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APOSTOLISCHE REISE IN DIE BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND

ANSPRACHE VON JOHANNES PAUL II.
AN DIE DEUTSCHE BISCHOFSKONFERENZ

«Maternushaus» in Köln - Donnerstag, 30. April 1987

 

Liebe Mitbrüder im Bischofsamt!

1. Gleich am Anfang meines zweiten Pastoralbesuches in eurem Land habe ich die Freude, mit euch zusammenzutreffen, die der Herr zu Oberhirten im Volke Gottes bestellt hat. Ich grüße euch alle in herzlicher Verbundenheit. Zugleich gilt mein Gruß und Segenswunsch auch denen, die heute nicht unter uns sein können, besonders jenen bischöflichen Mitbrüdern, die durch Alter oder Krankheit verhindert sind.

Dieser mein zweiter Besuch erhält seine besondere Prägung durch die beiden feierlichen Seligsprechungen, die ein Papst erstmals in diesem Land vornehmen darf. Das heroische Glaubenszeugnis von Schwester Edith Stein und Pater Rupert Mayer versetzen uns zurück in eine Zeit großer Bedrängnis für die Kirche und für euer ganzes Volk. Mit der Machtergreifung des Nationalsozialismus durch Hitler begann eine verhängnisvolle Wende, in der sich eine politische Partei im Wahn eines unmenschlichen Rassismus allmählich zur totalitären Ideologie und fast zur Ersatzreligion entwickelte. Die Folge war ein sich verschärfender, immer offenerer Kampf gegen den christlichen Glauben und die katholische Kirche - trotz der im Reichskonkordat feierlich eingegangenen rechtlichen Verpflichtungen und Garantien.

2. Angesichts dieser dramatischen Entwicklung, die zur rücksichtslosen Verfolgung Andersdenkender, auch vieler Gläubiger und Priester führte, befanden sich die Kirche und der deutsche Episkopat in einer verantwortungsschweren Situation. Obwohl die deutschen Bischöfe die großen Irrtümer und Gefahren der neuen Bewegung insgesamt rechtzeitig erkannten und ihre Gläubigen zunehmend davor warnten, wurde ihre Handlungsfähigkeit immer mehr eingeschränkt. Durch die konsequent betriebene Entkonfessionalisierung des öffentlichen Lebens und die immer häufigeren staatlichen Übergriffe in das kirchliche Leben blieb letztlich keine andere Gegenwehr als die Proteste der Bischöfe und eine intensive Aufklärung und Belehrung der Gläubigen. Wir denken in diesem Zusammenhang an die mutigen Predigten und Erklärungen zahlreicher Oberhirten wie auch an den folgenschweren Protest-Hirtenbrief des holländischen Episkopates. Dabei bildete sich zugleich eine wachsende Solidarität zwischen katholischen und evangelischen Christen, Hirten und evangelischen Christen, Hirten und Laien, die sich vom gemeinsamen Grund ihres christlichen Glaubens her der antichristlichen Ideologie entgegenstellten.

Der Heilige Stuhl, der sich schon durch den Konkordatsabschluß darum bemüht hatte, dem Schlimmsten vorzubeugen, hat dann auch der zunehmenden Kirchenverfolgung in Deutschland nicht tatenlos zugesehen. Davon zeugen die sehr zahlreichen an die Reichsregierung gerichteten Noten und schließlich das Rundschreiben Papst Pius XI. ”Mit brennender Sorge“ vom März 1937. Dennoch konnte die unheilvolle Entwicklung nicht mehr aufgehalten werden. Sie führte zu einer Verschärfung der Spannungen, zur entsetzlichen Verfolgung der nichtarianischen Bürger, vor allem der Juden, zur Hinrichtung unzähliger unschuldiger Menschen in Gefängnissen und Konzentrationslagern und zu dem unseligen Zweiten Weltkrieg, der unsagbares Leid, Tod und Zerstörung für viele Länder und Völker brachte.

