HEILIGE MESSE AM HOCHFEST DES HEILIGSTEN HERZENS JESU
BESUCH DES POLIKLINIKUMS GEMELLI UND DER MEDIZINISCHEN FAKULTÄT
DER KATHOLISCHEN HEILIG-HERZ-UNIVERSITÄT
VON KARDINAL ANGELO SCOLA VERLESENE PREDIGT DES HEILIGEN VATERS
Freitag, 27. Juni 2014
Da Papst Franziskus den geplanten Besuch am Poliklinikum Gemelli aus gesundheitlichen Gründen absagen musste, führte Kardinal Angelo Scola, Präsident des "Istituto Toniolo", den Vorsitz bei der Eucharistiefeier am Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu.
Lesen Sie hier die Predigt, die Papst Franziskus vorbereitet hat und die von Kardinal Angelo Scola bei der heiligen Messe verlesen wurde:
»Der Herr hat euch ins Herz geschlossen und ausgewählt« (Dtn 7,7)
Gott hat uns ins Herz geschlossen, er hat uns ausgewählt, und diese Verbindung hat für immer Bestand – nicht so sehr weil wir treu sind, sondern weil der Herr treu ist und unsere Untreue, unsere Trägheit, unser Fallen erträgt. Gott hat keine Angst, sich zu binden. Das mag uns seltsam erscheinen: Manchmal nennen wir Gott den »Absoluten«, was wörtlich »losgelöst, unabhängig, grenzenlos« bedeutet. In Wirklichkeit jedoch ist unser Vater immer nur in der Liebe »absolut«: Aus Liebe schließt er einen Bund mit Abraham, mit Isaak, mit Jakob und so weiter. Er liebt Bindungen, er schafft Bindungen; Bindungen, die befreien, nicht einengen.
Mit den Worten des Psalms haben wir wiederholt: »Die Huld des Herrn währt immer und ewig« (Ps 103,17). Von uns Männern und Frauen heißt es dagegen in einem anderen Psalm: »Unter den Menschen gibt es keine Treue mehr« (Ps 12,2). Besonders heute ist die Treue ein Wert, der in die Krise geraten ist, weil wir versucht sind, immer eine Veränderung zu suchen, eine angebliche Neuheit und dabei die Wurzeln unseres Lebens, unseres Glaubens verhandeln. Ohne Treue zu ihren Wurzeln kommt eine Gesellschaft jedoch nicht voran: Sie kann große technische Fortschritte machen, aber keinen ganzheitlichen Fortschritt des ganzen Menschen und aller Menschen.
Die treue Liebe Gottes zu seinem Volk wurde in ganzer Fülle offenbart und verwirklicht in Jesus Christus, der sich – um die Bindung Gottes an sein Volk zu ehren – zu unserem Sklaven gemacht, seiner Herrlichkeit entäußert hat und wie ein Sklave geworden ist. In seiner Liebe hat er angesichts unserer Undankbarkeit nicht aufgegeben, und nicht einmal angesichts unserer Zurückweisung. Das ruft uns der heilige Paulus in Erinnerung: »Wenn wir untreu sind, bleibt er – Jesus – doch treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen« (2 Tim 2,13). Jesus bleibt treu, er verrät uns niemals: auch wenn wir einen Fehler gemacht haben. Er wartet immer auf uns, um uns zu vergeben: Er ist das Antlitz des barmherzigen Vaters.
Diese Liebe, diese Treue des Herrn offenbart die Demut seines Herzens: Jesus ist nicht gekommen, um die Menschen zu erobern wie die Könige und die Mächtigen dieser Welt, sondern er ist gekommen, um mit Güte und Demut Liebe zu bringen. So hat er sich selbst bezeichnet: »Lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig« (Mt 11,29). Und der Sinn des Hochfestes vom Heiligsten Herzen Jesu, das wir heute feiern, besteht darin, die demütige Treue und die Güte der Liebe Christi, Offenbarung der Barmherzigkeit des Vaters, immer mehr zu entdecken und uns in sie hinein nehmen zu lassen. Wir können die Zärtlichkeit dieser Liebe in jedem Abschnitt des Lebens erfahren und kosten: in der Zeit der Freude und in der Zeit der Trauer, in der Zeit der Gesundheit und in der Zeit des Leidens und der Krankheit. Die Treue Gottes lehrt uns, das Leben als Ereignis seiner Liebe anzunehmen, und lässt uns diese Liebe den Brüdern bezeugen, in einem demütigen und gütigen Dienst. Dazu sind besonders die Ärzte und Mitarbeiter in diesem Polyklinikum berufen, das zur Katholischen Universität »Sacro Cuore« gehört. Hier bringt jeder von euch den Kranken etwas von der Liebe des Herzens Christi, und er tut es mit Kompetenz und Sachkenntnis. Das bedeutet, den Grundwerten treu zu bleiben, die Pater Gemelli der Hochschule der italienischen Katholiken zugrunde gelegt hat, um die vom Glauben erleuchtete wissenschaftliche Forschung mit der Ausbildung qualifizierter christlicher Fachleute zu verbinden. Liebe Brüder, in Christus betrachten wir die Treue Gottes. Jede Geste, jedes Wort Jesu lässt die barmherzige und treue Liebe des Vaters durchscheinen.
Vor ihm fragen wir uns also: Wie ist es um meine Nächstenliebe bestellt? Kann ich treu sein? Oder bin ich unbeständig, folge ich meinen Launen und meinen Vorlieben? Jeder von uns kann im eigenen Gewissen antworten. Vor allem aber können wir zum Herrn sagen: Herr Jesus, mach mein Herz deinem Herzen immer ähnlicher, erfülle es mit Liebe und Treue.
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