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BOTSCHAFT DES HEILIGEN VATERS
ZUR 800-JAHR-FEIER DER DIÖZESE GRAZ-SECKAU

 

 

Meinem verehrten Bruder
Bischof Wilhelm Krautwaschl,
Bischof von Graz-Seckau

Vor achthundert Jahren fast auf den Tag genau hat sich mein Vorgänger Honorius III. für die Gründung des Bistums Seckau ausgesprochen, mit dem die Diözese Graz-Seckau ihren Anfang genommen hat. Dieses Jubiläum ist ein besonderer Grund, gemeinsam Gott dafür zu danken, wie er in dieser Zeit den Weg seines Volkes in der Diözese Graz-Seckau begleitet und behütet hat. Gerne verbinde ich mich aus diesem Anlass mit Ihnen, Exzellenz, und den Gläubigen Ihrer Diözese sowie mit allen, die zum Jubiläumsgottesdienst nach Graz gekommen sind, im frohen Dank an Gott, und feiere gleichsam im Geiste diesen Festtag mit, zu dem ich allen meinen herzlichen Gruß und beste Segenswünsche übermittle.

Den Gründern war es ein Anliegen, den Glauben der Menschen durch die Gestalt eines eigenen Bischofs zu festigen und zu vertiefen. Es wurde Vertrauen geschaffen, das bis heute weiterwirkt und die Gläubigen ermutigt, voranzuschreiten in der Zuversicht, dass der Herr seine Kirche auch in Zukunft treu und sicher führt. Schon seit dem ersten Jahrtausend wurde das Wort Gottes in der Steiermark wie der Same im Gleichnis Jesu (vgl. Mt 13,1-23) reichlich ausgesät. Auf dass es auch weiter reiche Frucht bringe, habt ihr für das Jubiläum als Leitwort gewählt: Zukunft säen.

In ihren Anfängen umfasste die Diözese nur einen kleinen Teil eures Bundeslandes und wurde erst später auf die heutige Größe erweitert. Der Glaube prägte das Leben der Menschen mit all seinen geistigen und wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Veränderungen. Männer und Frauen der Kirche haben aus ihrer lebendigen Beziehung zu Christus Antworten auf die verschiedenen Lebenssituationen zu geben versucht. Ihr wollt diesen Weg weiterführen. Euer Denken und Handeln richtet sich dabei zunehmend auch auf die Entwicklung in den übrigen Ländern Europas und der Welt. Dazu kommt euer engagiertes ökumenisches Bemühen, das sich unter das Wort Christi stellt, dass alle eins seien (vgl. Joh 17,21). Ebenso ist das Gespräch mit den nichtchristlichen Religionen wichtiger geworden wie auch mit all jenen, denen der Glaube fremd geworden ist oder die Jesus Christus nicht mehr kennen. Gegenüber der heutigen Tendenz, den persönlichen Glauben zu verschweigen, wollt ihr durch Reden und Handeln Christus in der Welt wieder sichtbar machen (vgl. 1 Petr 3,15).

Diese Aufgabe birgt viele Herausforderungen in sich. Ihr könnt euch aber auf zahlreiche gute Initiativen in der Vergangenheit stützen, auch wenn manches davon nicht in bisherigen Formen weiterlebt, sondern neue Aufbrüche gefordert sind. Stets braucht es eine Kirche »im Aufbruch «, nämlich die Gemeinschaft der missionarischen Jünger, die nach dem Vorbild des Herrn die Initiative ergreifen und sich einbringen, um auf die Menschen heute zuzugehen (vgl. Evangelii gaudium, 24). Mit großem Dank schaut ihr auf die pastoralen Bemühungen früherer Jahre zurück, insbesondere auf ihre Ausprägungen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Durch ein bewussteres Verständnis von Kirche ist die vielfältige Mitwirkung der gläubigen Laien stärker deutlich geworden: Pfarrgemeinderäte, Katholische Aktion, zahlreiche kirchliche Vereinigungen, neue geistliche Bewegungen, das persönliche öffentliche und oft stille Glaubenszeugnis von Katholiken sowie christliches Leben in den Familien lassen Kirche als Gemeinschaft der an Jesus Glaubenden lebendig werden. Das Bemühen um die Evangelisierung und Heiligung der Menschen und um die Durchdringung und Vervollkommnung der zeitlichen Ordnung mit dem Geist des Evangeliums stellt ja das besondere Apostolat der Laien dar (vgl. Apostolicam actuositatem, 2). Möge es in der Diözese Graz-Seckau nie an solchen Zeugen der Botschaft Jesu fehlen, die inmitten der Welt die Freude des Evangeliums leben.

Zukunft säen geschieht nicht zuletzt durch die Großzügigkeit, die ihr im persönlichen und im helfenden Einsatz für die Armen im Lande und weit darüber hinaus immer wieder erweist. Ohne Werke tätiger Nächstenliebe ist der Glaube tot (vgl. Jak 2,17). Die Heiligen zeigen uns, dass die Kraft des Zeugnisses darin liegt, wie wir die Seligpreisungen und die Werke der Barmherzigkeit leben. Ich lade euch ein zu versuchen, sie in euch Gestalt werden zu lassen (vgl. Gaudete et exsultate, 109). So wird euer beherztes Zeugnis als Christen zu einem Samenkorn, das für die Zukunft gesät ist. Möge ihm der göttliche Sämann wie im Gleichnis des Evangeliums vielfache Frucht schenken.

Die fruchtbringende Kraft des Wortes Gottes, das Heil und die Zukunft schenkt, sehen wir in besonderer Weise an der Gottesmutter Maria. Ihrer Fürsprache vertraue ich Sie, Exzellenz, zusammen mit den Priestern und Diakonen, den Ordensleuten und Gottgeweihten sowie allen Gläubigen der Diözese Graz-Seckau an. Unsere Liebe Frau von Mariazell, die Magna Mater Austriae, nehme euch alle unter ihren mütterlichen Schutz und zeige euch ihren Sohn Jesus Christus, Gottes menschgewordenes Wort der Liebe und Treue. Mit der Bitte, auch mich im Gebet nicht zu vergessen, erteile ich allen von Herzen meinen Apostolischen Segen.

Aus dem Vatikan, am 24. Juni 2018

Franziskus

 


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