VIDEOBOTSCHAFT VON PAPST FRANZISKUS
ZUM START DER PLATTFORM LAUDATO SI`
Liebe Brüder und Schwestern!
Mit der 2015 promulgierten Enzyklika Laudato si’ habe ich alle Menschen guten Willens eingeladen, Sorge zu tragen für die Erde, die unser gemeinsames Haus ist. Schon seit einiger Zeit leidet dieses Haus, in dem wir zu Gast sind, an Wunden, die wir durch eine ausbeuterische Haltung hervorrufen. Diese führt dazu, dass wir uns als Herren des Planeten und seiner Ressourcen fühlen, und gestattet uns einen verantwortungslosen Gebrauch der Güter, die Gott uns gegeben hat. Heute zeigen sich diese Wunden dramatisch in einer nie dagewesenen ökologischen Krise, die die Erde, die Luft, das Wasser und ganz allgemein das Ökosystem betrifft, in dem die Menschen leben. Die gegenwärtige Pandemie hat außerdem den Schrei der Natur und den der Armen, die am meisten unter ihren Folgen leiden, noch stärker ans Licht gebracht und macht deutlich, dass alles miteinander verbunden und voneinander abhängig ist und dass unsere Gesundheit nicht zu trennen ist von der Gesundheit der Umwelt, in der wir leben.
Wir brauchen daher einen neuen ökologischen Ansatz, der unsere Weise, die Welt zu bewohnen, unsere Lebensstile, unsere Beziehung zu den Ressourcen der Erde und ganz allgemein die Sicht auf den Menschen und die Lebensform verändert. Eine ganzheitliche menschliche Ökologie, die nicht nur die Umweltfragen einschließt, sondern den Menschen in seiner Gesamtheit, und die fähig wird, den Schrei der Armen zu hören und Sauerteig für eine neue Gesellschaft zu sein.
Wir tragen eine große Verantwortung, besonders gegenüber den zukünftigen Generationen. Welche Welt wollen wir unseren Kindern und unseren Jugendlichen hinterlassen? Unser Egoismus, unsere Gleichgültigkeit und unsere verantwortungslosen Lebensstile bedrohen die Zukunft unserer Kinder! Ich erneuere daher meinen Appell: Tragen wir Sorge für unsere Mutter Erde, besiegen wir die Versuchung des Egoismus, der uns zu Ausbeutern der Ressourcen macht, pflegen wir die Achtung für die Gaben der Erde und der Schöpfung, beginnen wir endlich einen umweltfreundlichen Lebensstil und eine umweltfreundliche Gesellschaft: Wir haben die Gelegenheit, ein besseres Morgen für alle vorzubereiten. Aus den Händen Gottes haben wir einen Garten empfangen, unseren Kindern dürfen wir keine Wüste hinterlassen!
In diesem Zusammenhang habe ich am 24. Mai 2020 das »Laudato-si’-Jahr« ausgerufen, dessen Organisation dem Dikasterium für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen anvertraut worden ist. Ich danke allen, die dieses Jahr mit zahlreichen Initiativen begangen haben. Ich freue mich, anzukündigen, dass das »Laudato-si’-Jahr« einmünden wird in ein konkretes Aktionsprojekt, die »Laudato si’-Aktionsplattform«: ein siebenjähriger Weg, in den unsere Gemeinschaften auf unterschiedliche Weise eingebunden sind, damit sie im Geist der ganzheitlichen Ökologie vollkommen nachhaltig werden.
Ich möchte daher alle einladen, diesen Weg gemeinsam aufzunehmen. Insbesondere richte ich mich an folgende sieben Wirklichkeiten: Familien – Pfarreien und Diözesen – Schulen und Universitäten – Krankenhäuser – Unternehmen und Landwirtschaftsbetriebe – Organisationen, Gruppen und Bewegungen – Ordensinstitute. Gemeinsam arbeiten. Nur so können wir die Zukunft aufbauen, die wir wollen: eine inklusivere, geschwisterlichere, friedlichere und nachhaltigere Welt.
Auf einem sieben Jahre langen Weg werden wir uns von sieben Zielen der Enzyklika Laudato si’ leiten lassen, die uns die Richtung weisen werden, während wir die Vision der ganzheitlichen Ökologie verfolgen: die Antwort auf den Schrei der Erde, die Antwort auf den Schrei der Armen, die ökologische Wirtschaft, die Annahme eines einfachen Lebensstils, die ökologische Erziehung, die ökologische Spiritualität und das gemeinschaftliche Bemühen.
Es gibt Hoffnung. Wir alle können mitarbeiten, jeder mit der eigenen Kultur und Erfahrung, jeder mit den eigenen Initiativen und Fähigkeiten, damit unsere Mutter Erde zu ihrer ursprünglichen Schönheit zurückkehre und die Schöpfung wieder erstrahlen möge nach dem Plan Gottes.
Gott segne einen jeden von euch, und er segne unsere Sendung, unser gemeinsames Haus wiederherzustellen. Danke!
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