BESUCH IN DER RÖMISCHEN PFARREI
»SAN MICHELE ARCANGELO A PIETRALATA«
ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS
5. Sonntag im Jahreskreis, 8. Februar 2015
So war das Leben Jesu: »Er zog durch ganz Galiläa, predigte in den Synagogen und trieb die Dämonen aus« (Mk 1,39). Jesus, der predigt, und Jesus, der heilt. Der ganze Tag sah so aus: er predigt zum Volk, er lehrt das Gesetz, er lehrt das Evangelium. Und die Menschen suchen ihn, um ihn zu hören und auch damit er die Kranken heilt.
»Am Abend, als die Sonne untergegangen war, brachte man alle Kranken und Besessenen zu ihm… Er heilte viele, die an allen möglichen Krankheiten litten, und trieb viele Dämonen aus« (Mk 1,32.34). Und in dieser Messfeier sind wir vor Jesus: Jesus ist es, der dieser Feier vorsteht. Wir Priester sind es im Namen Jesu, aber er ist der Vorsteher. Er ist der wahre Priester, der dem Vater das Opfer darbringt. Wir können uns fragen, ob ich es zulasse, dass Jesus zu mir predigt. Jeder von uns: »Lasse ich Jesus zu mir predigen oder weiß ich schon alles? Höre ich Jesus zu oder ziehe ich es vor, alles mögliche andere zu hören, vielleicht das Geschwätz der Leute oder Geschichten… « Jesus zuhören. Die Predigt Jesu hören.
»Und wie kann ich das tun, Vater? Auf welchem Fernsehkanal spricht Jesus?« Er spricht im Evangelium zu dir. Und das ist eine Gewohnheit, die wir noch nicht haben: das Wort Jesu im Evangelium suchen. Immer ein kleines Evangelium dabei haben oder es in Reichweite haben. Fünf Minuten, zehn Minuten. Wenn ich unterwegs bin oder wenn ich warten muss…, nehme ich das Evangelium aus der Tasche und lese etwas, oder zu Hause. Und Jesus spricht zu mir, Jesus predigt dort zu mir. Es ist das Wort Jesu. Und wir müssen uns das angewöhnen: das Wort Jesu hören, im Evangelium auf das Wort Jesu hören. Einen Abschnitt lesen, ein wenig darüber nachdenken, was es sagt, was es mir sagt. Wenn ich nicht spüre, dass es zu mir spricht, gehe ich weiter zu einem anderen Abschnitt. Aber diesen täglichen Kontakt mit dem Evangelium haben, mit dem Evangelium beten. Denn so predigt Jesus zu mir und er sagt mir mit dem Evangelium das, was er mir sagen möchte. Ich kenne Menschen, die es immer dabei haben, und wenn sie ein wenig Zeit haben, öffnen sie es, und so finden sie immer das rechte Wort für den Augenblick, den sie gerade leben. Das ist das Erste, was ich euch sagen will: Lasst den Herrn zu euch predigen! Hört auf den Herrn!
Und Jesus heilte: Lasst euch von Jesus heilen! Wir alle haben Wunden, alle: geistliche Wunden, Sünden, Feindschaften, Eifersucht. Vielleicht ist es so, dass wir jemanden nicht grüßen: »Ach, er hat mir das angetan, ich grüße ihn nicht mehr.« Aber das muss geheilt werden! »Und wie soll ich das tun?« Bete und bitte Jesus, dass er dich heilen möge. Es ist traurig, wenn in einer Familie die Geschwister wegen irgendeiner dummen Kleinigkeit nicht mehr miteinander reden. Denn der Teufel nimmt diese dumme Kleinigkeit und macht eine Welt daraus. Dann dauern die Feindschaften manchmal jahrelang und jene Familie richtet sich zugrunde. Die Eltern leiden, weil die Kinder nicht miteinander reden, oder die Frau eines Bruders redet nicht mit dem anderen, und genauso Eifersucht, Neid…
Das sät der Teufel. Und der einzige, der die Dämonen austreibt, das ist Jesus. Der einzige, der diese Dinge heilt, ist Jesus. Deshalb sage ich zu jedem von euch: Lass dich von Jesus heilen. Jeder weiß, wo er verwundet ist. Jeder von uns hat Wunden und nicht nur eine: zwei, drei, vier, zwanzig. Jeder weiß es! Jesus möge diese Wunden heilen. Aber dafür muss ich das Herz öffnen, damit er kommt. Und wie öffne ich das Herz? Indem ich bete. »Aber, Herr, mit diesen Leuten da kann ich es nicht, ich hasse sie, sie haben mir dies und das und jenes angetan…« »Heile diese Wunde, Herr!« Wenn wir Jesus um diese Gnade bitten, wird er es tun. Lass dich von Jesus heilen. Lass zu, dass Jesus dich heilt.
Lass es zu, dass Jesus zu dir predigt, und lass es zu, dass er dich heilt. So kann ich auch hingehen und zu den anderen predigen, sie die Worte Jesu lehren, weil ich es zulasse, dass er zu mir predigt. Und ich kann auch helfen, viele Wunden zu heilen, die vielen Wunden, die es gibt. Aber zuerst muss ich selbst es tun: zulassen, dass er zu mir predigt, und zulassen, dass er mich heilt.
Wenn der Bischof kommt und einen Besuch in der Pfarrei macht, dann macht man sehr viel, und dann kann man auch einen schönen, ganz kleinen Vorsatz fassen: den Vorsatz, jeden Tag einen Abschnitt aus dem Evangelium zu lesen, einen kleinen Abschnitt, um Jesus zu mir predigen zu lassen. Und den zweiten Vorsatz: beten, damit ich mich von den Wunden heilen lasse, die ich habe. Einverstanden? Unterschreiben wir? Einverstanden? Tun wir das, denn es wird allen guttun. Danke.
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