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FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"

PREDIGT VON PAPST FRANZISKUS

Für und mit den Kranken, Häftlingen und Verfolgten

Mittwoch, 11. März 2020

[Multimedia]


»Wir beten weiterhin für die bei dieser Epidemie erkrankten Menschen. Und heute möchte ich auf besondere Weise für die Häftlinge beten, für unsere im Gefängnis eingesperrten Brüder und Schwestern. Sie leiden, und wir müssen ihnen mit dem Gebet nahe sein, damit der Herr ihnen in dieser schwierigen Zeit helfe und sie tröste«.

Papst Franziskus bezeugt Tag für Tag durch die Feier der heiligen Messe und durch das Gebet, dass er jedem Menschen, der diese besondere Zeit der Angst erlebt, konkreter denn je nahe ist. Und dies wird durch die Worte der Verbundenheit insbesondere mit den Kranken und Häftlingen zu Beginn der Frühmesse deutlich, die am Mittwoch, 11. März, in der Kapelle des Gästehauses Santa Marta gefeiert wurde.

Eben um seine Nähe spüren zu lassen, wollte der Bischof von Rom, dass seine Morgenmesse seit Montag, 9. März, live per Videostream übertragen wird. Und heute galt seine – väterliche und brüderliche – eucharistische Umarmung nicht nur den Kranken, ihren Familien und den Mitarbeitern des Gesundheitswesens, sondern auch denjenigen, die die große Realität der Gefängnisse ausmachen. Eine Umarmung, die der Papst auch auf die verfolgten Christen ausweitete, für die symbolisch Asia Bibi steht, an die Franziskus erinnerte.

Es gibt da den roten Faden des konkreten Zeugnisses in den Eucharistiefeiern und täglichen Betrachtungen des Papstes: am Dienstagmorgen hatte er die Priester ausdrücklich aufgefordert, den Mut zu haben, unter die Kranken und die im Gesundheitswesen Tätigen zu gehen und ihnen die Kraft des Wortes Gottes und der Eucharistie zu bringen, natürlich in Übereinstimmung mit den von den italienischen Behörden festgelegten Gesundheitsmaßnahmen. Um seinen Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen, las der Papst zu Beginn der Messe den Eröffnungsvers – »Herr, verlass mich nicht, bleib mir nicht fern, mein Gott! Eile mir zu Hilfe, Herr, du mein Heil« – aus Psalm 38 (22-23).

In seiner Predigt ging Franziskus vor allem von der ersten Lesung aus dem Buch des Propheten Jeremia aus (18,18-20), einem Abschnitt, so der Papst, der »in der Tat eine Prophezeiung über die Passion des Herrn ist. Was sagen die Feinde? ›Kommt, behindern wir ihn, wenn er spricht. Beachten wir nicht alle seine Worte‹«. Also: »Legen wir ihm Hindernisse in den Weg«. Die Feinde des Propheten, so unterstrich Franziskus, sagen nicht: »Besiegen wir ihn, töten wir ihn.« Vielmehr setzten sie darauf, »ihm das Leben schwer machen, ihn quälen: es ist das Leiden des Propheten, aber dort liegt eine Prophezeiung über Jesus«. Jesus selbst spreche im Tagesevangelium nach Matthäus (20,17-28) darüber: »Siehe, wir gehen nach Jerusalem hinauf; und der Menschensohn wird den Hohepriestern und Schriftgelehrten ausgeliefert; sie werden ihn zum Tod verurteilen und den Heiden ausliefern, damit er verspottet, gegeißelt und gekreuzigt wird.«

