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PAPST FRANZISKUS

ANGELUS

Petersplatz
Sonntag, 29. Januar 2023

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Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

In der heutigen Liturgie werden die Seligpreisungen nach dem Matthäus-Evangelium verkündet (vgl. Mt 5,1-12). Die erste ist grundlegend und lautet: »Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich« (V. 3).

Wer sind die »Armen vor Gott«? Es sind diejenigen, die wissen, dass sie sich nicht selbst genügen, dass sie nicht autonom sind, und die »vor Gott als Bettler« leben: Sie spüren, dass sie auf Gott angewiesen sind, und erkennen, dass das Gute von ihm kommt, als Geschenk, als Gnade. Wer arm ist vor Gott, schätzt das, was er erhält, und wünscht deshalb, dass keine Gabe vergeudet wird. Heute möchte ich über diesen typischen Aspekt der Armen vor Gott sprechen: nichts zu verschwenden. Die Armen vor Gott bemühen sich, nichts zu verschwenden. Jesus zeigt uns, wie wichtig es ist, nichts zu verschwenden, zum Beispiel nach der Vermehrung der Brote und Fische, wenn er dazu auffordert, die übrig gebliebenen Lebensmittel einzusammeln, damit nichts verloren gehe (vgl. Joh 6,12). Der Verzicht auf Verschwendung ermöglicht es uns, unseren eigenen Wert, den Wert von Menschen und Dingen zu schätzen. Leider wird dieser Grundsatz häufig missachtet, vor allem in den wohlhabenderen Gesellschaften, in denen die Kultur der Verschwendung und des Wegwerfens vorherrscht: Beides ist eine Seuche. Ich möchte daher drei Herausforderungen vorschlagen, und zwar gegen die Verschwendungs- und Wegwerfmentalität.

Erste Herausforderung: nicht das Geschenk vergeuden, das wir selbst sind. Jeder von uns ist ein Segen, unabhängig von den Gaben, die wir haben. Jede Frau, jeder Mann ist nicht nur reich an Talenten, sondern auch an Würde, wird von Gott geliebt, ist wertvoll. Jesus erinnert uns daran, dass wir nicht selig sind wegen dem, was wir haben, sondern wegen dem, was wir sind. Und wenn ein Mensch sich gehenlässt und sich wegwirft, verschwendet er sich. Kämpfen wir mit Gottes Hilfe gegen die Versuchung, uns für unzulänglich, fehlerhaft zu halten und uns selbst zu bemitleiden.

Dann die zweite Herausforderung: die Gaben, die wir haben, nicht verschwenden. Es ist bekannt, dass jedes Jahr etwa ein Drittel der gesamten Lebensmittelproduktion der Welt verschwendet wird. Und das, während so viele Menschen verhungern! Die Ressourcen der Schöpfung dürfen nicht auf diese Weise genutzt werden; die Güter müssen bewahrt und geteilt werden, damit niemandem das Notwendige fehlt. Wir wollen nicht verschwenden, was wir haben, sondern eine Ökologie der Gerechtigkeit, der Nächstenliebe und des Teilens verbreiten!

Schließlich die dritte Herausforderung: die Menschen nicht wegwerfen. Die Wegwerfkultur besagt: Ich benutze dich so lange, wie ich dich brauche; wenn du mich nicht mehr interessierst oder mich behinderst, werfe ich dich weg. Und so behandelt man vor allem die Schwächsten: ungeborene Kinder, alte Menschen, Bedürftige und Benachteiligte. Aber man darf die Menschen nicht wegwerfen, man darf die Benachteiligten nicht wegwerfen! Jeder ist ein heiliges Geschenk, jeder ist ein einzigartiges Geschenk, in jedem Alter und in jedem Zustand. Lasst uns das Leben immer achten und fördern! Werfen wir das Leben nicht weg!

Liebe Brüder und Schwestern, wir sollten uns einige Fragen stellen. Zunächst einmal: Wie lebe ich die Armut vor Gott? Schaffe ich Platz für Gott? Glaube ich, dass er mein Gut, mein wahrer und großer Reichtum ist? Glaube ich, dass er mich liebt, oder werfe ich mich traurig weg und vergesse, dass ich ein Geschenk bin? Und dann: Achte ich darauf, nichts zu verschwenden, gehe ich verantwortungsvoll mit den Dingen, den Gütern um? Und bin ich bereit, sie mit anderen zu teilen, oder bin ich egoistisch? Und schließlich: Betrachte ich die schwächsten Menschen als kostbare Gaben, die Gott meiner Obhut anvertraut? Denke ich an die Armen, an die, denen das Nötigste fehlt?

