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APOSTOLISCHE REISE VON PAPST FRANZISKUS
NACH KENIA, UGANDA UND IN DIE ZENTRALAFRIKANISCHE REPUBLIK

(25.-30. NOVEMBER 2015)

BEGEGNUNG MIT JUGENDLICHEN

ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS

Kololo Air Strip, Kampala (Uganda)
Samstag, 28. November 2015

[Multimedia]


[auf Englisch]:

Guten Nachmittag! Guten Nachmittag! Danke für eure Anwesenheit.

Ich werde in meiner Muttersprache sprechen.

[auf Spanisch]:

Die Zeugnisse von Winnie und Emmanuel, die ich gehört habe, sind mir sehr schmerzlich zu Herzen gegangen. Doch während ich zuhörte, fragte ich mich: Kann eine negative Erfahrung im Leben für etwas nützlich sein? – Ja! Sowohl Emmanuel als auch Winnie haben negative Erfahrungen erlitten. Winnie dachte, es gebe für sie keine Zukunft, das Leben sei für sie eine Mauer, die vor ihr aufragte. Doch Jesus hat ihr glaubhaft gemacht, dass man im Leben ein großes Wunder vollbringen kann, nämlich eine Mauer in einen Horizont verwandeln. In einen Horizont, der mir eine Zukunft eröffnet. Angesichts einer negativen Erfahrung – und viele von hier, viele von uns, die wir hier sind, haben negative Erfahrungen gemacht – gibt es immer die Möglichkeit, einen Horizont zu eröffnen, ihn mit der Kraft Jesu zu öffnen. Heute hat Winnie ihre Depression, ihre Verbitterung in Hoffnung verwandelt. Und das ist keine Zauberei, das ist das Werk Jesu, denn Jesus ist der Herr, Jesus kann alles. Und Jesus erlitt die negativste Erfahrung der Geschichte: Er wurde beschimpft, er wurde abgelehnt, und er wurde umgebracht. Und durch die Macht Gottes ist Jesus auferstanden. Er kann bei jedem von uns dasselbe tun mit jeder negativen Erfahrung, denn Jesus ist der Herr.

Ich stelle mir vor – und wir alle zusammen stellen uns vor –, wie Emmanuel gelitten hat, als er sah, dass seine Gefährten gefoltert wurden, als er sah, dass seine Gefährten ermordet wurden. Emmanuel war tapfer, er fasste Mut. Er wusste, wenn man ihn finden würde an dem Tag, da er floh, würde man ihn töten. Er wagte es, vertraute sich Jesus an und entkam. Und heute haben wir ihn hier, vierzehn Jahre danach, als Absolvent der Verwaltungswissenschaften. Immer gibt es eine Möglichkeit! Unser Leben ist wie ein Samen: Um zu leben, muss man sterben. Und manchmal physisch sterben wie die Gefährten von Emmanuel; sterben, wie Karl Lwanga und die Märtyrer von Uganda starben. Doch durch diesen Tod entsteht Leben, ein Leben für alle. Wenn ich das Negative in Positives verwandle, bin ich ein Sieger. Das aber kann man nur tun mit der Gnade Jesu. Seid ihr dessen gewiss?... Ich höre nichts… Seid ihr dessen gewiss? [die Jugendlichen: „Ja!“] Seid ihr bereit, alles Negative im Leben in Positives zu verwandeln? [„Ja!“] Seid ihr bereit, Hass in Liebe zu verwandeln? [„Ja!“] Seid ihr bereit und gewillt, den Krieg in Frieden zu verwandeln? [„Ja!“] Seid euch bewusst, dass ihr ein Volk von Märtyrern seid! In euren Adern fließt Märtyrer-Blut, und deshalb habt ihr den Glauben und das Leben, das ihr jetzt besitzt! Und dieser Glaube und dieses Leben ist so schön, dass es „die Perle von Afrika“ genannt wird.