3. Vor diesem dunklen zeitgeschichtlichen Hintergrund erheben sich die leuchtenden Gestalten der drei Glaubenszeugen, deren wir in diesen Tagen in Verehrung gedenken: die beiden baldigen Seligen Edith Stein und Rupert Mayer sowie der Bekennerbischof Kardinal Clemens August Graf von Galen. Ebenso auch ein Bischof wie Johannes Baptist Sproll, der, von den Machthabern aus seiner Diözese Rottenburg ausgewiesen, sogar mehrere Jahre in der Verbannung leben mußte. Neben ihnen stehen zahlreiche andere mutige Zeugen, die angesichts einer unmenschlichen Tyrannei aus Glaubensüberzeugung oder im Namen der Menschlichkeit gegen gottlose Willkür und Unrecht aufgestanden sind und dafür oft mit dem Einsatz ihres Lebens bezahlt haben. Sie alle vertreten zusammen das andere Deutschland, das sich vor der brutalen Anmaßung und Gewalt nicht gebeugt hat und dann nach dem endgültigen Zusammenbruch den gesunden Kern und Kraftquell für den nachfolgenden großartigen moralischen und materiellen Wiederaufbau bilden konnte.

Im Namen der Menschlichkeit oder im Namen Gottes und der Kirche sind Menschen in allen Jahrhunderten, besonders in Zeiten äußerster Bedrängnis, ohne Rücksicht auf ihr persönliches Schicksal zum Anwalt des Menschen, seiner unantastbaren Würde und unverletzlichen Grundrechte geworden. Durch die feierliche Seligsprechung der kommenden Tage stellt uns die Kirche das Leben und Wirken von Christen vor Augen, die auf heroische Weise in der Nachfolge Jesu Christi Zeugnis für Gott und für den Menschen abgelegt haben. Sie sind die Wegweiser für unsere eigene christliche Berufung. Ihr Beispiel ist für uns heute Aufforderung und Ermutigung zum konsequenten Zeugnis für Gott und seine erlösende Wahrheit in unserer Gesellschaft und in allen Bereichen des menschlichen Lebens. Mit der Kirche ist jeder Christ in der Nachfolge des Herrn zu diesem Zeugnis aufgerufen: ”Ihr werdet meine Zeugen sein“ (Apg 1,8). Wir haben heute diese Zeugenschaft der Jünger Christi mutig zu übernehmen und entschlossen in unserer Zeit fortzusetzen. Die Seligen und Heiligen der Kirche, unter die bald auch Edith Stein und Pater Rupert Mayer aufgenommen werden, laden uns ein, dabei ihren Fußspuren zu folgen.

4. Zeuge Christi sein bedeutet, Zeugnis zu geben für die Wahrheit, für Gott und die wahre Größe des Menschen, für die gottgewollte Ordnung in allen Lebensbereichen. Darum ist Kardinal von Galen damals so entschieden gegen die organisierte Ermordung sogenannten unwerten Lebens aufgetreten. Gegenüber menschenverachtender Tyrannei erinnert er an das Gebot Gottes: Du sollst nicht töten! Wenn auch heute die Bedrohung der Würde und Grundrechte des Menschen auf nicht so dramatische, sondern subtilere Weise geschieht, muß die Kirche nicht weniger bereit sein, ”nec timore nec laudibus“, ohne Rücksicht auf Einschüchterung und Lob, sich gleichermaßen stets zum Anwalt des Lebens zu machen. Angesichts der erschreckend hohen Zahl der Abtreibungen und der zunehmenden unerlaubten Praktiken sogenannter ”Sterbehilfen“ hat der Dienst am Leben für uns Bischöfe in der heutigen Gesellschaft erneut eine große Aktualität und Dringlichkeit erlangt. Es gilt. Gott als den alleinigen Herrn über Leben und Tod mit neuem Nachdruck zu verkünden und die feindliche Einstellung dem Leben gegenüber sowie den mangelnden Mut zur Weitergabe des Lebens durch ein neues Ja zum Leben zu überwinden. Vor allem in den Ehen und Familien ist ein zuversichtliches, lebensfreundliches Klima zu fördern, die Bereitschaft zu einem Leben, das offen und fähig ist, in der lebendigen Gemeinschaft mit Gott zu seiner vollen Entfaltung und Erfüllung zu gelangen. Denn Christus ist ja gekommen, daß die Menschen ”das Leben haben und es in Fülle haben“ (Joh 10, 10).

