PASTORALBESUCH VON PAPST FRANZISKUS
IN DER RÖMISCHEN PFARREI
SAN PIER DAMIANI AI MONTI DI SAN PAOLO
Sonntag, 21. Mai 2017
Begegnung mit den Gemeinschaften des Neokatechumenalen Weges
Begegnung mit den Armen
Predigt bei der Heiligen Messe
Begegnung mit den Gemeinschaften des Neokatechumenalen Weges
Pfarrer:
Heiliger Vater, herzlich willkommen unter uns. Eine kurze Vorstellung. Diese Begegnung, die wir so – ganz kurz – machen, ist eine Begegnung mit der Wirklichkeit des Neokatechumenalen Weges, der hier in dieser Pfarrei vor etwa 30 Jahren entstanden ist. Es gab verschiedene Momente der Evangelisierung: Es gibt fünf Gemeinschaften plus zwei Gemeinschaften in Mission, die Ihr Vorgänger Benedikt XVI. vor acht Jahren ausgesandt hat. Und er hat sie hierher, in dieses Randgebiet von Rom gesandt, um die Fernstehenden zu evangelisieren. Es sind zwei Gemeinschaften. Eine kommt von der »Piazza Bologna « – sie legen also 50 Kilometer zurück, um jeden Mittwoch und Samstag hier zu sein – und eine andere von »San Leonardo del Murialdo«: Sie gehen jeden Dienstag in die Häuser, um die Familien zu besuchen, mit ihnen zu beten, ein Wort mitzugeben, zuzuhören, und das hat viel Frucht gebracht. In unserer Pfarrei gehen nicht viele Menschen in die Kirche. Sie sehen viele Menschen hier und jetzt. Aber was Sie heute sehen, ist – so glaube ich – die Frucht all dessen, was in diesen Jahren getan wurde, zuerst von meinen Vorgängern und auch von dieser Wirklichkeit unserer Pfarrei. Ich bin dem Herrn wirklich dankbar.
Auch ich komme aus dem Seminar »Redemptoris Mater«, das ich besucht habe. Zunächst bin ich Itinerant gewesen; jetzt bin ich seit 12 Jahren als Pfarrer in dieser Pfarrei. Ich bin zufrieden. Ich hatte Schwierigkeiten – viele –, aber auch viel Freude. Ich muss sagen, dass diese Brüder – nicht nur sie, auch andere – den Glauben bezeugt, das Leben hingeschenkt und meine Berufung gestärkt haben. Wenn ich mich in diesen Jahren in einer Krise befand, haben sie – es bewegt mich innerlich – mich gestützt, denn ich meinte, dass ich nicht hier sein sollte. Daher danke ich Gott. Ich bin dankbar, Presbyter zu sein, Priester zu sein und der Kirche von Rom zu dienen. Und der Gehorsam gegenüber Ihnen als Nachfolger Petri steht an erster Stelle.
Papst Franziskus:
Einer von euch hat zu mir gesagt, dass es dieser Person [dem Pfarrer] zu verdanken ist, dass der »Neokatechumenale Weg« sich in dieser Pfarrei befindet. Aber schön ist, dass er nicht gesagt hat: »Wenn der ›Neokatechumenale Weg‹ oder diese Pfarrei stark ist, wenn wir viele Kinder haben, wenn wir eine solche Gemeinschaft und auch Missionare haben, dann deshalb, weil wir Priester als Missionare hatten.« Nein. [Er hat gesagt]: Ihr wart die Missionare. Denn die Gnade der Mission kommt aus der Taufe: Die Taufe schenkt uns die Kraft für die Mission, und die getauften Laien müssen Missionare sein. Und auch wir, die Priester, die Ordensfrauen, die Bischöfe, alle. Aber die Laien müssen vorangehen. Das ist es, was der Pfarrer gesagt hat: die Familien besuchen, ihnen zuhören… Das steht nicht im Kirchenrecht, aber es ist sehr wichtig: das »Apostolat des Hörens«. Zuhören. »Aber Vater, man verliert viel Zeit damit…« Nein, man gewinnt sie! Höre zu; dann wirst zu in einem bestimmten Moment ein Wort sagen, und dieses Wort wird aufkeimen, wird ein Same sein, wird weiterwachsen. Aber [vorher muss man] zuhören. Heute muss man den Menschen zuhören; sie brauchen es. Alle reden, man redet über alles… Aber denken wir nach… Ich berichte euch eine persönliche Erfahrung – auch ich kann ein persönliches Zeugnis geben: Ihr mögt Zeugnisse, nicht wahr? [Er lacht, sie lachen.] Wie oft habe ich Menschen zugehört, die zu mir gekommen sind und mich um einen Rat gebeten haben. Und ich habe geschwiegen, habe sie reden lassen. Sie haben geredet und geredet… Und dann haben sie gesagt: »Ja, das stimmt: Sie haben recht.« Ich hatte gar nicht gesprochen! Sondern es war der Heilige Geist in ihnen, der gesprochen hat, und sie haben den Weg gefunden. Aber sie brauchten Gehör, und ihr alle habt diese Erfahrung.
