ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS
AN DIE TEILNEHMER AM GENERALKAPITEL DER
COMBONI-MISSIONARE VOM HERZEN JESU
Clementina-Saal
Donnerstag, 1. Oktober 2015
Liebe Brüder!
Ich begrüße euch herzlich, angefangen beim Generaloberen. Diese Begegnung findet im Zusammenhang mit eurem Generalkapitel statt und gibt mir Gelegenheit, euch und der gesamten Kongregation die Dankbarkeit der Kirche für den großherzigen Dienst am Evangelium zum Ausdruck zu bringen.
Ihr nennt euch – und ihr seid es! – Comboni-Missionare vom Herzen Jesu. Ich möchte mit euch über diese Worte nachdenken, die euer Name und zugleich eure Identität sind. Missionare. Ihr seid Diener und Boten des Evangeliums, besonders für jene, die es nicht kennen oder es vergessen haben. Am Ursprung eurer Mission steht ein Geschenk – die umsonst geschenkte Initiative der Liebe Gottes, die einen zweifachen Ruf an euch gerichtet hat: bei ihm zu bleiben und zum Predigen hinauszugehen (vgl. Mk 3,14). Das Fundament all dessen ist die persönliche Beziehung zu Christus, in der Taufe verwurzelt und für einige von der Weihe bestärkt, so dass wir mit dem Apostel Paulus sagen können: »Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir« (Gal 2,20). Dieses »Leben mit Christus« bestimmt unser ganzes Sein und Tun. Es wird vor allem im Gebet gelebt und genährt – im Beim-Herrn-Bleiben, in der Anbetung, im vertrauten Gespräch von Herz zu Herz mit ihm.
Und gerade in diesem Raum des Gebets findet sich der wahre »Schatz« (Lk 12,34), der durch die Verkündigung an die Brüder und Schwestern weitergegeben werden muss. Denn der Missionar wird Diener des »Gottes, der spricht«, der zu den Männern und Frauen von heute sprechen will, wie Jesus zu den Menschen seiner Zeit sprach und die Herzen derer eroberte, die von überallher kamen, um ihn zu hören (vgl. Mk 1,45), und staunten, als sie seine Lehre hörten (vgl. Mk 6,2). Dieser Bezug der Mission »ad gentes « zum Wort Gottes ist nicht so sehr auf der Ebene des »Tuns« als vielmehr der des »Seins« zu verorten. Damit Mission authentisch ist, muss sie Bezug nehmen auf die Gnade Christi, die vom Kreuz kommt, und sie in den Mittelpunkt stellen: Wenn man an ihn glaubt, kann man das Wort Gottes weitergeben, das den Einsatz des Missionars beseelt, stützt und fruchtbar macht. Daher, liebe Brüder, müssen wir uns immer vom Wort Gottes nähren, um dessen treuer Widerhall zu sein, müssen wir es annehmen mit der Freude des Geistes, es verinnerlichen und Fleisch von unserem Fleisch werden lassen wie Maria (vgl. Lk 2,19). Im Wort Gottes liegt die Weisheit, die aus der Höhe kommt und die es möglich macht, geeignete Ausdrucksweisen, Haltungen und Mittel zu finden, um auf die Herausforderungen einer sich verändernden Menschheit zu antworten.
Als Combonianer vom Herzen Jesu leistet ihr mit Freude einen Beitrag zur Sendung der Kirche, indem ihr das Charisma des heiligen Daniele Comboni bezeugt, zu dessen wichtigen Aspekten die barmherzige Liebe des Herzens Christi zu den schutzlosen Menschen gehört. In diesem Herzen liegt die Quelle der Barmherzigkeit, die rettet und Hoffnung schenkt. Ihr seid für die Mission Gottgeweihte und daher berufen, den barmherzigen und sanftmütigen Jesus nachzuahmen, um euren Dienst mit einem demütigen Herzen zu leben, wenn ihr euch der Verlassensten unserer Zeit annehmt. Hört nicht auf, das Heiligste Herz um die Sanftmut zu bitten, die als Tochter der Liebe langmütig ist, alles entschuldigt, alles hofft, alles erträgt (vgl. 1 Kor 13,4-7). Es ist die Sanftmut des Blickes Jesu, als er in der Nacht des Gründonnerstag Petrus anblickte (vgl. Lk 22,61) oder als er den ungläubigen Thomas aufforderte, seine Hand nahe an das durchbohrte Herz zu legen (vgl. Joh 20,27). Dort, von jenem Herzen, lernt man die Sanftmut, die nötig ist, um auch in schwierigen und feindseligen Umfeldern im Apostolat tätig zu sein.
Jenes Herz, das die Menschen so sehr geliebt hat, drängt euch, in die Randgebiete der Gesellschaft zu gehen, um die Beharrlichkeit der geduldigen und treuen Liebe zu bezeugen. Möge die Betrachtung des verwundeten Herzens Jesu in euch stets die Leidenschaft für die Menschen unserer Zeit erneuern, die mit unentgeltlicher Liebe zum Ausdruck kommt im solidarischen Einsatz besonders für die Schwächsten und Bedürftigsten. So könnt ihr weiter Gerechtigkeit und Frieden sowie die Achtung und Würde jedes Menschen fördern.
Liebe Brüder, ich wünsche, dass die vertiefte Reflexion über die Themen des Kapitels, denen ihr euch in diesen Tagen gewidmet habt, den Weg eurer Kongregation in den nächsten Jahren erleuchten möge, indem sie euch hilft, euer großes Erbe an Spiritualität und missionarischer Aktivität immer besser zu entdecken. So werdet ihr voll Vertrauen eure geschätzte Mitarbeit an der Sendung der Kirche fortsetzen können. Dabei möge euch das Beispiel so vieler Mitbrüder Anregung und Ermutigung sein, die ihr Leben in den Dienst des Evangeliums gestellt haben und dabei auch zum äußersten Zeugnis des Blutes bereit waren. Denn es ist bekannt, dass die Geschichte der Kongregation der Comboni-Missionare von einer ununterbrochenen Reihe von Märtyrer geprägt ist, die bis in unsere Tage reicht. Sie sind fruchtbarer Same für die Ausbreitung des Gottesreiches und Schutzpatrone eures Einsatzes im Apostolat.
Auf euch und auf alle Comboni-Missionare vom Herzen Jesu rufe ich den Schutz der Jungfrau Maria herab, der Mutter der Kirche und Mutter der Missionare. Bevor ich den Segen erteile, möchte ich etwas sagen, was nicht hier steht, was ich aber empfinde: Ich hatte immer, immer eine große Bewunderung für euch, für die Arbeit, die ihr tut, für die Gefahren, die ihr auf euch nehmt…Ich habe stets diese große Bewunderung gespürt. Danke.
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