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BOTSCHAFT VON JOHANNES PAUL II. 
AN DAS GENERALKAPITEL DER
MISSIONARE VOM HL. FRANZ VON SALES

 

An die Missionare vom hl. Franz von Sales!

Ganz herzlich begrüße ich euch anläßlich der Versammlung des Generalkapitels eurer Kongregation hier in Rom. Insbesondere grüße ich den Generaloberen, Pater Emile Mayoraz, die Mitglieder des Rates, die Provinziale und die Vertreter der neun Provinzen der Kongregation. Mit euch allen danke ich Gott für die vielen Gnaden, die der Kirche durch das hochherzige und hingebungsvolle Werk eurer Mitglieder seit der Gründung der Kongregation durch Pater Pierre-Marie Mermier im Jahr 1838 zuteil geworden sind.

Pater Mermiers Entschluß zur Gründung der Missionare vom hl. Franz von Sales war von den geistlichen Bedürfnissen der französischen Gesellschaft seiner Zeit geprägt.

Nach den Umwälzungen der ersten Jahre des 19. Jahrhunderts erforderten der folgende Niedergang der Kenntnis und Praxis der Religion einen entschlossenen missionarischen Ansatz, um die Menschen aus ihrer Apathie zu wecken und sie zur Bekehrung zu veranlassen. Von der Einfachheit, der Güte und dem Vertrauen des hl. Franz von Sales angeregt, ahmte Pater Mermier dessen Leidenschaft in der Evangelisierung nach und sammelte schon bald eine Gruppe von Priestern um sich, die sich im Geist des heiligmäßigen Bischofs von Genf dem Gebet, dem Studium und der missionarischen Tätigkeit widmeten.

Auch heute inspiriert derselbe Geist eure Kongregation, die in vielen Teilen der Welt vertreten ist und weiter wächst und voranschreitet. Von der tiefen Spiritualität und evangeliumsgemäßen Kreativität eures Gründers geleitet, schaut ihr auf den hl. Franz von Sales als euren himmlischen Schutzpatron und versucht, seine Lehren und sein Vorbild in eurem Apostolat umzusetzen.

Das Generalkapitel hat sich versammelt, um über eure missionarischen Bemühungen, eure erzieherische Tätigkeit und euer soziales Apostolat nachzudenken sowie eurem Einsatz im Werk der Evangelisierung neue Frische zu geben. Ich bin zuversichtlich, daß dies eine Gelegenheit für euch alle sein wird, um euch in der Nächstenliebe zu stärken und die Hingabe eures Patrons an den göttlichen Willen nachzuahmen und »seine Liebe zu Gott und dem Nächsten, seinen Apostolatseifer, seine Demut und Einfachheit, seine Freude und seinen Optimismus, seine entgegenkommende Haltung und seine Sympathie für alles Menschliche widerzuspiegeln« (vgl. Konstitution, 13).

Das Kapitel findet in diesem besonderen Gnadenjahr statt, in dem die ganze Kirche das Große Jubiläum feiert und die gesamte Christengemeinschaft aufgefordert ist, »bei der Verkündigung des Reiches Gottes im Glauben auf neue Horizonte hinauszublicken« (Incarnationis mysterium, 2). Heute müssen die Menschen mehr denn je die Botschaft des Heils vernehmen, die unser Herr Jesus Christus verkündet hat, »als die Zeit erfüllt war« (Gal 4,4); sie müssen die Gnade Gottes, der uns zu seinen Adoptivkindern macht und die Wunden unserer Herzen heilt, in ihrem Leben aufnehmen. Alle Jünger Christi sollten einen tiefen Sinn für die Notwendigkeit haben, das Licht und die Freude des Glaubens an andere weiterzugeben. Als Missionare solltet ihr euch besonders von der Erkenntnis gestärkt fühlen, daß ihr der Welt das wahre Licht der Völker, Christus den Erlöser, bringt, in dem die ganze Menschheit »in unerschöpflicher Fülle alles das finden kann, was sie suchend und tastend über Gott, über den Menschen und seine Bestimmung, über Leben und Tod und über die Wahrheit in Erfahrung zu bringen sucht« (Paul VI., Evangelii nuntiandi, 53). Die Verkündigung des Evangeliums »ad gentes«, der ihr euch zutiefst verpflichtet wißt, ist ein wesentlicher Teil der Sendung der Kirche, »die Liebe Gottes allen Menschen und Völkern zu verkünden und mitzuteilen« (Ad Gentes, 10). Mit der Zuversicht, die dem Glauben entspringt, ermutige ich euch, diesen Auftrag weiter zu erfüllen mit der festen Gewißheit, daß der Heilige Geist, der die Sendung der Kirche leitet und Herz und Verstand der Menschen für Christus öffnet, euch vorangeht.

In Treue zum Geist des hl. Franz von Sales und dem Charisma eures Gründers lade ich euch ein, achtsam zu sein auf die Herausforderungen unserer Zeit und kreativ in der Antwort auf die auftretenden missionarischen Bedürfnisse.

Eure Evangelisierungsarbeit wird unter der Bedingung wirksam sein, daß ihr euch einem intensiven Gebetsleben widmet, immer dafür offen, die Kraft und Leitung des Heiligen Geistes zu empfangen.

Das Vertrauen in die Vorsehung Gottes, die in der Welt allezeit am Werk ist, wird euch helfen, die vor euch liegenden Herausforderungen aufzunehmen. Und es wird euren Beitrag zum Aufbau seines Reiches fruchtbar machen in den verschiedenen Bereichen eurer Tätigkeit: Mission und Einkehr, Jugenderziehung, Seminaristenausbildung und Sozialapostolat. Auf dem Gebiet der Erziehung sollt ihr ein kompromißloses Zeugnis für die Werte des Evangeliums ablegen und den jungen Menschen den Weg selbstloser Hingabe und eines heiligmäßigen Lebens weisen.

Eure Studenten – um es mit den unvergeßlichen Worten des hl. Johannes Bosco zu sagen – »sollen nicht nur geliebt werden, sondern sie sollen auch wissen, daß sie geliebt sind« (Vita consecrata, 96). Im Dienst an den Armen sollt ihr einfach und schlicht in eurem Lebensstil sein und sie so hingebungsvoll und aufopfernd lieben, wie Jesus es getan hat. Ich bete dafür, daß der Herr auch in Zukunft das Werk eurer Kongregation segnen und viele junge Menschen dazu bewegen möge, sich als Missionare vom hl. Franz von Sales mit Freude und Hochherzigkeit in seinen Dienst zu stellen.

In der Freude dieser Osterzeit empfehle ich euch dem Schutz Marias, der Mutter des Erlösers, und der Fürsprache des hl. Franz von Sales an. Von ganzem Herzen erteile ich allen Mitgliedern eurer Kongregation, euren Wohltätern und allen, denen euer Dienst gilt, meinen Apostolischen Segen.

Aus dem Vatikan, 27. Mai 2000.

JOHANNES PAUL P.P. II.

 

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