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MARIALIS CULTUS

APOSTOLISCHES SCHREIBEN
VON PAPST
PAUL PP. VI.

AN ALLE BISCHÖFE
DIE IN FRIEDEN UND GEMEINSCHAFT
MIT DEM APOSTOLISCHEN STUHL LEBEN

 

EINLEITUNG

Seitdem Wir auf den Stuhl Petri erhoben wurden, haben Wir Uns ständig darum bemüht, den marianischen Kult zu fördern. Wir taten dies nicht nur in der Absicht, dem Empfinden der Kirche und Unserem persönlichen Wunsche Ausdruck zu geben, sondern auch, weil dieser bekanntlich als vorzüglicher Teil zum Bereich jenes religiösen Kultes gehört, in dem sich das Höchstmaß an Weisheit und der Gipfel der Frömmigkeit vereinen, (1) und der deshalb die hauptsächliche Aufgabe des Gottesvolkes ist.

Gerade im Hinblick auf diese Aufgabe haben Wir stets das große Werk der liturgischen Reform mit Nachdruck gefördert, das vom Zweiten Vatikanischen Ökumenischen Konzil durchgeführt worden ist. Es ist auch gewiß nicht ohne einen besonderen Plan der göttlichen Vorsehung geschehen, daß das erste Konzilsdokument, das Wir zusammen mit den ehrwürdigen Konzilsvätern ”im Heiligen Geiste” approbiert und unterzeichnet haben, die Konstitution Sacrosanctum Concilium gewesen ist, die sich gerade die Erneuerung und die Förderung der Liturgie zum Ziel gesetzt hat, indem sie die Teilnahme der Gläubigen an den heiligen Geheimnissen fruchtbringender gestaltet. (2) Von da an hatten viele Verlautbarungen Unseres Pontifikates dasselbe Ziel, nämlich die Verbesserung des religiösen Kultes, wie es die Veröffentlichung zahlreicher Bücher des römischen Ritus in diesen Jahren bezeugt, die gemäß den Prinzipien und Richtlinien desselben Konzils überarbeitet worden sind. Dafür danken Wir dem Herrn, dem Geber alles Guten, von ganzem Herzen und bekunden auch den Bischofskonferenzen und den einzelnen Bischöfen Unseren Dank, die auf verschiedene Weise mit Uns bei der Ausarbeitung dieser Bücher zusammengearbeitet haben.

Während Wir aber mit frohem und dankbarem Herzen die geleistete Arbeit und die ersten positiven Ergebnisse der liturgischen Erneuerung betrachten, die sich in dem Maße, wie die Reform in ihrer grundlegenden Bedeutung besser verstanden und richtig durchgeführt wird, noch mehr ausweiten werden, hören Wir nicht auf, Unsere aufmerksame Sorge all dem zuzuwenden, was der Erneuerung des Kultes zu einer geordneten Durchführung verhelfen kann, mit dem die Kirche im Geiste und in der Wahrheit (vgl. Joh 4, 24) den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist anbetet, ”mit besonderer Liebe Maria, die Gottesmutter, verehrt (3) und mit religiöser Ehrfurcht das Gedächtnis der Märtyrer und der anderen Heiligen ehrt.

Die von Uns gewünschte Entfaltung der Andacht zur Jungfrau Maria, die – wie Wir eingangs angedeutet haben – in den Rahmen des einen Kultes eingefügt ist, der mit guten Recht christlich genannt werden kann, da er von Christus seinen Ursprung und seine Wirksamkeit hat, in Christus seinen vollkommenen Ausdruck findet und durch Christus im Heiligen Geiste zum Vater führt, ist ein Element, das die echte Frömmigkeit der Kirche kennzeichnet. Denn mit innerer Notwendigkeit läßt sie im liturgischen Leben der Kirche den Erlösungsplan Gottes widerspiegeln, durch den Maria im Hinblick auf die einzigartige Stellung, die sie in ihm einnimmt, eine einzigartige Verehrung zukommt. (4) So folgt auch jeder echten Entfaltung des christlichen Kultes notwendig ein echtes Wachstum in der Verehrung der Mutter des Herrn. Im übrigen zeigt die Geschichte des religiösen Lebens auf, wie ”die verschiedenen Formen der Verehrung der Gottesmutter, die die Kirche im Rahmen der gesunden und rechtgläubigen Lehre gutgeheißen hat” (5), sich in harmonischer Unterordnung unter die Christusverehrung entfalten und um ihn kreisen wie um ihren natürlichen und notwendigen Mittelpunkt. Auch in unserem Zeitalter ist dies so der Fall. Die Betrachtung der Kirche unserer Tage über das Geheimnis Christi und über ihr eigenes Wesen haben sie dahin geführt, in der Wurzel des Christusgeheimnisses und in der Krönung ihres Wesens dieselbe Frauengestalt vorzufinden: die Jungfrau Maria, die Mutter Christi und Mutter der Kirche. Und die tiefere Erkenntnis der Sendung Mariens hat sich in jubelnde Verehrung zu ihr gewandelt und in anbetende Ehrfurcht gegenüber dem weisen Plan Gottes, der in seiner Familie – die Kirche –, wie in jedem Heim, die Gestalt einer Frau gegenwärtig wissen wollte, die verborgen und in der Haltung einer Dienerin wach ”und in Güte schützend ihre Schritte zum Vaterland lenkt, bis der glorreiche Tag des Herrn kommt” (6).

Die Wandlungen, die sich in unserer Zeit im gesellschaftlichen Leben, im Empfinden der Völker, in den Ausdrucksformen der Literatur und der Kunst wie auch in den Formen der Massenmedien vollzogen haben, sind auch nicht spurlos an den Äußerungen des religiösen Lebens vorübergegangen. Bestimmte kultische Übungen, die in einer nicht allzufernen Vergangenheit geeignet schienen, das religiöse Empfinden der einzelnen wie der christlichen Gemeinschaften zum Ausdruck zu bringen, erscheinen heute ungenügend oder ungeeignet, weil gebunden an sozial-kulturelle Schemen der Vergangenheit, während man heute großenteils neue Ausdrucksformen sucht für die unveränderliche Beziehung der Geschöpfe zu ihrem Schöpfer, der Kinder zu ihrem Vater. Das kann bei einigen vorübergehendes Befremden auslösen. Wer aber in vertrauensvollem Aufblick zu Gott über solche Gegebenheiten nachdenkt, entdeckt, daß viele Bestrebungen der heutigen Frömmigkeit – zum Beispiel die Verinnerlichung des religiösen Lebens – dazu angetan sind, für die Entfaltung der christlichen Frömmigkeit im allgemeinen und der Verehrung der Allerseligsten Jungfrau im besonderen beizutragen. So wird unser Zeitalter in treuer Befolgung der Überlieferung und in aufmerksamer Erwägung der theologischen und wissenschaftlichen Fortschritte seinen Beitrag leisten zum Lobe jener, die nach ihren eigenen prophetischen Worten alle Geschlechter seligpreisen werden (vgl. Lk 1, 48).

Wir erachten es daher als eine Aufgabe Unseres apostolischen Amtes, mit Ihnen, Ehrwürdige Brüder, einige Themen wie in einem Dialog durchzusprechen, die sich auf die Stellung beziehen, die die Allerseligste Jungfrau im Kult der Kirche einnimmt, die zum Teil schon vom Zweiten Vatikanischen Konzil (7) und von Uns selbst (8) behandelt worden sind. Es ist aber nicht unnütz, hierauf zurückzukommen, um Zweifel zu beseitigen und vor allem um die Entfaltung jener Andacht zur Jungfrau zu fördern, die innerhalb der Kirche im Worte Gottes ihre Begründung findet und im Geiste Christi geübt wird.

Wir möchten deshalb auf einige Fragen eingehen, die die Beziehungen zwischen der Liturgie und der Verehrung der Allerseligsten Jungfrau aufzeigen (I); Überlegungen und Richtlinien vorlegen, die geeignet sind, die berechtigte Entwicklung dieser Verehrung zu fördern (II); endlich einige Anregungen für eine lebendige und mehr bewusste Wiederaufnahme des Rosenkranzgebetes zu geben, dessen Übung von Unseren Vorgängern so sehr empfohlen worden ist und das unter dem christlichen Volk eine so weite Verbreitung gefunden hat (III).

 

I. DIE MARIENVEREHRUNG IN DER LITURGIE

1. Wenn Wir nun darangehen, über die Stellung zu sprechen, die die Seligste Jungfrau im christlichen Kult, einnimmt, so müssen wir in erster Linie unsere Aufmerksamkeit der Liturgie zuwenden. Denn sie besitzt außer einem reichen Lehrgehalt eine unvergleichliche pastorale Wirkkraft und hat einen anerkannt beispielhaften Wert für die übrigen Formen des Kultus. Es wäre Unser Wunsch gewesen, die verschiedenen Liturgien des Morgen- und Abendlandes zu betrachten. Aber im Hinblick auf die Zielsetzung dieses Schreibens werden Wir uns fast ausschließlich den liturgischen Büchern des römischen Ritus zuwenden. Denn er allein war in Durchführung der praktischen Vorschriften, die das Zweite Vatikanische Konzil (9) gegeben hatte, Gegenstand einer tiefgreifenden Erneuerung, auch was die Ausdrucksweise der Marienverehrung betrifft, und fordert darum eine aufmerksame Beachtung und Wertung.

A. Maria in der erneuerten römischen Liturgie

2. Die Reform der römischen Liturgie setzte eine wohldurchdachte Erneuerung ihres Allgemeinen liturgischen Kalenders voraus. Nachdem dieser so aufgebaut war, daß die Feier des Erlösungswerkes mit der notwendigen Herausstellung an bestimmten Tagen ermöglicht wurde, indem das ganze Geheimnis Christi von der Menschwerdung bis zur Erwartung seiner glorreichen Wiederkunft (10) auf den Ablauf des Jahres verteilt wurde, hat er es erlaubt, die Gedächtnisfeier der Gottesmutter in den Jahreskreis der Geheimnisse des Sohnes in einer mehr organischen Weise und engeren Verknüpfung einzufügen.

3. So gedenkt die Liturgie in der Adventszeit, außer am Fest des 8. Dezember – einer Feier, die verbunden ist mit der unbefleckten Empfängnis Mariens, der grundlegenden Vorbereitung (vgl. Jes 11, 1.10) auf die Ankunft des Erlösers und des glücklichen Anfangs einer Kirche ohne Makeln und Falten (11) – häufig der Allerseligsten Jungfrau, vor allem an den Wochentagen zwischen dem 17. und 24. Dezember, und in ganz besonderer Weise am Sonntag, der dem Weihnachtsfest vorausgeht, wo sie die alten prophetischen Stimmen über die Jungfrau Maria und über den Messias (12) vernehmen und Abschnitte aus dem Evangelium vorlesen läßt, die sich auf die bevorstehende Geburt Christi und des Vorläufers beziehen. (13)

4. Auf diese Weise werden die Gläubigen, die mit der Liturgie den Geist des Advents leben, indem sie die unaussprechliche Liebe betrachten, mit der die jungfräuliche Mutter den Sohn erwartete, (14) dazu angeleitet, Maria als Vorbild zu nehmen und sich vorzubereiten, dem kommenden Heiland entgegenzugehen „wachend im Gebet und ... in frohlockenden Lobgesängen” (15). Überdies wollen Wir darauf hinweisen, wie die Adventsliturgie durch die Verbindung der Erwartung des Messias und der Erwartung der glorreichen Wiederkunft Christi mit der verehrungswürdigen Gedächtnisfeier der Gottesmutter ein glückliches Gleichgewicht im Kult darstellt, das als wegweisend angenommen werden kann, um jedes Bestreben zu verhindern, wie es bisweilen in einigen Formen der Volksfrömmigkeit der Fall war, die Marienverehrung von ihrem notwendigen Beziehungspunkt zu lösen, nämlich von Christus. So kommt es, daß dieser Zeitabschnitt, wie die Kenner der Liturgie gezeigt haben, als besonders geeignete Zeit für die Verehrung der Mutter der Herrn gesehen werden muß. Diesem Hinweis pflichten Wir bei. Wir möchten ihn überall bejaht und befolgt sehen.

5. Die Weihnachtszeit bildet eine verlängerte Gedächtnisfeier der göttlichen, jungfräulichen, heilbringenden Mutterschaft jener, deren „unversehrte Jungfräulichkeit dieser Welt den Heiland gebar” (16). In der Tat, bei der Festfeier der Geburt des Herrn verehrt die Kirche in der Anbetung des göttlichen Heilandes seine glorreiche Mutter; während sie am Feste der Erscheinung des Herrn die universale Berufung zum Heile feiert, betrachtet sie die Jungfrau, den wahren Sitz der Weisheit und wahre Mutter des Königs, die den Weisen den Erlöser aller Völker zur Anbetung entgegenhält (vgl. Mt 2, 11); und am Feste der heiligen Familie Jesus, Maria und Joseph (Sonntag in der Weihnachtsoktav) sucht sie voll Ehrfurcht das heilige Leben zu ergründen, das Jesus, der Gottes- und Menschensohn, Maria, seine Mutter, und Joseph, der gerechte Mann (vgl. Mt 1, 19), im Hause von Nazaret führen.

Bei der Neuordnung des Weihnachtsfestkreises will es Uns scheinen, daß die gemeinsame Aufmerksamkeit auf das wiedereingeführte Fest der heiligen Gottesgebärerin Maria hingelenkt werden muß. Nachdem dieses entsprechend einer antiken Anregung der Liturgie der Stadt Rom auf dem 1. Januar festgesetzt wurde, ist es dazu angetan, den Anteil feierlich herauszustellen, den Maria bei diesem Heilsgeheimnis innehatte sowie die einzigartige Würde zu betonen, die sich hieraus für die „heilige Gottesgebärerin ergab... durch die wir den Urheber des Lebens empfangen durften” (17). Gleichermaßen bietet sich eine wiederum günstige Gelegenheit, den neugeborenen Friedensfürsten anzubeten, die Frohbotschaft der Engel zu vernehmen (vgl. Lk 2, 14) und von Gott durch die Vermittlung der Königin des Friedens das hohe Geschenk des Friedens zu erflehen. Darum haben Wir durch das glückliche Zusammentreffen der Oktav des Weihnachtsfestes mit dem 1. Januar, an dem wir unsere Glückwünsche austauschen, den Weltfriedenstag eingesetzt, der wachsende Zustimmung findet und schon im Herzen vieler Menschen die Segnungen des Friedens reifen läßt.

