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ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS
ZUM INTERNATIONALEN KONGRESS
DER KATECHISTEN

Aula Paolo VI
Freitag, 27. September 2013

 

Liebe Katechisten, guten Abend!

Ich freue mich, dass es im Jahr des Glaubens dieses Treffen für euch gibt: Die Katechese ist ein Pfeiler in der Glaubensunterweisung, und man braucht gute Katechisten! Danke für diesen Dienst an der Kirche und in der Kirche. Auch wenn er manchmal schwierig sein kann, man viel arbeitet, sich müht und nicht die gewünschten Ergebnisse sieht, so ist das Erziehen im Glauben doch schön! Vielleicht ist es das schönste Erbe, das wir geben können: der Glaube! Im Glauben erziehen, damit der Glaube wachse. Kindern, Jugendlichen, jungen Menschen und Erwachsenen zu helfen, immer mehr den Herrn zu erkennen und zu lieben, ist eines der schönsten pädagogischen Abenteuer: So baut man die Kirche auf! Katechisten „sein“! Nicht als Katechisten arbeiten: Das nützt nicht. Ich arbeite als Katechist, weil es mir gefällt zu unterrichten … Aber wenn du nicht ein Katechist bist, nützt es nicht! Du bist nicht fruchtbar! Katechist ist eine Berufung: „Katechist sein“, das ist die Berufung, nicht als Katechist arbeiten. Achtet gut darauf, dass ich nicht gesagt habe, als Katechisten „arbeiten“, sondern „es sein“, denn es schließt das Leben ein. Man führt zur Begegnung mit Jesus – mit den Worten, mit dem Leben und mit dem Zeugnis. Erinnert euch daran, was Papst Benedikt XVI. gesagt hat: „Die Kirche wächst nicht durch Proselytismus. Sie wächst durch Anziehung“ (vgl. Homilie bei der Eucharistiefeier zur Eröffnung der V. Generalkonferenz der Bischöfe von Lateinamerika und der Karibik, Aparecida, 13. Mai 2007). Und was anzieht, ist das Zeugnis. Katechist sein bedeutet, Glaubenszeugnis zu geben; im eigenen Leben kohärent zu sein. Das ist nicht einfach. Es ist nicht einfach. Wir helfen und führen zur Begegnung mit Christus mit den Worten, mit dem Leben und mit dem Zeugnis. Gerne erinnere ich daran, was der heilige Franz von Assisi seinen Brüdern gesagt hat: „Verkündet immer das Evangelium, falls nötig auch mit den Worten.“ Die Worte kommen dazu …, aber zuerst kommt das Zeugnis: dass die Menschen in unserem Leben das Evangelium sehen, das Evangelium lesen können. Und Katechisten „sein“ verlangt Liebe, eine immer stärkere Liebe zu Christus, eine Liebe zu seinem heiligen Volk. Und diese Liebe kauft man nicht im Geschäft, man kauft sie nicht einmal hier in Rom. Diese Liebe kommt von Christus! Sie ist ein Geschenk Christi, ja, ein Geschenk Christi! Und wenn sie von Christus kommt, geht sie von ihm aus und wir müssen von Christus ausgehen, von dieser Liebe, die er uns gibt.

Was bedeutet dieses „Von-Christus-Ausgehen“ für einen Katechisten, für euch und auch für mich, denn auch ich bin ein Katechist? Was bedeutet das?

Ich werde von drei Dringen sprechen: eins, zwei und drei, wie es die alten Jesuiten machten … eins, zwei und drei!

1. Zu allererst bedeutet von Christus ausgehen, Vertrautheit mit ihm zu haben, diese Vertrautheit mit Jesus zu haben. Jesus legt dies seinen Jüngern beim letzten Abendmahl nachdrücklich ans Herz, als er im Begriff ist, das höchste Geschenk der Liebe zu leben, das Opfer des Kreuzes. Jesus verwendet das Bild vom Weinstock und den Rebzweigen und sagt: Bleibt in meiner Liebe, bleibt mit mir verbunden, wie der Rebzweig mit dem Weinstock verbunden ist. Wenn wir mit ihm verbunden sind, können wir Frucht bringen – und das ist die Vertrautheit mit Christus. In Jesus bleiben! Das heißt mit ihm verbunden bleiben – in ihm und mit ihm, mit ihm sprechen: in Jesus bleiben.

