Tag und einen gesegneten Feiertag!

Bei der Feier des heutigen Hochfestes Allerheiligen spüren wir mit besonderer Lebendigkeit die Wirklichkeit der Gemeinschaft der Heiligen, unserer großen Familie, die aus allen Gliedern der Kirche besteht, sowohl aus uns, die wir noch Pilger auf Erden sind, als auch – in unendlich größerem Maß – aus jenen, die sie bereits verlassen haben und in den Himmel gegangen sind. Wir sind alle vereint, und das bedeutet »Gemeinschaft der Heiligen«, nämlich die Gemeinschaft aller Getauften.

In der Liturgie ruft das Buch der Offenbarung des Johannes ein wesentliches Merkmal der Heiligen in Erinnerung, und es verwendet folgende Worte: sie sind Menschen, die ganz Gott gehören. Es zeigt sie als eine zahllose Schar von »Erwählten« in weißen Gewändern, die mit dem »Siegel Gottes« gekennzeichnet sind (vgl. 7,2-4. 9-14). Durch dieses Detail wird in allegorischer Sprache hervorgehoben, dass die Heiligen auf vollkommene und ausschließliche Weise zu Gott gehören, sein Eigentum sind. Und was bedeutet es, das Siegel Gottes in seinem Leben und in seiner Person zu tragen? Wieder sagt es uns der Apostel Johannes: es bedeutet, dass wir in Jesus Christus wirklich zu Kindern Gottes geworden sind (vgl. 1 Joh 3,1-3).

Sind wir uns dieses großen Geschenks bewusst? Wir alle sind Kinder Gottes! Erinnern wir uns daran, dass wir in der Taufe das »Siegel« unseres himmlischen Vaters empfangen haben und seine Kinder geworden sind? Um es einfacher auszudrücken: wir tragen den Nachnamen Gottes, unser Nachname ist Gott, weil wir Kinder Gottes sind. Hier liegt die Wurzel der Berufung zur Heiligkeit! Und die Heiligen, deren wir heute gedenken, sind jene, die in der Gnade ihrer Taufe gelebt haben, die das »Siegel« unversehrt bewahrt haben, indem sie sich wie Kinder Gottes verhalten und versucht haben, Jesus nachzuahmen; und jetzt haben sie das Ziel erreicht, da sie endlich »Gott sehen, wie er ist«.

Zum Zweiten zeichnen sich die Heiligen dadurch aus, dass sie Vorbilder sind, die es nachzuahmen gilt. Achten wir darauf: nicht nur jene, die heiliggesprochen wurden, sondern sozusagen die Heiligen »von nebenan«, die sich mit der Gnade Gottes bemüht haben, das Evangelium im gewöhnlichen Alltag ihres Lebens zu verwirklichen. Von diesen Heiligen sind auch uns einige begegnet; vielleicht haben wir einen in der Familie gehabt oder unter Freunden und Bekannten. Wir müssen ihnen dankbar sein, und vor allem müssen wir Gott Dank sagen, dass er sie uns geschenkt hat, dass er sie als lebendige und mutige Beispiele für ein Leben und Sterben in der Treue zu Jesus, dem Herrn, und zu seinem Evangelium an unsere Seite gestellt hat. Wie viele gute Menschen haben wir kennengelernt und kennen wir, und wir sagen: »Ja, dieser Mensch ist ein Heiliger! «, wir sagen das, es kommt uns spontan. Das sind die Heiligen von nebenan, jene, die nicht heiliggesprochen wurden, doch mit uns leben.