6. Zu den beiden schon erwähnten Festtagen – Unbefleckte Empfängnis und Gottesmutterschaft Mariens – sind noch die altehrwürdigen Feste des 25. März und des 15. August hinzuzufügen.

Für die Feier der Menschwerdung des Wortes Gottes wurde im Römischen Kalender nach wohlüberlegtem Beschluß die alte Bezeichnung „In Annuntiatione Domini” (Verkündigung des Herrn) wieder eingeführt. Die Feier war und ist in Verbindung mit Christus und der Jungfrau Maria zu sehen: das Göttliche Wort, das der „Sohn Mariens” wird (Mk 6, 3), und die Jungfrau, die Gottesmutter wird. Die östliche und westliche Kirche feiert in dem unerschöpflichen Reichtum ihrer Liturgie diesen Festtag im Hinblick auf Christus als die Erinnerung an das heilbringende ”Fiat” des menschgewordenen Wortes, das beim Eintritt in die Welt sprach: „Siehe, ich komme (...), deinen Willen, o Gott, zu erfüllen“ (vgl. Hebr 10, 7; Ps 39, 8 – 9) als Erinnerung an den Beginn der Erlösung und der unauflöslichen, jungfräulichen Vereinigung der göttlichen Natur mit der menschlichen in der einen Person des Wortes. Im Hinblick auf Maria wird der 25. März als Fest der neuen Eva, der gehorsamen und getreuen Jungfrau begangen, die mit ihrem hochherzigen „Fiat“ (vgl. Lk 1, 38) durch das Wirken des Heiligen Geistes Gottesgebärerin geworden ist, aber auch die wahre Mutter aller Lebenden. Durch die Aufnahme des einzigen Mittlers (vgl. 1 Tim 2, 5) in ihren Schoß wurde sie zur wahren Arche des Bundes und zum wahren Tempel Gottes. So ist der 25. März Gedächtnisfeier eines Höhepunktes im Heilsdialog zwischen Gott und dem Menschen, Erinnerung an die freie Zustimmung der Jungfrau an ihre Mitwirkung beim Heilsplan Gottes.

Der Festtag des 15. August gedenkt der glorreichen Aufnahme Mariens in den Himmel. Es ist das Fest ihrer Bestimmung zur höchsten Seligkeit, der Verherrlichung ihrer unbefleckten Seele und ihres jungfräulichen Leibes, ihrer vollkommenen Gleichförmigkeit mit Christus, dem Auferstandenen, ein Fest, das der Kirche und der Menschheit das Bild und den trostvollen Beweis vor Augen stellt, wie letztlich ihre Hoffnung Wirklichkeit wird. Denn diese Vollendung in der Herrlichkeit ist die Bestimmung all jener, die Christus zu seinen Brüdern gemacht hat, weil er mit ihnen „gemeinsam Fleisch und Blut hat” (Hebr 2, 14; vgl. Gal 4, 4). Der Festtag Mariä Himmelfahrt hat seine festliche Fortsetzung in der Feier von Maria Königin, die acht Tage später begangen wird. An diesem Tag schauen wir auf sie, die neben dem König der Ewigkeit thront, als Königin erstrahlt und als Mutter Fürsprache für uns einlegt. (18) Vier Feiern also, die mit der höchsten liturgischen Rangordnung die hauptsächlichen dogmatischen Wahrheiten festhalten, die sich auf die demütige Magd des Herrn beziehen.

7. Nach den erwähnten Feiertagen müssen vor allem die Feste Beobachtung finden, die an Ereignisse der Heilsgeschichte erinnern, die Maria in engem Zusammenhang mit ihrem Sohne sehen, wie das Fest Mariä Geburt (8. September), „das für die gesamte Welt Hoffnung bedeutete und die Morgenröte des Heiles” (19); das Fest der Heimsuchung (3l. Mai), an dem die Liturgie die Erinnerung weckt an die „allerseligste Jungfrau Maria..., die ihren Sohn unter dem Herzen trägt” (20), die sich zu Elisabet begibt, um ihr liebende Hilfe zu leisten und das Erbarmen Gottes, des Heilandes, zu künden; (21) oder auch die Gedächtnisfeier der schmerzhaften Mutter (15. September); eine gute Gelegenheit, um einen entscheidenden Augenblick der Heilsgeschichte wiederaufleben zu lassen und zusammen mit ihrem Sohne, „der am Kreuze erhöht ist, die Mutter zu verehren, die mit ihm leidet“ (22).

Auch das Fest des 2. Februar, dem die Bezeichnung „In Praesentatione Domini (Darstellung des Herrn)” wiedergegeben wurde, muß beachtet werden, damit sein reicher Inhalt voll ausgeschöpft wird durch das Gedächtnis des Sohnes zusammen mit der Mutter, nämlich die Feier eines Heilsgeheimnisses, das von Christus vollzogen worden ist und mit dem Maria innig verbunden ist als die Mutter des leidenden Knechtes Jahwes, als die Vollstreckerin eines Sendungsauftrages, der dem alten Israel zukam und als Urbild des neuen Gottesvolkes, das ständig im Glauben und in der Hoffnung bei seinen Leiden und Verfolgungen geprüft wird (vgl. Lk 2, 21 – 35).

8. Wenn das überarbeitete Römische Kalendarium vor allem die obenerwähnten Festtage hervorhebt, so zählt es diesen auch andere Arten von Gedächtnistagen oder Festen bei, die an lokale Heiligtümer gebunden sind, aber eine weiter ausgedehnte Beachtung und größeres Interesse gefunden haben (11. Februar: Erscheinung Mariens in Lourdes; 5. August: Weihetag der Basilika S. Maria Maggiore); ferner andere Feste, die ursprünglich von bestimmten Ordensfamilien gefeiert wurden, die aber heute eine solche Verbreitung gefunden haben, daß man sie eigentliche kirchliche Festtage nennen darf (16. Juli: Fest Mariens vom Berge Karmel; 7. Oktober: Rosenkranzfest); hinzu kommen noch andere Gedenktage, die, abgesehen von ihrem apokryphen Ursprung, hohe vorbildliche Werte beinhalten und altehrwürdige Überlieferungen fortführen, die vor allem im Orient ihre Heimat haben (21. November: Mariä Darstellung) oder auch richtungweisende Linien zum Ausdruck bringen, die aus dem religiösen Leben unserer Tage kommen (Sonnabend nach dem zweiten Sonntag nach Pfingsten: Fest des unbefleckten Herzens Mariens).

9. Man darf nicht vergessen, daß das Allgemeine Römische Kalendarium nicht alle Festfeiern marianischer Prägung aufführt. Dem Eigenkalendarium kommt es zu, die marianischen Eigenfeste der einzelnen Ortskirchen aufzunehmen entsprechend den liturgischen Vorschriften und in kindlicher Verehrung zur Gottesmutter. Es bleibt noch auf die Möglichkeit einer öfteren liturgischen Feier zu Ehren der Gottesmutter hinzuweisen durch die Feier der Votivmesse an den Mariensamstagen: eine altehrwürdige und gut eingeführte Feier, die durch die Anpassungsfähigkeit des jetzigen Kalendariums und die Vielfalt der Formulare des Meßbuches sehr abwechslungsreich gestaltet werden kann.

10. In diesem Apostolischen Schreiben beabsichtigen Wir nicht, den gesamten Inhalt des neuen Römischen Meßbuches durchzugehen, sondern haben den Wunsch, bei der Bewertung, die Wir Uns für die überarbeiteten Bücher des römischen Ritus vorgenommen haben, (23) einige Gesichtspunkte und Themen herauszustellen. Vor allem möchten Wir hervorheben, wie die eucharistischen Hochgebete in bewundernswerter Übereinstimmung mit den östlichen Liturgien (24) in bezeichnender Weise der allerseligsten Jungfrau Maria gedenken. So der uralte Römische Kanon, der die Mutter des Herrn in Worten feiert, die reich sind an Lehrgehalt und tiefer religiöser Kraft: „Wir stehen in Gemeinschaft und ehren das Andenken, vor allem der allzeit glorreichen Jungfrau Maria, der Gottesgebärerin und Mutter unseres Herrn Jesus Christus“; so das dritte eucharistische Hochgebet, das in inständiger Bitte das Verlangen der Beter, zum Ausdruck bringt, mit der Mutter das Erbe der Söhne zu teilen: ”Er vollende uns dir (dem Vater) zu einer ewigen Gabe, daß wir mit deinen Auserwählten das Erbe erlangen können, vor allem mit der Allerseligsten Jungfrau, der Gottesgebärerin, Maria”. Ein solches tägliches Gedenken muß durch seinen Platz in der Mitte der Meßfeier als besonders ausdrucksvolle Form der Verehrung betrachtet werden, die die Kirche der „vom Herrn Auserwählten und Begnadeten” erweist (vgl. Lk 1, 28).

11. Bei Durchsicht der Texte des neu überarbeiteten Meßbuches sehen Wir, wie die großen marianischen Themen des römischen Gebetbuches Themen, wie die unbefleckte Empfängnis, die Maria zuteil gewordene Fülle der Gnaden, die Gottesmutterschaft, die unversehrte und fruchtbare Jungfräulichkeit, der Tempel des Heiligen Geistes, die Mitwirkung beim Erlösungswerk des Sohnes, die beispielhafte Heiligkeit, die barmherzige Fürsprache, die Aufnahme in den Himmel, die Königswürde der Gottesmutter und andere mehr – die Lehre der vergangenen Jahrhunderte in vollkommener Übereinstimmung fortsetzen, und wie andere, in gewissen Sinne neue Themen, sich ebenso an die theologische Entwicklung unserer Zeit anschließen. So zum Beispiel wurde das Thema Maria-Kirche unter seinen verschiedenen Gesichtspunkten in die Texte des Meßbuches aufgenommen, entsprechend der Vielfalt und Häufigkeit der Beziehungen, die zwischen der Mutter Christi und der Kirche bestehen. Die Texte weisen bei der unbefleckten Empfängnis der Jungfrau auf den Ursprung der Kirche hin, der makellosen Braut Christi; (25) bei der Aufnahme Mariens in den Himmel weisen sie auf den schon vollzogenen Anfang und auf das Bild dessen hin, was durch die gesamte Kirche noch erfüllt werden muß; (26) im Geheimnis der Mutterschaft preisen sie sie als Mutter des Hauptes und der Glieder, als heilige Gottesgebärerin und Mutter der Kirche (27).

Wenn die Liturgie sich zur Urkirche wie auch zur Kirche unserer Tage wendet, so findet sie immer wieder Maria vor: dort durch das gemeinsame Gebet mit den Aposteln gegenwärtig; (28) hier durch ihre Mitwirkung mit der Kirche, die das Geheimnis Christi leben will: „... verleihe deiner Kirche, daß sie, mit ihr (Maria) des Leidens Christi teilhaftig geworden, verdiene, an der gleichen Auferstehung teilzunehmen” (29); und wenn sie Gott lobpreist, will die Kirche zusammen mit ihr Gott verherrlichen: „... daß wir mit ihr (Maria) dich immer lobpreisen können” (30), und da die Liturgie ein Kult ist, der eine konsequente Lebensführung erfordert, bittet sie, die Verehrung, die wir Maria erweisen, in wirkliche, durchlittene Liebe für die Kirche umzuformen, wie es das Schlußgebet vom 15. September wunderbar ausspricht: „... laß uns bei der Gedächtnisfeier der Schmerzen Mariens an unserem Leib durch Leiden für die Kirche ergänzen, was dem Leiden Christi abgeht”.

12. Das Lektionar der Messe ist eines jener Bücher, die durch die nachkonziliare Erneuerung am meisten bereichert wurden, sowohl durch die Anzahl der hinzugefügten Texte als auch durch deren inneren Wert. Es handelt sich ja um Texte, die das Wort Gottes enthalten, das immer lebendig und wirksam ist (Hebr 4, 12). Diese so reiche Fülle biblischer Lesungen hat es erlaubt, in einem geordneten dreijährigen Zyklus die gesamte Heilsgeschichte darzulegen und damit noch vollständiger das Geheimnis Christi vor Augen zu stellen. Die logische Folge hiervon ist, daß das Lektionar eine größe Anzahl von Lesungen aus dem Alten und Neuen Testament aufweist, die sich auf die seligste Jungfrau Maria beziehen; eine zahlenmäßige Bereicherung, die nicht ohne sachliche Prüfung erfolgte, weil ausschließlich solche Texte aufgenommen wurden, die entweder durch ihren einschlägigen Inhalt oder durch die Hinweise einer unvoreingenommenen Exegese, die durch das kirchliche Lehramt oder durch eine klar bezeugte Überlieferung erhärtet wird, wenn auch art- und gradmäßig verschieden, als marianisch angesprochen werden können. Überdies ist es angezeigt, darauf hinzuweisen, daß diese Lesungen nicht nur für Marienfeste aufgenommen wurden, sondern auch bei vielen anderen Gelegenheiten benützt werden: an einigen Sonntagen des liturgischen Jahres, (31) bei gottesdienstlichen Handlungen, die das sakramentale Leben des Christen und seine Entschließungen tief beeinflussen (32) wie auch freudige oder schmerzliche Ereignisse in seinem Leben. (33)

13. Auch das überarbeitete Brevier, das Stundengebet, enthält hervorragende Zeugnisse der Andacht zur Gottesmutter: in den Hymnendichtungen, unter denen einige Meisterwerke der Weltliteratur nicht fehlen, wie das herrliche Gebet Dantes zur Jungfrau Maria; (34) bei den Antiphonen, die das tägliche Stundengebet einrahmen, lyrische Anrufungen, denen das berühmte Gebet ”Unter deinen Schutz und Schirm” beigegeben wurde, das wegen seines Alters verehrungswürdig und seinem Inhalt nach großartig ist; bei den Fürbitten der Laudes und der Vesper, in denen sich nicht selten eine vertrauensvolle Anrufung zur Mutter der Barmherzigkeit findet; bei der so reichen Auslese marianischer Schriften, die wir Verfassern verdanken, die in den ersten Jahrhunderten des Christentums, im Mittelalter und in der Neuzeit gelebt haben.

