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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"

 

 Rückkehr nach Hause

 Freitag, 28. März 2014

 

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 15, 11. April 2014

 

»Wenn du die Liebe eines Vaters kennenlernen willst, dann versuche, dich an Gott zu wenden: versuche es, und erzähle mir dann davon!« Diesen geistlichen Rat erteilte Papst Franziskus in der Frühmesse, die er am Freitag, 28. März, in der Kapelle des Hauses Santa Marta feierte. Wie viele Sünden wir auch begangen haben mögen, so bekräftigte der Papst, so erwartet uns Gott doch immer und ist bereit, uns aufzunehmen und mit uns und für uns ein Fest zu feiern. Denn ein Vater wird es nie müde, zu vergeben, und er schaut nicht darauf, ob die »Bilanz« am Ende negativ ist: Gott kann nicht anders als lieben.

Diese Verhaltensweise, so erläuterte der Papst, sei in der ersten Lesung vom Tage gut beschrieben, die dem Buch des Propheten Hosea entnommen ist (14,2-10). Es sei ein Text, der »uns davon berichtet, wie Gott, unser Vater, uns vermisst, die wir weit weggegangen sind und uns von ihm entfernt haben«. Und trotzdem: »Mit wie viel Zärtlichkeit spricht er doch zu uns!« Hosea schreibt: »So spricht der Herr: ›Kehr um, Israel, zum Herrn, deinem Gott!‹« Ja, »komm nach Hause!« Und der Papst wollte gerade die Zärtlichkeit des Vaters hervorheben. »Vielleicht hört es sich, wenn wir das Wort, das uns zur Umkehr auffordert – kehrt um! –, vernehmen, ein wenig zu stark an, denn es sagt uns, dass wir unser Leben ändern sollen, das ist wahr.« Aber in dem Wort »Umkehr« sei gerade dieses enthalten: »diese liebevolle Sehnsucht Gottes«. Es sei das leidenschaftliche Wort eines »Vaters, der zu seinem Sohn sagt: Komm zurück, komm zurück, es ist Zeit, dass du nach Hause kommst!« »Allein schon mit diesem Wort können wir Stunden im Gebet verbringen«, so bekräftigte der Papst, der darauf aufmerksam machte, dass »Gott dessen nie müde wird«: wir sehen das im Lauf »vieler Jahrhunderte« und »trotz der vielen Momente der Apostasie des Volkes«. Und doch »kommt er immer zurück, denn unser Gott ist ein wartender Gott«. Und so »verließ Adam das Paradies mit einer Strafe und auch mit einer Verheißung. Und der Herr bleibt seiner Verheißung treu, da er sich selbst nicht verleugnen kann: er ist treu!«

»Gott hat im Lauf der Geschichte auf uns alle gewartet.« Tatsächlich »ist er ein Gott, der immer auf uns wartet«. Das Lukasevangelium (15,11-32) »berichtet uns, dass der Vater den Sohn schon von weitem kommen sieht, weil er auf ihn wartete und jeden Tag auf die Terrasse ging, um zu sehen, ob der Sohn zurückkam«. Der Vater erwartete also die Rückkehr des Sohnes, und deshalb »lief er ihm, als er ihn kommen sah, eilig entgegen und fiel ihm um den Hals«. Der Sohn hatte sich auf dem Heimweg sogar die Worte zurechtgelegt, die er vorbringen wollte, wenn er wieder nach Hause kam: »Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein.« Aber »der Vater ließ ihn nicht zu Wort kommen« und »brachte ihn mit einer Umarmung zum Verstummen«. Das Gleichnis Jesu lasse uns verstehen, wer »unser Vater ist: der Gott, der uns immer erwartet «. Jemand könnte einwenden: »Aber Vater, ich habe viele Sünden auf mich geladen, ich weiß nicht, ob er zufrieden sein wird!« Die Antwort des Papstes lautet: »Versuche es! Wenn du die Zärtlichkeit dieses Vaters erfahren willst, dann geh zu ihm und versuche es! Und dann erzählst du mir davon!«

Denn »der Gott, der uns erwartet, ist auch der Gott, der vergibt: der Gott der Barmherzigkeit«. Und »er wird es nie müde, zu vergeben; wir sind es, die müde werden, um Vergebung zu bitten. Aber er wird nicht müde: Siebzig mal sieben Mal! Immer! Voran mit der Vergebung!« Sicher, so fuhr der Papst fort, »vom Gesichtspunkt einer Firmenbilanz aus betrachtet ist das Ergebnis negativ, das ist wahr! Er verliert immer, unter dem Strich verliert er. Aber er gewinnt in der Liebe, weil Er – das kann man sagen – der erste ist, der das Gebot der Liebe erfüllt: er liebt, er kann nicht anders!«, wie die Schriftlesung zum Tage uns sagt (Mk 12,28-34). Er ist ein Gott, der, wie im Buch Hosea zu lesen steht, zu uns sagt: »Ich werde dich heilen, denn mein Zorn hat sich von dir abgewandt!« So spricht Gott: »Ich rufe dich, um dich zu heilen!« So seien »die Wunder, die Jesus an vielen Kranken wirkte, auch ein Zeichen für das große Wunder gewesen, das der Herr jeden Tag in uns wirkt, wenn wir den Mut aufbringen, aufzustehen und zu ihm zu gehen«.

Der wartende und vergebende Gott sei auch »der Gott, der ein Fest feiert«. Aber nicht, indem er ein Bankett ausrichtet, wie »jener reiche Mann, an dessen Türe der arme Lazarus lag. Nein, dieses Fest missfällt ihm!«, bekräftigte der Heilige Vater. Vielmehr bereite Gott »eine andere Art von Bankett zu, so wie es der Vater des verlorenen Sohnes getan hat«. Im Text aus dem Propheten Hosea, so erläuterte er, sage uns Gott, dass »auch du aufblühst wie eine Lilie«. Das sei seine Verheißung: Er wird dir ein Fest ausrichten. Ein so schönes Fest, dass »deine Zweige sich ausbreiten, und du die Pracht des Ölbaums und den Duft des Libanons haben wirst«.

Papst Franziskus schloss seine Meditation mit der Bekräftigung ab, dass »das Leben jedes Menschen, jedes einzelnen Mannes, jeder Frau, die den Mut haben, sich dem Herrn zu nähern, die Freude von Gottes Fest finden wird«. Daher der abschließende gute Wunsch, »dass dieses Wort uns helfen möge, an unseren Vater zu denken, den Vater, der immer auf uns wartet, der uns immer vergibt und der ein Fest ausrichtet, wenn wir heimkehren«.

 



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