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ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS
AN DIE TEILNEHMER AM GENERALKAPITEL
DER AUGUSTINER-REKOLLEKTEN

Sala Clementina
Donnerstag, 20. Oktober 2016

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Liebe Brüder!

Ich heiße euch willkommen und danke dem Pater General für seine liebenswürdigen Worte, die er im Namen der ganzen Familie der Augustiner-Rekollekten an mich gerichtet hat. Und wie er selbst gesagt hat, habt ihr für das 55. Generalkapitel als Motto ein Gebet gewählt, das aus dem tiefsten Inneren des Herzens des heiligen Augustinus kam: »Alle meine Hoffnung ruht nur in deinem übergroßen Erbarmen. Gib, was du befiehlst, und befiehl, was du willst« (Bekenntnisse 10,29,40).

Dieses Gebet führt uns dazu, Menschen der Hoffnung, bzw. Menschen mit Perspektiven zu sein, fähig, unser ganzes Vertrauen in die Barmherzigkeit Gottes zu setzen, im Bewusstsein, dass wir nicht in der Lage sind, die Herausforderungen, die der Herr uns stellt, allein mit unseren eigenen Kräften zu bewältigen. Wir wissen, dass wir klein und unwürdig sind. Aber in Gott liegen unsere Sicherheit und unsere Freude. Er enttäuscht  niemals, und er ist es, der uns mit der Liebe eines Vaters auf geheimnisvollen Wegen führt.

Bei diesem Generalkapitel wolltet ihr das Leben des Ordens mit seinem Streben und seinen Herausforderungen einer Prüfung unterziehen und es vor Gott bringen, damit er euch Licht und Hoffnung gebe. Um Erneuerung und neuen Antrieb zu suchen, ist es notwendig, sich an Gott zu wenden und ihn zu bitten: »Gib, was du befiehlst!« Wir erbitten das neue Gebot, das Jesus uns gegeben hat: »Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben« (Joh 13,34). Das ist es, was wir von ihm als Gabe erbitten: seine Liebe, um selbst in der Lage zu sein zu lieben. Gott schenkt uns diese Liebe auf vielerlei Weise. Gott schenkt uns immer seine Liebe und ist in unserem Leben gegenwärtig. Blicken wir auf die Vergangenheit und danken wir für viele empfangene Gaben. Diesen historischen Rückblick müssen wir an der Hand des Herrn vornehmen, denn er gibt uns den Schlüssel, um die Vergangenheit zu deuten. Es handelt sich nicht darum, bloße Geschichte zu betreiben, sondern darum, die Gegenwart des Herrn in jedem Ereignis, jedem Lebensabschnitt zu entdecken. Die Vergangenheit hilft uns, uns erneut dem Charisma zuzuwenden und es in seiner ganzen Frische und Vollständigkeit zu erfahren. Sie gibt uns auch die Möglichkeit, Schwierigkeiten hervorzuheben, die aufgetreten sind, und zu sehen, wie sie überwunden worden sind, um mit Blick auf die Zukunft die aktuellen Herausforderungen angehen zu können. Dieser gemeinsame Weg mit Jesus wird sich in ein Dankgebet und innere Läuterung verwandeln.

Die dankbare Erinnerung an seine Liebe in unserer Vergangenheit drängt uns dazu, die Gegenwart mit Leidenschaft und immer mutiger zu leben. Dann können wir ihn bitten: »Befiehl, was du willst!« Darum zu bitten beinhaltet Freiheit des Geistes und Verfügbarkeit. Sich von Gott senden zu lassen bedeutet, dass er der Herr unseres Lebens ist und es keinen anderen gibt. Und wir wissen sehr gut, dass andere den Platz Gottes einnehmen werden, wenn nicht er selbst den ihm zukommenden Platz einnimmt. Wenn der Herr im Mittelpunkt unseres Lebens steht, dann ist alles möglich.

Es zählen weder Misserfolge noch anderes Unheil, denn er ist es, der im Mittelpunkt steht. Er ist es, der uns führt. In diesem Augenblick bittet er uns in besonderer Weise, »Schöpfer von Gemeinschaft« zu sein. Wir sind aufgerufen, mit unserer Präsenz in der Welt eine Gesellschaft aufzubauen, die in der Lage ist, die Würde jedes Menschen anzuerkennen und die Gabe zu teilen, die ein jeder für den anderen darstellt. Mit unserem Zeugnis einer lebendigen Gemeinschaft, die offen ist für das, was der Herr uns durch den Hauch seines Geistes sendet, werden wir auf die Bedürfnisse jedes Menschen mit derselben Liebe antworten können, mit der Gott uns geliebt hat. So viele Menschen hoffen, dass wir auf sie zugehen und mit derselben Zärtlichkeit auf sie blicken, die wir in unserer Beziehung zu Gott erfahren und empfangen haben. Das ist die Macht, die wir haben, nicht die Macht unserer eigenen Ideale und Pläne ist es. Es ist vielmehr die Kraft seiner Barmherzigkeit, die verwandelt und Leben schenkt.

Liebe Brüder, ich lade euch ein, den Traum des heiligen Augustinus aufrechtzuerhalten, als Brüder zu leben mit »einem Herzen und einer Seele« (Regel 1,2), mit einem erneuerten Geist, der das Ideal der ersten Christen widerspiegeln und eine lebendige Prophetie der Gemeinschaft in unserer Welt sein möge, damit es weder Spaltung noch Konflikte oder Ausgrenzung gebe, sondern Eintracht herrsche und der Dialog gefördert werde. Ich stelle die Vorhaben und Pläne des Ordens unter den Schutz unserer Mutter, der Jungfrau Maria, damit sie diese lenke und behüte. Und vergesst nicht, für mich zu beten, und übermittelt meinen Segen der ganzen Familie der Augustiner-Rekollekten. Vielen Dank.

 



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