14. Wenn im Meßbuch, im Lektionar und im Stundengebet, Angelpunkt der römischen Liturgie, das Gedenken der seligsten Jungfrau Maria häufig wiederkehrt, so fehlen auch in den übrigen überarbeiteten liturgischen Büchern nicht Äußerungen kindlicher Liebe und demütiger Verehrung zur ”Theotocos”. So ruft die Kirche sie, die Mutter der Gnade, an, bevor sie die Taufbewerber eintaucht in das heilbringende Wasser der Taufe; (35) sie fleht ihre Fürsprache an für die Mütter, die in Dankbarkeit für das Geschenk der Mutterschaft voll Freude zur Kirche kommen; (36) ihr Vorbild stellt sie denen vor Augen, die die Nachfolge Christi im Ordensstand (37) erwählen oder die Jungfrauenweihe empfangen (38) und erbittet für sie ihren mütterlichen Beistand; (39) an sie richtet die Kirche flehentliche Gebete für all jene Gläubigen, für die die Stunde ihres Heimganges gekommen ist; (40) ihre Fürsprache erbittet sie für jene, deren Augen sich für das zeitliche Licht geschlossen haben und die vor Christus, das ewige Licht, (41) hintreten. Die Kirche ruft auch durch ihre Fürbitte Trost auf jene, die niedergebeugt vom Schmerz im Glauben den Heimgang ihrer Angehörigen beklagen. (42)

15. Die Durchsicht der überarbeiteten liturgischen Bücher führt also zu einer ermutigenden Feststellung: die nachkonziliare Erneuerung hat die seligste Jungfrau Maria, wie es schon Wunsch der liturgischen Bewegung war, in entsprechender Sicht im Zusammenhang mit dem Geheimnis Christi betrachtet und ihr im Einklang mit der Überlieferung die einzigartige Stellung zuerkannt, die ihr als heilige Gottesgebärerin und erhabene Gefährtin des Erlösers zukommt.

Dies konnte auch nicht anders sein. Denn wenn man die Geschichte des christlichen Kultes überschaut, stellt man fest, daß die höchsten und klarsten Bekundungen marianischer Frömmigkeit im Rahmen der Liturgie erwachsen sind oder in sie aufgenommen wurden.

Wir möchten es unterstreichen: die Verehrung, die die gesamte Kirche heute der Heiligsten Jungfrau entgegenbringt, ist Ableitung, Weiterführung und unaufhörliches Wachstum jenes Kultes, den ihr die Kirche zu allen Zeiten in gewissenhaftem Bemühen um die Wahrheit und mit einem stets wachen Auge auf die Erhabenheit des Ausdrucks dargebracht hat. Aus der jahrhundertealten Überlieferung, die durch die unaufhörliche Gegenwart des Heiligen Geistes und durch das beständige Hinhören auf das Wort Gottes lebendig bleibt, schöpft die Kirche unserer Tage Beweggründe und Impulse für die Verehrung, die sie der seligen Jungfrau Maria erweist. Für diese lebendige Überlieferung ist die Liturgie, die vom Lehramt Bestätigung und Kraft erhält, höchster Ausdruck und beweiskräftiges Dokument.

B. Maria, Vorbild der Kirche in der Ausübung der Gottesverehrung

16. Wir wollen jetzt in Anlehnung an einige Hinweise der Konzilslehre über Maria und die Kirche einen besonderen Aspekt der Beziehungen vertiefen, die zwischen Maria und der Liturgie bestehen: Maria ist Vorbild der geistlichen Haltung, in der die Kirche die göttlichen Geheimnisse feiert und lebt. Die Vorbildlichkeit der seligsten Jungfrau Maria in dieser Beziehung ergibt sich aus der Tatsache, daß sie als erhabenstes Vorbild der Kirche in der Ordnung des Glaubens, der Liebe und der vollkommenen Einheit mit Christus43 anerkannt ist, das heißt jener inneren Haltung, mit der die Kirche, vielgeliebte Braut und mit dem Herrn eng verbunden, ihn anruft und durch ihn dem ewigen Vater Anbetung erweist. (44)

17. Maria, ist die hörende Jungfrau, die das Wort im Glauben aufnimmt; mit einem Glauben, der für sie die Voraussetzung und der Weg zur göttlichen Mutterschaft war, wie der heilige Augustinus es tief erkannt hat: ”Die Seligste Jungfrau hat Jesus im Glauben geboren, den sie im Glauben empfangen hatte” (45). Denn nachdem sie vom Engel die Antwort auf ihren Zweifel erhalten hatte (vgl. Lk l, 34 – 37), sprach sie voll Glauben, indem sie Christus früher im Geiste als in ihrem Schoße empfing, die Worte:Sieh, ich bin eine Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Worte” (Lk 1, 38)” (46); mit einem Glauben, der für sie Ursache der Seligkeit und Sicherheit war für die Erfüllung der Verheißung: ”Und selig du, die du geglaubt hast an die Erfüllung der Worte des Herrn” (Lk 1, 45); mit einem Glauben, mit dem sie, der die erste Rolle und das einzigartige Zeugnis für die Menschwerdung zukommt, die Ereignisse der Kindheit Christi überdachte und sie im Innersten ihres Herzens erwog (vgl. Lk 2, 29. 51). Das tut auch die Kirche, die vor allem in der Liturgie das Wort Gottes mit gläubiger Haltung hört, aufnimmt, verkündet und verehrt, es an die Gläubigen als Brot des Lebens weitergibt (47) und in seinem Lichte die Zeichen der Zeit erforscht und deutet sowie die Ereignisse der Geschichte lebt.

18. Maria ist gleichermaßen auch die betende Jungfrau. So erscheint Maria beim Besuche der Mutter des Vorläufers, bei dem ihre Seele überströmt in Worten der Verherrlichung Gottes, der Demut, des Glaubens, der Hoffnung. Davon spricht das Magnificat (vgl. Lk 1, 46 – 55), das Gebet Mariens im wahrsten Sinne des Wortes, das Lied der messianischen Zeiten, in dem der Jubel des alten und neuen Israel zusammenklingt, weil im Lobgesang Mariens wie der heilige Irenäus nahezulegen scheint – das Frohlocken Abrahams anklang, der den Messias vorausahnte (vgl. Joh 8, 56) (48) und in prophetischer Schau die Stimme der Kirche erscholl: ”Maria frohlockte und sprach prophetisch für die Kirche: ,Hochpreiset meine Seele den Herrn...’ (49). In der Tat, der Lobgesang der Jungfrau fand immer mehr Verbreitung und war zu allen Zeiten das Gebet der Kirche.

Als betende Jungfrau erscheint Maria in Kana, wo sie den Sohn in mütterlicher Zartheit in irdischer Not um Hilfe bittet und ihr auch ein Erweis seines Erbarmens zuteil wird: Jesus wirkt das erste seiner "Zeichen” und bestärkt die Jünger im Glauben an ihn (vgl. Joh 2, 1 – 12).

Auch der letzte biographische Hinweis auf Maria zeigt sie uns im Gebet: die Apostel ”verharren einmütig im Gebet, zusammen mit einigen Frauen und mit Maria, der Mutter Jesu, und mit seinen Brüdern” (Apg 1, 14). Betende Gegenwart Mariens in der werdenden Kirche und in der Kirche aller Zeiten, weil sie nach ihrer Aufnahme in den Himmel ihre Mission als Fürsprecherin und Helferin nicht aufgegeben hat. (50) Betende Jungfrau auch die Kirche, die Gott jeden Tag die Anliegen ihrer Söhne vorträgt, ”unaufhörlich den Herrn lobt und für das Heil der Welt eintritt” (51).

19. Maria ist auch jetzt noch die Jungfrau-Mutter, nämlich jene, die ”durch ihren Glauben und ihren Gehorsam, ohne die Verbindung mit einem Mann, sondern überschattet vom Heiligen Geist, auf Erden den Sohn des Vaters geboren hat“ (52); eine wunderbare Mutterschaft, die von Gott zum Urbild und Vorbild der Fruchtbarkeit der jungfräulichen Kirche berufen wurde, die „auch Mutter wird, weil sie durch die Predigt und die Taufe zu einem neuen und unsterblichen Leben die Kinder zeugt, die durch das Wirken des Heiligen Geistes empfangen wurden und aus Gott geboren sind” (53). Mit Recht lehren die Kirchenväter, daß die Kirche durch das Taufsakrament die jungfräuliche Mutterschaft Mariens fortführt. Unter ihren Aussagen möchten Wir jene Unseres berühmten Vorgängers, des heiligen Leos des Großen, in Erinnerung bringen, der in einer Weihnachtshomilie sagt: ”Den Ursprung, den (Christus) im Schoße der Jungfrau nahm, legte er in den Taufbrunnen: er verlieh dem Wasser, was er der Mutter verlieh: die Kraft des Allerhöchsten und die Überschattung des Heiligen Geistes (vgl. Lk 1, 85), die bewirkte, daß Maria den Heiland gebar; sie bewirkt auch, daß das Wasser den Gläubigen zeugt” (54). Wenn wir aus den liturgischen Quellen schöpfen wollten, könnten wir die schöne Illatio der mozarabischen Liturgie zitieren: ”Jene (Maria) trug in ihrem Schoße das Leben, diese (die Kirche) trägt ihn im Taufbecken. In den Schoß Mariens ist Christus eingegangen, im Taufwasser der Kirche wird Christus angezogen” (55).

20. Maria ist endlich die opfernde Jungfrau. In der Begebenheit der Darstellung Jesu im Tempel (vgl. 2, 22 – 35) hat die Kirche, unter der Leitung des Heiligen Geistes, außer der Erfüllung der gesetzlichen Vorschriften über die Opferung des Erstgeborenen (vgl. Ex 18, 11 – 16) und der Reinigung der Mutter (vgl. Lv 12, 6 – 8), ein Geheimnis gesehen, das sich auf die Heilsgeschichte bezieht. Sie hat nämlich die Weiterführung der einmaligen grundlegenden Hingabe hervorgehoben, die das menschgewordene Wort bei seinem Eintritt in die Welt dem Vater darbrachte (vgl. Hebr 10, 5 – 7); sie sah das Heil der Welt verkündet, weil Simeon, der das Kind als das Licht begrüßte, das die Heiden erleuchtet, und als die Verherrlichung Israels (vgl. Lk 2, 82), in ihm den Messias erkannte, den Heiland aller Menschen; sie hat den prophetischen Hinweis auf das Leiden Christi verstanden, weil die Worte Simeons, die in einer einzigen Weissagung den Sohn als ”Zeichen des Widerspruchs” (Lk 2, 84) mit der Mutter verbanden, deren Seele das Schwert durchbohren würde (vgl. Lk 2, 35), sich auf Kalvaria erfüllten. Ein Heilsgeheimnis also, das in seinen verschiedenen Gesichtspunkten die Begebenheit der Darstellung im Tempel auf das Heilsgeschehen des Kreuzes ausrichtet. Aber die Kirche selbst erblickte, vor allem seit den Zeiten des Mittelalters, im Herzen der Jungfrau, die ihren Sohn nach Jerusalem bringt, um ihn dem Herrn darzustellen (vgl. Lk 2, 22), eine Opferbereitschaft, die den üblichen Sinn des rituellen Darbringens übersteigt. Für dieses tiefe Verständnis haben wir das Zeugnis in dem innigen Gebet des heiligen Bernhard: ”Opfere, o geheiligte Jungfrau, deinen Sohn und bringe die gebenedeite Frucht deines Leibes dem Herrn dar. Opfere zu unser aller Versöhnung die heilige Hostie, die Gott wohlgefällt” (56).

Diese Vereinigung der Mutter mit dem Sohne beim Werk der Erlösung (57) erreicht ihren Höhepunkt auf dem Kalvarienberg, wo Christus „sich selbst als makelloses Opfer Gott darbrachte” (Hebr 9,14) und wo Maria beim Kreuze stand (vgl. Joh 19, 25), „indem sie tief mit ihrem Eingeborenen litt und sich in mütterlicher Liebe mit seinem Opfertod verband in liebender Zustimmung zum Tod des Opferlammes, das sie geboren hatte” (58) und es auch ihrerseits dem ewigen Vater darbrachte. (59) Um das Kreuzesopfer durch die Jahrhunderte fortzusetzen, setzte der göttliche Heiland das eucharistische Opfer ein, Denkmal seines Todes und seiner Auferstehung, und vertraute es der Kirche, seiner Braut, (60) an, die vor allem am Sonntag die Gläubigen zusammenruft zur Feier der Auferstehung des Herrn, bis er wiederkommt. (61) Dies vollzieht die Kirche in Gemeinschaft mit den Heiligen des Himmels und besonders mit der Seligsten Jungfrau, (62) deren tiefe Liebe und unerschütterlichen Glauben sie zum Vorbild nimmt.

21. Beispiel für die gesamte Kirche in Ausübung des Gottesdienstes ist Maria auch als Lehrerin des geistlichen Lebens für die einzelnen Christen. Sehr bald fingen die Gläubigen an, auf Maria zu schauen, um, wie sie, aus ihrem Leben einen Gottesdienst zu machen und aus ihrem Dienst eine Verpflichtung für das Leben. Schon im 4. Jahrhundert gab der heilige Ambrosius in einer Ansprache an die Gläubigen dem Wunsche Ausdruck, daß in einem jeden von ihnen die Seele Mariens leben möge, um Gott zu verherrlichen: „Möge in jedem einzelnen die Seele Mariens leben, um Gott zu preisen, in jedem einzelnen möge ihr Geist sein, um in Gott zu frohlocken” (63). Maria ist aber vor allem Vorbild für jenen Kult, der darin besteht, aus dem eigenen Leben eine Opfergabe für Gott zu machen: eine uralte, ewige Lehre, die ein jeder erneut hören kann, wenn er auf die Lehre der Kirche achtet, aber auch, wenn er auf die Stimme Mariens selbst hinhört, als sie für sich die wunderbare Bitte des Gebetes des Herrn vorausnahm – „dein Wille geschehe” (Mt 6, 10) – und dem Engel Gottes antwortete: „Siehe, ich bin eine Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort” (Lk l, 88). Und das ”Jawort” Mariens ist für alle Christen Lehre und Beispiel, um im Gehorsam gegen den Willen des Vaters Weg und Mittel zur eigenen Heiligung zu finden.