Und wenn jemand zu sprechen beginnt, dann sagt nicht: »Nein, aber das…« Erklärt nichts bis zu dem Augenblick, in dem der Heilige Geist zu dir sagt: »Sprich.« Denkt an den Apostel Philippus: Er taufte, evangelisierte, und der Heilige Geist sagt zu ihm: »Geh auf jene Straße…« Und dort fand er einen Wagen, auf dem ein Herr saß, der Kämmerer der Königin von Äthiopien. Er war jedoch ein Jude und las den Propheten Jesaja. Und Philippus sagte kein Wort, er ging nur zum Wagen. Jener sah ihn an, und Philippus fragte ihn: »Sag mal, verstehst du das?« »Wie könnte ich es verstehen, wenn niemand es mir erklärt?« Er war es, der gefragt hat. Philippus schwieg. Er hat ihn in den Wagen steigen lassen, er hat es ihm erklärt…
Und als sie etwas Wasser in der Wüste fanden, sagte er: »Warum kann ich nicht getauft werden?« Das Zuhören. Zu Beginn hörten sie zu, und dann sagten sie ein Wort. Wenn du dagegen in ein Haus gehst, an die Tür klopfst, und sie öffnen dir die Tür, und du sagst: »Ich komme, um dir das Heil Christi zu verkünden«, dann werden sie dich wegjagen, und du wirst das Werk des Heiligen Geistes zerstören. Zuhören. Dann, während du zuhörst, das Gebet: »Herr, gib mir das richtige Wort.« Das tut beim Besuch bei den Familien sehr gut: das richtige Wort fallenlassen. Aber nachdem sie ihr Herz ausgeschüttet haben, nachdem sie alles gut erklärt haben. Und dann vorangehen, in der Gemeinschaft, sich den Menschen nähern, damit sie sich gut behandelt fühlen… So wird Mission gemacht. Eines der schönsten Bilder, die Jesus für die Mission gebraucht, ist das Bild vom Sämann: säen. Man sät den Samen des Wortes… Und in einem Abschnitt des Evangeliums sagt er: »Dann legt sich der Sämann schlafen und weiß nicht, was geschieht, aber der Herr lässt den Samen wachsen.« Immer mit dem Herrn arbeiten, immer. Bitte seid keine Proselytenmacher, sondern Evangelisierer. Es ist nicht schön, in eine Familie zu gehen, um einen Kompagnon mehr für die Firma »Kirche« zu gewinnen: Das ist es nicht. Proselytenmacherei geht nicht. Papst Benedikt hat ein Wort gesagt, das wir nicht vergessen dürfen: »Die Kirche wächst nicht durch Proselytismus, sondern durch Anziehung«, also durch Zeugnis, durch Dienst. Seid Diener aller, und so sind die Dinge schön.