Für einen Jünger ist es am wichtigsten, mit dem Meister zusammen zu sein, ihn zu hören, von ihm zu lernen. Und das gilt immer, das ist ein Weg, der das ganze Leben andauert! Ich erinnere mich, oft in der Diözese – in der anderen Diözese, die ich früher hatte –, gesehen zu haben, wie am Ende der Kurse des Katechistenseminars die Katechisten hinausgingen und sagten: „Ich habe den Katechistentitel!“ Dies nützt dir nichts, du hast nichts, hast nur einen kleinen Weg zurückgelegt! Wer wird dir helfen? Das gilt immer! Es ist kein Titel, sondern eine Haltung: bei ihm sein, und dauert das ganze Leben an! Es ist ein Verweilen in der Gegenwart des Herrn, ein Sich-anschauen-Lassen von ihm. Ich frage euch: Wie verweilt ihr in der Gegenwart des Herrn. Wenn du zum Herrn gehst, schaust du auf den Tabernakel – was macht ihr? Ohne Worte … aber ich spreche, ich spreche, denke, überlege, höre … sehr gut! Aber lässt du dich vom Herrn anschauen? Sich vom Herrn anschauen lassen. Er schaut uns an und das ist eine Weise zu beten. Lässt du dich vom Herrn anschauen? Aber wie geht das? Schau auf den Tabernakel und lass dich anschauen … es ist einfach! Es ist etwas langweilig, ich schlafe dabei ein … Schlaf ein, schlaf ruhig ein! Er schaut dich genauso an, er schaut dich genauso an. Sei doch sicher, dass er dich anschaut! Und das ist viel wichtiger, als der Katechistentitel: es gehört zum Katechistensein. Dies wärmt das Herz, dies hält das Feuer der Freundschaft mit dem Herrn am Brennen, lässt dich spüren, dass er dich wirklich anschaut, dass er dir nahe ist und dich liebt. Bei einem der Besuche, die ich hier in Rom gemacht habe, bei einer Messe ist ein Mann, relativ jung, zu mir gekommen und hat mir gesagt: „Pater, angenehm Sie kennen zu lernen, aber ich glaube an nichts! Ich habe nicht das Geschenk des Glaubens!“ Er verstand, dass der Glaube ein Geschenk ist. „Ich habe nicht das Geschenk des Glaubens. Was sagen Sie mir?“ „Lass dich nicht entmutigen. Er liebt dich. Lass dich von ihm anschauen. Nichts weiter.“ Und das sage ich zu euch: Lasst euch vom Herrn anschauen! Ich verstehe, dass es für euch nicht so einfach ist; besonders für den, der verheiratet ist und Kinder hat, ist es schwierig, eine lange Zeit der Ruhe zu finden. Aber, Dank sei Gott, ist es nicht nötig, dass wir das alle auf die gleiche Weise machen. In der Kirche gibt es eine Vielfalt an Berufungen und eine Vielfalt an spirituellen Formen; wichtig ist, die geeignete Weise zu finden, um beim Herrn zu verweilen; und das kann man, das ist in jedem Lebensstand möglich. In diesem Augenblick kann sich jeder fragen: Wie lebe ich dieses „Verweilen“ bei Jesus? Das ist eine Frage, die ich euch mitgebe: „Wie lebe ich dieses Verweilen bei Jesus, dieses Bleiben in Jesus?“ Habe ich Zeiten, in denen ich in seiner Gegenwart bleibe, im Schweigen, in denen ich mich von ihm anschauen lasse? Lasse ich zu, dass sein Feuer mein Herz erwärmt? Wenn in unserem Herzen nicht die Wärme Gottes, die Wärme seiner Liebe und Zuneigung ist, wie können wir arme Sünder dann das Herz der anderen erwärmen? Denkt daran!

2. Der zweite Punkt ist folgender: Von Christus ausgehen bedeutet, ihn nachzuahmen, wenn man aus sich heraus- und dem anderen entgegengeht. Das ist eine schöne Erfahrung und sie ist ein wenig paradox. Warum? Weil der, der Christus in die Mitte seines Lebens stellt, sich selbst zurücknimmt. Je mehr du dich mit Christus verbindest und er die Mitte deines Lebens wird, desto mehr lässt er dich aus dir herausgehen, nimmt er dich zurück und öffnet er dich für die anderen. Das ist die wahre Dynamik der Liebe, das ist die Bewegung Gottes selbst! Gott ist die Mitte, aber er gibt sich stets als Geschenk seiner selbst, als Beziehung, als Leben, das sich mitteilt … So werden auch wir, wenn wir mit Christus verbunden bleiben; er lässt uns in diese Dynamik der Liebe eintreten. Wo das wahre Leben in Christus ist, da gibt es wahre Öffnung für den anderen, da gibt es das Herausgehen aus sich selbst, um dem anderen im Namen Christi zu begegnen. Und darin besteht die Arbeit des Katechisten: aus Liebe stets aus dir herausgehen, um Zeugnis von Jesus zu geben und um von Jesus zu sprechen, ihn zu verkünden. Das ist wichtig, weil es der Herr macht: Es ist gerade der Herr, der uns drängt herauszugehen.