22. Andererseits ist es wichtig, zu sehen, wie die Kirche die verschiedenen Beziehungen, die sie mit Maria verbinden, in einer vielgestaltigen und wirkungsvollen kultischen Haltung zum Ausdruck bringen kann: in einer tiefen Verehrung, wenn sie die einzigartige Würde der Jungfrau betrachtet, die durch das Wirken des Heiligen Geistes Mutter des menschgewordenen Wortes geworden ist; in einer innigen Liebe, wenn sie die geistliche Mutterschaft Mariens zu allen Gliedern des mystischen Leibes bedenkt; in einer vertrauensvollen Anrufung, wenn sie die Fürsprache ihrer Mittlerin und Helferin erfährt; (64) in einem liebenden Dienen, wenn sie in der demütigen Magd des Herrn die Königin der Barmherzigkeit und die Mutter der Gnade sieht; in einer tätigen Nachahmung, wenn sie die Heiligkeit und die Tugenden der ”Gnadenvollen” (Lk 1, 28) betrachtet; in einem ergriffenen Staunen, wenn sie in ihr, „wie in einem makellosen Abbild das sieht, was sie in ihrer Gesamtheit ersehnt und erstrebt” (65); in aufmerksamem Nachdenken, wenn sie in der Gefährtin des Erlösers, die nunmehr voll und ganz der Früchte des Ostergeheimnisses teilhaftig ist, die prophetische Erfüllung ihrer eigenen Zukunft erblickt, bis zu dem Tage, an dem sie, gereinigt von jeder Runzel und jeglichem Makel (vgl. Eph 5, 27), wie eine Braut wird, die geschmückt ist für den Bräutigam, Jesus Christus (vgl. Offb 21, 2).

23. Wenn wir also, Ehrwürdige Brüder und geliebte Söhne, die Verehrung betrachten, die die liturgische Überlieferung der gesamten Kirche und der erneuerte römische Ritus der heiligen Gottesmutter erweisen, wenn wir uns in Erinnerung rufen, daß die Liturgie wegen ihrer hervorragenden kultischen Bedeutung die goldene Norm für die christliche Frömmigkeit ist, wenn wir endlich beobachten, wie die Kirche bei der Feier der heiligen Geheimnisse eine Haltung des Glaubens und der Liebe einnimmt, die ähnlich ist jener Mariens, so begreifen wir, wie gerechtfertigt die Mahnung des Zweiten Vatikanischen Konzils an alle Gläubigen ist, „daß sie hochherzig die Verehrung, vor allem in der Liturgie, zur Seligsten Jungfrau fördern” (66), eine Mahnung, die Wir überall ohne Vorbehalt angenommen und mit Eifer in die Praxis umgesetzt sehen möchten.

 

II. DIE ERNEUERUNG DER MARIENVEREHRUNG

24. Das Zweite Vatikanische Konzil aber legt nahe, neben dem liturgischen Kult andere Formen der Frömmigkeit zu fördern, vor allem jene, die vom Lehramt der Kirche empfohlen sind. (67) Wie jedoch bekannt ist, hat die Verehrung der Gläubigen zur Gottesmutter entsprechend den örtlichen und zeitlichen Verhältnissen der verschiedenen Mentalität der Völker und ihrer unterschiedlichen kulturellen Überlieferung vielfältige Formen angenommen. Daraus ergibt sich, daß die Formen, in denen sich eine solche Frömmigkeit äußerte und die dem Wechsel der Zeit unterliegen, einer Reform bedürftig erscheinen, die es erlaubt, die überholten Elemente zu ersetzen, die unvergänglichen Elemente als wertvoll herauszustellen und die wissenschaftlichen Ergebnisse, die durch die theologischen Studien erarbeitet und vom kirchlichen Lehramt vorgelegt wurden, zu berücksichtigen. Von daher ergibt sich die Notwendigkeit, daß die Bischofskonferenzen, die Ortskirchen, die Ordensfamilien und die Gemeinden eine echte schöpferische Tätigkeit entfalten und sich gleichzeitig mit Eifer um eine Überprüfung der Andachtsübungen zur seligsten Jungfrau Maria bemühen, eine Überprüfung, die nach Unserem Willen von Ehrfurcht gegenüber der gesunden Überlieferung getragen und aufgeschlossen sei, die berechtigten Bitten der Menschen von heute entgegenzunehmen. Deswegen scheint es Uns angezeigt, Ehrwürdige Brüder, euch einige Prinzipien anzugeben, wonach auf diesem Gebiet gearbeitet werden kann.

A. Trinitarischer, christologischer und ekklesiologischer Hinweis zur Marienverehrung

25. Es ist vor allem sehr angemessen, daß die Andachtsübungen zur seligen Jungfrau Maria deutlich den trinitarischen und christologischen Charakter zum Ausdruck bringen, der ihnen wesentlich innewohnt. Denn der christliche Kult ist seiner Natur nach ein Kult, der dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist erwiesen wird, oder besser, wie sich die Liturgie ausdrückt, dem Vater durch Christus im Heiligen Geist. In dieser Sicht bezieht sich der Kult berechtigterweise, wenn auch wesentlich verschieden, in erster Linie auf die Mutter des Herrn und dann auf die Heiligen, in denen die Kirche das Ostergeheimnis verkündet, weil sie mit Christus gelitten haben und mit ihm verherrlicht worden sind. (68) Bei Maria ist alles auf Christus hin bezogen und von ihm abhängig: im Hinblick auf ihn hat sie Gottvater von aller Ewigkeit her als ganz heilige Mutter erwählt und sie mit den Gaben des Heiligen Geistes ausgestattet, wie sie keinem anderen zuteil geworden sind. Sicher hat die echte christliche Frömmigkeit niemals verfehlt, die unlösliche Verbindung und die wesentliche Beziehung der Jungfrau zum göttlichen Erlöser (69) ins Licht zu rücken. Immerhin scheint es der geistlichen Ausrichtung unserer Zeit, die ganz beherrscht und eingenommen ist von der ”Christusfrage” (70), in besonderer Weise zu entsprechen, daß bei den Ausdrucksformen der Marienverehrung vornehmlich der christologische Charakter hervorgehoben wird. Es gilt dahin zu wirken, daß diese Ausdrucksformen den Plan Gottes widerspiegeln, der „in ein und demselben Beschluß den Ursprung Mariens und die Menschwerdung der göttlichen Weisheit“ (71) vorherbestimmte. Dies wird ohne Zweifel dazu beitragen, die Andacht zur Mutter Jesu Christi gediegener zu machen und darauf ein wirksames Mittel zu schaffen, um zur „vollen Erkenntnis des Sohnes Gottes zu gelangen, bis zur Erreichung des Vollmaßes des Alters Christi” (Eph 4, 13); und andrerseits wird es mithelfen, den Kult, der Christus selbst geschuldet ist, zum Wachstum zu bringen, da nach der ständigen Auffassung der Kirche, die in unseren Tagen maßgeblich bekräftigt worden ist, (72) „auf den Herrn bezogen wird, was der Magd an Verehrung dargebracht wird; auf den Sohn strahlt zurück, was der Mutter an Ehre geleistet wird; (...) dem König gilt die Ehre, die der Königin im Dienste erwiesen wird” (73).

26. Bei dieser Andeutung auf die christologische Ausrichtung der Marienverehrung scheint es Uns nützlich, einen Hinweis darauf folgen zu lassen, wie es angebracht ist, hier einen der wesentlichen Glaubensinhalte entsprechend hervorzuheben: die Person und das Wirken des Heiligen Geistes. Die theologischen Studien und die Liturgie haben in der Tat aufgezeigt, wie das heiligende Eingreifen Gott des Heiligen Geistes bei der Jungfrau von Nazaret ein Höhepunkt seines Wirkens in der Heilsgeschichte gewesen ist. So schrieben zum Beispiel einige heilige Väter und kirchliche Schriftsteller dem Wirken des Heiligen Geistes die ursprüngliche Heiligkeit Mariens zu, die von ihm „gewissermaßen gebildet und zu einem neuen Geschöpf gemacht worden ist” (74); bei der Betrachtung der Texte des Evangeliums – „der Heilige Geist wird über dich kommen und die Kraft des Allerhöchsten wird dich überschatten” (Lk 1, 35) und „es fand sich, daß Maria (...) vom Heiligen Geist empfangen hatte; (...) ist Werk des Heiligen Geistes, nämlich was in ihr erzeugt worden ist” (Mt 1, 18.20) – erblickten sie im Eingreifen des Heiligen Geistes ein Tun, das die Jungfräulichkeit Mariens heiligte, fruchtbar machte (75) und sie zum Festsaal des Königs oder zum Brautgemach des Wortes, (76) zum Tempel oder Gezelt des Herrn, (77) zur Bundeslade oder Arche der Heiligung (78) umgestaltete; alles reiche Titel, die an die Heilige Schrift anklingen. In noch tieferer Ergründung des Geheimnisses der Menschwerdung sahen sie in der geheimnisvollen Beziehung Heiliger Geist-Maria einen bräutlichen Aspekt, den Prudentius in poetischen Worten festhielt: „Die unvermählte Jungfrau vermählte sich mit dem Heiligen Geist” (79), und nannten sie das Heiligtum des Heiligen Geistes, (80) eine Formulierung, die den Charakter der Heiligkeit Mariens unterstreicht, die der ständige Wohnsitz des Gottesgeistes geworden ist. Beim Studium der Lehre über den Heiligen Geist stellten sie fest, daß von ihm wie aus einer Quelle die Fülle der Gnade hervorging (Lk 1, 28) und der Reichtum der Gaben, die Maria schmückten; dem Heiligen Geist schrieben sie darum den Glauben, die Hoffnung und die Liebe zu, die das Herz der Jungfrau beseelten, die Festigkeit, die ihre Hingabe an den Willen Gottes stützte, die Kraft, die sie im Leid zu Füßen des Kreuzes aufrecht erhielt; (81) im prophetischen Lobgesang Mariens (vgl. Lk 1, 46 – 55) erblickten sie einen besonderen Einfluß jenes Geistes, der durch den Mund der Propheten gesprochen hatte. (82) Bei Erwägung endlich der Gegenwart der Mutter Jesu im Abendmahlssaal, wo der Heilige Geist auf die werdende Kirche herabkam (vgl. Apg 1, 12 – 14; 2, 1 – 3), bereicherten sie das uralte Thema Maria-Kirche mit neuen Gedankengängen; (83) und vor allem baten sie um die Fürsprache Mariens, um vom Heiligen Geist die Fähigkeit zu erlangen, Christus in der eigenen Seele zu erwecken, wie der heilige Ildephons in einem Gebet bezeugt, das durch den Gehalt seiner Lehre und die Kraft der Sprache überrascht: „Ich bitte dich, ja, ich bitte dich, heilige Jungfrau, daß ich von jenem Geist Jesus empfange, durch den du Jesus geboren hast. Durch jenen Geist empfange meine Seele Jesus, durch den dein Leib den gleichen Jesus empfangen hat. (...) in jenem Geist möchte ich Jesus lieben, in dem du ihn als Herrn anbetest und als Sohn” (84).

27. Man behauptet mitunter, daß viele Texte der modernen Frömmigkeit nicht genügend die ganze Lehre über den Heiligen Geist widerspiegeln. Es ist die Aufgabe der Gelehrten, die Richtigkeit dieser Behauptung zu überprüfen und ihre Bedeutung abzuwägen. Uns kommt es zu, alle und insbesondere die Hirten und Theologen aufzufordern, die Überlegungen über das Wirken des Geistes in der Heilsgeschichte zu vertiefen und sich darum zu bemühen, daß die Texte der christlichen Frömmigkeit sein lebenspendendes Wirken ins rechte Licht rücken. Aus einer solchen theologischen Vertiefung wird vor allem die geheimnisvolle Beziehung zwischen dem Geiste Gottes und der Jungfrau von Nazaret und ihrer beider Einwirkung auf die Kirche deutlich hervortreten; und aus den tiefer meditierten Glaubensinhalten wird eine intensiver gelebte Frömmigkeit erwachsen.

28 Es ist sodann notwendig, daß die Andachtsübungen, mit denen die Gläubigen ihre Verehrung zur Mutter des Herrn bekunden, deutlich die Stellung zum Ausdruck bringen, die ihr in der Kirche zukommt, „die nach Christus den höchsten Platz einnimmt und doch uns besonders nahe ist” (85); ein Platz, der in den Kulträumen des byzantinischen Ritus in der architektonischen Gliederung und in der Verteilung der ikonographischen Elemente plastisch dargestellt wird – in der Mitteltür der Ikonostase das Bild von der Verkündigung Mariens, in der Apsis das der glorreichen ”Theotocos” –, so daß daraus klar ersichtlich wird, wie mit dem „Fiat“ der demütigen Magd des Herrn die Menschheit die Rückkehr zu Gott beginnt und in der Herrlichkeit der Heiligsten Jungfrau das Ziel ihres Weges erblickt. Der Symbolismus, mit dem diese Gotteshäuser den Platz Mariens im Mysterium der Kirche ausdrücken, enthält einen fruchtbaren Hinweis und stellt ein günstiges Zeichen dafür dar, daß die verschiedenen Formen der marianischen Frömmigkeit sich auf kirchliche Perspektiven hin öffnen.