Außerdem gibt es Augenblicke der Krise. Der Pfarrer hat von seinen Krisen gesprochen, die er gehabt hat. Ich würde euch gerne fragen – tue es aber nicht! –: Wer von euch noch nie eine Krise hatte, möge die Hand heben. Wir alle hatten eine Krise. Und immer hat der Herr uns jemanden zur Seite gestellt, der uns geholfen hat. Und wenn du in einer Krise bist, dann lass dir helfen. Bitte um Hilfe. Verschließ dich nicht, bitte um Hilfe. Bitte um das Almosen der Gnade, und diese kommt immer durch einen Bruder, eine Schwester. Immer. Denn das Evangelium ist so. Die Verkündigung übernehmen nicht die Engel: Die Engel loben Gott und behüten uns, aber wer soll verkündigen? Wir. Wir alle. Und das ist der Weg. Ich danke euch für das, was ihr tut. Ihr seid mutig. Und auch diese Schmuckstücke, die hier sind, eure Kinder, sind eine Verheißung für die Zukunft der Kirche. Lasst sie als gute Christen heranwachsen. Und es gefällt mir, wie ihr singt. Bevor ich euch den Segen erteile, könntet ihr ein Lied für die Gottesmutter singen… Als ich hereingekommen bin, habt ihr eins gesungen…
Wenn ihr noch ein anderes kennt… Nach dem Gesang sagte der Papst: Danke. Jetzt erteile ich euch den Segen. Abschließend bat er die Gläubigen: Bitte betet für mich: Vergesst das nicht!
Heiliger Vater, ich wollte Ihnen kurz erzählen, wie es zu dieser Initiative gekommen ist. Sie ist das Ergebnis einer Diözesantagung, deren Thema »Die Eucharistie und das Zeugnis der Nächstenliebe « war. Nachdem unsere Mitarbeiter an dieser Tagung teilgenommen hatten und dann auch infolge der Begegnung, die wir mit Ihnen gehabt haben, wurde seitens unserer Gemeinde – der Gemeindemitglieder – der Wunsch vorgebracht, etwas ganz Konkretes zu tun. Hier gab es bis dato nichts. Wir haben Sie hier empfangen, wo die Bedürftigen ihr Essen bekommen. Seit einem Jahr, jeden zweiten Samstag, alle zwei Wochen, in Zusammenarbeit mit den anderen Pfarreien unserer Präfektur. Wir sind samstags dran, eine andere Gemeinde sonntags, so dass wir mehr oder weniger die ganze Woche abdecken können. Sie sind – das ist die Ernte – sie sind in einem gewissen Sinn die Ernte, unsere Schmuckstücke, wie Sie sie zu nennen pflegen. Und wir sind wirklich stolz darauf, aber nicht auf wer weiß was, sondern weil viele Menschen dabei mitmachen, auch wenn sie nicht in die Kirche kommen. Sie bringen Spenden, händigen mir Spenden aus, bringen mir Lebensmittel… Wir stützen uns dabei auf unsere »Tafel «… Und dann sind da 50 Familien, an die wir die Lebensmittel unserer Gemeinde austeilen.
Wie Sie sehen, ist die Realität höchst vielfältig. In den letzten Jahren ist es schlimmer geworden: Wir haben Väter gehabt, die ihre Arbeit verloren haben, die ihre Familie ernähren müssen, oder Geschiedene, die ihre Familie nicht ernähren können… Viele Menschen sind hier gewesen und jeder Einzelne hat uns allen seinen Segen hinterlassen. Und hier sind auch unsere Mitarbeiter, die Leute, die bedienen: es sind ungefähr 15 Personen. Hier ist die Küche: hier kochen wir.
Ich habe sie ohne Genehmigung errichtet, sonst hätte ich sie nicht bauen können, denn was bleibt uns anderes übrig? Es ist die Bürokratie… die Steckdosen müssen auf eine bestimmte Art und Weise angeschlossen sein – ja, es ist gut gemacht –, aber wir haben uns darauf eingelassen, und die Gemeindemitglieder haben mich dabei ermutigt, und ich bin zufrieden. Und Ihnen, Ihnen machen wir dies alles zum Geschenk.