Das Herz des Katechisten erfährt immer diese Bewegung von „Systole – Diastole“: Einheit mit Jesus – Begegnung mit dem anderen. Es sind diese zwei Dinge: Ich werde eins mit Jesus und gehe hinaus, den anderen zu begegnen. Fehlt eine dieser beiden Bewegungen, dann schlägt das Herz nicht mehr, dann kann es nicht mehr leben. Der Katechist erhält das Kerygma als Gabe und schenkt es seinerseits weiter. Dieses kleine Wort: Geschenk. Der Katechist ist sich bewusst, dass er ein Geschenk empfangen hat, das Geschenk des Glaubens, und er schenkt es den anderen weiter. Schön ist das. Und er nimmt für sich keine Provision! Alles, was er empfängt, gibt er! Das ist kein Geschäft! Es ist kein Geschäft. Es ist reines Geschenk: empfangenes und weitergegebenes Geschenk. Und da ist der Katechist, in diesem Brennpunkt des Schenkens. So liegt es in der Natur des Kerygma selbst: Es ist ein Geschenk, das Mission entstehen lässt und über sich hinaus drängt. Der heilige Paulus sagte: „Die Liebe Christi drängt uns“ (2 Kor 5,14). Dieses „drängt uns“ kann aber auch mit „besitzt uns“ übersetzt werden. Es ist so: Die Liebe zieht dich an und sendet dich, sie nimmt dich und schenkt dich den anderen. In dieser Spannung bewegt sich das Herz des Christen, insbesondere das Herz des Katechisten. Fragen wir uns alle: Schlägt mein Herz so als Katechist: Verbindung mit Jesus und Begegnung mit dem anderen? In dieser Bewegung von „Systole und Diastole“? Nährt es sich von der Beziehung mit ihm, um ihn aber den anderen zu bringen und nicht um ihn zu behalten? Ich sage euch eines: Ich verstehe nicht, wie ein Katechist unbeweglich, ohne diese Bewegung bleiben kann. Ich verstehe es nicht!

3. Auch der dritte Punkt, Punkt drei liegt auf derselben Linie: Von Christus ausgehen bedeutet keine Angst zu haben, mit ihm an die Peripherien zu gehen. Hier kommt mir die Geschichte des Jona in den Sinn, einer wirklich interessanten Gestalt, besonders in unserer Zeit der Veränderungen und Unsicherheit. Jona ist ein frommer Mann, der ein ruhiges und geordnetes Leben führt. Dies bringt ihn dazu, seine ganz klaren Denkmuster zu haben und alles und jeden starr nach diesen Vorstellungen zu beurteilen. Alles ist für ihn klar, die Wahrheit ist einfach diese. Er ist starr! Als der Herr ihn ruft und ihm aufträgt, nach Ninive zu gehen, in die große heidnische Stadt, um dort zu predigen, traut er es sich daher nicht zu. „Dorthin gehen! Aber ich habe doch hier die ganze Wahrheit!“ Er traut es sich nicht zu … Ninive liegt außerhalb seiner Denkmuster, an der Peripherie seiner Welt. Also läuft er weg, er geht nach Spanien, er flieht, schifft sich auf einem Boot ein, das von dort weg fährt. Nehmt und lest wieder das Buch Jona! Es ist kurz, aber eine sehr lehrreiche Parabel, vor allem für uns in der Kirche.