Tatsächlich wird es der Hinweis auf die Grundbegriffe, die vom Zweiten Vatikanischen Konzil hinsichtlich der Natur der Kirche angeführt worden sind, Familie Gottes, Volk Gottes, Reich Gottes, Corpus Christi mysticum, (86) den Gläubigen ermöglichen, die Sendung Mariens im Geheimnis der Kirche und ihren hervorragenden Platz in der Gemeinschaft der Heiligen leichter zu erkennen; intensiver das brüderliche Band zu erfahren, das alle Gläubigen verbindet, weil sie Kinder der Jungfrau sind, „bei deren Geburt und Erziehung sie in mütterlicher Liebe mitwirkt” (87), wie auch Kinder der Kirche, da „wir aus ihrem Schoß geboren, mit ihrer Milch genährt und deren Geist belebt werden” (88). Denn beide wirken bei der Zeugung des geheimnisvollen Leibes Christi zusammen: „Beide sind Christi Mutter, aber keine von beiden gebiert ohne die andere den ganzen (Leib)” (89). Schließlich werden sie klarer erfassen, daß das Wirken der Kirche in der Welt gleichsam eine Weiterführung der Sorge Mariens ist: denn die tätige Liebe der Jungfrau in Nazaret, im Hause der Elisabet, in Kana, auf Golgota – alles Heilsmomente von weitreichender kirchlicher Bedeutung – findet ihre Fortsetzung in dem sehnlichen mütterlichen Wunsch der Kirche, daß alle Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen (vgl. 1 Tim 2, 4); in ihrer Sorge für die Kleinen, die Armen und Schwachen; in ihrem ständigen Einsatz für den Frieden und die soziale Gerechtigkeit; in ihrem Bemühen darum, daß alle Menschen des Heiles teilhaftig werden, das ihnen durch den Tod Christi erworben worden ist. Auf diese Weise wird sich die Liebe zur Kirche auf die Liebe zu Maria übertragen und umgekehrt; denn die eine kann nicht ohne die andere bestehen, wie es der heilige Kromatius von Aquileia scharfsinnig bemerkt: „Die Kirche ist im Obergemach versammelt mit Maria, die die Mutter Jesu war, und mit seinen Brüdern. Man könnte sie deshalb nicht Kirche nennen, wenn nicht Maria die Mutter des Herrn mit seinen Brüdern dort gewesen wäre” (90). Abschließend unterstreichen Wir erneut die Notwendigkeit, daß die Verehrung, die der Seligen Jungfrau erwiesen wird, ihren inneren kirchlichen Gehalt deutlich zum Ausdruck bringt; das will besagen, sich einer Kraft zu bedienen, die fähig ist, Formen und Texte auf ersprießliche Weise zu erneuern.

B. Vier Gesichtspunkte der Marienverehrung: Biblischer, liturgischer, ökumenischer und anthropologischer Aspekt

29. Den voraufgehenden Ausführungen, die sich aus der Betrachtung der Beziehungen der Jungfrau Maria mit Gott – Vater, Sohn und Heiliger Geist – und mit der Kirche ergeben, wollen Wir, indem Wir auf der Linie der konziliaren Unterweisung fortfahren, (91) noch einige Orientierungspunkte biblischer, liturgischer ökumenischer und anthropologischer Natur – hinzufügen, die zu beachten sind, um bei der Überprüfung oder Neuschöpfung von Andachtsformen das Band, das uns mit der Mutter Christi und unserer Mutter in der Gemeinschaft der Heiligen verbindet, lebendiger und bewußter zu gestalten.

30. Die Notwendigkeit einer biblischen Ausrichtung in jeder Form des Kultus wird heute als eine allgemeine Forderung der christlichen Frömmigkeit empfunden. Der Fortschritt in den biblischen Studien, die wachsende Verbreitung der Heiligen Schriften und vor allem das Beispiel der Tradition und die innere Führung des Geistes veranlassen die Christen unserer Zeit dazu, immer mehr die Bibel als das für das Gebet grundlegende Buch zu benutzen und aus ihr echte Anregungen und unübertreffliche Modelle zu entnehmen. Der Marienkult kann sich dieser allgemeinen Ausrichtung der christlichen Frömmigkeit nicht entziehen, (92) vielmehr muß gerade er sich im besonderen dadurch inspirieren lassen, um neue Kraft und sicheren Nutzen daraus zu gewinnen. Die Bibel ist, indem sie auf wunderbare Weise den Heilsplan Gottes für die Menschen darstellt, als Ganzes vom Mysterium des Erlösers durchdrungen und enthält auch, von der Genesis bis zur Apokalypse, unzweifelbare Hinweise auf die, die die Mutter und Gefährtin des Erlösers war. Wir möchten jedoch nicht, daß die biblische Ausrichtung sich nur auf einen eifrigen Gebrauch von Texten und Symbolen beschränkt, die mit Umsicht aus den Heiligen Schriften genommen werden. Sie besagt mehr; sie verlangt, daß die Gebetsformeln und die für den Gesang bestimmten Texte aus der Bibel Begriffe und Anregungen schöpfen. Gefordert ist vor allem, daß der Marienkult von den großen Themen der christlichen Botschaft geprägt wird, damit die Gläubigen, während sie den Sitz der Weisheit verehren, selbst vom Licht des göttlichen Wortes erleuchtet und dazu geführt werden, nach den Anweisungen der menschgewordenen Weisheit zu handeln.

31. Von der Verehrung, die die Kirche der Gottesmutter in der Feier der Liturgie erweist, haben Wir bereits gesprochen. Doch können Wir jetzt, da Wir die anderen Formen des Kultes und die Kriterien erörtern, nach denen sich diese zu richten haben, es nicht unterlassen, an die Norm der Konstitution „Sacrosanctum Concilium“ zu erinnern, die, während sie die Andachtsübungen des christlichen Volkes nachdrücklich empfiehlt, hinzufügt: „Diese Übungen... sollen indes die liturgische Zeit gebührend berücksichtigen und so geordnet sein, daß sie mit der heiligen Liturgie zusammenstimmen, gewissermaßen aus ihr herausfließen und das Volk zu ihr hinführen; denn sie steht von Natur aus weit über ihnen“ (93). Eine kluge und klare Norm, deren Durchführung sich jedoch nicht als leicht erweist, besonders im Bereich des Marienkultus, der in seinen Ausdrucksformen so verschieden ist. Sie verlangt in der Tat von seiten der Verantwortlichen der örtlichen Gemeinschaften Einsatz, pastorales Einfühlungsvermögen und Beharrlichkeit; von seiten der Gläubigen die Bereitschaft, die Anweisungen und Vorschläge anzunehmen, die, da sie sich aus der wahren Natur des christlichen Kultes herleiten, mitunter die Änderung veralteter Bräuche mit sich bringt, in denen jene Natur in gewisser Weise verdunkelt worden ist.

Wir möchten diesbezüglich auf zwei Verhaltensweisen aufmerksam machen, die die Norm des Zweiten Vatikanischen Konzils in der pastoralen Praxis ihrer Wirkung berauben. So vor allem das Verhalten einiger, die in der Seelsorge tätig sind, die die Andachtsübungen von vornherein ablehnen, selbst jene, welche in den gebührenden Formen vom Lehramt empfohlen werden, sie unterlassen und dadurch eine Leere schaffen, die sie ihrerseits nicht auszufüllen suchen. Diese vergessen, daß das Konzil davon spricht, daß die Andachtsübungen mit der Liturgie in Einklang zu bringen und nicht abzuschaffen sind.

An zweiter Stelle steht das Verhalten derer, die unabhängig von einem gesunden liturgischen und pastoralen Kriterium Andachtsübungen und liturgische Handlungen miteinander vermischen oder zu ungeordneten Feiern vereinigen. Dies geschieht, wenn in dieselbe Feier des eucharistischen Opfers Elemente von Novenen oder anderen Andachtsübungen eingefügt werden, womit die Gefahr verbunden ist, daß das Gedächtnis des Herrn selbst nicht den Höhepunkt der Versammlung der christlichen Gemeinde bildet, sondern fast nur eine Gelegenheit für irgendeine Andachtsform. Jene, die so handeln, möchten Wir daran erinnern, daß die Norm des Konzils vorschreibt, daß die Andachtsübungen mit der Liturgie in Einklang gebracht werden und nicht mit ihr vermischt werden sollen. Eine kluge Pastoral muß einerseits die den liturgischen Handlungen eigene Natur unterscheiden und hervorheben, andererseits muß sie den Andachtsübungen den ihnen gebührenden Wert beimessen, um sie den Erfordernissen der einzelnen kirchlichen Gemeinschaften anzupassen und sie zu wertvollen Hilfen für die Liturgie zu machen.

32 Wegen seines kirchlichen Charakters spiegeln sich im Marienkult die Sorgen und Anliegen der Kirche selbst, unter denen in unseren Tagen der sehnliche Wunsch nach der Wiederherstellung der Einheit der Christen besonders hervorragt. Die Ausdrucksformen der Verehrung der Mutter des Herrn werden somit offen für die Nöte und Ziele der ökumenischen Bewegung, das heißt, sie erhält selbst eine ökumenische Prägung, Und dies aus verschiedenen Gründen.

Vor allem, weil sich die katholischen Gläubigen mit den Brüdern der orthodoxen Kirchen vereinen, in denen die Verehrung der Seligen Jungfrau Ausdrucksformen hoher Poesie und tiefgründiger Lehre besitzt, indem sie mit besonderer Liebe die glorreiche Gottesmutter (Theotocos) verehren und sie als ”Hoffnung der Christen” (94) anrufen. Sie verbinden sich mit den Anglikanern, deren klassische Theologen schon die solide biblische Grundlage des Kultes der Mutter unseres Herrn aufgezeigt haben und deren zeitgenössische Theologen zum großen Teil die Bedeutung der Stellung hervorheben, die Maria im christlichen Leben einnimmt. Ferner verbinden sie sich auch mit den Brüdern der reformierten Kirchen, in denen die Liebe zu den Heiligen Schriften besonders lebendig ist, wenn sie Gott mit denselben Worten der Jungfrau (vgl. Lk 1, 46 – 55) verherrlichen. Sodann, weil die Andacht zur Mutter Christi und der Christen eine selbstverständliche und häufige Gelegenheit bietet, sie darum zu bitten, daß sie bei ihrem Sohne für die Einheit aller Getauften in einem einzigen Gottesvolk fürbittend eintritt. (95) Ferner auch deshalb, weil es der Wille der katholischen Kirche ist, daß in diesem Kult, ohne daß sein besonderer Charakter abgeschwächt wird, (96) mit aller Sorgfalt jegliche Übertreibung vermieden wird, die die anderen christlichen Brüder hinsichtlich der wahren Lehre der katholischen Kirche in Irrtum führen könnte, (97) und jede kultische Ausdrucksform unterbunden wird, die zur richtigen katholischen Praxis in Gegensatz steht. Da es dem echten Kult der Seligen Jungfrau wesentlich eigen ist, daß „in der Verehrung der Mutter der Sohn... richtig erkannt, geliebt, verherrlicht wird” (98), wird er schließlich ein Weg zu Christus, der Quelle und dem Mittelpunkt der kirchlichen Gemeinschaft, in der alle, die aufrichtig bekennen, daß er Gott und Herr, Erlöser und einziger Mittler ist (vgl. 1 Tim 2, 5), berufen sind, untereinander mit ihm und dem Vater in der Einheit des Heiligen Geistes eins zu sein. (99)

33. Wir sind Uns dessen bewußt, daß es zwischen den Vorstellungen „über die Aufgabe Mariens im Heilswerk! (100) und somit dem ihr zu erweisenden Kult bei vielen Brüdern anderer Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften und der katholischen Lehre nicht geringe Unterschiede gibt. Da jedoch dieselbe Macht des Allerhöchsten, der die Jungfrau von Nazaret überschattete (vgl. Lk l, 85), auch in der heutigen ökumenischen Bewegung wirkt und sie befruchtet, möchten Wir Unserem Vertrauen Ausdruck geben, daß die Verehrung der demütigen Magd des Herrn, an der der Allmächtige Großes getan hat (vgl. Lk 1, 49), nicht ein Hindernis, sondern, wenn auch nur langsam, Weg und Punkt der Begegnung für die Einheit aller Christgläubigen wird. Wir freuen Uns, feststellen zu können, daß ein besseres Verständnis der Stellung Mariens im Geheimnis Christi und der Kirche, auch von seiten der getrennten Brüder, den Weg zu einer Begegnung weiter geebnet hat. Wie die Jungfrau in Kana durch ihre Vermittlung erreichte, daß Jesus das erste seiner Wunder wirkte (vgl. Joh 2, 1 – 12), so wird sie in unserer Epoche durch ihre Fürsprache das Herannahen jener Stunde begünstigen, in der die Jünger Christi die volle Gemeinschaft im Glauben wiederfinden werden. Diese unsere Hoffnung wird durch eine Bemerkung Unseres Vorgängers Leos XIII. bestärkt: Das Anliegen der Einheit der Christen „gehört eigentlich zu ihrer (Mariens) geistig mütterlichen Aufgabe. Denn die Christus angehören, hat Maria nicht geboren und nicht gebären können, es sei denn in dem einen Glauben und der einen Liebe: ist ,Christus etwa geteilt?’ (1 Kor 1, 13); wir müssen also alle zusammen das eine Leben Christi leben, um in ein und demselben Leibe ,vor Gott Frucht zu bringen’ (Röm 7, 4)“101.

34. Im Marienkult muß man auch den sicheren und bewiesenen Ergebnissen der Humanwissenschaften aufmerksame Beachtung schenken. Dies wird nämlich mit dazu beitragen, einen der Gründe für das Unbehagen zu beseitigen, das man im Bereich des Kultes der Mutter des Herrn antrifft: der Unterschied zwischen einigen seiner Inhalte und den heutigen anthropologischen Anschauungen sowie der tiefgreifend veränderten psychologisch-sozialen Wirklichkeit, in der die Menschen unserer Zeit leben und wirken. Man stellt fest, daß es wirklich schwierig ist, das Bild von der Jungfrau, wie es in einer bestimmten Andachtsliturgie zu finden ist, in die Lebensbedingungen der heutigen Gesellschaft und insbesondere die der Frau einzuordnen; sei es im häuslichen Bereich, wo die Gesetze und die Entwicklung der Sitten berechtigterweise darauf hinwirken, der Frau in der Leitung des Familienlebens die Gleichheit der Mitverantwortung mit dem Mann zuzuerkennen; sei es auf dem Gebiet der Politik, wo sie in vielen Ländern in den öffentlichen Angelegenheiten die Möglichkeit zur Mitarbeit erworben hat, die der des Mannes gleichkommt; sei es im sozialen Bereich, in dem sie in den verschiedenartigsten Betätigungsfeldern ihre Aktivität ausübt und von Tag zu Tag mehr die begrenzte häusliche Umgebung verläßt; sei es auf dem Gebiet der Kultur, wo ihr neue Möglichkeiten zur wissenschaftlichen Forschung und intellektuellen Leistung offenstehen.

