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APOSTOLISCHE REISE VON PAPST FRANZISKUS
NACH ECUADOR, BOLIVIEN UND PARAGUAY

(5.-13. JULI 2015)

VESPERFEIER MIT DEN BISCHÖFEN, PRIESTERN, DIAKONEN,
ORDENSLEUTEN, SEMINARISTEN UND KATHOLISCHEN BEWEGUNGEN

ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS

Metropolitan-Kathedrale "Mariä Himmelfahrt" (Paraguay)
Samstag, 11. Juli 2015

[Multimedia]


 

Wie schön ist es, dass wir alle gemeinsam die Vesper beten. Warum soll man nicht von einer Kirche träumen, die im täglichen Leben die Harmonie der Stimmen und des Gesangs widerspiegelt und wiederholt? Und wir tun es in dieser Kathedrale, die viele Male wieder neu anfangen musste. Diese Kathedrale ist ein Zeichen für die Kirche und einen jeden von uns: Manchmal zwingen uns die Stürme draußen und drinnen, niederzureißen, was wir aufgebaut haben, und neu zu beginnen … doch stets im Vertrauen auf Gott. Und wenn wir dieses Gebäude anschauen, hat er ohne Zweifel die Paraguayer nicht enttäuscht. Denn Gott enttäuscht nie! Und deshalb lobpreisen wir ihn in Dankbarkeit.

Das liturgische Gebet mit seiner Gliederung und seiner gemessenen Weise will die ganze Kirche, die Braut Christi, zum Ausdruck bringen, die ihrem Herrn gleichgestaltet werden möchte. In unserem Gebet wollen wir alle Jesus immer ähnlicher werden.

Das Gebet lässt hervortreten, was wir gerade erleben oder was wir im Alltag leben sollten, zumindest das Gebet, das nicht äußerlich oder bloß Zierde sein will. Das Gebet treibt uns an, das umzusetzen oder an uns zu überprüfen, was wir in den Psalmen beten: Wir sind die Hände Gottes, der „den Armen erhöht, der im Schmutz liegt“ (Ps 113,7), und wir sind es, die arbeiten, damit die Traurigkeit der Unfruchtbarkeit sich in die Freude des fruchtbaren Feldes verwandelt. Wir, die singen: „Kostbar ist in den Augen des Herrn das Leben seiner Frommen“ (vgl. Ps 116,15), sind diejenigen, die dafür kämpfen, darum ringen, den Wert jedes menschlichen Lebens verteidigen, von der Empfängnis bis zum Alter, der Zeit der vielen Jahre und der wenigen Kräfte. Das Gebet ist Widerschein der Liebe, die wir für Gott, für die anderen, für die Schöpfung empfinden. Das Liebesgebot ist für den missionarischen Jünger beste Gleichgestaltung mit Christus. An Jesus hängen verleiht der christlichen Berufung Tiefe. Diese Berufung nimmt am „Tun“ Jesu teil – was viel mehr ist als Tätigkeiten – und trachtet so danach, ihm in allem, was sie tut, ähnlich zu werden. Die Schönheit der kirchlichen Gemeinschaft kommt daher, dass alle ihre Mitglieder der Person Jesu anhängen und so ein „Miteinander der Berufung“ im Reichtum der harmonischen Vielfalt bilden.

An diesem Wochenende erinnern uns die Antiphonen zu den Cantica aus dem Evangelium an die Aussendung der Zwölf durch Jesus. Es ist immer gut, in diesem Bewusstsein der apostolischen Arbeit in Gemeinschaft zu wachsen! Es ist schön, euch in der Seelsorge zusammenarbeiten zu sehen, stets entsprechend dem Wesen und der kirchlichen Aufgabe jeder Berufung und jedes Charismas. Ich möchte euch alle – Priester, Ordensleute, Laien, Seminaristen und Bischöfe – ermutigen, euch in dieser kirchlichen Zusammenarbeit zu engagieren, vor allem im Hinblick auf die Pastoralpläne der Diözesen und auf die Mission des Kontinents, und so mit eurer ganzen Bereitschaft am Gemeinwohl mitzuwirken. Wenn die Spaltung unter uns Sterilität verursacht (vgl. Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 98-101), dann besteht kein Zweifel, dass von der Gemeinschaft und der Eintracht die Fruchtbarkeit kommt, weil sie zutiefst mit dem Heiligen Geist zusammenstimmen.

Wir alle haben Grenzen, niemand kann Jesus Christus in seiner Ganzheit darstellen, und wenn auch jede Berufung vorwiegend einigen bestimmten Wesenszügen des Lebens und Wirkens Jesu nachgestaltet wird, gibt es doch einige Wesenszüge, die allgemein und unverzichtbar sind. Vorhin haben wir den Herrn gepriesen, weil er „nicht daran festhielt, wie Gott zu sein“ (Phil 2,6), und das ist ein Merkmal jeder christlichen Berufung. „Er hielt nicht daran fest, wie Gott zu sein.“ Wer von Gott berufen ist, brüstet sich nicht, sucht nicht nach Anerkennung und vorübergehendem Applaus, fühlt sich nicht einen Rang aufgestiegen und behandelt die anderen nicht, als würde er auf einer höheren Stufe stehen.

Der Vorrang Christi wird klar in der Liturgie des Hebräerbriefs beschrieben; wir haben soeben gleichsam den Schluss dieses Briefes gelesen: „Er mache uns tüchtig wie den erhabenen Hirten seiner Schafe“ (vgl. Hebr 13,20-21). Und dies bringt mit sich anzuerkennen, dass jeder Geweihte demjenigen gleichgestaltet wird, der während seines irdischen Lebens „mit lautem Schreien und unter Tränen Bitten und Gebete“ vorbrachte (Hebr 5,7) und die Vollendung erlangte, als er durch Leiden lernte, was gehorchen bedeutet … und auch das ist Teil der Berufung.

Beenden wir unser Vespergebet. Der Glockenturm dieser Kathedrale wurde mehrere Male wiederhergestellt; bei vielen Anlässen geht der Klang der Glocken unserem liturgischen Gebet voraus und begleitet es. … Neu gemacht von Gott, sooft wir beten, fest wie ein Glockenturm und froh, die Wunder Gottes zu verkünden, stimmen wir ein in das Magnifikat und überlassen es dem Herrn – möge er handeln! –, durch unser geweihtes Leben Großes zu tun in Paraguay.

 


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