Pater Rupert Mayer ist uns Vorbild dafür, daß unser kirchliches Zeugnis für Christus und seine Wahrheit vor allem durch die Verkündigung seiner Frohen Botschaft, durch Unterweisung und auch durch brüderliche Zurechtweisung erfolgen muß. Wie berichtet wird, hat er selbst im Monat mitunter bis zu siebzigmal gepredigt. ”Der Glaube kommt vom Hören“, sagt der Apostel Paulus und fragt deshalb: ”Wie sollen sie an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie hören, wenn niemand verkündigt“ (Röm 10, 17.14). Die Glaubenszeugen der Vergangenheit haben vor allem auch durch die Predigt das Unrecht angeprangert, die holländischen Bischöfe haben durch die Kanzelverkündigung ihren unüberhörbaren Protest gegen die Verfolgung der Juden erhoben. Zugleich war es ihr Bemühen, den Menschen in Dunkel und Bedrängnis durch das Licht des göttlichen Wortes den Weg der Wahrheit und Gerechtigkeit zu weisen. Je mehr heute in Staat und Gesellschaft sittliche Grundwerte und Verhaltensweisen in Frage gestellt werden, um so deutlicher und mutiger muß den Menschen, allen voran den Christen selbst, die Botschaft Christi unverkürzt verkündet und ihnen Gottes heiliger Wille als letztgültige Norm des sittlichen Handelns erneut in Erinnerung gebracht werden. Gerade in unserer heutigen, audio-visuell geprägten Gesellschaft ist der zeitgemäßen Verkündigung mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln und Möglichkeiten größte Aufmerksamkeit zu schenken.

Als begnadeter Beichtvater verweist uns Pater Mayer zugleich auf die innere, sakramentale Dimension unserer Zeugenschaft und der Sendung der Kirche. Die Dimension der Buße ist aus dem christlichen Leben nicht wegzudenken. Das Beispiel von Pater Rupert Mayer wird so ein Anruf an die Priester sein, im Sakrament der Buße mit erneuter Hingebung den Menschen die persönliche Begegnung mit Gottes vergebender Güte zu eröffnen. Sein Beispiel ist zugleich eine Einladung an alle Gläubigen, die Gnade dieses Sakramentes neu zu entdecken, das eines der wesentlichen Mittel auf dem inneren Weg zur Vollreife in Christus ist. Edith Stein ist uns auf diesem Weg wahrer Verinnerlichung ein leuchtendes Vorbild. Sie sagt: ”Die schrankenlose liebende Hingabe an Gott und die göttliche Gegengabe, die volle und dauernde Vereinigung, das ist die höchste Erhebung des Herzens, die uns erreichbar, die höchste Stufe des Gebetes. Die Seelen, die sie erreicht haben, sind wahrhaft das Herz der Kirche“. Sie hat es uns selbst auf bewundernswerte Weise vorgelebt. Darum konnte auch ein Augenzeuge aus dem Konzentrationslager Westerbork, wohin Edith Stein nach ihrer Verhaftung zunächst gebracht worden war, berichten: ”Schwester Benedicta war froh, durch tröstende Worte und Gebete helfen zu können. Ihr tiefer Glaube schuf eine Sphäre himmlischen Lebens um sie“. Sie selbst schreibt aus demselben Ort der Trostlosigkeit und der Demütigung, sie habe ”bisher herrlich beten können“. Möge uns die kommende neue Selige den unermeßlichen inneren Reichtum des Gebetes und unserer tiefen Lebensgemeinschaft mit Christus neu erschließen!

5. Als ”Apostel Münchens“ und ”15. Nothelfer“, wie ihn die Leute nannten, war Pater Rupert Mayer ferner durch seine selbstlose Zuwendung zu den Menschen in vielfacher Not Zeichen und Werkzeug der allesüberragenden Liebe Gottes gerade zu den Armen und Entrechteten, den Ausgestoßenen und Verfolgten. Es ist nicht erst eine Errungenschaft unserer Zeitepoche, daß die Kirche sich mit einer gewissen Vorliebe als ”Kirche der Armen“ versteht. Hingegen ist es heute in einer besonderen Weise wichtig und geboten, daß die Kirche diese ihre Berufung noch entschiedener verwirklicht. Trotz aller staatlich organisierten Fürsorge und karitativen Tätigkeit bleibt der persönliche Einsatz für den notleidenden Mitmenschen ein wesentliches Kennzeichen der Jünger Christi.

