BOTSCHAFT VON PAPST JOHANNES PAUL II.
AN DIE STUDIENTAGUNG DER NORDAMERIKANISCHEN
BISCHÖFE IN DALLAS
Montag, 29. Januar 1980
Geliebte Brüder in Jesus Christus!
Voll großer Hoffnung und Begeisterung richte ich an euch alle, die ihr euch in Dallas eingefunden habt, meine Grüße. Diese bedeutsame Studientagung, veranstaltet vom Forschungs- und Bildungszentrum Johannes XXIII. für medizinische Ethik (Pope John XXIII Medical-Moral Research and Education Center) und von den Kolumbusrittern großzügig unterstützt, ist eine hervorragende Initiative im Dienst an der Wahrheit und im Dienst am Menschen. Die Zusammenkunft einer so großen Zahl von Bischöfen aus den Vereinigten Staaten und aus Kanada zeigt, daß ihr euch eurer pastoralen Verantwortung als wahre Lehrer des Gottesvolkes bewußt seid, das berufen ist, sein christliches Leben in der Welt von heute zu leben.
Das Thema eurer Überlegungen, "Die neuen Techniken von Geburt und Tod", berührt vielschichtige und quälende Fragen und Probleme der medizinischen Ethik, vor denen die Kirche und die Gesellschaft heute stehen. In Redemptor hominis konnte ich folgende Feststellung machen: "Der Fortschritt der Technik und die Entwicklung der heutigen Zivilisation, die von der Vorherrschaft der Technik geprägt ist, erfordern eine entsprechende Entwicklung im sittlichen Leben und in der Ethik. Diese scheint jedoch leider immer zurückzubleiben" (ebd., Nr. 15).
In euren vereinten Anstrengungen in Dallas greift ihr auf, was mir selbst am Herzen liegt und was ich im vergangenen Oktober in Washington zum Ausdruck brachte: "Ich zögere nicht, vor euch und vor der Welt zu verkünden, daß jedes menschliche Leben ‒ vom Augenblick der Empfängnis an und durch alle Entwicklungsstufen hindurch ‒ heilig ist, weil menschliches Leben als Bild und Gleichnis Gottes geschaffen ist." Unsere Aufgabe ist es, immer wirksamer diese Heiligkeit des menschlichen Lebens zu verkünden. Aber um das zu tun, müssen wir die neuen Möglichkeiten und die neuen Bedrohungen kennen, mit denen der Mensch durch stets sich weiterentwickelnde Techniken konfrontiert wird. In dieser entscheidenden Stunde der Geschichte seid ihr als Bischöfe aufgerufen, im rechten Augenblick eure Führungsrolle wahrzunehmen und neue Fragen im Licht des ewigen Wortes Gottes und mit Hilfe der von der Kirche dargebotenen Lehre zu prüfen. In diesem Zusammenhang werden eure Überlegungen, unterstützt von den Ärzten, Theologen und Juristen, die ihr Wissen und ihre Erfahrung diesem Seminar großzügig zur Verfügung stellen, zu jener "richtigen Entwicklung von Moral und Sitten" beitragen, deren die heutige Situation so dringend bedarf. Liebe Brüder, das ist ein großer und entscheidender Beitrag, den die Kirche Jesu Christi als Dienst an den Männern und Frauen unserer Zeit leistet.
Gott segne das Zentrum "Papst Johannes XXIII." in seinem Wunsch und Auftrag, dem Lehramt der Kirche und der Sache der Menschheit zu dienen. Und der Heilige Geist leite eure Sinne und Herzen, damit ihr tiefer in die Geheimnisse seiner göttlichen Weisheit eindringt und immer mehr von seiner Liebe entflammt werdet!
Allen, die an diesem Seminar teilnehmen, und allen, die seine Durchführung möglich gemacht haben, erteile ich von Herzen meinen Apostolischen Segen. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
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