Papst Franziskus:
Ich danke euch. Der Pfarrer hat das Wort »Schmuckstücke« gebraucht: die Bedürftigen, die Allerbedürftigsten in einer Gemeinde sind die Schmuckstücke der Gemeinde. Ihr kennt hier in Rom die Überlieferung des heiligen Diakons Laurentius, dem die Staatsgewalt in der Anfangszeit der Christenverfolgungen zu Verhandlungszwecken versprochen hatten, das Leben aller Christen zu verschonen, und die verlangt hat – denn er war der Schatzmeister, der Verwalter –, alle Schätze der Diözese Rom herbeizuschaffen. An dem Tag, an dem er sie bringen sollte, ging er mit allen Armen der Stadt dorthin. Die Armen sind der Schatz der Kirche. Es ist eine hässliche Sache, man leidet oft, wie der Pfarrer gesagt hat, wenn es nichts zu essen oder keine Arbeit oder Scheidungen oder vieles andere gibt… Und die Kirche muss die Armen behüten, weil sie ihr Schatz sind. Ein wirklicher, realer, lebendiger Schatz. Es ist wahr, die Muttergottes ist unser Schatz, aber sie ist im Himmel, sie hilft uns; Jesus in der Eucharistie, im Tabernakel; und die Armen sind der lebendige Schatz der Kirche. Und wenn die Kirche – eine Kirche, eine Gemeinde oder eine Gemeinschaft – die Armen vergisst, dann, so würde ich sagen, feiert sie die Eucharistie schlecht, oder sie feiert sie nicht wirklich. Sie feiert sie, aber sie versteht diesen Schatz der Eucharistie nicht, wenn sie außerstande ist, den Schatz zu begreifen, den die Armen darstellen.
Es stimmt, dass die Armut ein Kreuz ist, aber Jesus hat sie gelebt: Er war arm, er hat in Armut gelebt. Er war arm. Er führte das Leben eines Armen, und die ersten Christen – von denen viele arm waren – hatten aber den Glauben an Jesus und sie folgten Jesus nach. Und da die Armen der Schatz der Kirche sind, sagt Jesus auch: »Gebt Acht, denn es gibt auch einen anderen Schatz: die Reichtümer, die allzu großen Reichtümer. Und diese verderben die Seele.« Das ist das Evangelium. Es geht nicht darum, Wut auf einen reichen Menschen zu haben, nein. Es geht darum, für ihn zu beten. Wir müssen darum beten, dass er nicht verdirbt, darum, dass die Dinge vorankommen können. Aber der Teufel tritt durch den Geldbeutel ein, immer: er verdirbt… Der Pfarrer hat gesagt, dass er die Küche so gut gebaut, hat, wie er eben konnte, denn die Bürokratie… die Bürokratie… Sie sagen dir: »Ja, ja, wir müssen dies tun, und das…« – »Aber das ist viel zu kompliziert, gibt es keinen anderen Weg?« … »Ja…« [reibt die Finger zusammen] Bürokratische Hindernisse kann man gewöhnlich mit Schmiergeldern überwinden. Aber siehst du? [zeigt auf das Umfeld des Saales] Das ist ein guter Weg, ein guter Weg… Er [der Pfarrer] hat es gemacht, wie er wollte, und es gibt kein Problem.
Aber ich sage das, damit ihr aufpasst: Es stimmt, es ist ein schlimmes Kreuz, nicht einmal das Notwendigste zu haben. Das stimmt. Wisst aber auch, dass der Arme der Schatz der Kirche ist, und dass die Kirche, die Priester, der Papst sich der Armen annehmen müssen, jener Menschen, die von der Gesellschaft aussortiert werden. Wie viele Menschen verlieren heutzutage ihre Arbeit! Wie viele Menschen können kein Brot nach Hause bringen! Und wenn ein Mann, eine Frau, die das Brot nach Hause bringen müssen, keine Arbeit haben, dann fühlen sie, dass sie keine Würde haben: denn die Arbeit verleiht uns unsere Würde.
Die Kirche muss den Armen nahe sein… Jesus kam nicht im Palast des Herodes zur Welt, er kam in einer Krippe zur Welt. Und das müssen wir wissen. Und wir müssen auch für die Reichen beten, für die Reichen, die zuviel besitzen, die gar nicht wissen, was sie mit ihrem Geld anfangen sollen und immer noch mehr wollen. Die Ärmsten. Jesus erzählt uns im Evangelium von diesem reichen Mann, der Festmähler und Feste ausrichtete und vor dessen Tür ein armer Mann lag, und der arme Mann war mit den Hunden zusammen, da draußen, und er aß die Brosamen, die vom Tisch des Reichen fielen. Das erzählt uns Jesus.
