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ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS
AN FÜHRUNGSKRÄFTE UND ARBEITER DER STAHLWERKE VON TERNI
UND GLÄUBIGE DER DIÖZESE TERNI-NARNI-AMELIA 

Aula Paolo VI
Donnerstag, 20. März

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Ich heiße jeden einzelnen von euch herzlich willkommen! Der Anlass, der euch bewogen hat, hierherzukommen, ist der 130. Jahrestag der Gründung der Stahlwerke von Terni, ein Symbol für die Leistungsfähigkeit sowohl der Unternehmer als auch der Arbeiter, die diesen Namen weit über die italienischen Grenzen hinaus berühmt gemacht haben. Ich begrüße euren Bischof, Ernesto Vecchi, und danke ihm für seine an mich gerichteten Worte, vor allem aber für seinen Dienst an der Kirche von Terni-Narni-Amelia. Es ist ein Dienst, den er in der Phase seines Lebens leistet, in der er das Recht gehabt hätte, sich auszuruhen, und statt auszuruhen, fährt er fort, zu arbeiten: danke, Bischof Vecchi, herzlichen Dank! Ich grüße die Vertreter der staatlichen Institutionen und ebenso die Priester, die Personen des geweihten Lebens, die Gläubigen aus dem Laienstand, die verschiedenen sozialen Realitäten sowie die unterschiedlichen Glieder der Gemeinschaft eurer Diözese.

Diese Begegnung bietet mir die Gelegenheit, nicht nur dem Unternehmen »Acciai Speciali Terni« (»Spezial-Stahl Terni«), sondern allen Firmen eurer Region und allgemeiner gefasst der gesamten Welt der Arbeit erneut die Nähe der ganzen Kirche zum Ausdruck zu bringen. Angesichts der derzeitigen Wirtschaftsentwicklung und der besorgniserregenden Umbrüche im Bereich der Beschäftigung muss erneut bekräftigt werden, dass die Arbeit eine grundlegende Wirklichkeit für die Gesellschaft, für die Familien und für jeden Einzelnen darstellt. Tatsächlich betrifft die Arbeit den Menschen, sein Leben, seine Freiheit und sein Glück ganz direkt. Der primäre Wert der Arbeit ist das Wohl des Menschen, weil dieser sich mit seinen Begabungen und seinen intellektuellen, kreativen und manuellen Fähigkeiten durch sie als solcher verwirklicht. Hierauf beruht die Tatsache, dass die Arbeit keineswegs nur ein wirtschaftliches und auf Profit gerichtetes Ziel hat, sondern dass ihr wichtigstes Ziel den Menschen und seine Würde betrifft. Die Würde des Menschen hängt mit der Arbeit zusammen. Ich habe mit einigen jungen Arbeitern gesprochen, die keine Arbeit haben, und sie haben Folgendes zu mir gesagt: »Vater, wir – meine Frau, meine Kinder – essen jeden Tag zu Hause, denn in der Pfarrei, oder im Klub, oder beim Roten Kreuz geben sie uns zu essen. Aber, Vater, ich weiß nicht, was es heißt, das Brot nach Hause zu bringen, und ich muss essen, aber ich brauche auch die Würde, das Brot nach Hause zu bringen.« Und das ist die Arbeit! Und wenn die Arbeit fehlt, dann wird diese Würde verletzt! Wer arbeitslos oder unterbeschäftigt ist, läuft in der Tat Gefahr, an den Rand der Gesellschaft gedrängt zu werden, ein Opfer gesellschaftlicher Ausgrenzung zu werden. Wie oft geschieht es, dass arbeitslose Menschen – ich denke hierbei vor allem an die zahllosen jungen Menschen unserer Zeit, die arbeitslos sind – allmählich zu chronisch entmutigten Menschen werden oder, schlimmer noch, in Apathie verfallen.