Es scheint, dass das Mikrofon nicht gut funktionierte. Manchmal funktionieren auch wir nicht gut. Ja oder nein? Jawohl! Und wenn wir nicht gut funktionieren, zu wem müssen wir dann gehen und ihn bitten, dass er uns hilft? Ich höre nicht… Lauter!... [die Jugendlichen: „Jesus!“] Zu Jesus! Jesus kann dein Leben verändern. Jesus kann alle Mauern niederreißen, die vor dir aufragen. Jesus kann bewirken, dass dein Leben ein Dienst für die anderen ist.

Einige von euch können mich fragen: „Und gibt es dafür einen Zauberstab?“ Wenn du möchtest, dass Jesus dein Leben verändert, dann bitte ihn um Hilfe. Und das nennt man beten. Habt ihr das gut verstanden? Beten! Ich frage euch: Betet ihr? [die Jugendlichen: „Ja!“] Wirklich? [„Ja!“] Betet zu Jesus, denn er ist der Retter. Hört niemals auf zu beten! Das Gebet ist die stärkste Waffe, die ein junger Mensch hat. Jesus liebt uns. Ich frage euch: Liebt Jesus einige ja und andere nein? [„Nein!“] Liebt Jesus alle? [„Ja!“] Will Jesus allen helfen? [„Ja!“] Dann öffne ihm die Tür deines Herzens und lass ihn eintreten! Jesus in mein Leben eintreten lassen… Und wenn Jesus in dein Leben eintritt, wird er dir helfen zu kämpfen, gegen alle Probleme zu kämpfen, die Winnie erwähnte: gegen die Depression, gegen AIDS…Um Hilfe bitten, um diese Situationen zu überwinden, aber immer kämpfen. Kämpfen durch mein Sehnen und kämpfen durch mein Gebet. Seid ihr bereit zu kämpfen? [die Jugendlichen: „Ja!“] Seid ihr bereit, das Beste für euch zu ersehnen? [„Ja!“] Seid ihr bereit zu beten und Jesus zu bitten, dass er euch hilft im Kampf? [„Ja!“]

Ein drittes möchte ich euch sagen. Wir alle sind in der Kirche, gehören zur Kirche. Stimmt das? [„Ja!“] Und die Kirche hat eine Mutter. Wie heißt sie?... Ich verstehe nicht… [„Maria!“] Zur Mutter beten! Wenn ein Kind fällt und sich verletzt, beginnt es zu weinen und sucht die Mutter. Wenn wir ein Problem haben, dann ist das Beste, was wir tun können, zu unserer Mutter zu gehen und zu Maria, unserer Mutter, zu beten. Einverstanden? [„Ja!“] Betet ihr zur Jungfrau Maria, unserer Mutter? [„Ja!“] Und ihr hier [er wendet sich an eine Gruppe Jugendlicher in der Nähe], betet ihr zu Jesus und zur Jungfrau Maria, unserer Mutter? [„Ja!“]

Diese drei Dinge: die Schwierigkeiten überwinden; zweitens: das Negative in Positives verwandeln; drittens: das Gebet. Gebet zu Jesus, der alles kann. Jesus, der in unser Herz eintritt und unser Leben verwandelt. Jesus, der gekommen ist, um mich zu retten, und der sein Leben für mich hingegeben hat. Betet zu Jesus, denn er ist der einzige Herr. Und da wir in der Kirche keine Waisen sind, sondern eine Mutter haben, betet zu unserer Mutter! Und wie heißt unsere Mutter? [„Maria!“] Lauter! [„Maria!“]

Ich danke euch sehr, dass ihr zugehört habt. Ich danke euch, dass ihr das Negative in Positives verwandeln wollt; dass ihr mit Jesus an eurer Seite gegen das Böse kämpfen wollt. Und vor allem danke ich euch, dass ihr den Willen habt, niemals das Beten aufzugeben. Und jetzt lade ich euch ein, gemeinsam zu unserer Mutter zu beten, dass sie uns beschützen möge. Einverstanden? [„Ja!“] Alle zusammen? [„Ja!“]

[Ave Maria und Segen auf Englisch]

Und bitte, eine letzte Bitte: Betet für mich, betet für mich, ich brauche es! Vergesst das nicht! Auf Wiedersehen!      

 


Vom Heiligen Vater vorbereitete Ansprache

Der Heilige Vater: Omukama Mulungi!  (Gott ist gut!)