Aber wir sollen die Reichen nicht hassen, nein: das wäre unchristlich. Wir sollen für sie beten, darum, dass sie einen guten Gebrauch von ihrem Reichtum machen, weil der Reichtum nicht ihnen gehört: er gehört Gott, der ihn ihnen anvertraut hat, damit sie ihn verwalten. Und die Reichen – die, die diese Botschaft nicht verstehen – stecken ihn in die eigenen Taschen: das ist es, was hässlich ist. Aber es gibt auch Menschen, die Geld haben und großzügig sind, die anderen helfen, die das Geld verwalten und ein schlichtes Leben führen, ein einfaches Leben, ein Leben der Arbeit. Man darf nicht hassen, nein, nein! Beten für jene Reichen, die nicht verstanden haben, dass ihr Reichtum nicht für sie da ist, sondern dazu, ihn weiterzuschenken, ihn zu verwalten. Wenn er nicht von ihnen verwaltet wird, dann verwaltet ihn der Teufel gegen sie.
Ich erteile euch den Segen. Ich wünsche euch, dass der Herr euch nahe sei, dass er euren Leiden nahe sei, die sehr zahlreich sind. Das beste, was ihr tun könnt, ist, für diejenigen zu beten, die eure Lage zum Besseren kehren könnten und es aus Egoismus oder Verantwortungslosigkeit nicht fertigbringen oder nicht tun wollen.
Der Heilige Vater erteilte den Segen und sagte:
Und betet für mich!
Predigt bei der Heiligen Messe
Wir haben gehört, wie Jesus beim Letzten Abendmahl von den Seinen Abschied nimmt und sie auffordert, die Gebote zu halten. Und er verspricht, dass er ihnen den Heiligen Geist senden wird: »Ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand – Beistand heißt Fürsprecher – einen anderen Fürsprecher geben, der für immer bei euch bleiben soll: den Geist der Wahrheit« (vgl. Joh 14,16-17). Der Heilige Geist ist in uns – in einem jeden von uns – und wir haben ihn in der Taufe empfangen: wir haben ihn von Jesus und vom Vater empfangen.
An einer anderen Stelle [des Neuen Testaments] sagt uns der Apostel, dass wir den Heiligen Geist bewahren sollen, und er sagt noch mehr: »Beleidigt nicht den Heiligen Geist« (vgl. Eph 4,30), wie um zu sagen: »Seid euch bewusst, dass ihr Gott selbst in eurem Inneren tragt, den Gott, der dich begleitet, der dir sagt, was du tun sollst und wie du es tun sollst, der dir hilft, nicht zu irren, der dir hilft, nicht in Versuchung zu fallen, der Fürsprecher: Er, der dich gegen den Bösen verteidigt.«
Und dieser Heilige Geist ist es, von dem Petrus in der zweiten Lesung sagt, dass er uns helfen wird, »Christus in unseren Herzen anzubeten« (vgl. 1 Petr 3,15). Und wie? Mit dem anbetenden Gebet und indem wir die Inspiration des Heiligen Geistes hervortreten lassen. Er ist es, der uns sagt: »Das ist gut, das ist nicht gut, das ist der falsche Weg, das ist der richtige Weg…«: er bringt uns voran. Und wenn die Menschen uns um eine Erklärung bitten, warum wir Christen so sind, dann, sagt Petrus: »Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der euch fragt, warum ihr so seid« (vgl. 1 Petr 3,15). Und wie soll man das tun? Petrus fährt fort: »Aber antwortet bescheiden und ehrfürchtig« (V. 15). Und darauf möchte ich näher eingehen.
Die Ausdrucksweise von Christen, die den Heiligen Geist bewahren, der uns als Gabe geschenkt worden ist, von denjenigen, die wissen, dass sie den Heiligen Geist besitzen, der ihnen die Wahrheit erklärt, diese Ausdrucksweise ist eine besondere Ausdrucksweise. Nicht dass sie Lateinisch sprechen müssten. Nein, nein. Es ist eine andere Sprache. Es ist die Ausdrucksweise der Bescheidenheit und der Ehrfurcht, der Sanftmut und des Respekts. Und das kann uns helfen, darüber nachzudenken, wie unsere Haltung als Christen beschaffen ist.
Ist es eine Haltung der Bescheidenheit und Sanftmut oder des Zorns? Oder ist es eine verbitterte Haltung? Es ist sehr schlimm, Leute zu sehen, die sich Christen nennen, aber voller Bitterkeit sind… Mit bescheidener Sanftmut. Die Sprechweise des Heiligen Geistes ist sanft, und die Kirche nennt ihn »dulcis hospes animae – süßer Gast der Seele«, weil er sanft ist und uns Sanftmut verleiht. Und Respekt. Er respektiert die anderen immer. Er lehrt uns, die anderen zu respektieren. Und der Teufel – der weiß, wie er uns im Dienst Gottes schwächen kann, und auch, wie er uns darin schwächen kann, den Heiligen Geist zu bewahren, der in uns ist – wird alles tun, damit unsere Sprache nicht sanftmütig und nicht respektvoll ist. Auch in den christlichen Gemeinden.