Ihre Verantwortung für eine menschenwürdige und vom Geist Christi geprägte Gestaltung der äußeren Lebenswelt des Menschen nimmt die Kirche in einer besonderen Weise wahr in ihrer Soziallehre und in ihrem Bemühen um deren Verwirklichung. Die mitgestaltende Anwesenheit der Kirche in der Welt der Arbeit war eines der zentralen pastoralen Anliegen der Päpste in diesem Jahrhundert. Deshalb ist auch meine Begegnung mit Arbeitern und Vertretern aus Industrie und Wirtschaft in Bottrop ein sehr wichtiger Programmpunkt dieser meiner Pastoralreise. Die Kirche nimmt regen Anteil an den Problemen der Arbeiterschaft, der einzelnen Arbeiter und ihrer Familien und ist stets darum bemüht, zu Lösungen beizutragen, die den Anforderungen der Gerechtigkeit, der Würde und dem Gesamtwohl des Menschen wie auch den Erfordernissen der Gesellschaft entsprechen. Wie der Arbeiter soll auch seine Arbeitswelt immer mehr vom Geist Christi durchdrungen und geprägt werden. Meine verschiedenen Begegnungen im Ruhrgebiet werden mir eine Gelegenheit sind, mit Anerkennung der aufrechten und konsequenten Gesinnung von christlichen Arbeitern zu gedenken, die sich in der Vergangenheit auch durch massive Drohungen eines totalitären Regimes nicht haben einschüchtern lassen, von der Wahrheit und von Christus Zeugnis zu geben.

Neben der Verantwortung für eine intensive Evangelisierung der Welt der Arbeit empfindet die Kirche heute immer dringlicher auch die Notwendigkeit einer Neu-Evangelisierung für die ganze Gesellschaft, ja für ganz Europa. ”Ein neuer Anstoß zur Evangelisierung und zu integralerer und systematischer Katechese ist ein Gebot der Stunde“, so sagt die Bischofssynode von 1985 in ihrem Abschlußdokument. Im fortschreitenden Einigungsprozeß zwischen den Völkern dieses Kontinents muß sich die Kirche entschieden darum bemühen, zu einer konstruktiven Übereinstimmung über die ethischen Werte beizutragen, die der weiteren Entwicklung, der Gesellschaft die Richtung weisen. Es gilt den Sinn für die Grundrechte des Menschen, den Geist der Versöhnung und Zusammenarbeit, die Suche nach wirklicher Gerechtigkeit und die Zustimmung zu einem transzendenten Ziel des Menschen zu fördern, das dem Leben und dem Tod letztlich Sinn verleiht.

6. Von großer Bedeutung sind während dieser meiner zweiten Pastoralreise wiederum die Begegnungen mit dem Zentralrat der Juden und mit Vertretern der anderen christlichen Kirchen, wie sie es schon damals 1980 in Mainz gewesen sind. Edith Stein, die im Jahre 1933 in den Kölner Karmel eintrat, war eine Tochter des jüdischen Volkes, mit dem sie selbst in Solidarität und zugleich in christlicher Hoffnung den Leidensweg in die ”Schoah“ gegangen ist. ”Das Heil kommt von den Juden“, sagt Jesus im Gespräch mit der samaritischen Frau am Jakobsbrunnen (Joh 4, 2). Wir Christen dürfen niemals diese unsere Wurzel vergessen. Der Völkerapostel mahnt uns: ”Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich“ (Röm 11, 18b).

Mit unseren evangelischen Brüdern und Schwestern haben die ökumenischen Gespräche und Veröffentlichungen seit meinem letzten Besuch hoffnungsvolle Ansätze zu einer weiteren Annäherung auf die volle Einheit im Glauben gebracht. Es ist uns - Gott sei Dank - an gemeinsamem Erbe dieses unseren christlichen Glaubens mehr geblieben, als wir lange gemeint haben. Dann müssen wir es aber auch zusammen leben und für ein gemeinsamen Glaubenszeugnis fruchtbar werden lassen. Dabei bleibt uns gewiß noch die Aufgabe, daß wir alle verbleibenden Unterschiede von diesem positiven Hintergrund nüchtern sehen und das Unsrige tun, um sie aufzuarbeiten, im Wissen, daß die Gnade der Einheit zuletzt nur vom Herrn selber kommen kann.

Es bleiben wichtige Fragen, die auch durch meinen Besuch neu aufgeworfen werden: zum Beispiel die Marienfrömmigkeit und die Heiligenverehrung. Oft gibt mehr die Praxis als die Lehre der katholischen Kirche Anstoß für unsere getrennten Brüder und Schwestern. Echte Marien- und Heiligenverehrung kann und will aber der einzigen Mittlerschaft Jesu Christi keinen Abbruch tun, wie ich auch in der soeben erschienenen Enzyklika ”Redemptoris Mater“ deutlich hervorgehoben habe.

