ANSPRACHE VON JOHANNES PAUL II.
AN DIE TEILNEHMERINNEN DES IV. GENERALKONGRESSES
DER SCHÖNSTÄTTER MARIENSCHWESTERN
Dienstag, 23. Oktober 1990
Liebe Schönstätter Marienschwestern!
Euren vierten Generalkongreß wollt Ihr mit einer Romwallfahrt abschließen, um das Grab des Apostelfürsten zu besuchen und dem Nachfolger des Heiligen Petrus erneut Eure Treue zu bekunden. Ich heiße Euch herzlich willkommen und darf meiner besonderen Freude darüber Ausdruck verleihen, daß zum ersten Mal auch Schwestern aus Polen, der Tschechoslowakei und dem östlichen Teil des vereinigten Deutschland in Eurer großen Gemeinschaft weilen dürfen.
Ihr habt mit Eurem Glauben, der der Freiheitsbeschränkung und teilweise der Verfolgung ausgesetzt war, Tag für Tag gleichsam den Ernstfall erfahren müssen. Euer Bekennermut während der Zeit staatsatheistischer Herrschaft möge eingebracht werden in die missionarische Arbeit der ganzen Gemeinschaft.
Ihr repräsentiert alle Provinzen und stellt so ein beredtes Zeugnis Eures weltweiten Einsatzes für das Reich Gottes dar. Dabei sollt Ihr Euch dessen bewußt sein, daß eine Evangelisierung der Gesellschaft, in der Ihr lebt und arbeitet, nur über Personen erfolgen kann. Die Welt kann nur so weit christlich sein, als wir bereit sind, Gesellschaft und Kultur von innen her mitzuprägen. Ihr könnt den Menschen zeigen, daß es außer materiellen Werten noch andere gibt, die das Leben wirklich froh machen. Die Mauern in Europa sind zwar gefallen, aber wir müssen verhindern, daß neue geistige Mauern in Europa und in der Welt aufgebaut werden. Dies aber verlangt Eure Bereitschaft zur Mitverantwortung in der Kirche, auch im Sinne der marianischen Sendung Eures Gründers Pater Josef Kenntenich.
Gestern wurde das erste Schönstattheiligtum auf römischem Boden feierlich eingeweiht; es trägt den Titel ”Cor Ecclesiae“. Damit wollt Ihr bekunden, daß die Gottesmutter das Herz der Kirche ist und als Herz der Kirche wirkt. Die Mutter der Kirche will ihre Liebesmacht zur Geltung bringen, sie will als Erzieherin wirken und so den neuen Menschen und die neue Gemeinschaft formen. In unbeirrbarer Treue zur Kirche hatte der Gründer seinen Gehorsam bewiesen. Das Wort ”dilexit ecclesiam“, das sein Leben, Lieben und Gehorchen bestimmte, wünschte er als Inschrift auf seinem Grabstein. Dieses Wort gilt den Mitgliedern des Institutes als Testament. Ihr habt Euch das ”dilexit ecclesiam“ des Gründers zu eigen gemacht und wollt wie er Euch einsetzen für die Kirche. Ihr tut es in der marianischen Gebundenheit und Haltung, die ihn auszeichnete und die er dem Institut einprägte.
Vor 25 Jahren bekundete der Gründer vor dem Nachfolger des Heiligen Petrus seine Treue. Er gab ihm das Versprechen, daß er mit seiner Gründung mithelfen wolle, daß die Säkularinstitute fruchtbar werden für die Kirche. Das Institut der Schönstätter Marienschwestern ist von den sechs Säkularinstituten das älteste und größte, es ist zugleich des tragende und versteht sich als Seele des Schönstattwerkes. Mit seinen verschiedenen Lebensformen sollt Ihr Bindeglied sein zwischen den Orden und den Laien in der Welt. Mit Eurem Treueversprechen stellt Ihr Euch erneut in den Dienst Mariens und verpflichtet Euch aufs neue auf das ”dilexit ecclesiam“ des Gründers.
Für die tagtäglich je neue Verwirklichung Eurer Ziele und mit der Versicherung meines Gebetes für Euren Beitrag zur Erfüllung der nachkonziliaren Sendung der Kirche erteile ich Euch und allen Mitgliedern des Schönstattwerkes von Herzen meinen Apostolischen Segen.
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