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FERNSEHBOTSCHAFT VON JOHANNES PAUL II.
A
N DAS DEUTSCHE VOLK

Samstag, 25. April 1987

 

Liebe Brüder und Schwestern!

Am nächsten Donnerstag komme ich zum zweiten Mal als Bischof von Rom in Ihr Land. Darauf freue ich mich. Ich komme als Nachfolger des Apostels Petrus, zu dem Jesus gesagt hat: ”Du, Petrus, stärke deine Brüder“ (Lk 22, 32). Der Glaube, den wir von unsern Eltern empfangen haben, muss immer neu gestärkt werden. Auch der Nachfolger des heiligen Petrus braucht für seinen Glauben, für seinen Dienst in der Kirche die Stärkung durch den Glauben der Gemeinde. Wenn ich zu Ihnen komme, wollen wir gemeinsam unseren Glauben bekennen.

Ich werde einige Städte Ihres Landes besuchen, unter anderen Köln, München und Münster. Mit diesen Städten verbinde ich die Namen von Glaubenszeugen. Mit Münster: Kardinal von Galen. Er wurde zu Recht der ”Löwe von Münster“ genannt. Bewusst hat er sich in der Zeit des Nationalsozialismus für das Leben und gegen die Tötung von Geisteskranken eingesetzt.

In München werde ich Pater Rupert Mayer seligsprechen, wodurch dieser mutige Bekenner, vorbildliche Priester und Apostel der Nächstenliebe den Gläubigen zur Verehrung und Nachahmung vorgestellt wird. ”Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen verfolgt werdet“, hat Jesus gesagt. ”Freut euch, euer Lohn im Himmel wird groß sein“ (Lk 5, 11 f.).

Selig ist auch die Philosophin Edith Stein. Sie stammte aus einer jüdischen Familie in Breslau und hat als Schwester Teresia Benedicta a Cruce einige Jahre im Kölner Karmel gelebt. Sie hat an Jesus geglaubt, an Jesus als den Messias, den Heiland, den Erlöser der Welt. In ihm hat sie den letzten Sinn ihres Lebens gesucht und gefunden. Ihr Leben und ihr Sterben hat sie verstanden als Teilhabe am Kreuz Jesu.

Wie Jesus hat sie sich dem himmlischen Vater rückhaltlos ausgeliefert und seiner Liebe anvertraut. Sie ist umgebracht worden als katholische Jüdin im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. In Auschwitz wurde auch mein Landsmann P. Maximilian Kolbe ermordet.

Als Erzbischof von Krakau habe ich oft vor der Todesmauer gestanden und bin zwischen den Trümmern der Krematorien von Birkenau umhergegangen. Ich habe mich immer wieder gefragt: ”Wo liegen die Grenzen des Hasses - die Grenzen de Vernichtung des Menschen durch den Menschen - die Grenzen der Grausamkeit?“ (Ioannis Puli PP. II, Homilia ad Missam in campo coactae custodiae «Brzezinka» celebratam, 3, die 7 iun. 1979: Insegnamenti di Giovanni Paolo II, II (1979) 1485).

Edith Stein hat gesagt: ”Niemals darf der Hass in der Welt das letzte Wort haben!“

Wenn ich am Donnerstag zu Ihnen komme, dann sollen die Zeugen der Vergangenheit für uns zum Zeichen der Hoffnung werden. Sie sollen uns erinnern an unsere christliche Berufung? Zeugen für Christus zu sein, an unsere Verpflichtung für das Leben und dass jedes menschliche Leben lebenswert ist.

Deshalb bitte ich Sie, dass wir all unsere Kräfte auf die Sorge um den Menschen, um sein irdisches Wohl und sein ewiges Heil konzentrieren. Und die, die mit mir an Gott, unsern Vater im Himmel, glauben, bitte ich, dass Sie sich mit mir vereinen im Gebet um Frieden und Versöhnung.

Schon heute segne ich Sie alle von Herzen.

 

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