In Maria und den Heiligen hat das christliche Leben in der Nachfolge Jesu eine besonders dichte und überzeugende Ausformung gefunden. So liegt es nahe, daß wir uns an ihrem Leben ein Beispiel nehmen und, durch sie ermutigt, unseren Pilgerweg gehen. Damit nehmen wir ernst, was es bedeutet, daß in einer konkreten Person das Gnadengeschenk der Gotteskindschaft zur vollen Blüte gelangt ist und dieser heiligmäßige Mensch darum zur Fülle der ewigen Seligkeit zugelassen worden ist. Diese Überzeugung geht auch aus dem wichtigsten Bekenntnisdokument der lutherischen Kirche, der ”Confessio Augustana“, hervor. Dort heiß es zum Dienst der Heiligen: ”Über die Verehrung der Heiligen wird von den Unseren gelehrt, daß man den Heiligen gedenken soll, damit unser Glaube dadurch gestärkt wird, daß wir sehen, wie ihnen Gnade widerfahren und ihnen durch den Glauben geholfen worden ist. Außerdem soll man sich an ihren guten Werken ein Beispiel nehmen, jeder für seinen Lebensbereich“ (Confessio Augustana, 21). Darüber hinaus rufen viele Christen Maria und die Heiligen vertrauensvoll auch um ihre Fürbitte an, ja sie erhoffen sich von ihnen vielfältige Hilfe bei Beschwerden und Bedrängnissen auf ihrem Pilgerweg. Wenn wir der Muttergottes und so vielen Heiligen Fürbitte und Hilfe zutrauen, bleiben sie für uns doch stets durchsichtig auf den einen und einzigen Mittler zwischen Gott und den Menschen, auf unseren Herrn Jesus Christus. Alles Wirken der Heiligen für uns hier auf Erden lebt aus ihrer seligen Nähe zu Gott, dem allmächtigen und barmherzigen Vater. Aus ihm und durch ihn und für ihn können auch sie uns beschenken. Alle konkreten Formen der Marienfrömmigkeit und der Heiligenverehrung müssen diese Glaubensgrundsätze beherzigen und im Vollzug deutlich werden lassen. Dann können auch sie durchaus zum ökumenischen Dialog und zur erhofften Einheit aller Christen beitragen.

7. Liebe Mitbrüder! Ich möchte diese unsere erste Begegnung zu Beginn meines Pastoralbesuches mit einem Hinweis auf Maria, die Königin der Heiligen, beschließen. In diesem Jahr findet in Kevelaer der Marianische Weltkongreß statt. Mögen daraus auch für eure Ortskirchen reiche geistliche Früchte erwachsen. In Kevelaer werde ich vor dem Gnadenbild der Gottesmutter beten und ihrer Fürbitte auch euren bischöflichen Dienst und alle Begegnungen und gemeinsamen Feiern der kommenden Tage anvertrauen. Am Pfingstfest wird dann in Rom das Marianische Jahr eröffnet, das bis zum 15 August 1988 dauern soll. In diesem Jahr wollen wir besonders die christlichen Grundhaltungen einüben, die uns in Maria auf beispielhafte Weise begegnen: ihr Jawort zu Gottes unbegreiflichem Willen, ihr Dank für Gottes Führung ihr Hören und Bewahren des Wortes Gottes, ihr Hinweis auf Jesus: ”Was er euch sagt, das tut!“ (Joh 2, 5), ihr Ausharren unter dem Kreuz und ihre betende Gemeinschaft mit den Jüngern in der Erwartung des Heiligen Geistes. Maria führt uns durch die Gemeinschaft der Kirche zu ihrem Sohn und damit zum Ziel unseres christlichen Lebens, zur seligen Gemeinschaft mit Gott, die uns bereits in der Taufe geschenkt ist und in unserer Auferstehung vollendet wird.

Der Fürsprache Marias empfehle ich schließlich die Sendung der Kirche in eurem Land und in allen Ländern, unser Zeugnis für Christus und seine Wahrheit in der Welt von heute, auf daß unser Zeugesein immer glaubwürdiger werde. Euer bevorstehender ”Ad-limina“-Besuch wird es uns gestatten, die hier begonnenen Überlegungen fortzusetzen und noch weiter zu vertiefen. Von Herzen segne ich euch alle und unsere abwesenden Mitbrüder in der Liebe unseres Herrn Jesus Christus. Ihm sei Ehre und Dank in alle Ewigkeit!

 

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