PREDIGT VON PAPST FRANZISKUS
Petersdom
Gründonnerstag, 9. April 2020
Die Eucharistie, der Dienst, die Salbung.
Das ist es, was wir heute, in dieser Feier, begehen: der Herr möchte in der Eucharistie bei uns bleiben. Und wir werden stets zu Tabernakeln des Herrn, wir tragen den Herrn in uns; das geht so weit, dass er selbst uns sagt, dass wir, wenn wir seinen Leib nicht essen und sein Blut nicht trinken, nicht in das Himmelreich kommen. Dies ist das Geheimnis von Brot und Wein, das Geheimnis des Herrn mit uns, in uns, in unserem Inneren.
Der Dienst. Diese Haltung ist Bedingung für den Eintritt in das Himmelreich. Dienen, ja, wir alle. Aber der Herr gibt Petrus im Wortwechsel mit ihm (vgl. Joh 13,6-9) zu verstehen, dass wir, um in das Himmelreich zu kommen, zulassen müssen, dass der Herr uns dient, dass der Knecht Gottes unser Knecht ist. Und das ist schwer zu verstehen. Wenn ich nicht zulasse, dass der Herr mein Diener ist, dass der Herr mich wäscht, mich wachsen lässt und mir vergibt, werde ich nicht in das Himmelreich kommen.
Und das Priestertum. Heute möchte ich den Priestern nahe sein, allen Priestern – vom zuletzt Geweihten bis zum Papst. Wir sind alle Priester. Die Bischöfe, alle ... Wir sind gesalbt, vom Herrn gesalbt; gesalbt, um die Eucharistie zu feiern, gesalbt, um zu dienen.
Heute findet keine Chrisam-Messe statt – ich hoffe, wir können sie noch vor Pfingsten feiern, sonst müssen wir auf das nächste Jahr warten –, aber ich kann diese Messe heute Abend nicht vorübergehen lassen, ohne an die Priester zu denken, an die Priester, die ihr Leben für den Herrn hingeben, die Priester, die Diener sind. In diesen Tagen sind hier in Italien mehr als sechzig Priester bei der Begleitung von Kranken gestorben, so wie auch viele Ärzte, Krankenschwestern und Krankenpfleger ... Sie sind „Heilige von nebenan“, Priester, die im Dienst ihr Leben gegeben haben. Und ich denke an diejenigen, die weit weg sind. Heute erhielt ich einen Brief eines Priesters, der Seelsorger in einem weit entfernten Gefängnis ist und erzählt, wie er diese Karwoche mit den Gefangenen verbringt. Er ist Franziskaner. Ich denke an die Priester, die weit weg gehen, um das Evangelium zu bringen, und dort sterben. Ein Bischof sagte einmal, dass er bei seiner Ankunft an einem Missionsort als Erstes immer auf den Friedhof ging, zur Grabstätte der Priester, die dort aufgrund lokal vorkommender Krankheiten ihr Leben gelassen hatten, lauter junge Leute, die nicht vorbereitet waren, die keine Antikörper hatten. Niemand kennt ihre Namen: namenlose Priester. Ich denke an die Landpfarrer, die in vier, fünf, sieben Dörfern in den Bergen Pfarrer sind und von einem zum anderen gehen, die die Leute kennen ... Einmal sagte mir einer von ihnen, er kenne die Namen aller Leute in den Dörfern. „Wirklich?“, fragte ich ihn. Und er sagte: „Sogar die Namen der Hunde!“ Sie kennen jeden. Die priesterliche Nähe. Gute, gute Priester.
Heute trage ich euch in meinem Herzen und bringe euch zum Altar. Auch die verleumdeten Priester. Es kommt heute oft vor, dass sie nicht auf die Straße gehen können, weil sie beschimpft werden mit Anspielungen auf den bekanntgewordenen Skandal der schlimmen Taten von Priestern. Einige erzählten mir, dass sie das Haus nicht in Priesterkleidung verlassen können, weil man sie beleidigt, aber sie machen weiter. Ebenso bringe ich die Priester zum Altar, die Sünder sind, die zusammen mit den Bischöfen und dem Papst, der auch ein Sünder ist, nicht vergessen, um Vergebung zu bitten, und lernen, zu vergeben; denn sie wissen, dass sie um Vergebung bitten und Vergebung gewähren müssen. Wir sind alle Sünder. Schließlich die Priester, die unter Krisen leiden, die nicht wissen, was sie tun sollen, die vom Dunkel umgeben sind ...
Heute steht ihr, meine Brüder im Priesteramt, alle mit mir am Altar, ihr, die ihr die Weihe empfangen habt. Ich sage euch nur eines: Seid nicht so starrköpfig wie Petrus. Lasst euch die Füße waschen. Der Herr ist euer Diener, er ist euch nahe, um euch Kraft zu geben, um euch die Füße zu waschen.
Und so möget ihr in diesem Bewusstsein, dass ihr der Reinigung bedürft, auch groß sein im Verzeihen! Vergebt! Großherzigkeit im Vergeben. Daran werden wir gemessen werden. Wie ihr vergeben habt, wird auch euch vergeben werden, im gleichen Maße. Habt keine Angst zu verzeihen. Manchmal kommen uns Zweifel ... Schaut auf Christus [der Heilige Vater blickt zum Kruzifix hinüber]. Bei ihm ist Vergebung für alle. Seid mutig – auch wenn ihr Risiken eingeht, wenn ihr vergebt, um Trost zu spenden. Und wenn ihr zurzeit das Sakrament der Vergebung nicht spenden könnt, dann spendet wenigstens brüderlichen Trost, der begleitet und die Tür offenhält, damit [diese Person] zurückkehren kann.
Ich danke Gott für die Gnade des Priestertums, wir alle [danken dafür]. Ich danke Gott für euch, liebe Priester. Jesus hat euch gern! Er verlangt von euch nur, dass ihr euch die Füße waschen lasst.
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