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PAPST FRANZISKUS

GENERALAUDIENZ

Petersplatz
Mittwoch, 9. Mai 2018

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Liebe Brüder und Schwestern,
guten Tag!

Die Katechese über das Sakrament der Taufe führt uns heute dahin, über das heilige Bad der Wiedergeburt zu sprechen, begleitet von der Anrufung der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, also über den zentralen Ritus, der im eigentlichen Sinne »tauft« – also »hineinnimmt« – in das Paschageheimnis Christi (vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, 1239). Den Sinn dieser Geste erläutert der heilige Paulus gegenüber den Christen von Rom, indem er zunächst fragt: »Wisst ihr denn nicht, dass wir, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind?«, und dann antwortet: »Wir wurden ja mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod, damit auch wir, so wie Christus […] von den Toten auferweckt wurde, in der Wirklichkeit des neuen Lebens wandeln« (Röm 6,3-4). Die Taufe öffnet uns die Tür zu einem auferstandenen Leben, nicht zu einem weltlichen Leben: zu einem Leben, das Christus entspricht.

Das Taufbecken ist der Ort, an dem man mit Christus das Pascha feiert! Der alte Mensch wird begraben, mit seinen Begierden des Trugs (vgl. Eph 4,22), damit ein neues Geschöpf wiedergeboren werden kann; tatsächlich ist das Alte vergangen, und Neues ist geworden (vgl. 2 Kor 5,17).

In den Katechesen, die dem heiligen Cyrill von Jerusalem zugeschrieben werden, wird den Neugetauften erklärt, was im Wasser der Taufe mit ihnen geschehen ist. Diese Erklärung des heiligen Cyrill ist schön: »Im gleichen Augenblick starbt ihr und wurdet ihr geboren; jenes heilsame Wasser wurde für euch zugleich Grab und Mutter« (Mystagogische Katechesen II,4: PG 33, 1079-1082). Die Wiedergeburt des neuen Menschen verlangt, dass der von der Sünde verdorbene Mensch zu Staub wird. Die Bilder vom Grab und vom mütterlichen Schoß, bezogen auf das Taufbecken, bringen in der Tat sehr einprägsam das Großartige zum Ausdruck, das durch die einfachen Gesten der Taufe geschieht. Ich zitiere gern die Inschrift, die sich im antiken römischen Baptisterium des Laterans befindet, wo auf Latein folgendes Wort zu lesen ist, das Papst Sixtus III. zugeschrieben wird: »In jungfräulicher Geburt gebiert die Mutter, die Kirche, ihre Kinder, die sie durch den Hauch Gottes empfängt, in dem Fluss. […] Der Himmel Reich erhofft, die ihr in diesem Quell wiedergeboren seid.«[1] Das ist schön: die Kirche, durch die wir geboren werden; die Kirche, die der Schoß ist, unsere Mutter durch die Taufe.

Wenn unsere Eltern uns zum irdischen Leben gezeugt haben, so hat die Kirche uns in der Taufe zum ewigen Leben wiedergeboren. Wir sind zu Kindern in seinem Sohn Jesus geworden (vgl. Röm 8,15; Gal 4,5-7). Auch über einen jeden von uns, die wir aus dem Wasser und aus dem Heiligen Geist wiedergeboren sind, lässt der himmlische Vater mit unendlicher Liebe seine Stimmer erklingen, die sagt: »Du bist mein geliebter Sohn« (vgl. Mt 3,17). Diese väterliche Stimme, die für das Ohr nicht wahrnehmbar, aber im Herzen dessen, der glaubt, gut hörbar ist, begleitet uns das ganze Leben hindurch, ohne uns jemals zu verlassen.

