ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS
AN STUDIERENDE UND VERANTWORTLICHE DES "THEOLOGISCHEN STUDIENJAHRS"
DER DORMITIO-ABTEI IN JERUSALEM
Clementina-Saal
Freitag, 18. Dezember 2020
Liebe Freunde, guten Morgen!
mit Freude begrüße ich euch alle, Studierende und Verantwortliche des „Theologischen Studienjahres“ der Abtei Dormitio Beatae Mariae Virginis in Jerusalem. In diesem Jahr kann aufgrund der aktuellen Pandemie das Studienprogramm zum ersten Mal nicht im Heiligen Land stattfinden, sondern wird am Pontificio Ateneo Sant’Anselmo in Rom ausgerichtet. Auf diese Weise hat uns die göttliche Vorsehung die Möglichkeit zu diesem Treffen im Vatikan geschenkt.
Das Studienjahr ist eine Gelegenheit für Studierende der katholischen und evangelischen Theologie, die biblischen Stätten kennenzulernen und den Ostkirchen sowie der jüdischen und islamischen Welt zu begegnen. Auch wenn ihr in diesem Jahr diese Erfahrung nicht im Heiligen Land machen könnt, da ihr euch gleichsam im „Exil“ befindet, wie es Pater Schnabel bezeichnet, so sollen das vertiefte Studium der Heiligen Schrift, die Ökumene und der interreligiöse Dialog stets ein typisches Kennzeichen eures Programms bleiben. Ich bin überzeugt, dass auch Rom verschiedene Möglichkeiten diesbezüglich bieten wird.
Als junge Menschen, die Theologie studieren, seid ihr für eure Altersgenossen und für die Männer und Frauen von heute Zeugen für die Bedeutung Gottes im Leben und für die Fülle, die ein gelebter Glaube schenkt. Es wird eure Aufgabe sein, in den Dialog mit einer Welt zu treten, in der es immer weniger Platz für die Religion zu geben scheint. Es ist eine Aufgabe, die wir mit allen Gläubigen der verschiedenen Religionen teilen, weil wir wissen, dass es für unsere Gesellschaften gut ist, wenn wir Gott in ihnen gegenwärtig machen. Unsere Überzeugung ist, dass die Religionen einen wertvollen Beitrag zum Aufbau von Geschwisterlichkeit und zur Verteidigung der Gerechtigkeit in der Gesellschaft leisten. Andererseits glauben wir, dass man, wenn man aus verschiedenen Gründen Gott aus der Gesellschaft ausschließen will, am Ende Götzen anbetet und der Mensch sich sehr bald selber verliert (vgl. Enzyklika Fratelli tutti, 271; 274)
Ich hoffe, dass dieses „Theologische Studienjahr“ eine wichtige Etappe im Rahmen eurer Ausbildung und auf eurem geistigen und menschlichen Weg sein wird und dass ihr nach diesem „Exil“ bald die Möglichkeit haben werdet, das „gelobte Land“, die heiligen Stätten der Bibel, näher kennenzulernen. Wenn wir in einer Woche das Weihnachtsfest feiern, werden wir alle im Geiste Pilger an der Geburtsgrotte von Bethlehem sein. Der Emmanuel erfülle euch mit seiner Freude und seinem Frieden und mache euch zu wahren Zeugen des Gott-mit-uns. Der Herr segne und behüte euch und alle eure Lieben. Und, bitte, vergesst nicht, für mich zu beten.
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