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APOSTOLISCHE REISE VON PAPST FRANZISKUS NACH KOLUMBIEN
(6.-11. SEPTEMBER 2017)

GRUSSADRESSE DES HEILIGEN VATERS
AN DER APOSTOLISCHEN NUNTIATUR 

Apostolische Nuntiatur (Bogotá)
Samstag, 9. September 2017

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Jeder von euch, die ihr [zur Begegnung mit den Priestern, Ordensleuten und Seminaristen] gekommen seid, hat einmal gehört, dass Jesus etwas zu ihm gesagt hat, dass Jesus ihm gesagt hat, wie sein Name lauten würde, und dass er ihn auf diesem Weg wollte. Und als zu Beginn die Priester [die Worte] gesungen haben, die Jesus an Petrus gerichtet hatte, habe ich mir gedacht: Welche Freude wird Petrus gehabt haben, als Jesus so zu ihm sprach. Und ich glaube, wir alle freuen uns, wenn Jesus zu uns sagt: Ich will dich auf diesem Platz; ich will dich hier oder dort; ich will dich für diesen Weg; dass du Nonne wirst; dass du heiratest und eine Familie gründest; dass du dich um eine bestimmte Sache kümmerst…, und so weiter.

Mir kommt in den Sinn, dass Petrus, als er Jesus zu ihm sagen hörte: „Siehe, du bist der Fels“ – als er ihm den Namen gab –, gedacht haben wird: „Dies hat er mir gesagt, als er mich erkannt hat; er hat mir gesagt, dass ich Petrus wäre“, und er wird begonnen haben, sich bewusst zu machen, dass derselbe Name verschiedene Melodien hat, verschiedene Tonlagen. So wie das Lied, das ihr gesungen habt, verschiedene Stimmen hat. Und so ging Petrus weiter, voller Freude und Entschlossenheit. Aber fünfzehn Minuten später sagte ihm Jesus das Gegenteil, er sagte: „Weg mit dir, du bist für mich ein Satan.“ [Petrus] hatte einen Fehler gemacht.

Und dann denke ich manchmal an das, woran sich Petrus erinnert haben wird, was ihm Jesus in jener Nacht des Gründonnerstags gesagt hatte, als er dann in solcher Selbstsicherheit behauptete: „Ich kenne diesen Menschen nicht.“ Wie wird er über das, was er ihm gesagt hatte, nachgedacht haben. Und wie wird er sich an das Wort Jesu erinnert haben, als er ihn beim Verlassen des Raumes sah, ihn anschaute und zu weinen anfing.

Ich will damit sagen: Das Wort, das Jesus uns zuspricht, das lebt man im Verlauf des Lebens. Dasselbe Wort, dieselbe Berufung, auf verschiedene Weise. Das Leben führt uns dazu, es in der Freude zu leben, im Leid, in der Sünde, in einer größeren Gnade… Was wird Petrus in jener Nacht des Gründonnerstags gemacht haben, als er weinte? Wird er sich aus Scham versteckt haben? Wird er sich aufgemacht haben, die Mutter Jesu zu treffen, sie um Rat zu bitten? Wir wissen es nicht.

Und dann war er darin eingeschlossen und ängstlich, bis Jesus ihn dreimal fragt, ob er ihn liebt, und er erinnert sich und sagt: Ich verstehe nichts, und das ist eine weitere Melodie seines gleichen Namens. Ich möchte, dass sich ein jeder von euch an den ersten Ruf erinnert, als Jesus uns einen Namen gab, die erste Berufung, die erste Liebe, und sie in den verschiedenen Tonlagen des Lebens konjugierte. In dieser Musik, die uns das Leben spielt, schöne Augenblicke, erfüllende Augenblicke, Augenblicke des Irrens, Augenblicke der Sünde, dunkle Augenblicke, Augenblicke, wo wir alles zerschlagen und etwas anderes neu anfangen wollen… Aber verliert den Namen nicht! Jesus hat einem jeden von uns einen Namen gegeben und uns auf den Weg gestellt, auf einen Weg der Weihe: im Leben der Familie und im Leben der gottgeweihten Familie. Ein Weg der Hingabe an Ihn und an die Brüder und Schwestern in seinem Namen. Deshalb ist es nötig, diesen Namen, der uns zum Leben gegeben ist, immer wieder neu in den verschiedenen Situationen zu konjugieren. Wenn Jesus uns ruft und uns den Namen gibt, gibt er uns keine Lebensversicherung. Wir müssen dieses Leben verteidigen: mit der Demut, mit dem Gebet und indem wir beim Herrn um Almosen betteln. Gib uns Kraft, Herr, damit wir weitergehen können, jeder auf dem Weg, auf den du uns gerufen hast. Keiner aber besitzt in diesem Namen die Sicherheit der Beständigkeit. Man muss sie erbitten. Und Er gibt sie, denn Er hat uns sehr lieb und Er will, dass wir bleiben. Aber man muss betteln. Vergesst das nicht. Wenn ihr im Leben triumphieren wollt, wie es Jesus will, dann bettelt, denn der Protagonist der Geschichte ist der Bettler, der Hauptakteur der Heilsgeschichte ist der Bettler, den jeder von uns in sich trägt. Danke dafür! Und dieses Zeugnis, das ihr gebt, mögt ihr weitertragen, und es bringe reiche Frucht! Danke.

 

 


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