Daraus ergeben sich bei einigen eine gewisse gefühlsmäßige Entfremdung dem Marienkult gegenüber und bestimmte Schwierigkeiten, sich Maria von Nazaret zum Vorbild zu nehmen, weil – wie man behauptet – sich der Horizont ihres Lebens im Gegensatz zu dem weiten Betätigungsbereich, in dem der heutige Mensch zu wirken berufen ist, als zu begrenzt erweist. Im Hinblick darauf scheint es Uns nützlich zu sein, daß auch Wir, während Wir die Theologen, die Verantwortlichen der christlichen Gemeinschaften und die Gläubigen selbst ermahnen, diesen Problemen die gebührende Aufmerksamkeit zuzuwenden, einen Beitrag für deren Lösung geben, indem Wir einige Erwägungen darüber anstellen.

35. Die Jungfrau Maria ist von der Kirche den Gläubigen nicht wegen der Art des Lebens, das sie geführt hat, zur Nachahmung empfohlen worden und noch weniger wegen der soziologisch-kulturellen Umgebung, in der es sich zugetragen hat und die heute fast überall überholt ist, sondern vielmehr stets deswegen, weil sie in ihren konkreten Lebensbedingungen vorbehaltlos und verantwortungsbewußt dem Willen Gottes Folge geleistet hat (vgl. Lk 1, 88); weil sie von ihm das Wort entgegennahm und in die Praxis umsetzte; weil ihr Handeln von der Liebe und der Bereitschaft zum Dienen beseelt war; weil sie die erste und vollkommenste Jüngerin Christi gewesen ist, was einen universalen und bleibenden vorbildlichen Wert besitzt.

36 An zweiter Stelle möchten Wir bemerken, daß die obengenannten Schwierigkeiten in engem Zusammenhang stehen mit einigen Zügen des volkstümlichen und literarischen Bildes Mariens, nicht aber mit ihrer biblischen Gestalt noch mit den Lehraussagen, die in dem allmählich und gewissenhaft erfolgten Auslegungsprozeß des geoffenbarten Wortes näher bestimmt worden sind. Man muß es vielmehr als normal ansehen, daß die christlichen Generationen, die einander in verschiedenen soziologisch-kulturellen Zeitverhältnissen gefolgt sind, bei der Betrachtung der Gestalt und der Sendung Mariens – als neue Frau und vollkommene Christin, die als Jungfrau, Braut und Mutter die charakteristischsten Lebenssituationen einer Frau in sich vereint – die Mutter Jesu als den hervorragenden Typus für die Situation der Frau und als erhabenes Vorbild des evangelischen Lebens angesehen haben und diesen ihren Überzeugungen gemäß den Kategorien und Vorstellungen ihrer Zeit Ausdruck gegeben haben. Die Kirche freut sich, wenn sie die lange Geschichte der marianischen Frömmigkeit betrachtet, die Kontinuität des Kultes festzustellen, doch bindet sie sich nicht an die Darstellungsschemen der verschiedenen kulturellen Epochen noch an die besonderen anthropologischen Anschauungen, die sie begleiten, und versteht, wie manche Ausdrucksformen des Kultes, die in sich durchaus gültig sind, für Menschen, die verschiedenen Epochen und Zivilisationen angehören, weniger geeignet sind.

37. Wir möchten schließlich noch hervorheben, daß unsere Epoche, nicht anders als die vorausgehende, aufgerufen ist, die eigene Erkenntnis der Wirklichkeit anhand des Wortes Gottes zu überprüfen und, um Uns auf den hier behandelten Gegenstand zu beschränken, ihre anthropologischen Anschauungen und Probleme, die sich daraus ergeben, mit der Gestalt der Heiligen Jungfrau zu konfrontieren, wie sie uns das Evangelium vorstellt. Das Lesen der göttlichen Schriften, das vom Geist geleitet ist und so geschieht, daß man sich dabei die Ergebnisse der Humanwissenschaften und die verschiedenen Situationen der heutigen Welt vor Augen hält, wird entdecken helfen, wie Maria als Spiegel der Erwartungen der Menschen unserer Zeit angesehen werden kann. So wird, um ein Beispiel anzuführen, die heutige Frau, die danach strebt, mit Entscheidungsvollmacht an den zu treffenden Wahlen der Gemeinschaft teilzunehmen, mit inniger Freude Maria betrachten, die, da sie in den Dialog mit Gott aufgenommen wird, ihre aktive und verantwortungsbewußte Zustimmung gibt, (102) nicht zur Lösung eines zufälligen Problems, sondern zum ”saeculorum negotium” (Ereignis der Jahrhunderte), wie die Inkarnation des Wortes zurecht genannt worden ist. (103) Sie wird erkennen, daß die Wahl des jungfräulichen Standes von seiten Mariens, der sie im Plan Gottes auf das Geheimnis der Menschwerdung vorbereitete, kein Sich-Verschließen gegenüber irgendwelchen Werten des Ehestandes bedeutete, sondern eine mutige Entscheidung war, die getroffen wurde, um sich vorbehaltlos der Liebe Gottes zu überantworten; sie wird mit freudiger Überraschung feststellen, daß Maria von Nazaret, obwohl sie sich vollkommen dem Willen des Herrn überließ, alles andere war als eine passiv unterwürfige oder von einer befremdenden Religiösität geprägte Frau, sondern eine Frau, die nicht zögerte zu verkünden, daß Gott der Rächer der Niedrigen und Bedrückten ist und die Mächtigen dieser Welt von ihren Thronen stürzt (vgl. Lk 1, 51 – 58); sie wird an Maria, die „unter den Demütigen und Armen des Herrn hervorragte“ (104), eine starke Frau erkennen, die Armut und Leid, Flucht und Exil kannte (vgl. Mt 2, 13 – 23); Situationen, die der Aufmerksamkeit dessen nicht entgehen können, der die befreienden Kräfte des Menschen und der Gesellschaft im Geist des Evangeliums unterstützen möchte. Ihr wird Maria nicht als eine Mutter erscheinen, die sich eifersüchtig über ihren göttlichen Sohn beugt, sondern als Frau, die durch ihr Handeln den Glauben der apostolischen Gemeinde in Christus förderte (vgl. Joh 2, 1 – 12) und deren mütterliche Sendung sich weitete und auf dem Kalvarienberg universale Dimensionen annahm. (105) Dies sind einige Beispiele. An ihnen zeigt sich jedoch deutlich, daß die Gestalt der Jungfrau keine der tiefen Erwartungen der Menschen unserer Zeit enttäuscht und ihnen das vollendete Vorbild des Jüngers des Herrn darstellt: Erbauer zu sein der irdischen und zeitlichen Stadt, jedoch als eifriger Pilger auf dem Weg zu jener himmlischen und ewigen; Förderer der Gerechtigkeit, die den Unterdrückten befreit; und der Liebe, die dem Bedürftigen beisteht; vor allem aber tatkräftiger Zeuge der Liebe, die Christus in den Herzen auferbaut.

38. Nachdem Wir diese Hinweise gegeben haben, die darauf abzielen, die harmonische Entwicklung des Kultes der Mutter des Herrn zu fördern, halten Wir es für nützlich, die Aufmerksamkeit auf einige irrige kultische Ausdrucksformen zu lenken. Das Zweite Vatikanische Konzil hat bereits die Übertreibung im Inhalt oder in der Form, die zu einer Verfälschung der Lehre führen, als auch jene Engherzigkeit des Geistes, die die Gestalt und die Sendung Mariens verdunkelt, autoritativ aufgezeigt. Sodann auch einige kultische Abweichungen: so die eitle Leichtgläubigkeit, die das ernsthafte Bemühen durch ein leichtfertiges Vertrauen auf rein äußerliche Praktiken ersetzt; die unnützen und flüchtigen Gefühlsbewegungen, die dem Charakter des Evangeliums so fremd sind, das beharrliche und tätige Werke verlangt. (106) Wir beklagen dies erneut: sie stehen nicht im Einklang mit dem katholischen Glauben und dürfen deshalb auch nicht im katholischen Kult fortbestehen. Der wachsame Schutz vor diesen Irrtümern und Fehlentwicklungen wird den Marienkult kraftvoller und echter machen: fest in seinem Fundament, weshalb in ihm das Studium der Offenbarungsquellen und die Beobachtung der Dokumente des Lehramtes vor einer übertriebenen Suche nach Neuem oder nach außergewöhnlichen Ereignissen den Vorrang haben; objektiv in seiner geschichtlichen Einordnung, weshalb alles, was offenkundig legendär oder falsch ist, ausgeschieden werden muß; dem Inhalt der Lehre entsprechend, woraus sich die Notwendigkeit ergibt, einseitige Darstellungen der Gestalt Mariens zu vermeiden, die, weil sie über die Maßen ein bestimmtes Element betonen, die Gesamtheit des biblischen Bildes gefährden; klar in seinen Motivierungen, weshalb mit aller Sorgfalt vom Heiligtum jedes nichtige Interesse ferngehalten werden muß.

39. Schließlich wollen Wir, falls es noch nötig ist, betonen, daß das letzte Ziel des Kultes der Seligen Jungfrau darin besteht, Gott zu verherrlichen und die Christen zu einem Leben anzuhalten, das seinem Willen völlig entspricht. Wenn nämlich die Söhne der Kirche ihre Stimme mit der Stimme jener unbekannten Frau im Evangelium vereinen und mit ihr die Mutter Jesu preisen, indem sie auf Jesus selbst gewandt ausrufen: „Selig der Schoß, der dich getragen, und die Brust, die dich genährt hat!” (Lk 11, 27), werden sie dazu geführt, die bedeutungsvolle Antwort des göttlichen Meisters zu betrachten: „Ja, selig, die das Wort Gottes hören und es befolgen!” (Lk 11, 28). Diese Antwort bedeutet für uns, wenn sie auch in sich, wie sie einige Kirchenväter verstehen107 und es auch das Zweite Vatikanische Konzil bekräftigt hat,108 ein hohes Lob der Heiligen Jungfrau darstellt, zugleich eine Ermahnung, nach den Geboten Gottes zu leben, und ist gleichsam ein Widerhall anderer mahnender Worte desselben göttlichen Erlösers: „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr!, wird in das Himmelreich eingehen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters tut, der im Himmel ist” (Mt 7, 21), und „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr das tut, was ich euch gebiete” (Ijob 15, 14).

III. HINWEISE AUF ZWEI RELIGIÖSE ÜBUNGEN:
DEN "ENGEL DES HERRN" UND DAS ROSENKRANZGEBET

40. Wir haben einige Grundsätze angeführt, die geeignet sind, dem Kult der Mutter des Herrn neue Lebenskraft zu geben. Es ist nun die Aufgabe der Bischofskonferenzen, der Verantwortlichen der örtlichen Gemeinschaften und der verschiedenen religiösen Familien, die bisher gebräuchlichen Formen und Andachtsübungen zur Verehrung der Seligen Jungfrau mit Umsicht zu erneuern und die schöpferischen Initiativen derjenigen zu fördern, die aufgrund echter religiöser Inspiration oder aus pastoralem Empfinden heraus neue Formen ins Leben zu rufen wünschen. Dennoch scheint es Uns, wenn auch aus verschiedenen Gründen, angebracht zu sein, daß Wir noch zwei im Abendland sehr verbreitete Andachtsübungen erörtern, mit denen sich dieser Apostolische Stuhl schon zu verschiedenen Anlässen befaßt hat: den Engel des Herrn und den Rosenkranz der seligen Jungfrau Maria.

Der Engel des Herrn

41. Unsere Ausführungen zum ”Engel des Herrn” wollen nur eine einfache, aber dringliche Ermahnung sein, ihn weiterhin zu beten, wo und wann es möglich ist. Der ”Engel des Herrn” bedarf keiner Erneuerung: seine einfache Struktur, der biblische Charakter, der geschichtliche Ursprung, der ihn (den Engel des Herrn) mit der innigen Bitte um die Erhaltung des Friedens verbindet, der fast liturgische Rhythmus, der verschiedene Augenblicke des Tages heiligt, die Ausrichtung auf das österliche Geheimnis, weshalb wir, während wir der Menschwerdung des Sohnes Gottes gedenken, darum bitten, „durch sein Leiden und sein Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung” geführt zu werden, (109) bewirken, daß dieses Gebet noch nach Jahrhunderten unverändert seinen Wert und seine ursprüngliche Frische bewahrt. Es ist wahr, daß einige Gebräuche, die traditionsgemäß mit dem Gebet des ”Engel des Herrn” verbunden waren, verschwunden sind oder nur noch schwer im modernen Leben wahrgenommen werden können. Es handelt sich dabei jedoch um untergeordnete Bestandteile. Unverändert bleiben der Wert der Betrachtung des Geheimnisses der Menschwerdung des Wortes, des Grußes an die Heilige Jungfrau und die Zuflucht zu ihrer erbarmenden Fürsprache. Trotz der veränderten Zeitverhältnisse bleiben für den größten Teil der Menschen auch jene charakteristischen Augenblicke des Tages – Morgen, Mittag, Abend – unverändert, die ihre Arbeitszeiten bestimmen und zu einem kurzen Verweilen im Gebet einladen.