Was lehrt es uns? Es lehrt uns, keine Angst davor zu haben, aus unseren Denkmustern herauszugehen, um Gott zu folgen, denn immer geht Gott weiter. Aber wisst ihr das? Gott hat keine Angst. Wisst ihr das? Er hat keine Angst! Er ist immer weiter als unsere Denkmuster! Gott hat keine Angst vor den Peripherien. Aber wenn ihr an die Peripherien geht, werdet ihr ihn dort finden. Gott ist immer treu, kreativ. Aber, bitte, ein Katechist, der nicht kreativ ist, wird nicht verstanden. Die Kreativität ist gleichsam die Säule des Katechistenseins. Gott ist kreativ, nicht verschlossen, und deswegen ist er nie starr. Gott ist nie starr! Er nimmt uns an, er kommt uns entgegen, er versteht uns. Um treu, um kreativ zu sein, muss man zu Änderungen in der Lage sein. Zu Änderungen in der Lage sein. Und warum muss ich ändern? Um mich an die Umstände anzupassen, in denen ich das Evangelium verkünden muss. Um bei Gott zu bleiben, muss man hinausgehen können, darf man keine Angst haben hinauszugehen. Wenn ein Katechist sich von der Angst packen lässt, ist er ein Feigling. Wenn ein Katechist es ruhig angeht, wird er am Ende zu einer Museumsstatue, und davon haben wir viele. Wir haben viele davon! Bitte, keine Museumsstatuen! Wenn ein Katechist starr ist, verkalkt er und wird steril. Ich frage euch: Will jemand von euch ein Feigling sein, eine Museumsstatue oder steril? Hat jemand Lust dazu? [Katechisten: Nein!] Nein? Sicher? Gut! Was ich euch jetzt sage, habe ich oft gesagt, aber es kommt von Herzen. Wenn wir Christen uns in unserer Gruppe einschließen, in unserer Bewegung, in unserer Pfarrei, in unserem Umfeld, bleiben wir eingeschlossen und dann geschieht mit uns, was mit allem passiert, das eingeschlossen ist. Wenn ein Zimmer geschlossen bleibt, kommt der Geruch der Feuchtigkeit. Und wenn ein Mensch in diesem Zimmer ist, wird er krank! Wenn ein Christ sich in seiner Gruppe, in seiner Pfarrei, in seiner Bewegung einschließt, ist er eingeschlossen und wird krank. Wenn ein Christ auf die Straßen hinausgeht, an die Peripherien, kann mit ihm das geschehen, was manchem passiert, der auf der Straße unterwegs ist: ein Unfall. Sehr oft haben wir Straßenunfälle gesehen. Aber ich sage euch: Mir ist eine verunfallte Kirche tausendmal lieber und nicht eine kranke Kirche! Eine Kirche, ein Katechist, der den Mut hat, die Gefahr auf sich zu nehmen, um hinauszugehen, und nicht ein Katechist, der studiert, alles weiß, aber immer eingeschlossen ist: dieser ist krank. Und manchmal ist er im Kopf krank …

Aber aufgepasst! Jesus sagt nicht: Geht und arrangiert euch. Nein, das sagt er nicht! Jesus sagt: Geht; ich bin bei euch! Das ist unsere Schönheit und unsere Kraft: Wenn wir gehen, wenn wir hinausgehen, um in Liebe, mit echtem apostolischen Geist und freimütig das Evangelium zu bringen, dann geht er mit uns, er geht uns voraus – auf Spanisch „primerea“. Der Herr geht uns stets voraus – „primerea“. Ihr habt jetzt die Bedeutung dieses Wortes gelernt. Und dies sagt uns die Bibel, nicht ich sage es. Die Bibel, der Herr sagt in der Bibel: Ich bin wie die Blüte des Mandelbaums. Warum? Weil es die erste Blüte ist, die im Frühling aufblüht. Der Herr ist immer „primero“; er ist immer Erster. Das ist grundlegend für uns: Gott geht uns immer voraus. Wenn wir meinen, weit weg zu gehen, an die äußerste Peripherie, und uns vielleicht ein wenig fürchten, ist er in Wirklichkeit schon dort: Jesus erwartet uns im Herzen des Bruders, in seinem verwundeten Leib, in seinem unterdrückten Leben, in seiner Seele ohne Glauben. Aber wisst ihr, welche der Peripherien, die ich in meiner früheren Diözese gesehen habe, mir so sehr weh tut, dass ich Schmerz darüber verspüre? Dies sind die Kinder, die nicht das Kreuzzeichen machen können. In Buenos Aires gibt es viele Kinder, die nicht das Kreuzzeichen machen können. Das ist eine Peripherie! Dorthin muss man gehen! Und Jesus ist dort, er erwartet dich, um dem Kind dort zu helfen, das Kreuzzeichen zu machen. Er geht uns immer voraus.

Liebe Katechisten, die drei Punkte sind zu Ende. Immer von Christus ausgehen! Ich danke euch für das, was ihr macht, aber vor allem dafür, dass ihr in der Kirche da seid, dass ihr im Volk Gottes unterwegs seid, dass ihr mit dem Volk Gottes auf dem Weg geht. Bleiben wir bei Christus – in Christus bleiben. Versuchen wir, immer mehr eins zu werden mit ihm. Folgen wir ihm, ahmen wir ihn nach in seiner Bewegung voll Liebe, darin, wie er dem Menschen entgegen geht. Und gehen wir hinaus, öffnen wir die Tore, haben wir die Kühnheit, neue Wege für die Verkündigung des Evangeliums vorzuzeichnen.

Der Herr segne euch und die Muttergottes begleite euch. Danke!

Maria ist unsere Mutter, Maria bringt uns immer zu Jesus!

Sprechen wir füreinander ein Gebet zur Gottesmutter.

[Ave Maria]

[Segen]

Vielen Dank!



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