ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS
AN DIE TEILNEHMER DER BEGEGNUNG,
DIE VON DEM NETZWERK "R.E.N.A.T.E" ORGANISIERT WURDE
(RELIGIOUS IN EUROPE NETWORKING AGAINST TRAFFICKING AND EXPLOITATION)
Sala Clementina
Montag, 7. November 2016
Liebe Schwestern und Brüder!
Herzlich heiße ich euch willkommen, die ihr an diesem zweiten Treffen von Ordensleuten teilnehmt, die sich im Kampf gegen den Menschenhandel in Europa engagieren. Ich danke Schwester Imelda Poole für ihre freundlichen Worte der Begrüßung von eurer Seite, und ich wünsche euch aufrichtig, dass diese Tage des Gebets, der Reflexion und des Austauschs fruchtbar sein mögen. Aus gegebenem Anlass findet euer Treffen während des Außerordentlichen Jubiläums der Barmherzigkeit in Rom statt. In dieser Gnadenzeit sind wir alle aufgerufen, tiefer in das Geheimnis der Barmherzigkeit Gottes einzudringen und wie der barmherzige Samariter den Balsam dieser Barmherzigkeit zu den vielen Wunden zu bringen, die es in unserer Welt gibt.
Eine der schmerzlichsten dieser offenen Wunden ist der Menschenhandel, eine moderne Form der Sklaverei, die in vielen unserer Brüder und Schwestern die von Gott gegebene Würde verletzt und ein wahres Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstellt. Während bereits viel getan wurde, um die Schwere und Verbreitung des Phänomens zu erkennen, bleibt noch sehr viel mehr zu tun, um in der öffentlichen Meinung das Bewusstsein davon zu verstärken und um eine bessere Koordinierung der Bemühungen vonseiten der Regierungen, der Justizbehörden, der Rechtsprechung und der Sozialarbeit zu erreichen.
Wir ihr sehr wohl wisst, besteht eine der Herausforderungen für diese Arbeit der Sensibilisierung, der Bildung und der Koordinierung in einer gewissen Gleichgültigkeit und sogar Komplizenschaft, in einer bei vielen vorhandenen Tendenz wegzuschauen (vgl. Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 211), während mächtige Wirtschaftsinteressen und verbrecherische Netzwerke am Werk sind. Daher möchte ich euch meine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen für euren Einsatz mit dem Ziel, das soziale Gewissen hinsichtlich der Dimensionen dieser Geißel aufzurütteln, die vor allem Frauen und Kinder trifft. Aber ganz besonders danke ich euch für euer treues Zeugnis für das Evangelium der Barmherzigkeit, wie das euer Engagement bei der Wiedereingliederung und Rehabilitation der Opfer zeigt.
Eure Tätigkeit in diesem Bereich erinnert uns an »die enorme Arbeit […], die viele – besonders weibliche – Ordensgemeinschaften seit vielen Jahren im Stillen […] vollbringen« (Botschaft zum Weltfriedenstag 2015, 5), indem sie sich derjenigen annehmen, die in ihrer Würde verletzt und von ihren Erfahrungen gezeichnet sind. Insbesondere denke ich an den spezifischen Beitrag der Frauen, die andere Frauen und Kinder auf einem tiefen, persönlichen Weg der Heilung und Wiedereingliederung begleiten.
Liebe Freundinnen und Freunde, ich vertraue darauf, dass der Austausch eurer Erfahrungen, Kenntnisse und Kompetenzen in diesen Tagen zu einem wirksameren Zeugnis für das Evangelium in einem der großen »Randgebiete« unserer zeitgenössischen Gesellschaft beitragen wird. Euch und alle, denen ihr dient, vertraue ich der liebevollen Fürsprache Mariens, Mutter der Barmherzigkeit, an und erteile euch von Herzen meinen Segen als Unterpfand der Freude und des Friedens im Herrn. Während ich euch alle meines Gebetsgedenkens versichere, bitte ich euch, ebenso für mich zu beten. Danke!
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