Maria, die Frau der Seligpreisungen, möge uns helfen, Zeugnis zu geben von der Freude über das Geschenk des Lebens und von der Schönheit, die darin liegt, sich selbst zu verschenken.

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Nach dem Angelus sagte der Papst:

Liebe Brüder und Schwestern!

Mit großem Schmerz habe ich die Nachrichten aus dem Heiligen Land vernommen, insbesondere über den Tod von zehn Palästinensern, unter ihnen eine Frau, die bei israelischen Anti-Terror-Militäraktionen in Palästina getötet wurden, und über die Ereignisse in der Nähe von Jerusalem am Freitagabend, wo sieben israelische Juden von einem Palästinenser getötet und drei verwundet wurden, als sie die Synagoge verließen. Die Spirale des Todes, die sich von Tag zu Tag verschlimmert, machen die Schimmer des Vertrauens zunichte, die zwischen den beiden Völkern bestehen. Seit Anfang des Jahres sind Dutzende von Palästinensern bei Feuergefechten mit der israelischen Armee getötet worden. Ich appelliere an die beiden Regierungen und die internationale Gemeinschaft, unverzüglich und ohne Verzögerung andere Wege zu finden, die den Dialog und die aufrichtige Suche nach Frieden einschließen. Beten wir dafür, Brüder und Schwestern!

Ich erneuere auch meinen Appell angesichts der gravierenden humanitären Lage im Latschin-Korridor im Südkaukasus. Ich stehe all jenen nahe, die mitten im Winter diese unmenschlichen Bedingungen zu bewältigen haben. Auf internationaler Ebene müssen alle Anstrengungen unternommen werden, um friedliche Lösungen zum Wohl der Menschen zu finden.

Heute wird der 70. Welt-Lepra-Tag begangen. Leider führt das Stigma, das dieser Krankheit anhaftet, in verschiedenen Teilen der Welt weiterhin zu schweren Menschenrechtsverletzungen. Ich bringe meine Verbundenheit mit den Betroffenen zum Ausdruck und ermutige zum Engagement für die vollständige Integration dieser unserer Brüder und Schwestern.

Ich grüße euch alle, die ihr aus Italien und anderen Ländern gekommen seid. Ich begrüße die Gruppe der Quinceañeras aus Panama und die Schüler aus Badajoz in Spanien. Ich grüße die Pilger aus Moiano und Monteleone di Orvieto, die Pilger aus Acqui Terme und die Jugendlichen der Pfadfindergruppe Cercola 1.

Und nun grüße ich mit großer Zuneigung die Jungen und Mädchen der Katholischen Aktion der Diözese Rom! Ihr seid mit der »Karawane des Friedens« gekommen. Ich danke euch für diese Initiative, die in diesem Jahr umso wertvoller ist, da unser Engagement und unser Gebet für den Frieden noch stärker sein müssen, wenn wir an die gequälte Ukraine denken. Denken wir an die Ukraine und beten wir für das ukrainische Volk, das so sehr gequält wird. Wir wollen nun die Botschaft hören, die eure Freunde hier neben mir verlesen werden. [Es folgt die Verlesung der Botschaft.]

Und ich wünsche allen einen schönen Sonntag. Und bitte vergesst nicht, für mich zu beten. Gesegnete Mahlzeit und auf Wiedersehen.

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Liebe Brüder und Schwestern, übermorgen werde ich zu einer Apostolischen Reise in die Demokratische Republik Kongo und in die Republik Südsudan aufbrechen. Ich danke den zivilen Behörden und den Ortsbischöfen für die Einladungen und für die Vorbereitungen dieser Besuche und grüße liebevoll die Menschen, die mich erwarten.

Diese Länder werden von anhaltenden Konflikten heimgesucht: Die Demokratische Republik Kongo leidet vor allem im Osten des Landes unter bewaffneten Auseinandersetzungen und Ausbeutung, während der von einem jahrelangen Krieg zerrissene Südsudan sehnlichst das Ende der fortwährenden Gewalt wünscht, die so viele Menschen dazu zwingt, als Vertriebene und in großer Not zu leben. In den Südsudan werde ich zusammen mit dem Erzbischof von Canterbury und dem Moderator der Generalversammlung der Church of Scotland kommen: wir werden also gemeinsam als Brüder einen ökumenischen Pilgerweg des Friedens gehen. Ich bitte alle, diese Reise mit dem Gebet zu begleiten.

 



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