Das ganze Leben hindurch sagt der Vater zu uns: »Du bist mein geliebter Sohn, du bist meine geliebte Tochter.« Gott liebt uns sehr, wie ein Vater, und er lässt uns nicht allein: vom Augenblick der Taufe an. Als Kinder Gottes wiedergeboren, sind wir es für immer! Denn die Taufe lässt sich nicht wiederholen, weil mit einem unauslöschlichen Siegel bezeichnet: »Dieses Zeichen wird durch keine Sünde ausgelöscht, selbst wenn die Sünde die Taufe daran hindert, Früchte des Heils zu tragen « (KKK, 1272). Das Siegel der Taufe verliert man nie! »Vater, wenn ein Mensch aber ein Verbrecher wird, einer von jenen berüchtigten, jemand, der Menschen umbringt, der Unrecht tut, verschwindet das Siegel dann?« Nein. Zur eigenen Schande tut der Sohn Gottes, der jener Mensch ist, diese Dinge, aber das Siegel verschwindet nicht. Und er ist auch weiterhin ein Sohn Gottes, der sich gegen Gott wendet, aber Gott verleugnet nie seine Kinder. Habt ihr verstanden, was ich zuletzt gesagt habe? Gott verleugnet seine Kinder nie. Wollen wir es alle gemeinsam wiederholen? »Gott verleugnet seine Kinder nie.« Etwas lauter, denn ich bin taub und habe nichts verstanden. [Die Anwesenden wiederholen lauter]: »Gott verleugnet seine Kinder nie.« Ja, so ist es gut.

Durch die Taufe in Christus eingegliedert, werden die Getauften ihm, dem »Erstgeborenen unter vielen Brüdern« (Röm 8,29), gleichgestaltet. Durch das Wirken des Heiligen Geistes reinigt, heiligt, rechtfertigt die Taufe, damit die Vielen in Christus in einen einzigen Leib aufgenommen werden (vgl. 1 Kor 6,11; 12,13). Das kommt durch die Chrisam-Salbung zum Ausdruck, »die auf das königliche Priestertum des Getauften und seine Zugehörigkeit zum Volke Gottes hinweist« (Die Feier der Kindertaufe, Praenotanda 18,3). Daher salbt der Priester den Kopf eines jeden Getauften mit dem heiligen Chrisam, nachdem er folgende Worte gesprochen hat, die seine Bedeutung erläutern: »Aufgenommen in das Volk Gottes werdet ihr nun mit dem heiligen Chrisam gesalbt, damit ihr für immer Glieder Christi bleibt, der Priester, König und Prophet ist in Ewigkeit« (ebd., Nr. 65).

Brüder und Schwestern, das ist die christliche Berufung: mit Christus vereint zu leben in der heiligen Kirche und teilzuhaben an derselben Weihe, um dieselbe Sendung zu erfüllen, in dieser Welt, und Früchte zu tragen, die für immer bleiben. Denn von dem einen Geist beseelt hat das ganze Gottesvolk an den Ämtern Jesu Christi teil, der zum »Priester, König und Propheten« bestellt wurde, und ist verantwortlich für die Sendung und den Dienst, die sich daraus ergeben (vgl. KKK, 783-786). Was bedeutet es, am königlichen und prophetischen Priestertum Christi teilzuhaben? Es bedeutet, sich selbst als Gott wohlgefälliges Opfer darzubringen (vgl. Röm 12,1) und Zeugnis von ihm zu geben durch ein Leben des Glaubens und der Liebe (vgl. Lumen gentium, 12), indem man es in den Dienst des Nächsten stellt, nach dem Vorbild Christi (vgl. Mt 20,25-28; Joh 13,13-17). Danke.

* * *

Mit Freude heiße ich die Pilger deutscher Sprache willkommen. Insbesondere grüße ich die Grabesritter der Komturei St. Hildegard und die Schwestern vom Göttlichen Erlöser, die ihr 25-jähriges Professjubiläum feiern. Als Getaufte sind wir wiedergeboren zu einem neuen Leben in Christus und berufen, seine Sendung weiterzuführen, indem wir seine Liebe und sein Evangelium zu unseren Mitmenschen bringen. Von Herzen segne ich euch alle.

 


[1] «Virgineo fetu genitrix Ecclesia natos / quos spirante Deo concipit amne parit. / Caelorum regnum sperate hoc fonte renati».

 



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