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ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS
AN DIE DELEGATION AUS FINNLAND
ZUM FEST DES HL. HENRIK

Donnerstag, 19. Januar 2017

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Liebe Brüder und Schwestern!

Mit Freude begrüße ich Sie alle, die Sie aus Anlass des Festes des heiligen Henrik mit dieser Ökumenischen Delegation als Pilger aus Finnland nach Rom gekommen sind. Ich danke dem lutherischen Bischof von Turku für seine freundlichen Worte – auf Spanisch! Seit über 30 Jahren besteht der schöne Brauch, dass Ihre Wallfahrt mit der Gebetswoche für die Einheit der Christen zusammenfällt, die uns von der Umkehr ausgehend zur Annäherung aufruft. Denn echte Ökumene ist auf die gemeinsame Umkehr zu Jesus Christus als unserem Herrn und Erlöser gegründet. Wenn wir ihm gemeinsam näherkommen, dann nähern wir uns auch einander. In diesen Tagen flehen wir inständiger zum Heiligen Geist, damit er in uns diese Umkehr bewirke, die Versöhnung möglich macht. Auf diesem Weg haben wir als Katholiken und Lutheraner aus unterschiedlichen Ländern gemeinsam mit verschiedenen Gemeinschaften, die den ökumenischen Weg mit uns gehen, eine bedeutsame Etappe zurückgelegt, als wir uns am vergangenen 31. Oktober in Lund in Schweden versammelt haben, um mit einem gemeinsamen Gebet des Beginns der Reformation zu gedenken.

Dieses gemeinsame Reformationsgedenken war auf menschlicher und theologisch-spiritueller Ebene von großer Bedeutung. Nach 50 Jahren des offiziellen ökumenischen Dialogs zwischen Katholiken und Lutheranern ist es uns gelungen, klar die Perspektiven darzulegen, von denen wir heute sagen können, dass wir uns einig sind. Dafür sind wir dankbar. Zugleich halten wir in unserem Herzen die echte Reue über unsere Schuld lebendig. In diesem Geist wurde in Lund daran erinnert, dass die Absicht Martin Luthers vor 500 Jahren darin bestand, die Kirche zu erneuern, nicht sie zu spalten. Diese Begegnung hat uns Mut gemacht und die Kraft geschenkt, in unserem Herrn Jesus Christus nach vorne zu blicken auf den ökumenischen Weg, den gemeinsam zu gehen wir aufgerufen sind.

Bei der Vorbereitung auf das gemeinsame Reformationsgedenken sind sich Katholiken und Lutheraner auch stärker der Tatsache bewusst geworden, dass der theologische Dialog für die Versöhnung wesentlich bleibt und mit beharrlichem Engagement fortgeführt werden muss. So werden wir in dieser einmütigen Gemeinschaft, die es dem Heiligen Geist erlaubt zu wirken, weitere Übereinstimmung hinsichtlich der Lehrinhalte und der Morallehre der Kirche erreichen und uns immer mehr der vollen und sichtbaren Einheit nähern können. Ich bitte den Herrn, auf dass er die Lutherisch/Katholische Dialogkommission Finnlands mit seinem Segen begleiten möge, die sehr engagiert an einem gemeinsamen sakramentalen Verständnis der Kirche, der Eucharistie und des kirchlichen Amtes arbeitet.

Das Gedenkjahr der Reformation 2017 ist für Katholiken und Lutheraner eine günstige Gelegenheit, um den Glauben in authentischerer Weise zu leben, gemeinsam das Evangelium wiederzuentdecken und mit erneuertem Eifer Christus zu suchen und zu bezeugen. Zum Abschluss des gemeinsamen Gedenktags von Lund haben wir mit Blick auf die Zukunft Mut geschöpft aus unserem gemeinsamen Glaubenszeugnis vor der Welt, als wir uns verpflichtet haben, gemeinsam den Leidenden, den Bedürftigen, den Gewalt und Verfolgung ausgelieferten Menschen beizustehen. Wenn wir dies tun, dann sind wir als Christen nicht mehr gespalten, sondern auf dem Weg zur vollen Einheit vereint.

Es liegt mit besonders am Herzen, auch daran zu erinnern, dass die finnischen Christen in diesem Jahr das 100-jährige Jubiläum des Finnischen Ökumenischen Rates begehen, der ein wichtiges Instrument ist, um die Gemeinschaft des Glaubens und des Lebens untereinander zu fördern. Schließlich begeht Ihre Heimat Finnland 2017 den 100. Geburtstag als unabhängiger Staat. Möge dieser Jahrestag alle Christen Ihres Landes ermutigen, den Glauben an den Herrn Jesus Chris tus zu bekennen – wie dies der heilige Henrik mit großem Eifer getan hat –, indem sie ihn heute vor der Welt bezeugen und ihn auch in konkrete Gesten des Dienens, der Geschwisterlichkeit, des Teilens umsetzen.

Mit dem Wunsch, dass diese Ihre Pilgerfahrt dazu beitragen möge, die gute Zusammenarbeit zwischen Orthodoxen, Lutheranern und Katholiken in Finnland und in der Welt weiter zu stärken, und dass das gemeinsame Zeugnis des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe auf Fürsprache des heiligen Henrik reiche Frucht bringen möge, rufe ich von Herzen die Gnade und den Segen Gottes auf Sie alle herab.

Und, lieber Bruder im bischöflichen Dienst, ich möchte Ihnen danken für die Liebenswürdigkeit, dass Sie die Enkel mitgebracht haben: Wir brauchen die Einfachheit der Kinder. Sie werden uns den Weg zu Jesus Christus lehren. Danke, vielen Dank!

 



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