BOTSCHAFT VON PAPST FRANZISKUS
AN DIE VON DER »CATHOLIC PRESS ASSOCIATION«
VERANSTALTETE KATHOLISCHE MEDIENKONFERENZ
An die Mitglieder der »Catholic Press Association«
In diesem Jahr veranstaltet die »Catholic Press Association« aufgrund der gegenwärtigen Gesundheitslage erstmals in der Geschichte einen virtuellen Kongress der katholischen Medien. In erster Linie möchte ich allen meine Nähe zum Ausdruck bringen, die vom Virus betroffen sind, sowie allen, die auch unter Lebensgefahr gearbeitet haben und weiterhin arbeiten, um unseren notleidenden Brüdern und Schwestern beizustehen.
Das Thema, das Ihr für den diesjährigen Kongress gewählt habt – »Together While Apart« – bringt sehr anschaulich das Zusammengehörigkeitsgefühl zum Ausdruck, das paradoxerweise aus der Erfahrung der sozialen Distanzierung hervorgegangen ist, die von der Pandemie auferlegt wird. In meiner Botschaft zum Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel im vergangenen Jahr habe ich darüber nachgedacht, wie die Kommunikation uns befähigt, »als Glieder miteinander verbunden« zu sein, wie der heilige Paulus sagt (Eph 4,25): berufen, innerhalb eines sich stets erweiternden Beziehungsnetzwerks in Gemeinschaft zu leben. Aufgrund der Pandemie sind wir alle zu einer volleren Anerkennung dieser Wahrheit gelangt.
Denn die Erfahrung dieser letzten Monate hat gezeigt, wie wesentlich die Sendung der Kommunikationsmittel ist, um Menschen zusammenzubringen, Distanzen zu verkürzen, die notwendige Information zu liefern und den Verstand und das Herz für die Wahrheit zu öffnen. Eben diese Erkenntnis hat zur Gründung der ersten katholischen Zeitungen in Eurem Land und zu ihrer ständigen Ermutigung durch die Hirten der Kirche geführt. Wir sehen das im Fall der »Catholic Miscellany« in Charleston, die 1822 von Bischof John England gegründet wurde und der so viele weitere Zeitungen und Zeitschriften gefolgt sind. Heute zählen unsere Gemeinden mehr denn je auf Zeitungen, Radio- und Fernsehsender und soziale Kommunikationsmittel, um
mitzuteilen, zu kommunizieren, zu informieren und zu vereinen. »E pluribus unum« – das Ideal der Einheit in Vielfalt, das sich im Motto der Vereinigten Staaten widerspiegelt, muss auch den Dienst inspirieren, den Ihr für das Gemeinwohl anbietet. Wie dringend wird das heute benötigt, in einer Zeit, die von Konflikten und Polarisierung geprägt ist, gegen die die katholische Gemeinschaft nicht immun ist.
Wir brauchen Medien, die in der Lage sind, Brücken zu bauen, das Leben zu verteidigen und Mauern – sichtbare und unsichtbare – niederzureißen, die einen aufrichtigen Dialog und wahrhafte Kommunikation zwischen Einzelnen und Gemeinschaften verhindern. Wir brauchen Medien, die Menschen, besonders jungen Menschen, helfen können, Gutes vom Bösen zu unterscheiden, ein gesundes Urteilsvermögen zu entwickeln auf der Grundlage einer klaren und unvoreingenommenen Darlegung der Tatsachen, und die Bedeutung des Einsatzes für Gerechtigkeit, sozialen Frieden und Achtung unseres gemeinsamen Hauses zu verstehen. Wir brauchen überzeugte Männer und Frauen, die die Kommunikation vor all dem schützen, was sie verzerren oder anderen Zwecken beugen würde. Ich bitte Euch daher, vereint und ein Zeichen der Einheit untereinander zu sein.
Die Medien mögen groß oder klein sein, aber in der Kirche sind das nicht die Kategorien, die zählen. In der Kirche sind wir alle in dem einen Geist getauft und in einen einzigen Leib aufgenommen worden (vgl. 1 Kor 12,13). Wie in jedem Leib sind es oft die kleinsten Glieder, die am Ende die notwendigsten sind. So ist es beim Leib Christi. Jeder von uns, wo auch immer wir sind, ist aufgerufen, durch unser Bekenntnis zur Wahrheit in Liebe zum Wachstum der Kirche zur vollen Reife in Christus beizutragen (vgl. Eph 4,15). Bekanntlich ist Kommunikation nicht einfach nur eine Frage professioneller Fähigkeiten. Ein wahrer Kommunikator oder eine wahre Kommunikatorin widmet sich vollständig dem Wohl der anderen, auf allen Ebenen, vom Leben jedes Einzelnen bis zum Leben der gesamten Menschheitsfamilie. Wir können nicht wirklich kommunizieren, solange wir nicht persönlich betroffen sind, so lange wir die Wahrheit der Botschaft, die wir übermitteln, nicht persönlich bezeugen können. Jede Kommunikation hat ihre letzte Quelle im Leben des dreieinigen Gottes, der den Reichtum seines göttlichen Lebens mit uns teilt und uns im Gegenzug aufruft, diesen Schatz anderen mitzuteilen durch unsere Einheit im Dienst seiner Wahrheit.
Liebe Freunde, von Herzen rufe ich auf Euch und die Arbeit Eures Kongresses die Ausgießung der Gaben des Heiligen Geistes herab: Weisheit, Verständnis und guten Rat. Nur der Blick des Geistes gestattet uns, unsere Augen nicht vor den Leidenden zu verschließen und nach dem wahren Wohl aller zu streben. Nur mit diesem Blick können wir uns tatsächlich dafür einsetzen, die Krankheiten des Rassismus, der Ungerechtigkeit und der Gleichgültigkeit, die das Antlitz unserer gemeinsamen Familie entstellen, zu überwinden. Durch Eure Hingabe und tägliche Arbeit könnt Ihr anderen helfen, über Situationen und Menschen nachzudenken, mit den Augen des Geistes. Mögen die christlichen Kommunikatoren dort, wo unsere Welt allzu bereitwillig in Adjektiven und Adverbien spricht, mit Substantiven sprechen, die die stillen Forderungen der Wahrheit erkennen und voranbringen und die Menschenwürde fördern. Mögt Ihr dort, wo die Welt Konflikte und Spaltungen sieht, auf die Leidenden und die Armen blicken und dem Flehen unserer Brüder und Schwestern, die Barmherzigkeit und Verständnis brauchen, eine Stimme verleihen. Gestern hat die Kirche das Hochfest der Apostel Petrus und Paulus gefeiert.
Möge der Geist der Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom, der immer ein Markenzeichen der katholischen Presse in Euren Ländern gewesen ist, Euch alle im Glauben vereint halten und Euch den flüchtigen kulturellen Modeerscheinungen, denen der Wohlgeruch der Wahrheit des Evangeliums fehlt, widerstehen lassen. Lasst uns weiterhin gemeinsam für Versöhnung und Frieden in unserer Welt beten. Ich versichere Euch meiner Unterstützung und meines Gebets für Euch und Eure Familien. Und ich bitte Euch, in Eurem eigenen Gebet an mich zu denken.
Aus dem Vatikan, am 30. Juni 2020
Franziskus
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