Die Jugendlichen: Obudde Bwoona! (Jetzt und in Ewigkeit!)

Liebe junge Freunde,

ich freue mich, hier zu sein und diese Momente mit euch zu teilen. Ich möchte meine Mitbrüder im Bischofsamt und die hier anwesenden zivilen Verantwortungsträger begrüßen. Ich danke Bischof Paul Ssemogerere für seine Worte, mit denen er mich willkommen geheißen hat. Die Zeugnisse von Winnie und Emmanuel bestärken meinen Eindruck, dass die Kirche in Uganda reich an jungen Menschen ist, die sich nach einer besseren Zukunft sehnen. Heute möchte ich euch, wenn ihr es erlaubt, im Glauben stärken, in der Liebe ermutigen und ganz besonders in der Hoffnung festigen.

Die christliche Hoffnung ist kein bloßer Optimismus; sie ist sehr viel mehr. Sie gründet mit ihren Wurzeln in dem neuen Leben, das wir in Jesus Christus empfangen haben. Der heilige Paulus sagt, dass die Hoffnung uns nicht zugrunde gehen lässt, weil in der Taufe die Liebe Gottes in unsere Herzen ausgegossen ist durch den Heiligen Geist (vgl. Röm 5,5). Die Hoffnung macht uns fähig, auf die Verheißungen Christi, auf die Kraft seiner Vergebung, seiner Freundschaft und seiner Liebe zu vertrauen, welche die Türen öffnet für ein neues Leben. Gerade wenn ihr auf ein Problem stoßt, auf einen Misserfolg, wenn ihr ins Stocken geratet, dann verankert euer Herz in dieser Liebe, denn sie hat die Macht, den Tod in Leben zu verwandeln und alles Übel zu vertreiben.

So möchte ich euch heute Nachmittag vor allem einladen zu beten, dass diese Gabe in euch wachse und ihr die Gnade empfangen könnt, Boten der Hoffnung zu werden. Es gibt so viele Menschen in unserer Umgebung, die eine tiefe Unruhe und sogar Verzweiflung in sich verspüren. Jesus löst ein solches Gewölk auf, wenn wir es ihm erlauben.

Ich möchte auch ein paar Gedanken mit euch teilen in Bezug auf einige Hindernisse, denen ihr auf dem Weg der Hoffnung begegnen könntet. Ihr alle wünscht euch eine bessere Zukunft, einen Arbeitsplatz, Gesundheit und Wohlstand, und das ist gut so. Zum Wohl des Volkes und der Kirche möchtet ihr eure Gaben, die Bestrebungen und die Begeisterung mit den anderen teilen, und das ist sehr gut so. Doch manchmal, wenn ihr die Armut seht, wenn ihr den Mangel an Chancen bemerkt, wenn ihr Misserfolge im Leben habt, kann ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit aufkommen und sich breit machen. Dann könnt ihr versucht sein, die Hoffnung zu verlieren.

Habt ihr nie ein Kind gesehen, das auf der Straße vor einer Pfütze Halt machen muss, die vor ihm liegt und die es nicht überspringen oder umgehen kann? Es kann den Versuch machen, aber dann fällt es und wird nass. Daraufhin, nach verschiedenen Versuchen, ruft es den Vater zu Hilfe, der es an die Hand nimmt und es schnell hinüber bringt. Wir sind wie jenes Kind. Das Leben hält viele Pfützen für uns bereit. Wir müssen aber nicht alle Probleme und Hindernisse aus eigener Kraft überwinden. Gott ist da, um unsere Hand zu ergreifen, wenn wir ihn nur anrufen.

Was ich sagen möchte ist, dass wir alle – auch der Papst – jenem Kind gleichen müssten! Denn nur wenn wir klein und demütig sind, fürchten wir uns nicht, unseren Vater zu Hilfe zu rufen. Wenn ihr diese Hilfe erfahren habt, wisst ihr, wovon ich spreche. Wir müssen lernen, unsere Hoffnung auf ihn zu setzen, in dem Bewusstsein, dass er immer für uns da ist. Er flößt uns Vertrauen und Mut ein. Aber – und das ist wichtig – es wäre ein Irrtum, diese schöne Erfahrung nicht mit den anderen zu teilen. Wir würden einen Fehler machen, wenn wir nicht zu Boten der Hoffnung für die anderen würden.

