ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS
AN DIE MITGLIEDER DER EVANGELISIERUNGSZELLEN DER PFARREIEN
Aula Paolo VI
Samstag, 5. September 2015
Liebe Brüder und Schwestern,
guten Tag!
Ich begrüße euch und freue mich, unter euch sein zu können an diesem Tag des Gebets und der Reflexion, mit dem ihr die offizielle Anerkennung feiern wollt, die die Kirche euch mit der definitiven Approbierung eurer Statuten gewährt hat. Aber bitte vergesst nicht, dass die Statuten helfen, auf dem richtigen Weg voranzugehen. Aber das Werk wird vollbracht durch das Charisma! Es soll nicht geschehen, dass ihr das Charisma verliert, um die Statuten zu bewahren, bitte! Ich begrüße Don »PiGi« Perini und danke ihm für seine Worte, mit denen er diese Begegnung eingeleitet hat. Vor allem danke ich ihm für seinen priesterlichen Eifer, mit dem der gearbeitet hat, während er sich bemühte, dem Heiligen Geist gegenüber fügsam zu sein. So hat er als Pfarrer diese Wirklichkeit der »Cellule Parrocchiali di Evangelizzazione« ins Leben gerufen, die sich in verschiedenen Teilen der Welt verbreitet hat.
Ihr habt die Berufung, wie ein Same zu sein, durch den die Pfarrgemeinde über ihren missionarischen Aspekt nachdenkt, und daher spürt ihr in euch unwiderstehlich die Berufung, allen zu begegnen, um die Schönheit des Evangeliums zu verkünden. Dieser missionarische Wunsch erfordert vor allem das Hören auf die Stimme des Heiligen Geistes, der weiterhin zu seiner Kirche spricht und sie drängt, zuweilen noch wenig bekannte Wege zu gehen, die aber entscheidend sind für den Weg der Evangelisierung. Für dieses Hören immer offen zu bleiben und dafür zu sorgen, dass es nicht aufgrund von Müdigkeit oder momentaner Schwierigkeiten aufhört, das ist die Bedingung, um dem Wort des Herrn treu zu sein. Und zugleich ist es ein Ansporn, die verschiedenen Hindernisse zu überwinden, die der Weg der Evangelisierung bereithält.
Mit eurem täglichen Einsatz und in Gemeinschaft mit den anderen kirchlichen Realitäten helft ihr der Gemeinde, eine Familie zu werden, in der die reiche und vielförmige Wirklichkeit der Kirche zu finden ist (vgl. Lumen gentium, 8). Sich in den Häusern zu treffen, um die Freuden und Erwartungen zu teilen, die im Herzen jedes Menschen vorhanden sind, ist eine echte Erfahrung der Evangelisierung, die dem sehr ähnlich ist, was in den ersten Zeiten der Kirche geschah. Darauf weist der heilige Lukas in der Apostelgeschichte hin, wenn er sagt: »Tag für Tag verharrten [die Gläubigen] einmütig im Tempel, brachen in ihren Häusern das Brot und hielten miteinander Mahl in Freude und Einfalt des Herzens. Sie lobten Gott und waren beim ganzen Volk beliebt« (2,46-47). Ihr »Zellen« möchtet euch diesen Stil des Gemeinschaftslebens zu eigen machen, der in der Lage ist, alle anzunehmen, ohne jemanden zu richten (vgl. Evangelii gaudium, 165). Unser Richter ist der Herr, und wenn dir ein Wort des Urteilens über den einen oder anderen auf der Zunge liegt, dann schließe den Mund! Der Herr hat uns den Rat gegeben: »Richtet nicht, dann werdet ihr nicht gerichtet werden.« Mit den Menschen ganz einfach zusammenleben, alle annehmen.
Warum sollen wir alle annehmen? Um die Erfahrung der Gegenwart Gottes und der Liebe der Brüder und Schwestern anzubieten. Die Evangelisierung spürt die Notwendigkeit der Annahmebereitschaft, der Nähe sehr stark, denn diese ist eines der ersten Zeichen der Gemeinschaft, die zu bezeugen wir berufen sind, weil wir Christus in unserem Leben begegnet sind.
Ich ermutige euch, die Eucharistie zum Herzmittelpunkt eurer Evangelisierungssendung zu machen, so dass jede »Zelle« eine eucharistische Gemeinschaft ist, wo das Brot zu brechen bedeutet, die wirkliche Gegenwart Jesu Christi mitten unter uns zu erkennen. Hier werdet ihr stets die Kraft finden, um die Schönheit des Glaubens vorzustellen.
Denn in der Eucharistie machen wir die Erfahrung der Liebe, die keine Grenzen kennt, und geben das konkrete Zeichen, dass die Kirche das »Vaterhaus« ist, »wo Platz ist für jeden mit seinem mühevollen Leben« (Evangelii gaudium, 47). Dieses Zeugnis: Die Kirche ist das Vaterhaus. Dort ist Platz für alle, für alle. Und Jesus sagt im Evangelium: »Ruft Gute und Böse, alle, ohne Unterschied.« Eure Statuten sind am Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit anerkannt worden. Mögt ihr immer die Zärtlichkeit Gottvaters und seine Nähe zu jedem Menschen, vor allem den Schwachen und Einsamen, bezeugen können. Die heilige Mutter Gottes möge euch ihre barmherzigen Augen zuwenden; und auch mein Segen begleite euch. Und denkt bitte daran, für mich zu beten! Danke.
Jetzt beten wir zur Muttergottes, alle gemeinsam, zur Mutter der Kirche, Mutter der Zärtlichkeit, auf dass sie uns helfen möge in diesem Zeugnis weiter voranzugehen. Gegrüßet seist du, Maria…
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