ANSPRACHE VON JOHANNES PAUL II.
AN DIE HERAUSGEBER EINES SAMMELBANDES MIT DEN BOTSCHAFTEN ZUM «WELTFRIEDENSTAG»
Donnerstag, 25. Februar 1993
Lieber Herr Nuntius,
meine sehr geehrten Herren!
Aus Anlass des 25. Jahrestages der päpstlichen Weltfriedensbotschaften haben Sie, lieber Herr Nuntius, die wertvolle Initiative ergriffen, in Zusammenarbeit mit Herrn Professor Simon die Botschaften zum Welttag des Friedens während meines Pontifikats in einem Sammelband zu veröffentlichen.
Nachdem Sie bereits ein erstes Werk mit den Botschaften meines verehrten Vorgängers Paul VI. zusammen mit Herrn Professor Bormann herausgegeben hatten, haben Sie erneut einen wichtigen Beitrag geleistet, um dem Wort der Nachfolger des heiligen Petrus an die Katholiken und an alle Menschen guten Willens Gehör zu verschaffen.
Meinen aufrichtigen Dank bekunde ich Ihnen allen, die Sie im politischen, diplomatischen, wissenschaftlichen und kirchlichen Leben stehen oder im Bereich der Medien tätig sind, für die mit hervorragender fachlicher Kompetenz ausgeführten Kommentierungen meiner Botschaften. Dankenswerterweise haben der österreichische Rundfunk und das Fernsehen bei der Vorstellung des Buches mitgewirkt. Ebenso haben die Herren Kardinäle Hans Hermann Groër und Franz König bei der Buchpräsentation das Wort ergriffen.
Der Friede ist immer ein Werk der Gerechtigkeit und verlangt unser beständiges Bemühen und ernsthaftes Engagement. Unweit der Grenzen Eures Landes wird der Welt tagtäglich vor Augen geführt, wie Menschen und Völker gemartert werden und wie die menschliche Würde, vor allem die der erniedrigten und missbrauchten Frauen und der wehrlosen Kinder, auf brutale Weise verletzt wird. Mein dringender Appell richtet sich an alle, die öffentliche Verantwortung tragen, damit sie alles in ihrer Macht Stehende unternehmen, um das Gut des Friedens und die Gerechtigkeit wiederherzustellen.
Im Zusammenhang mit meiner diesjährigen Botschaft zum Weltfriedenstag und unter den nachhaltigen Eindrücken anlässlich meiner jüngsten Pastoralreise nach Afrika darf ich Ihnen ein weiteres Anliegen unterbreiten, das mir nicht weniger am Herzen liegt. Die industrialisierten Länder dürfen bei allen eigenen Problemen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten die Völker der Dritten Welt, besonders in Afrika, nicht ihrem eigenen Schicksal überlassen und diese von einem notwendig gemeinschaftlichen Fortschritt schlicht abkoppeln. Die Zukunft der Entwicklungsländer ist auch die Zukunft der bereits stärker industrialisierten Länder, deren Erfordernissen langfristig nur in solidarischer Mitverantwortung aller entsprochen werden kann.
Diese Bitten richte ich an Sie, weil mir bewusst ist, dass die Republik Österreich sowie die Kirche in Ihrem Land große Anstrengungen zur Förderung des Friedens in Europa und zur Linderung der Not in der Dritten Welt unternommen haben und immer noch leisten. Die großzügige und beispielhafte Hilfe für die Flüchtlinge aus den Nachbarländern, die durch die Initiative ”Nachbar in Not“ besonders zum Ausdruck kommt, verdient hohe Anerkennung. Dafür gilt allen Gläubigen und Bürgern mein aufrichtiger Dank.
Den Friedensbemühungen auf internationaler Ebene gerecht zu werden ist auch Ziel der Arbeit der Vertreter des Heiligen Stuhles in den einzelnen Ländern. Auch wenn dieser Dienst oft in der Stille verrichtet wird, ist ihre Tätigkeit von großer Bedeutung, um dem Werk des Friedens, der unser aller Aufgabe ist, gerecht zu werden.
Für die Verantwortung in Ihrem Land sowie für Ihren Dienst an der internationalen Gemeinschaft erbitte ich Ihnen allen Gottes weise Führung und erteile von Herzen meinen Apostolischen Segen.
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