Der heilige Rosenkranz

42. Wir wollen nun jedoch, Ehrwürdige Brüder, noch etwas ausführlicher bei der Erneuerung jener Andachtsübung verweilen, die ein ”Abriß des ganzen Evangeliums” (110) genannt worden ist: dem Rosenkranz der seligen Jungfrau Maria. Ihm haben Unsere Vorgänger große Aufmerksamkeit und besondere Sorge zugewandt. Sie haben des öfteren das häufige Rosenkranzgebet empfohlen, seine Verbreitung gefördert, seine Natur erläutert, ihn als ein geeignetes Mittel anerkannt, um ein kontemplatives Gebet des Lobes und der Bitte zugleich zu entfalten, und an die ihm innewohnende Wirksamkeit erinnert, die das christliche Leben und den apostolischen Einsatz fördert. Auch Wir haben seit der ersten Generalaudienz Unseres Pontifikates, am 18. Juli 1963, Unser Interesse für das Rosenkranzgebet bekundet (111) und haben in der Folgezeit bei vielfältigen Anlässen, von denen einige gewöhnlicher, andere dringlicher Natur waren, seinen besonderen Wert unterstrichen. So, als Wir in einer Stunde der Bedrängnis und Unsicherheit die Enzyklika „Christi Matri“ (15. September 1966) veröffentlichten, damit Bittgebete zur Seligen Jungfrau des Rosenkranzes verrichtet würden, um von Gott das höchste Gut des Friedens zu erflehen, (112) einen Aufruf, den Wir in Unserem Apostolischen Schreiben „Recurrens mensis October“ (7. Oktober 1969) wiederholt haben, in dem Wir unter anderem auch der Vierhundertjahrfeier des Apostolischen Schreibens „Consueverunt Romani Pontifices“ Unseres Vorgängers des heiligen Pius V. gedacht haben, der darin die traditionelle Form des Rosenkranzes erläutert und in gewisser Weise festgesetzt hat. (113)

43. Unser ständiges Interesse für den geliebten Rosenkranz der seligen Jungfrau Maria hat Uns veranlaßt, mit Aufmerksamkeit die zahlreichen Tagungen zu verfolgen, die in den letzten Jahren der Pastoral des Rosenkranzes in der heutigen Welt gewidmet waren: Tagungen, die von Vereinigungen und Menschen veranstaltet wurden, denen die Verehrung des Rosenkranzes sehr am Herzen liegt und an denen Bischöfe, Priester, Ordensleute und Laien teilgenommen haben, die eine bewährte Erfahrung und einen anerkannten kirchlichen Sinn haben. Unter ihnen sind zu Recht die Söhne des heiligen Dominikus zu nennen, die traditionsgemäß die Hüter und Förderer dieser so heilsamen Andachtsübung sind. Zu den Arbeiten der Tagungen haben im besonderen die Forschung der Geschichtswissenschaftler beigetragen, die durchgeführt wurden, nicht etwa mit der fast archäologischen Zielsetzung, die ursprüngliche Form des Rosenkranzes zu bestimmen, sondern um die ursprüngliche Idee, die anfängliche Kraft, die wesentliche Struktur aufzufinden. Von diesen Tagungen und Forschungen her sind die hauptsächlichen Merkmale des Rosenkranzes, seine wesentlichen Elemente und ihr Verhältnisse zueinander deutlicher hervorgetreten.

44. So ist zum Beispiel der biblische Charakter des Rosenkranzes in hellerem Licht erschienen, insofern er vom Evangelium die Aussage der Geheimnisse und seine hauptsächlichen Formeln nimmt; er inspiriert sich am Evangelium, um dem Gläubigen vom freudigen Gruß des Engels und der religiösen Zustimmung der Jungfrau her die Haltung nahezubringen, in der er ihn beten soll; vom Evangelium stellt er in der harmonischen Folge der Ave-Maria ein grundlegendes Geheimnis vor – die Menschwerdung des Wortes –, das im entscheidenden Augenblick der Verkündigung an Maria betrachtet wird. Der Rosenkranz ist also ein biblisches Gebet, wie ihn heute vielleicht mehr als in der Vergangenheit die Seelsorger und Gelehrten mit Vorliebe zu nennen pflegen.

45. Es ist ferner leichter erkannt worden, wie der geordnete und graduelle Verlauf des Rosenkranzgebetes die Art selbst widerspiegelt, in der das Wort Gottes, da es nach gnädigem Ratschluß in die menschliche Geschichte eintrat, die Erlösung gewirkt hat. Der Rosenkranz betrachtet nämlich von ihr in harmonischer Folge die wichtigsten Heilsereignisse, die sich in Christus zugetragen haben: von der jungfräulichen Empfängnis und den Geheimnissen seiner Kindheit bis zu dem erhabenen Geschehen von Ostern – des seligen Leidens und der glorreichen Auferstehung – und weiter bis zu deren Auswirkung auf die bildende Kirche am Pfingsttag und auf die Heilige Jungfrau an dem Tage, an dem sie nach Beendigung ihres Erdenlebens mit Leib und Seele in die himmlische Heimat aufgenommen wurde. Es ist weiterhin bemerkt worden, wie die dreifache Aufteilung der Geheimnisse des Rosenkranzes nicht nur streng der zeitlichen Ordnung der Geschehnisse folgt, sondern vor allem das Schema der frühchristlichen Glaubensverkündigung widerspiegelt und das Geheimnis Christi auf dieselbe Weise vorstellt, wie es vom heiligen Paulus im berühmten ”Hymnus” des Briefes an die Philipper gesehen wird: Erniedrigung, Tod, Verherrlichung (2, 6 – 11).

46. Als biblisches Gebet, das auf das Geheimnis der erlösenden Menschwerdung ausgerichtet ist, ist der Rosenkranz also ein Gebet, das zutiefst christologisch geprägt ist. In der Tat wird sein charakteristisches Element – die litaneiartige Wiederholung des ”Gegrüßet seist du, Maria” – selbst zu einem unaufhörlichen Lobpreis Christi, dem Endziel der Verkündigung des Engels und des Grußes der Mutter des Täufers: ”Gebenedeit ist die Frucht deines Leibes” (Lk 1, 42). Wir möchten noch mehr sagen: die Wiederholung des Ave-Maria bildet die Kette, entlang der sich die Betrachtung der Geheimnisse entfaltet. Jener Jesus, den jedes Ave-Maria anruft, ist derselbe, den die Folge der Geheimnisse uns nacheinander als Sohn Gottes und der Jungfrau vorstellt, der in einer Grotte zu Betlehem geboren ist; von der Mutter im Tempel dargestellt; als Jüngling, der voller Eifer für das eintritt, was seines Vaters ist; als von Todesängsten gepeinigter Erlöser im Garten; gegeißelt und mit Dornen gekrönt; mit dem Kreuz beladen und sterbend am Kreuze; auferstanden von den Toten und aufgefahren in die Herrlichkeit des Vaters, um von dort das Geschenk des Geistes auszugießen. Es ist bekannt, daß man, vor allem um die Betrachtung zu fördern und Geist und Wort miteinander in Einklang zu bringen, zu einer früheren Zeit – und der Brauch hat sich in manchen Ländern erhalten – an den Namen Jesus in jedem Ave-Maria einen Satz hinzufügte, der das bestimmte Geheimnis wiederholte.

47. Man hat ebenso mit größerer Dringlichkeit die Notwendigkeit gespürt, neben dem Wert des preisenden und fürbittenden Elementes auch noch die Bedeutung eines anderen wesentlichen Bestandteiles des Rosenkranzes zu betonen: die Betrachtung. Ohne sie ist der Rosenkranz ein Körper ohne Seele, und das rezitierende Gebet läuft Gefahr, zu einer mechanischen Wiederholung von Formeln zu werden und zur Ermahnung Jesu in Gegensatz zu treten: „Wenn ihr betet, so plappert nicht wie die Heiden! Die meinen, sie fänden Erhörung, wenn sie viele Worte machen” (Mt 6, 7). Von seiner Natur her verlangt das Rosenkranzgebet einen ruhigen Rhythmus und ein längeres besonnenes Verweilen, was im Betenden die Betrachtung der Geheimnisse des Lebens des Herrn fördert, die mit den Augen derjenigen geschaut werden, die dem Herrn am nächsten stand und dessen unergründliche Reichtümer erschließt.

48. Von den heutigen Überlegungen sind schließlich mit größerer Genauigkeit die Beziehungen erkannt worden, die zwischen Liturgie und Rosenkranz bestehen. Einerseits wurde hervorgehoben, wie der Rosenkranz gleichsam ein Sproß sein soll, der aus dem jahrhundertealten Stamm der christlichen Liturgie erwächst, ein ”Psalter der Jungfrau”, mit dem sich die einfachen Gläubigen dem Lobpreis und dem universalen Fürbittgebet der Kirche anschließen; andererseits ist beobachtet worden, daß dieses in einer Epoche – dem ausgehenden Mittelalter – geschehen ist, in dem der liturgische Geist in Verfall begriffen war und sich eine gewisse Entfremdung der Gläubigen von der Liturgie zugunsten einer gefühlsmäßigen Verehrung der Menschheit Christi und der seligen Jungfrau Maria vollzog. Wenn vor nicht zu langer Zeit bei einigen noch der Wunsch entstehen konnte, den Rosenkranz unter den liturgischen Ausdrucksformen aufgezählt zu sehen, und bei anderen hingegen aus der Sorge, pastorale Irrtümer der Vergangenheit zu vermeiden, eine unberechtigte Vernachlässigung dieser Gebetsform festzustellen war, ist das Problem heute im Lichte der Richtlinien der Konstitution „Sacrosanctum Concilium“ leicht zu lösen: liturgische Feiern und die Andachtsübung des Rosenkranzes dürfen einander nicht entgegengesetzt noch einander gleichgestellt werden.114 Jede Gebetsweise wird um so fruchtbarer, je mehr sie ihre wahre Natur und den Charakter wahrt, der ihr eigen ist. Nachdem also der vorzügliche Wert der liturgischen Handlungen bekräftigt worden ist, wird es nicht schwerfallen zu erkennen, wie der Rosenkranz eine Andachtsübung ist, die leicht mit der heiligen Liturgie in Einklang gebracht werden kann. Wie die Liturgie, hat nämlich auch der Rosenkranz einen gemeinschaftlichen Charakter, nährt sich von der Heiligen Schrift und ist auf das Geheimnis Christi hingeordnet. Wenn dieses auch auf den Ebenen von zwei wesentlich verschiedenen Wirklichkeiten geschieht, haben die Anamnese in der Liturgie und die betrachtende Erinnerung beim Rosenkranz dieselben von Christus vollbrachten Heilstaten zum Gegenstand. Die erste setzt unter dem Schleier des Zeichens die größten Geheimnisse unserer Erlösung gegenwärtig und macht sie auf erhabene Weise wirksam; die zweite ruft mit der andächtigen Hinwendung der Betrachtung jene Geheimnisse dem Betenden in Erinnerung und spornt seinen Willen an, aus ihnen Richtlinien für sein Leben zu entnehmen. Nachdem man diesen wesentlichen Unterschied festgestellt hat, sieht jeder, wie der Rosenkranz eine Andachtsübung darstellt, die von der Liturgie her inspiriert ist und, wenn er der ursprünglichen Idee gemäß gebetet wird, natürlicherweise zu ihr hinführt, ohne jedoch ihre Schwelle zu überschreiten. In der Tat kann die Betrachtung der Geheimnisse des Rosenkranzes, indem er die Geheimnisse Christi dem Geist und dem Herzen der Gläubigen vertraut macht, eine sehr gute Vorbereitung auf deren Feier in der Liturgie darstellen und nachher ihr anhaltender Widerhall werden. Es ist jedoch ein Irrtum, der leider immer noch mancherorten fortbesteht, den Rosenkranz während der liturgischen Handlung zu beten.

49. Der Rosenkranz der seligen Jungfrau Maria, wie wir ihn durch die Überlieferung von Unserem Vorgänger, dem heiligen Pius V., empfangen haben und er von ihm maßgeblich festgelegt worden ist, besteht aus verschiedenen, organisch angeordneten Elementen:

a) der Betrachtung in Gemeinschaft mit Maria einer Reihe von Heilsmysterien, die in kluger Weise auf drei Zyklen verteilt sind, die die Freude der messianischen Zeit, das Erlöserleiden Christi und die die Kirche erfüllende Herrlichkeit des Auferstandenen zum Ausdruck bringen; eine Betrachtung, die ihrer Natur nach zu praktischen Überlegungen und zu verpflichtenden Lebensnormen führt;

b) dem Gebet des Herrn oder Vaterunser, das wegen seines unermeßlichen Wertes die Grundlage des christlichen Gebetes bildet und dieses in seinen verschiedenen Ausdrucksformen adelt;

c) der litaneiartigen Aufeinanderfolge des Ave-Maria, das sich aus dem Gruß des Engels an die Selige Jungfrau (vgl. Lk l, 28) und aus der Seligpreisung Elisabets (vgl. Lk 1, 42) zusammensetzt, denen das Bittgebet der Kirche Heilige Maria folgt. Die fortlaufende Reihe der Ave-Maria ist ein besonderes charakteristisches Kennzeichen des Rosenkranzes, und ihre Zahl, in der typischen und vollständigen Form von hundertfünfzig, stellt eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Psalterium dar und ist eine Gegebenheit, die bis zum Ursprung selbst dieser frommen Übung zurückreicht. Aber eine solche Zahl, die nach bewährtem Brauch in Gesetze von zehn Ave-Maria in Verbindung mit den einzelnen Geheimnissen aufgeteilt ist, verteilt sich auf die drei obengenannten Zyklen. Auf diese Weise ergibt sich der bekannte Rosenkranz von fünfzig Ave-Maria, der als normales Maß für diese Übung in Brauch kam und als solcher von der Volksfrömmigkeit angenommen und durch die päpstliche Autorität festgesetzt wurde, die sie auch mit zahlreichen Ablässen versehen hat;

d) der Doxologie „Ehre sei dem Vater”, die entsprechend einer allgemeinen Grundausrichtung der christlichen Frömmigkeit das Gebet mit dem Lobpreis des dreieinigen Gottes abschließt, von dem, durch den und in dem alles existiert (vgl. Röm 11, 86).

50. Dies sind die Elemente des heiligen Rosenkranzes. Jedes von ihnen hat seine ihm besondere Eigenart, die, wenn sie verständnisvoll erfaßt und gewertet wird, sich im konkreten Gebet widerspiegeln muß, damit der Rosenkranz seinen ganzen Reichtum und seine Vielfalt zum Ausdruck bringt. Er wird deshalb ehrfurchtsvoll im Gebet des Herrn; preisend und lobend in der ruhigen Folge der Ave-Maria; betrachtend in der aufmerksamen Besinnung auf die Geheimnisse; flehend im Bittgebet; anbetend in der Doxologie. Und dies in jeder der Arten, in denen man den Rosenkranz zu beten pflegt: sei es privat, wobei der Betende in innerer Vertrautheit seinem Herrn begegnet; sei es gemeinschaftlich, in der Familie oder unter Gläubigen, die sich zu Gruppen zusammenfinden, um die Voraussetzung für eine besondere Gegenwart des Herrn zu schaffen (vgl. Mt 18, 20); oder sei es öffentlich in Versammlungen, die für die kirchliche Gemeinschaft zusammengerufen wurden.

