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PAPST FRANZISKUS

GENERALAUDIENZ

Petersplatz
Mittwoch, 30. September 2015

[Multimedia]


 

Vor Beginn der Generalaudienz begrüßte Papst Franziskus die in der »Aula Paolo VI« versammelten Kranken und Behinderten mit folgenden Worten:

Guten Tag!

Ich begrüße euch alle. Die Audienz wird heute an zwei Orten stattfinden: hier und auf dem Platz. Da das Wetter ein wenig unbeständig zu sein schien, haben wir die Entscheidung getroffen, dass ihr in aller Ruhe und bequem hier sein und die Audienz auf den Großbildschirmen verfolgen könnt. Ich danke euch sehr für diesen Besuch und bitte euch, für mich zu beten. Krankheit ist etwas Schlimmes. Es gibt zwar Ärzte – sie sind tüchtig! –, Krankenpfleger, Krankenschwestern, Medikamente, alles, aber es ist immer etwas Unschönes.

Aber es gibt den Glauben, der Glaube macht uns Mut, und diesen Gedanken, der uns allen kommt: Gott ist für uns krank geworden, das heißt er hat seinen Sohn gesandt, der all unsere Krankheiten auf sich genommen hat, bis hin zum Kreuz. Und wenn wir auf Jesus in seiner Geduld blicken, dann wird unser Glaube stärker. Und mit unserer Krankheit gehen wir immer mit Jesus an unserer Seite, von Jesus an der Hand genommen. Er weiß, was Leiden bedeutet. Er versteht uns, und er tröstet uns und gibt uns Kraft.

Jetzt gebe ich euch allen den Segen. Ich bitte den Herrn, dass er euch segnen und begleiten möge. Aber zuerst beten wir zur Muttergottes. Ave Maria… [Segen]
 



KATECHESE DES HEILIGEN VATERS
 

Apostolische Reise nach Kuba, in die Vereinigten Staaten von Amerika und Besuch der UNO  - 8. Weltfamilientreffen

Liebe Brüder und Schwestern,
guten Tag!

Die heutige Audienz wird an zwei Orten stattfinden: hier auf dem Petersplatz und in der »Aula Paolo VI«, wo viele kranke Menschen versammelt sind, die sie auf dem Großbildschirm verfolgen. Da das Wetter etwas schlecht ist, wollten wir, dass sie dort an einem geschützten und ruhigeren Platz sitzen. Wir wollen uns miteinander vereinen und sie grüßen.

In den vergangenen Tagen habe ich eine Apostolische Reise nach Kuba und in die Vereinigten Staaten von Amerika unternommen. Sie ist aus dem Wunsch heraus entstanden, am Weltfamilientreffen teilzunehmen, das schon seit längerer Zeit in Philadelphia geplant war. Dieser »ursprüngliche Kern« hat sich erweitert zu einem Besuch in den Vereinigten Staaten von Amerika sowie im Hauptsitz der Vereinten Nationen und dann auch in Kuba, das zur ersten Etappe der Reise wurde. Ich bringe Präsident Castro, Präsident  Obama und Generalsekretär Ban Ki-moon erneut meinen Dank zum Ausdruck für den herzlichen Empfang, den sie mir gewährt haben. Von Herzen danke ich auch den Brüdern im Bischofsamt sowie allen Mitarbeitern für die große Arbeit, die sie geleistet haben, und für die Liebe zur Kirche, die diese beseelt hat.

»Misionero de la Misericordia« (Missionar der Barmherzigkeit): Als solcher bin ich nach Kuba gekommen, in ein Land, das reich ist an Naturschönheit, Kultur und Glauben. Die Barmherzigkeit Gottes ist größer als jede Wunde, als jeder Konflikt, als jede Ideologie; und mit diesem Blick der Barmherzigkeit durfte ich das ganze kubanische Volk umarmen, in der Heimat und im Ausland, jenseits aller Spaltungen. Symbol dieser tiefen Einheit der kubanischen Seele ist die Barmherzige Jungfrau von Cobre, die vor genau 100 Jahren zur Schutzpatronin von Kuba erklärt wurde. Ich habe mich als Pilger zum Heiligtum dieser Mutter der Hoffnung begeben – der Mutter, die uns auf dem Weg der Gerechtigkeit, des Friedens, der Freiheit und der Versöhnung führt.

Ich durfte mit dem kubanischen Volk die Hoffnung auf die Erfüllung der Prophezeiung des heiligen Johannes Paul II. teilen: dass Kuba sich der Welt und die Welt sich Kuba öffnen möge. Keine Abschottung mehr, keine Ausbeutung der Armut mehr, sondern Freiheit in Würde. Das ist der Weg, der das Herz vieler junger Kubaner bewegt: kein Weg der Flucht vor der Realität, des leicht verdienten Geldes, sondern ein Weg der Verantwortung, des Dienstes am Nächsten, der Sorge um die Schwachen. Ein Weg, dessen Kraft aus den christlichen Wurzeln des Volkes kommt, das so sehr gelitten hat. Auf diesem Weg habe ich insbesondere die Priester und alle geweihten Personen, die Studenten und die Familien ermutigt. Der Heilige Geist möge durch die Fürsprache der allerseligsten Jungfrau Maria die Samen wachsen lassen, die wir gesät haben.