Was können wir angesichts des äußerst schwerwiegenden Problems der Arbeitslosigkeit sagen, von dem verschiedene europäische Länder betroffen sind? Sie ist die Folge eines Wirtschaftssystems, das nicht mehr imstande ist, Arbeit zu schaffen, da es einen Götzen in seinen Mittelpunkt gestellt hat, der »Geld« heißt! Deshalb sind die verschiedenen politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Instanzen dazu aufgerufen, einen anders gearteten Ansatz zu begünstigen, der auf der Gerechtigkeit und auf der Solidarität gründet. In diesem Augenblick droht dieses Wort aus dem Wörterbuch gestrichen zu werden. Solidarität: das scheint fast schon ein Schimpfwort geworden zu sein! Nein!

Solidarität ist wichtig, aber dieses System liebt sie nicht allzu sehr und zieht es vor, sie auszuschließen: diese menschliche Solidarität, die jedem die Möglichkeit zusichert, einer würdigen Arbeit nachzugehen. Die Arbeit ist ein Gut, das allen zusteht, das allen zur Verfügung stehen sollte. Die Phase schwerer Probleme und der Arbeitslosigkeit erfordert, dass man ihr mit den Mitteln der Kreativität und der Solidarität entgegentritt. Die Kreativität mutiger Unternehmer und Handwerker, die voller Vertrauen und Hoffnung  in die Zukunft schauen. Und die Solidarität unter allen Komponenten der Gesellschaft, die auf etwas verzichten, einen nüchterneren Lebensstil annehmen, um denen zu helfen, die wirklich bedürftig sind.

Diese große Herausforderung ist ein Appell an die gesamte christliche Gemeinschaft. Deshalb seid ihr heute gemeinsam hierher gekommen: die Stahlwerke, der Bischof, die Gemeinschaft der Diözese. Und deshalb ist die jüngere Geschichte eurer Kirche untrennbar mit dem Besuch des seligen Johannes Paul II. in den Stahlwerken verknüpft! Die ganze Kirche setzt sich, wie euer Bischof betont hat, für eine seelsorgerische und missionarische Umkehr ein. In dieser Hinsicht ist die erste Pflicht immer jene, die Wurzeln des Glaubens und eure Treue zu Jesus Christus neu zu beleben. Das ist das Leitprinzip der Entscheidungen eines Christen: sein Glaube. Der Glaube versetzt Berge! Der christliche Glaube ist in der Lage, die Gesellschaft durch den in ihm enthaltenen Elan konkreter Brüderlichkeit zu bereichern.

Ein Glaube, der freudig angenommen, intensiv und großherzig gelebt wird, vermag der Gesellschaft eine humanisierende Kraft zu verleihen. Deshalb sind wir alle aufgerufen, stets neue Wege zu suchen, um mutig Zeugnis zu geben von einem lebendigen und belebenden Glauben.

Liebe Brüder und Schwestern, hört niemals auf, eine bessere Zukunft zu erhoffen. Ringt darum, kämpft. Lasst euch bitte nicht vom Sog des Pessimismus erfassen! Wenn jeder seinen Teil beiträgt, wenn alle stets den Menschen in seiner Würde in den Mittelpunkt stellen, nicht das Geld, wenn sich die vom Evangelium inspirierte Haltung der Solidarität und des brüderlichen Miteinander-Teilens festigt, dann gelingt es, dem Morast einer im Hinblick auf die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt mühseligen und schwierigen Zeit zu

entkommen. In dieser Hoffnung erbitte ich für euch und die gesamte Diözese die mütterliche Fürsprache der Jungfrau Maria, besonders für die Welt der Arbeit, für die Familien, die in Schwierigkeiten sind, damit sie nicht die Würde verlieren, die die Arbeit verleiht, für die Kinder und Jugendlichen und für die alten Menschen.

Und jetzt bitten wir alle, so wie wir sind, im Sitzen, die Muttergottes, die unsere Mutter ist, dass sie uns die Gnade gewähren möge, mit Kreativität, Solidarität und Glauben zusammenzuarbeiten. Ave Maria…

Es segne euch der allmächtige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Und ich bitte euch, bitte betet für mich! Danke!

 


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