Eine besondere „Pfütze“ kann den jungen Menschen Angst machen, die in der Freundschaft mit Christus wachsen möchten. Es ist die Furcht vor einem Scheitern in der übernommenen Verpflichtung zur Liebe, vor allem in jenem großen und erhabenen Ideal, das die christliche Ehe darstellt. Man kann fürchten, dass es einem nicht gelingt, eine gute Ehefrau und Mutter, ein guter Ehemann und Vater zu sein. Wenn man weiter auf die Pfütze schaut, kann man sogar sehen, wie sich die eigenen Schwachheiten und Ängste darin spiegeln. Bitte gebt ihnen gegenüber nicht auf! Manchmal kommen diese Ängste vom Teufel, der nicht will, dass ihr glücklich seid. Nein! Ruft Gott zu Hilfe, öffnet ihm euer Herz, und er wird euch hochheben, indem er euch in seine Arme nimmt, und er wird euch zeigen, wie ihr lieben könnt. Ich bitte besonders die jungen Paare, darauf zu vertrauen, dass Gott eure Liebe und euer Leben mit seiner Gnade segnen will im Ehesakrament. Im Mittelpunkt der christlichen Ehe steht das Geschenk der Liebe Gottes, nicht die Organisation prächtiger Feste, die häufig die tiefe geistliche Bedeutung einer fröhlichen Feier mit Angehörigen und Freunden verdunkeln.

Und schließlich ist eine „Pfütze“, der wir alle gegenübertreten müssen, die Furcht, anders zu sein, gegen den Strom zu schwimmen in einer Gesellschaft, die uns ständig drängt, Modelle des Wohlstands und des Konsums zu übernehmen, die den tiefen Werten der afrikanischen Kultur fremd sind. Denkt nur einmal daran, was wohl die Märtyrer von Uganda in Bezug auf den schlechten Gebrauch der modernen Kommunikationsmittel sagen würden, wo die jungen Menschen verzerrten Bildern und Anschauungen der Sexualität ausgesetzt sind, welche die Menschenwürde beleidigen und zu Traurigkeit und innerer Leere führen? Was wären die Reaktionen der ugandischen Märtyrer angesichts der Zunahme von Geiz und Korruption in der Gesellschaft? Sicher würden sie euch bitten, Vorbilder christlichen Lebens zu sein und darauf zu vertrauen, dass die Liebe zu Christus, die Treue zum Evangelium und der weise Gebrauch der Gaben, die Gott euch gegeben hat, das Leben dieses Landes nur bereichern, läutern und verbessern können. Die Märtyrer fahren fort, euch den Weg zu weisen. Habt keine Angst zuzulassen, dass das Licht des Glaubens in euren Familien, in den Schulen und an den Arbeitsplätzen leuchtet. Habt keine Angst, demütig in Dialog zu treten mit den anderen, die vielleicht eine andere Sicht der Dinge haben.

Liebe junge Freunde, wenn ich eure Gesichter sehe, bin ich voller Hoffnung: Hoffnung für euch, für euer Land und für die Kirche. Ich bitte euch zu beten, dass die Hoffnung, die ihr vom Heiligen Geist empfangen habt, weiterhin eure Bemühungen beflügelt, an Weisheit, Großherzigkeit und Güte zuzunehmen. Vergesst nicht, Boten dieser Hoffnung zu sein! Und vergesst nicht, dass Gott euch helfen wird, jegliche Pfütze zu überqueren, der ihr auf eurem Weg begegnet!

Setzt eure Hoffnung auf Christus, und er wird euch fähig machen, das wahre Glück zu finden. Und wenn es euch schwer fällt, zu beten und zu hoffen, fürchtet euch nicht, euch an Maria zu wenden, denn sie ist unsere Mutter, die Mutter der Hoffnung. Und zum Schluss meine Bitte: Vergesst nicht, für mich zu beten! Gott segne euch!

 



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