Von Kuba in die Vereinigten Staaten von Amerika: Das war ein sinnbildlicher Übergang, eine Brücke, die gottlob wieder erbaut wird. Gott will immer Brücken bauen; wir sind es, die Mauern errichten! Und die Mauern fallen, immer! In den Vereinigten Staaten gab es drei Stationen: Washington, New York und Philadelphia. In Washington bin ich den politischen Autoritäten, den gewöhnlichen Menschen, den Bischöfen, Priestern und geweihten Personen, den Armen und Ausgegrenzten begegnet. Ich habe daran erinnert, dass der größte Reichtum jenes Landes und seiner Menschen im geistlichen und ethischen Erbe liegt. Und so wollte ich zur Fortsetzung des sozialen Aufbaus ermutigen, in Treue zu seinem Gründungsprinzip: dass alle Menschen gleich erschaffen und von ihrem Schöpfer mit unveräußerlichen Rechten begabt worden sind, zu denen Leben, Freiheit und das Streben nach Glück gehören. Diese Rechte, die von allen geteilt werden können, finden im Evangelium ihre volle Erfüllung, wie die Heiligsprechung des Franziskanerpaters Junípero Serra, des großen Evangelisierers Kaliforniens, sehr deutlich gemacht hat. Der heilige Junípero zeigt den Weg der Freude auf: hinauszugehen und die Liebe Christi mit den Anderen zu teilen. Das ist der Weg des Christen, aber auch eines jeden Menschen, der die Liebe kennengelernt hat: sie nicht für sich zu behalten, sondern mit den Anderen zu teilen. Auf dieser religiösen und moralischen Grundlage sind die Vereinigten Staaten von Amerika entstanden und gewachsen, und auf dieser Grundlage können sie auch weiterhin ein Land der Freiheit und der Annahme sein und zu einer gerechteren und brüderlicheren Welt beitragen.

In New York konnte ich den Hauptsitz der Vereinten Nationen besuchen und das dort tätige Personal begrüßen. Ich hatte Gespräche mit dem Generalsekretär und den Präsidenten der letzten Generalversammlungen und des Sicherheitsrates. In meiner Ansprache an die Vertreter der Nationen habe ich auf den Spuren meiner Vorgänger die Ermutigung der katholischen Kirche gegenüber jener Einrichtung und ihrer Rolle zur Förderung von Entwicklung und Frieden erneut zum Ausdruck gebracht. Insbesondere habe ich dabei an die Notwendigkeit des gemeinsamen und tätigen Einsatzes für die Bewahrung der Schöpfung erinnert. Ich habe auch noch einmal dazu aufgerufen, der Gewalt gegen ethnische und religiöse Minderheiten sowie gegen die Zivilbevölkerungen ein Ende zu setzen und ihr vorzubeugen.

Für Frieden und Brüderlichkeit haben wir an der Gedenkstätte »Ground Zero« gebetet, gemeinsam mit den Vertretern der Religionen, der Angehörigen vieler Opfer sowie der Bevölkerung von New York, die so reich an kultureller Vielfalt ist. Und für Frieden und Gerechtigkeit habe ich die Eucharistie im »Madison Square Garden« gefeiert. Sowohl in Washington als auch in New York konnte ich einigen karitativen und schulischen Wirklichkeiten begegnen, stellvertretend für den enormen Dienst, den die katholischen Gemeinden – Priester, Ordensfrauen, Ordensmänner, Laien – in diesen Bereichen anbieten.

Höhepunkt der Reise war das Familientreffen in Philadelphia, wo der Horizont sich auf die ganze Welt erweitert hat, sozusagen durch das »Prisma« der Familie. Die Familie, also der fruchtbare Bund von Mann und Frau, ist die Antwort auf die große Herausforderung unserer Welt. Es ist eine zweifache Herausforderung: die Zersplitterung und die Vermassung, zwei Extreme, die nebeneinander bestehen, sich gegenseitig stützen und gemeinsam das konsumorientierte Wirtschaftsmodell stützen. Die Familie ist die Antwort, weil sie die Grundzelle einer Gesellschaft ist, die die persönliche und die gemeinschaftliche Dimension ins Gleichgewicht bringt. Gleichzeitig kann sie das Modell für eine nachhaltige Verwaltung der Güter und der Ressourcen der Schöpfung sein. Die Familie ist das wichtigste Subjekt einer ganzheitlichen Ökologie, weil sie das vorrangige soziale Subjekt ist, das in seinem Innern die beiden Grundprinzipien der menschlichen Zivilisation auf der Erde enthält: das Prinzip der Gemeinschaft und das Prinzip der Fruchtbarkeit. Der biblische Humanismus stellt uns dieses Bild vor Augen: das vereinte und fruchtbare Menschenpaar, das Gott in den Garten der Welt gesetzt hat, um ihn zu bebauen und zu bewahren. Ich möchte Erzbischof Chaput von Philadelphia einen brüderlichen und herzlichen Dank zum Ausdruck bringen für seinen Einsatz, seine Frömmigkeit, seine Begeisterung und seine große Liebe zur Familie bei der Organisation dieses Ereignisses.

Genau betrachtet ist es kein Zufall, sondern von der Vorsehung bestimmt, dass die Botschaft, ja das Zeugnis des Weltfamilientreffens in diesem Augenblick aus den Vereinigten Staaten von Amerika kam, also aus dem Land, das im letzten Jahrhundert die größte wirtschaftliche und technologische Entwicklung erreicht hat, ohne seine religiösen Wurzeln zu verleugnen. Dieselben Wurzeln machen es jetzt erforderlich, wieder von der Familie auszugehen, um das Entwicklungsmodell zu überdenken und zu verändern, zum Wohl der ganzen Menschheitsfamilie.

* * *

Einen herzlichen Gruß richte ich an alle Besucher deutscher Sprache, besonders an die Gruppe des Malteser Hilfsdienstes, an die Pilger des Erzbistums Vaduz und an die Schülerinnen und Schüler des Katholischen Gymnasiums der Missionare Oblaten der Makellosen Jungfrau Maria aus Borken. Der Herr möge euch segnen und die heilige Jungfrau Maria euch behüten.

 



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