Ihre Gesten der Liebe und der Barmherzigkeit nachzuahmen ist ein wenig, als lasse man ihre Gegenwart auf dieser Welt fortdauern. Und tatsächlich sind jene dem Evangelium entsprechenden Gesten die einzigen, die der Zerstörung durch den Tod widerstehen: eine Geste der Zärtlichkeit, eine großherzige Hilfe, eine Zeit, die mit Zuhören verbracht wurde, ein Besuch, ein gutes Wort, ein Lächeln… Es mag sein, dass diese Gesten in unseren Augen unbedeutend erscheinen, doch in den Augen Gottes sind sie ewig, weil die Liebe und das Mitleid stärker sind als der Tod. Die Jungfrau Maria, Königin aller Heiligen, helfe uns, uns immer mehr der Gnade Gottes anzuvertrauen, um voll Elan den Weg der Heiligkeit zu beschreiten. Unserer Mutter empfehlen wir unseren täglichen Einsatz, und zu ihr beten wir auch für unsere lieben Verstorbenen, in der innigen Hoffnung, dass wir uns alle, alle zusammen, eines Tages in der glorreichen Gemeinschaft des Himmels wiederfinden werden.


APPELL

Die traurigen Episoden, durch die sich in den vergangenen Tagen die schwierige Situation in der Zentralafrikanischen Republik verschärft hat, bereiten mir große Sorge. Ich appelliere an die betroffenen Parteien, dass dieser Kette der Gewalt ein Ende gesetzt werde. Im Geist stehe ich den Comboni-Patres der Pfarrei »Unsere Liebe Frau von Fatima« in Bangui nahe, die zahlreiche Vertriebene aufnehmen. Ich bringe meine Solidarität der Kirche, den anderen religiösen Konfessionen und der ganzen zentralafrikanischen Nation zum Ausdruck, die so schwer geprüft werden, während sie alle Anstrengung unternehmen, um die Spaltungen zu überwinden und den Weg des Friedens wieder aufzunehmen. Um dieser so sehr gepeinigten und gequälten Nation die vom Gebet getragene Nähe der ganzen Kirche zu zeigen und alle Zentralafrikaner zu ermutigen, immer mehr Zeugen der Barmherzigkeit und der Aussöhnung zu sein, ist es meine Absicht, am Sonntag, den 29. November, die Heilige Pforte in der Kathedrale von Bangui während der Apostolischen Reise zu öffnen, die ich, wie ich hoffe, in jene Nation unternehmen werde. Gestern wurde in Frascati Schwester Teresa Casini seliggesprochen, die Gründerin der Oblatinnen vom Heiligsten Herzen Jesu. Sie war eine kontemplative und missionarische Frau und hat ihr Leben zu einer Opfergabe für das Gebet und die konkrete Nächstenliebe zur Unterstützung der Priester gemacht. Wir wollen dem Herrn für ihr Zeugnis danken.


Nach dem Angelusgebet:

Ich grüße alle Pilger aus Italien und vielen Ländern; besonders jene aus Malaysia und Valencia (Spanien). Ich grüße die Teilnehmer an der »Corsa dei Santi« [»Wettlauf der Heiligen«] und der »Marcia dei Santi« [»Marsch der Heiligen«], die von der Stiftung »Don Bosco nel mondo« beziehungsweise von der Vereinigung »Famiglia Piccola Chiesa« organisiert wurden. Ich freue mich über diese Veranstaltungen, die der Feier von Allerheiligen eine Dimension des volkstümlichen Festes verleihen. Ich grüße außerdem den Chor von San Cataldo, die Kinder aus Ruvo di Puglia und aus Papanice.

Heute Nachmittag werde ich mich zum Friedhof »Campo Verano« begeben und die heilige Messe für die Verstorbenen feiern. Indem ich den wichtigsten Friedhof Roms besuche, schließe ich mich im Geist allen an, die sich in diesen Tagen überall auf der Welt zum Gebet an den Gräbern ihrer Lieben begeben.

Allen wünsche ich Frieden und Ruhe in der geistlichen Gemeinschaft der Heiligen. Einen schönen Sonntag, und bitte vergesst nicht, für mich zu beten. Gesegnete Mahlzeit und auf Wiedersehen!

 

 



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