Das, so Franziskus, »ist nicht nur ein Todesurteil: da ist noch mehr. Da ist die Erniedrigung, die Wut. Und wenn die Verfolgung eines Christen, einer Person, mit erbitterter Verbissenheit erfolgt, dann ist da Teufel.« Im Übrigen, so erläuterte er, »hat der Teufel zweierlei Stile: die Verführung, mit den Verheißungen der Welt, wie er es mit Jesus in der Wüste tun wollte, ihn zu verführen und ihn mit der Verführung den Plan der Erlösung ändern zu lassen; und wenn das nicht funktioniert, die Verbissenheit«. Ja, der Teufel »kennt keine Mittelwege. Sein Stolz ist so groß, dass er versucht, zu zerstören, und wenn er zerstört, genießt er die Zerstörung mit Verbissenheit«

In diesem Zusammenhang sprach der Bischof von Rom eine Aufforderung aus: »Denken wir an die Verfolgungen so vieler Heiliger, so vieler Christen, die sie nicht nur töten, sondern auch leiden lassen und die sie mit allen Mitteln zu demütigen suchen, bis zum Ende.« Darüber hinaus forderte der Papst dazu auf, »eine einfache soziale, politische und religiöse Verfolgung nicht mit der wütenden Erbitterung des Teufels zu verwechseln. Der Teufel versucht ganz verbissen zu zerstören. Denken wir an die Offenbarung des Johannes: er will das Kind der Frau verschlingen, dessen Geburt unmittelbar bevorsteht«.

Um seine Betrachtung noch unmittelbarer zu machen, wies Franziskus darauf hin, dass »die beiden Schächer, die mit Jesus gekreuzigt wurden, verurteilt, gekreuzigt wurden, und man ließ sie in Frieden sterben. Niemand hat sie beleidigt: es war nicht wichtig.« Die Beleidigung dagegen »war nur Jesus vorbehalten, gegen Jesus«. Im heutigen Abschnitt aus dem Evangelium »sagt Jesus den Aposteln, dass er zum Tode verurteilt werde, aber er wird verspottet, gegeißelt, gekreuzigt werden«. Er sage, dass »sie ihn verspotten«. Und »der Ausweg«, in Wirklichkeit eine ausweglose Abkürzung, »um der Wut des Teufels, der Zerstörung zu entgehen«, erklärte der Papst, »ist der weltliche Geist, das, was die Mutter für ihre Kinder, die Söhne des Zebedäus, verlangt«.

Dagegen »spricht Jesus von der Erniedrigung, die sein eigenes Schicksal ist, und dort bitten sie ihn um Erscheinung, um Macht«. »Die Eitelkeit, der weltliche Geist ist genau der Weg, den der Teufel anbietet, um vom Kreuz Christi wegzukommen«, klärte der Papst. »Die Selbstverwirklichung, das Karrieredenken, der weltliche Erfolg: all das sind keine christlichen Wege, das sind alles Wege, um das Kreuz Jesu zu bedecken. In seinem abschließenden Gebet sprach Franziskus die Hoffnung aus, dass »der Herr uns die Gnade schenken möge, zu unterscheiden zu wissen, wann da der Geist ist, der uns durch die Erbitterung vernichten will, und wann derselbe Geist uns mit dem Schein der Welt, mit den Eitelkeiten trösten will«. Er warnte davor, nicht zu vergessen, dass »wenn da verbissene Erbitterung herrscht, dann der Hass herrscht, die Rache des besiegten Teufels«. Und »so ist es bis heute in der Kirche.

Denken wir an so viele Christen, wie grausam sie verfolgt werden. Dieser Tage war in den Zeitungen von Asia Bibi die Rede: neun Jahre Gefängnis, Leiden. Das ist die wütende Verbissenheit des Teufels«. Der Papst schloss seine Predigt mit einem Gebet ab: »Der Herr schenke uns die Gnade, den Weg des Herrn, der Kreuz ist, vom Weg der Welt zu unterscheiden, der Eitelkeit, Schein, Schminke ist«. Schließlich verharrte Franziskus am Ende der Messe im Gebet vor dem Bild der Gottesmutter neben dem Altar der Kapelle.
 

 



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