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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"

  

 Die Jagd nach Reichtum

 Freitag, 20. Juni 2014

 

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 27, 4. Juli  2014

 

»Geld, Eitelkeit und Macht« machen den Menschen nicht glücklich. Die wahren Schätze, die Reichtümer, die wirklich zählen, sind »die Liebe, die Geduld, der Dienst am Nächsten und die Anbetung Gottes«. So lautet die Botschaft, die Papst Franziskus während der Frühmesse, die er am Freitag, dem 20. Juni, in der Kapelle des Hauses Santa Marta feierte, verkündet hat.

Im Mittelpunkt der Reflexion des Papstes standen die Worte Jesu, die im Evangelium nach Matthäus (6,19-23) überliefert sind: »Sammelt euch nicht Schätze hier auf der Erde, wo Motte und Wurm sie zerstören und wo Diebe einbrechen und sie stehlen, sondern sammelt euch Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Wurm sie zerstören und keine Diebe einbrechen und sie stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.« Um es kurz zu fassen, so kommentierte der Papst, »der Rat Jesu ist ganz einfach: Sammelt euch hier auf der Erde keine Schätze! Das ist ein kluger Ratschlag«. Jesus füge sogar noch hinzu: »Schau, das führt zu nichts, verlier keine Zeit!«

Die Schätze, vor denen Jesus wiederholt warne, seien insbesondere drei. »Der erste Schatz ist das Gold, das Geld, die Reichtümer«, erläuterte der Bischof von Rom. Und tatsächlich »kannst du dir dieses« Schatzes »nicht sicher sein, denn vielleicht wird er dir gestohlen. Du hast keine Sicherheit bei Investitionen: Vielleicht gibt es einen Börsencrash, und dir bleibt nichts!« Und »sag mir: Macht dich ein Euro glücklicher oder nicht?« Also, so der Papst weiter, »sind die Reichtümer ein gefährlicher Schatz«. Gewiss könnten sie auch dazu dienen, »viele gute Dinge zu tun«, zum Beispiel, »um für den Unterhalt der Familie zu sorgen«. Aber, so warnte er, »wenn du sie wie einen Schatz sammelst, dann rauben sie dir die Seele«. Aus diesem Grund »kommt Jesus im Evangelium auf dieses Thema zurück: auf die Reichtümer, auf die Gefahr der Reichtümer, auf die Gefahr, die darin besteht, die Hoffnungen auf die Reichtümer zu setzen«. Und er mahnt zur Achtsamkeit, da dies ein Schatz sei, »der nicht dient«.

Der zweite Schatz, von dem der Herr spricht, »ist die Eitelkeit«, also das Bestreben, »Prestige zu erlangen, sich zu zeigen«. Jesus verurteile diese Haltung immer: »Denken wir daran, was er zu den Schriftgelehrten sagt, wenn sie fasten, wenn sie Almosen geben, wenn sie beten, um gesehen zu werden«. Im Übrigen diene auch »die Eitelkeit nicht, sie vergeht. Die Schönheit vergeht«. In diesem Zusammenhang zitierte der Papst ein Wort – das er als »etwas hart« bezeichnete – des heiligen Bernhard: »Deine Schönheit wird am Ende den Würmern zur Nahrung dienen«.

Der Stolz, die Macht »ist der dritte Schatz«, den Jesus als nutzlos und gefährlich bezeichne. Diese Wirklichkeit wird in der ersten Schriftlesung betont, die dem 2. Buch der Könige (11,1-4.9-18.20) entnommen ist, wo man die Geschichte der »grausamen Königin Atalja« liest: »Ihre große Macht dauerte sieben Jahre, dann wurde sie getötet«. Kurz gesagt: »Du bist da, und morgen bist du gestürzt«, weil »die Macht endet: Wie viele große, stolze, mächtige Männer und Frauen sind in der Namenlosigkeit, im Elend oder im Gefängnis geendet…«.

Das also sei der Kern der Lehre Jesu: »Häuft nichts an! Häuft kein Geld an, häuft keine Eitelkeit an, häuft keinen Stolz und keine Macht an! Diese Schätze dienen zu nichts!« Vielmehr sollte man andere Schätze sammeln, so der Papst. In der Tat »gibt es eine Form, Schätze zu sammeln, die gut ist«. Das sagt Jesus im selben Abschnitt des Evangeliums: »Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz«. Genau das sei »die Botschaft Jesu: ein freies Herz zu haben«. Wenn hingegen »dein Schatz aus Reichtümern, aus Eitelkeit, aus Macht, aus Stolz besteht, dann ist dein Herz dort gefesselt, ist dein Herz ein Knecht der Reichtümer, der Eitelkeit, des Stolzes«.

Aus dieser Perspektive heraus mahnte Papst Franziskus, »ein freies Herz« zu haben, gerade weil Jesus ausdrücklich »von der Freiheit des Herzens zu uns spricht«. Und »ein freies Herz kann man nur mit den Schätzen des Himmels haben: Liebe, Geduld, Dienst am Nächsten, Anbetung Gottes«. Dies »sind die wahren Reichtümer, die nicht gestohlen werden«. Die anderen Reichtümer – Geld, Eitelkeit, Macht – »machen das Herz schwer, fesseln es, gewähren ihm keine Freiheit«.

Man müsse also danach streben, die wahren Reichtümer zu sammeln, die »das Herz befreien« und dich zu »einem Mann oder einer Frau mit der Freiheit der Kinder Gottes machen«. In diesem Zusammenhang heißt es im Evangelium: »Wenn dein Herz unfrei ist, dann wird dein Auge, dein Herz nicht hell sein«. In der Tat, so betonte Papst Franziskus, »ein unfreies Herz ist kein helles Herz: Es wird finster sein!« Wenn wir also »irdische Schätze sammeln, sammeln wir Finsternis, die zu nichts dient, die uns keine Freude schenkt. Vor allem aber schenkt sie uns keine Freiheit«.

Hingegen, so betonte der Bischof von Rom, »ist ein freies Herz ein helles Herz, das die Anderen erleuchtet, das den Weg zeigt, der zu Gott hinführt «. Es ist »ein helles Herz, das nicht in Fesseln liegt, es ist ein Herz, das vorangeht und das auch gut altert, denn es altert wie ein guter Wein: Wenn der gute Wein altert, ist er ein hervorragender alter Wein!« Andererseits, so fügte er hinzu, »ist ein Herz, das nicht hell ist, wie ein schlechter Wein: Die Zeit vergeht, und wird er noch schlechter und wird zu Essig«.

Abschließend lud der Papst ein, den Herrn zu bitten, dass er »uns die geistliche Klugheit schenke, gut zu verstehen, wo mein Herz ist, an welchem Schatz mein Herz hängt«. Und »er schenke uns auch die Kraft, ›seine Ketten zu sprengen‹, wenn es gefesselt ist, damit es frei werde, damit es hell werde und uns dieses schöne Glück der Kinder Gottes schenke: die wahre Freiheit.«

 


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