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JOHANNES PAUL II. 

GENERALAUDIENZ

Mittwoch, 16. Oktober 2002

 

Liebe Brüder und Schwestern!

1. Während meiner jüngsten Reise nach Polen wandte ich mich mit folgenden Worten an die Gottesmutter: »Heiligste Mutter, …erwirke auch für mich die Kraft des Leibes und des Geistes, damit ich meine Sendung, die mir vom Auferstandenen anvertraut wurde, bis zum Ende erfüllen kann. Dir übergebe ich alle Früchte meines Lebens und meines Dienstes; Dir vertraue ich das Los der Kirche an; …auf Dich vertraue ich und noch einmal bekräftige ich Dir gegenüber: Totus Tuus, Maria ! Totus Tuus. Amen« (Kalwaria Zebrzydowska, 19.8.2002; in: O.R dt., Nr. 35, 30.8.2002, S. 11). Die gleichen Worte wiederhole ich heute, während ich Gott Dank sage für die 24 Jahre meines Dienstes an der Kirche auf dem Stuhl Petri. An diesem besonderen Tag vertraue ich erneut den Händen der Gottesmutter das Leben der Kirche und das so beschwerliche Leben der Menschheit an. Ihr möchte ich auch meine Zukunft anempfehlen. Ich lege alles in ihre Hände, damit sie es ihrem Sohn »zum Lob seiner Herrlichkeit« (Eph 1, 12) mit mütterlicher Liebe vorstellt. 

2. Mittelpunkt unseres Glaubens ist Christus, der Erlöser des Menschen. Maria beeinträchtigt ihn nicht, sie beeinträchtigt auch sein Heilswerk nicht. Mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen, kostet die Jungfrau Maria als erste die Früchte des Leidens und der Auferstehung ihres Sohnes; sie ist diejenige, die uns auf die sicherste Weise zu Christus führt, dem letzten Ziel unseres Handelns und unseres ganzen Daseins. Als ich im Apostolischen Schreiben Novo millennio ineunte an die ganze Kirche die Aufforderung Christi richtete, »hinauszufahren«, fügte ich deshalb hinzu: »…uns begleitet auf diesem Weg die allerseligste Jungfrau Maria, der ich … zusammen mit vielen Bischöfen …das Dritte Jahrtausend anvertraut habe« (58). Und als ich die Gläubigen einlud, unaufhörlich das Antlitz Christi zu betrachten, wünschte ich zutiefst, daß seine Mutter Maria für alle zur Lehrerin dieser Kontemplation werden möge. 

3. Heute möchte ich diesen Wunsch noch deutlicher durch zwei symbolische Gesten zum Ausdruck bringen. In Kürze werde ich das Apostolische Schreiben Rosarium Virginis Mariae unterzeichnen. Außerdem rufe ich mit diesem Dokument, das dem Rosenkranzgebet gewidmet ist, das Jahr von Oktober 2002 bis Oktober 2003 zum »Jahr des Rosenkranzes« aus. Ich tue es nicht nur deshalb, weil es das 25. Jahr meines Pontifikats ist, sondern weil auch das 120jährige Jubiläum der Enzyklika Supremi Apostolatus officio ansteht, mit dem mein verehrungswürdiger Vorgänger Papst Leo XIII. am 1. September 1883 den Anfang setzte für die Veröffentlichung einer Reihe von Dokumenten, die dem Rosenkranz gewidmet waren. Es gibt noch einen weiteren Grund: In der Geschichte der großen Jubiläen war es Brauch, nach dem Jubeljahr, das Christus und dem Erlösungswerk gewidmet war, ein Jubiläumsjahr zu Ehren Marias anzusetzen, um sozusagen von ihr die Hilfe für eine reiche Frucht der empfangenen Gnaden zu erbitten. 

4. Gibt es für die anspruchsvolle, aber außerordentlich wertvolle Aufgabe, das Antlitz Christi mit Maria zu betrachten, vielleicht ein besseres Mittel als das Rosenkranzgebet? Wir müssen die tiefe Mystik wiederentdecken, die in der Einfachheit dieses in der Volksfrömmigkeit so beliebten Gebets enthalten ist. Dieses Mariengebet ist in der Tat seiner Struktur nach vor allem eine Betrachtung der Geheimnisse des Lebens und des Werkes Christi. Indem wir das »Gegrüßet seist du Maria« wiederholen, können wir die wesentlichen Ereignisse der Sendung des Gottessohnes auf Erden, die uns vom Evangelium und von der Tradition überliefert wurden, eingehend betrachten. Damit diese Zusammenfassung des Evangeliums vervollständigt wird und noch mehr Inspiration bietet, habe ich im Apostolischen Schreiben Rosarium Virginis Mariae vorgeschlagen, weitere fünf Geheimnisse zu den bisherigen im Rosenkranz betrachteten hinzuzufügen, und ich habe sie »lichtreiche Geheimnisse« genannt. Sie schließen das öffentliche Leben des Erlösers von der Taufe im Jordan bis zum Beginn des Leidens ein. Dieser Vorschlag hat den Zweck, den Horizont des Rosenkranzes zu erweitern, damit es demjenigen, der ihn mit Andacht und nicht mechanisch betet, möglich ist, noch tiefer in den Inhalt der Frohen Botschaft einzudringen und das eigene Dasein dem Leben Christi immer ähnlicher zu machen. 

5. Ich danke den hier Anwesenden und allen, die an diesem besonderen Tag mit mir geistlich verbunden sind. Danke für die Freundlichkeit und besonders für die Versicherung der ständigen Unterstützung im Gebet. Ich übergebe den Hirten und den Gläubigen in der ganzen Welt diese Dokument über den heiligen Rosenkranz. Das »Jahr des Rosenkranzes«, das wir zusammen erleben werden, wird gewiß heilsame Früchte in den Herzen aller hervorbringen, es wird das Wirken der Gnadengaben des Großen Jubiläums des Jahres 2000 verstärken und eine Quelle des Friedens für die Welt werden. 

Maria, die Königin vom heiligen Rosenkranz, die wir hier auf dem schönen hochverehrten Gnadenbild von Pompeji sehen, führe die Kinder der Kirche zur Fülle der Gemeinschaft mit Christus in seiner Herrlichkeit. 


Am heutigen Jahrestag meiner Wahl vertraue ich erneut alle Anliegen der Kirche und der Menschheit der Fürsprache Marias an. Als gute Mutter trägt sie Christus, dem Erlöser, unsere Bitten vor. Maria begleitet uns auf dem Weg zum Ziel unseres Lebens. 

Beim Beten des Rosenkranzes erschließt sich uns das Antlitz Christi und wir lernen den Heilsplan Gottes kennen. Daher lade ich Euch ein, das nun beginnende 25. Jahr meines Pontifikates mit mir als „Jahr des Rosenkranzes" zu begehen. Um dieses Gebet auszuweiten, kann es durch fünf Gesätze ergänzt werden: die lichtreichen Geheimnisse, in denen wir das öffentliche Wirken Jesu betrachten. Sie mögen uns helfen, auf dem Weg der Nachfolge Christi vollkommener zu werden. 

***

Herzlich danke ich den Pilgern aus den Ländern deutscher Sprache für ihre Glückwünsche und für ihr Gebet. Besonders grüße ich den Familienbund aus dem Erzbistum Paderborn, sowie die Schüler und Lehrer der Liebfrauenschule Nottuln im Bistum Münster. Gebt alle ein frohes Zeugnis von der Erlöserliebe Christi, die Maria uns im Rosenkranz zeigt!

 



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