BOTSCHAFT VON JOHANNES PAUL II.
AN DEN ERZBISCHOF VON EICHSTÄTT, KARL BRAUN,
ANLÄSSLICH DES 1200. TODESTAGES DES HL. WILLIBALD
An meinen verehrten Bruder Karl Braun,
Bischof von Eichstätt.
”Die Freude an Gott - unsere Kraft“. Unter diesem Motto hast Du zusammen mit Deinen Mitbrüdern im Hirtenamt und den Gläubigen Deiner Ortskirche das Jubiläumsjahr gestellt, das Ihr zur Feier der 1200. Wiederkehr des Heimgangs Eures Bistumsgründers, des heiligen Willibald, festlich begeht. Das Vorbild dieses kraftvollen Glaubensboten, der sechsundvierzig Jahre lang in Eurer Heimat die befreiende Botschaft Christi verkündet hat, ist Euch in diesen Monaten zu einem besonderen Ansporn geworden, den Glauben an Gott und seine Heilspläne in Euch zu erneuern und zu vertiefen. Daraus soll Euch neue Entschlossenheit erwachsen, das kostbare Geschenk des Glaubens an Eure Mitmenschen weiterzugeben, die bewußt oder auch nur unbewußt danach hungern. In diesen Tagen erreicht Eure Jubiläumsfeier nun ihren Höhepunkt, da Ihr das Hochfest des hl. Willibald am 7. Juli, dem Tag seines Todes vor 1200 Jahren, bei seinem Grab in Eurer Domkirche begeht.
Willibald ist als Ausländer und Fremder aus Südenland und als Gefährte des Bonifatius zu Euren Vorfahren gekommen. Er hat seine Heimat selbstlos und mutig verlassen, um Euch zu beschenken: nicht mit irdischen Reichtümern oder weltlicher Macht, sondern mit dem Glauben an den einen wahren Gott, den Vater unseres Herrn Jesus Christus. Um Euch aber diesen Glauben in ganzer Fülle und Tiefe schenken zu können, hat er sich zuvor selbst den großen Quellen des Glaubens zugewandt. In Rom hat er die Einheit mit der Kirche der Apostel Petrus und Paulus gesucht, um sich der wahren Tradition des Glaubens von Christus her zu versichern. Dann ist er sogar nach Palästina gezogen, um auf den Wegen Jesu selbst dessen Worte und Taten tief und lebendig in sein Herz aufzunehmen, um sein glaubwürdiger und begeisternder Verkünder werden zu können. Auch nach Konstantinopel ist Willibald gereist, um aus der wichtigen Quelle griechischer Theologie zu schöpfen, die uns in den ersten ökumenischen Konzilien ein grundlegendes Glaubensverständnis des einen und dreifaltigen Gottes vermittelt hat. In Montecassino schließlich, dem berühmten Zentrum des abendländischen Ordenslebens, hat Willibald seine letzte Formung als Glaubensbote und Kirchengründer erhalten, für den Beten und Arbeiten, Glauben und Kultur, Freude an Gott und Gestaltung dieser Welt zusammengehören und die volle Würde des Menschen ausmachen.
Es wird berichtet, daß der hl. Willibald im Kloster von Montecassino die Aufgaben des Sakristans und des Pförtners übernommen hat: Dieses scheinbar nebensächliche Element im Leben des Heiligen kann uns doch als einprägsames Bild für zwei wesentliche Dimensionen im Leben eines jeden Christen gelten. So dürfen und sollen wir uns freuen, im ”Hause Gottes“ sein zu können, uns von seiner göttlichen Vorsehung umfangen zu wissen, täglich dafür danken zu können und seine unendliche Größe, Liebe und Treue anbetend zu verehren. Neben diesem Dienst ”im Hause des Herrn“ dürfen wir aber auch ”Pförtner“ sein, sollen wir Türen öffnen und jeden eintreten lassen, der nach der ganzen Wahrheit vom Menschen und seinem Ursprung in Gott dürstet.
Die Kirche ist keine abgeriegelte Festung, sondern muß ein einladendes Haus sein, mit Fenstern und Türen, die Verbindung mit der Welt in all ihren Dimensionen herstellen; die Kirche soll ja alle Menschen guten Willens ermutigen, mit Christus den Weg zum Vater zu gehen und in der stärkenden Gemeinschaft der Gläubigen immer bewußter und froher darauf voranzuschreiten. Ich bitte den Heiligen Geist, die Gabe Christi an seine Jünger in der Welt, daß er der ganzen Diözese Eichstätt aus der Feier des Jubiläums zu Ehren ihres großen Bistumspatrons solche Früchte der Glaubensvertiefung und erneuerter christlicher Zuversicht schenke. Denn ”die Freude an Gott ist unsere Kraft“!
In dankbarer Anerkennung nehme ich den Ausdruck Eurer treuen Verbundenheit mit dem Nachfolger des Apostels Petrus entgegen, die Du, verehrter Mitbruder, für die Gläubigen Deines Bistums mir bekundet hast, und erteile Euch allen in der Liebe des Guten Hirten und auf die Fürsprache unserer Mutter Maria von Herzen meinen besonderen Apostolischen Segen.
Aus dem Vatikan, am 26. Juni 1987.
IOANNES PAULUS PP. II
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