Heute habe ich beim Regina Caeli etwas gesagt, das ich hier wiederholen möchte: Wie viele Menschen kommen in eine Pfarrei, weil sie zum Beispiel diesen Frieden, diesen Respekt, diese Sanftmut suchen, und stattdessen erleben sie interne Kämpfe zwischen den Gläubigen. Statt auf Sanftmut und Respekt treffen sie auf Geschwätz, üble Nachrede, Konkurrenzkampf, einer gegen den anderen… Sie treffen auf jene Atmosphäre, die nicht von Weihrauch erfüllt ist, sondern von Geschwätz… Und was sagen sie dann? »Wenn das Christen sind, dann bleibe ich lieber Heide.«
Und sie gehen weg, enttäuscht. Denn diese wissen nicht, den Heiligen Geist zu wahren, mit dieser »Sprache« des Auffallens aufgrund von Ehrgeiz, Neid, Eifersucht, von so vielem, was uns spaltet, und wir halten die Menschen fern. Wir sind es, die sie fernhalten. Und wir lassen es nicht zu, dass die Arbeit, die der Heilige Geist tut, der die Menschen anzieht, weitergeht. Ich komme immer wieder gerne auf dieses Thema zurück, denn ich sage euch – und das sage ich euch in aller Klarheit! –, dass dies die am weitesten verbreitete Sünde unserer christlichen Gemeinden ist.
Als ich die Muttergottesstatue inzensiert habe, habe ich den Blick ein wenig nach unten gerichtet und mir ist die Schlange aufgefallen, deren Kopf die Muttergottes zertritt, die Schlange mit einem offenen Maul und heraushängender Zunge. Es wird euch gut tun, euch das anzuschauen, wie eine christliche Gemeinde ist, die den Heiligen Geist nicht mit Sanftmut und Respekt bewahrt: Sie ist wie diese Schlange, mit so einer langen Zunge… Ein Gemeindepfarrer hat mir einmal gesagt, als er über dieses Thema sprach: »In meiner Gemeinde gibt es einige, die können die Kommunion von der Tür aus empfangen: mit der Zunge, die sie haben, kommen sie bis zum Altar!« Jemand von euch könnte sagen: »Aber, Vater, Sie, immer mit demselben Thema!« Aber es ist die Wahrheit! Das zerstört uns! Und wir müssen den Heiligen Geist bewahren…, und nicht die Dinge, die uns die Schlange – der Teufel – lehrt.
Entschuldigt, wenn ich immer darauf zurückkomme, aber ich glaube, dass dies der Feind ist, der unsere Gemeinschaften zerstört: der Klatsch. Vielleicht wird es euch gut tun – nicht heute, manche heute, manche an einem anderen Tag –, wenn ihr zur Muttergottes geht, um sie zu grüßen, ein wenig nach unten zu blicken und diese Schlangenzunge zu sehen und zur Muttergottes zu sagen: »Muttergottes, rette mich: so will ich nicht sein. Ich will den Heiligen Geist so bewahren, wie du ihn bewahrt hast.« Sie hat den Heiligen Geist bewahrt, der dann gekommen ist und sie zur Mutter des Sohnes Gottes hat werden lassen.
Schwestern und Brüder, das tut mir wirklich im Herzen weh. Es ist, als würden wir uns gegenseitig mit Steinen bewerfen, einer gegen den anderen. Und dem Teufel macht das Spaß: Das ist wie Karneval für den Teufel! Wir wollen um diese Gnade bitten: den Heiligen Geist zu bewahren, der in uns ist. Ihn nicht zu betrüben, wie der Apostel Paulus sagt. Ihn nicht betrüben. Und unsere Haltung gegenüber allen – gegenüber Christen und Nicht-Christen – soll eine Haltung der Sanftmut und des Respekts sein, weil der Heilige Geist uns gegenüber genauso handelt: mit Sanftmut und Respekt.
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