VIDEOBOTSCHAFT VON PAPST FRANZISKUS
ZUR 39. VERSAMMLUNG DES BUNDES ITALIENISCHER KOOPERATIVEN
4. Mai 2016
Liebe Unternehmer und Unternehmerinnen
der Kooperativen!
Gerne habe ich die Einladung angenommen, bei dieser eurer Versammlung ein Wort an euch zu richten. Wir haben uns bereits am 28. Februar vergangenen Jahres getroffen. Einigen von euch und eurem Präsidenten bin ich auch bei anderen Anlässen begegnet. Ich spreche zu euch wie zu Freunden. Vor einem Jahr habe ich euch einige konkrete Ermutigungen gegeben. Ich möchte stichwortartig an sie erinnern:
– weiterhin die Triebkraft sein, die den schwächeren Teil unserer Ortsgemeinden und der Zivilgesellschaft unterstützt, vor allem durch die Gründung neuer Genossenschaftsunternehmen, um Arbeitsplätze zu schaffen; – als Protagonisten tätig zu werden, um neue sozialstaatliche Lösungen umzusetzen – so wie ihr dies bereits tut; – die Kooperativen wirklich auf genossenschaftliche Weise verwalten, das heißt unter Einbeziehung aller; – sich dafür einsetzen, das Leben der Familien zu unterstützen, zu erleichtern und zu ermutigen. Mit dem Apostolischen Schreiben Amoris laetitia habe ich eine Perspektive der Freude und der Verantwortung aufgezeigt, aber Einzelpersonen und Familien dürfen nicht alleingelassen werden, Arbeit und Familie müssen harmonisiert werden; – fest entschlossen die guten Mittel zusammenlegen, um gute Werke zu tun; Kreativität und Großzügigkeit ist notwendig, um eure Kooperativen zu kapitalisieren und gut zu investieren; – sich den falschen Kooperativen widersetzen, denn die Kooperativen müssen die Wirtschaft der Aufrichtigkeit fördern; – aktiv an der Globalisierung teilnehmen, um in der Welt Entwicklung, Gerechtigkeit und Frieden miteinander zu verbinden. In der Zwischenzeit haben das Drama oder vielmehr häufig die Tragödie der Migranten, der grenzüberschreitende Terrorismus und die Verlangsamung der Weltwirtschaft diese Worte noch wahrer werden lassen.
Denkt an die Ursprünge, die euch Kraft schenken, die Zusammenarbeit mit euren Pfarreien, Diözesen und die Fähigkeit, an ein Unternehmen zu denken, das den Menschen in Schwierigkeiten die Hand reicht. Einen Betrieb erfolgreich führen von den sich bietenden Chancen ausgehend, das können viele. Einen Betrieb von den Bedürfnissen ausgehend führen, das ist euer Talent. Haltet diesen Reichtum aufrecht, während ihr mit anderen Vereinigungen zusammen eine gemeinsame Perspektive aufbaut, um den Wert sichtbar werden zu lassen, der allen wahren Kooperativen gemeinsam ist.
Heute haltet ihr eine Versammlung ab, um neue Programme zu erarbeiten und Ämter neu zu besetzen. In den Versammlungen gibt es verschiedene Empfindungen, Wünsche, Sorgen um eine ungewisse Zukunft; den Willen, einen nützlichen Beitrag zu leisten; der Wunsch, gehört zu werden, Ambitionen… das ist ganz natürlich. Lasst euch von eurem Einsatz für das Gemeinwohl, für das Wohl der Mitglieder der Kooperativen und für das Gute leiten, das die Kooperativen für euer Land bewirken. Wenn die Kooperative funktioniert, dann lässt sie auch unter den Mitgliedern die Solidarität wachsen, sie stärkt die gemeinsame Verantwortung sowie die Fähigkeit, großherzig anzuerkennen, was andere zu tun wissen und auch dessen Grenzen zu akzeptieren.
Mit einem Wort: In der Kooperative wächst die Brüderlichkeit, wie das die Unternehmer der Kooperativen stets gewusst haben. Das ist nicht nur ein Kapital an Vertrauen, sondern noch mehr: es ist Brüderlichkeit, es ist die Ressource, die die Welt heute mehr denn je braucht. Ihr seid auch das Zeugnis dafür, wie der Glaube einen konkreten Einsatz in der Geschichte der Menschen beseelt und großherzige Motivationen stützt, die die Dinge verbessern können. Diese Sendung müsst ihr leben und mit den anderen teilen. Ich wünsche euch viel Erfolg für eure Versammlung. Die Kooperativen stellen normalerweise nicht die Mehrheit der Wirtschaft eines Landes dar, aber sie sind deshalb nicht der weniger wichtige Teil. Wie die anderen Unternehmen dienen sie dazu, Einkommen zu produzieren, aber sie haben auch die Aufgabe zu bewirken, dass die Subsidiarität funktioniert, die Solidarität konkret ist, dass die Würde und die Fähigkeit der Personen freigesetzt werden und dass, ich wiederhole es, Brüderlichkeit geschaffen wird. Haltet euch stets eure Sendung als Ganze vor Augen. Wir befinden uns im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit. Barmherzigkeit, das ist vor allem die allmächtige Barmherzigkeit des Herrn. Aber die Barmherzigkeit kommt auch durch Männer und Frauen zum Ausdruck.
Ich wünsche euch, dass euer Einsatz in den Kooperativen so beschaffen sein möge, dass er auch ein Ausdruck der Barmherzigkeit wird. Danke.
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