51. In jüngster Zeit sind einige Andachtsübungen geschaffen worden, die vom Rosenkranz inspiriert sind. Unter ihnen möchten Wir jene besonders anführen und empfehlen, die in das übliche Schema der Wortgottesdienste einige Bestandteile des Rosenkranzes der seligen Jungfrau Maria einfügen, wie die Betrachtung der Geheimnisse und die litaneiähnliche Wiederholung des Engelsgrußes. Diese Elemente gewinnen auf diese Weise eine größere Bedeutung, da sie in die Lesung biblischer Texte eingeordnet, durch die Predigt erläutert, von Zeiten der Stille umgeben und vom Gesang getragen werden. Es freut Uns zu sehen, daß diese Übungen mit dazu beigetragen haben, die geistigen Reichtümer des Rosenkranzes selbst vollkommener auszuschöpfen und sein Gebet bei Jugendvereinigungen und -organisationen neu aufzuwerten.

52. Wir wollen, indem Wir das Anliegen Unserer Vorgänger aufgreifen und fortsetzen, besonders das Rosenkranzgebet in den Familien empfehlen. Das Zweite Vatikanische Konzil hat deutlich hervorgehoben, wie die Familie, die erste und lebenswichtige Zelle der Gesellschaft, „sich in der gegenseitigen Liebe ihrer Glieder und im gemeinsamen Gebet vor Gott als häusliches Heiligtum der Kirche erweist (115). Die christliche Familie ist also eine Art Hauskirche, (116) wenn ihre Glieder, jedes in dem ihm eigenen Aufgabenbereich, gemeinsam die Gerechtigkeit fördern, die Werke der Barmherzigkeit üben, sich dem Dienst an den Mitbrüdern widmen, sich am Apostolat der umfangreichsten örtlichen Gemeinschaft beteiligen und sich in den liturgischen Kult eingliedern; (117) wenn sie gemeinsam Bittgebete zu Gott erheben. Denn wenn dieses Element schwinden würde, so würde das Merkmal selbst einer christlichen Familie fehlen. Deshalb muß der Wiederentdeckung des theologischen Begriffs von der Familie als eine Art Hauskirche konsequenterweise ein konkretes Bemühen darum folgen, in das Leben der Familie das gemeinschaftliche Gebet wieder einzuführen.

53. In Übereinstimmung mit den Direktiven des Konzils zählt die „Institutio generalis de Liturgia Horarum“ berechtigterweise die Familie unter die Gemeinschaften, denen man das gemeinschaftliche Gebet des kirchlichen Stundengebetes empfiehlt: „Es ist (...) angemessen, daß die Familie, gleichsam als häusliches Heiligtum der Kirche, nicht nur gemeinsame Gebete vor Gott verrichtet, sondern auch gelegentlich einige Teile des kirchlichen Stundengebetes betet, wodurch sie sich um so enger in die Kirche eingliedert (118). Es darf nichts unversucht bleiben, damit diese klare Anweisung in den christlichen Familien in zunehmendem Maße freudig verwirklicht wird.

54. Aber nach der Teilnahme am Stundengebet – ein Höhepunkt, den das häusliche Gebet erreichen kann – muß jedoch ohne Zweifel der Rosenkranz der seligen Jungfrau Maria als eines der hervorragendsten und wirksamsten "Gemeinschaftsgebete” angesehen werden, das zu beten die christliche Familie eingeladen ist. Wir stellen Uns gern vor und wünschen lebhaft, daß, wenn das familiäre Zusammensein zu einer Zeit des Gebetes wird, dieses häufig und mit Vorliebe im Rosenkranz seinen Ausdruck findet. Wir sind Uns dessen bewußt, daß die veränderten Lebensverhältnisse der Menschen in unseren Tagen die Zeiten des familiären Beisammenseins nicht gerade fördern und wenn es stattfindet, nicht wenige Umstände es erschweren, das Zusammensein der Familie in eine Gelegenheit zum Gebet zu verwandeln. Es ist zweifellos schwer. Es ist aber auch ein Merkmal des christlichen Handelns, vor den Umweltbedingungen nicht zu resignieren, sondern sie zu überwinden; ihnen nicht zu unterliegen, sondern sich über sie zu erheben. Deshalb müssen die Familien, die in Fülle die der christlichen Familie eigene Berufung und Spiritualität leben wollen, alle Anstrengungen machen, um die Kräfte einzudämmen, die das familiäre Beisammensein und das gemeinschaftliche Gebet behindern.

55. Indem Wir nun diese Ausführungen, die ein Zeugnis für die Sorge und die Wertschätzung dieses Apostolischen Stuhles gegenüber dem Rosenkranz der seligen Jungfrau Maria sind, abschließen, wollen Wir jedoch noch empfehlen, daß bei der Verbreitung dieser so heilsamen Andachtsübung die richtigen Proportionen gewahrt bleiben und man sie nicht mit einer unzeitgemäßen Ausschließlichkeit vorstellt: der Rosenkranz ist ein hervorragendes Gebet, dem gegenüber sich jedoch der Gläubige innerlich frei fühlen soll, indem er vor allem durch seine innere Schönheit dazu geführt wird, ihn in gesammelter Ruhe zu beten.

 

SCHLUSS:

THEOLOGISCHER UND SEELSORGLICHER WERT
DER MARIENVEREHRUNG

56. Ehrwürdige Brüder! Am Ende dieses Unseres Apostolischen Schreibens möchten Wir in einer kurzen Synthese den theologischen Wert des Marienkultes unterstreichen und zusammenfassend seine pastorale Wirksamkeit für die Erneuerung der christlichen Sitten in Erinnerung bringen.

Die Andacht zur Seligen Jungfrau in der Kirche ist ein wesentlicher Bestandteil des christlichen Kultes. Die Verehrung, die die Kirche an allen Orten zu allen Zeiten der Gottesmutter erwiesen hat – vom Segensgruß der Elisabet (vgl. Lk 1, 42 – 45) bis hin zu dem Lobpreis und den Bittgebeten unserer Epoche –, ist ein eindrucksvolles Zeugnis ihrer „lex orandi“ und eine Einladung, in den Herzen ihre „lex credendi“ neu zu beleben. Umgekehrt verlangt die „lex credendi“ der Kirche, daß überall ihre „lex orandi“ im Hinblick auf die Mutter Christi lebendig aufblühe. Ein solcher Marienkult ist tief im offenbarten Gotteswort verwurzelt und hat solide dogmatische Grundlagen: die einzigartige Würde Mariens als ”Mutter des Sohnes Gottes und daher bevorzugt geliebte Tochter des Vaters und Heiligtum des Heiligen Geistes; durch dieses hervorragende Gnadengeschenk hat sie bei weitem den Vorrang vor allen anderen himmlischen und irdischen Geschöpfen (119); ihre Mitwirkung in den entscheidenden Augenblicken des von ihrem Sohn vollbrachten Erlösungswerkes; ihre Heiligkeit, die schon bei ihrer unbefleckten Empfängnis vollkommen war und doch noch allmählich zunahm, da sie dem Willen des Vaters Folge leistete und den Weg des Leidens ging (vgl. Lk 2, 34 – 35; 2, 41 – 52; Joh 19, 25 – 27), indem sie im Glauben, in der Hoffnung und der Liebe beständig fortschritt; ihre Sendung und einzigartige Stellung im Gottesvolk, von dem sie zugleich hervorragendstes Glied, erlesenstes Vorbild und geliebteste Mutter ist; ihre ständige und wirksame Fürsprache, durch die sie, wenn auch in den Himmel aufgenommen, den Gläubigen auf das engste verbunden ist, die sie anflehen, wie auch jenen, die nicht wissen, daß sie ihre Kinder sind; ihre Verherrlichung, die das ganze Menschengeschlecht adelt, wie es Dante in seinem Paradies auf wunderbare Weise zum Ausdruck bringt: „Du hast in dir die menschliche Natur so hoch geläutert, daß der Schöpfergott sich gerne geben ließ als ihr Geschöpf “(120). Maria ist in der Tat von unserem Geschlecht, eine wahre Tochter Evas, obgleich sie die Makel der Mutter nicht kannte, und unsere wahre Schwester, die als demütige und arme Frau voll unser Los geteilt hat.

Wir möchten hinzufügen: der Marienkult hat seinen letzten Grund im unergründlichen und freien Plane Gottes, der, da er die ewige und göttliche Liebe ist (vgl. 1 Joh 4, 7 – 8. 16), alles nach einem Plan der Liebe ausführt. Er hat sie geliebt und Großes an ihr getan (vgl. Lk 1, 49); er hat sie geliebt wegen sich selbst, er hat sie geliebt auch um unsertwillen; er hat sie sich selbst und uns gegeben.

57. Christus ist der einzige Weg zum Vater (vgl. Joh 14, 4 – 11). Christus ist das höchste Vorbild, nach dem der Jünger seinen Lebenswandel gestalten soll (vgl. Joh 13, 15), bis daß er seine Geisteshaltung in sich verwirklicht (vgl. Phil 2, 5), sein Leben lebt und seinen Geist besitzt (vgl. Gal 2, 20; Röm 8, 10 – 11). Dies hat die Kirche zu jeder Zeit gelehrt, und nichts in der Seelsorge darf diese Lehre verdunkeln. Doch erkennt die Kirche, geführt vom Geiste und durch eine jahrhundertealte Erfahrung belehrt, daß auch die Verehrung der Seligen Jungfrau, die der Verehrung zum göttlichen Erlöser untergeordnet und mit ihr verbunden ist, eine große pastorale Wirksamkeit besitzt und eine Kraft darstellt, die die christlichen Sitten zu erneuern vermag. Der Grund für diese Wirksamkeit ist leicht einzusehen. Die vielfältige Sendung Mariens im Gottesvolk ist nämlich eine Wirklichkeit, die auf übernatürliche Weise wirksam und im kirchlichen Organismus fruchtbar wird. Es ist beglückend, die einzelnen Aspekte dieser Sendung zu betrachten und zu sehen, wie sie sich, jeder mit der ihm eigenen Wirksamkeit, auf das gleiche Ziel hinordnen: in ihren Kindern die geistigen Züge ihres erstgeborenen Sohnes nachzuzeichnen. Wir meinen: die mütterliche Fürsprache der Jungfrau, ihre vorbildliche Heiligkeit, die göttliche Gnade, die in ihr für das Menschengeschlecht Grund zu größten Hoffnungen wird.

Die mütterliche Sendung der Jungfrau veranlaßt das Gottesvolk, sich mit kindlichem Vertrauen an sie zu wenden, die stets bereit ist, es mit der Liebe einer Mutter und mit dem wirksamen Beistand einer Helferin zu erhören. (121) Es hat gelernt, sie als Trösterin der Betrübten, Heil der Kranken, Zuflucht der Sünder anzurufen, um in der Heimsuchung Trost, in der Krankheit Erquickung, in der Schuld befreiende Kraft zu erhalten. Damit sie ihre Kinder von der Sünde befreit, führt sie diese dazu, kraftvoll und entschlossen gegen die Sünde zu kämpfen. (122) Und diese Befreiung von der Sünde und vom Bösen (vgl. Mt 6, 13) ist, man muß es wiederholen, die notwendige Voraussetzung jeder Erneuerung der christlichen Sitten.

Die vorbildliche Heiligkeit der Jungfrau veranlaßt die Gläubigen, ”ihre Augen auf Maria zu richten, die der ganzen Gemeinschaft der Auserwählten als Urbild der Tugenden voranleuchtet” (123). Echte, evangelische Tugenden: der Glaube und die bereite Annahme des Gotteswortes (vgl. Lk 1, 26 – 88; 1, 45; 11, 27 – 28; Joh 2, 5); der hochherzige Gehorsam (vgl. Lk 1, 38); die aufrichtige Demut (vgl. Lk 1, 48); die hilfsbereite Liebe (vgl. Lk 1, 89 – 56); die besonnene Weisheit (vgl. Lk 1, 29. 34; 2, 19. 83. 51); die ehrfürchtige Haltung Gott gegenüber, die sich eifrig um die Erfüllung der religiösen Pflichten bemüht (vgl. Lk 2, 21; 22 – 40), sich für die empfangenen Gaben erkenntlich zeigt (vgl. Lk 1, 46 – 49), im Tempel opfert (vgl. Lk 2, 22 – 24), in der apostolischen Gemeinde betet (vgl. Apg l, 12 – 14); der Starkmut in der Verbannung (vgl. Mt 2, 13 – 23), im Schmerz (vgl. 2, 34 – 35. 49; Joh 19, 25); die würdevolle Armut, die auf Gott vertraut (vgl. Lk 1, 48; 2, 24); die wachsame Sorge für ihren Sohn von der Entäußerung in der Krippe bis zur Schande des Kreuzes (vgl. Lk 2, 1 – 7; Joh 19, 25 – 27); das fürsorgliche Zartgefühl (vgl. Joh 2, 1 – 11); die jungfräuliche Reinheit (vgl. Mt 1, 18 – 25; Lk 1, 26 – 38); die starke und keusche bräutliche Liebe. Mit diesen Tugenden der Mutter schmücken sich die Kinder, die mit Ausdauer und Entschlossenheit ihre Beispiele betrachten, um sie im Leben zu verwirklichen. Dieser Fortschritt in der Tugend wird sich als Folge und schon als reife Frucht jener pastoralen Kraft erweisen, die aus dem der Jungfrau erwiesenen Kult erwächst.

Die Andacht zur Mutter des Herrn wird für den Gläubigen Anlaß zum Wachstum in der göttlichen Gnade: das letzte Ziel jeder pastoralen Bemühung. Denn es ist unmöglich, die „Voll der Gnade” zu ehren (Lk 1, 28), ohne in sich selbst den Stand der Gnade, das heißt die Freundschaft mit Gott, die Gemeinschaft mit ihm, die Einwohnung des Geistes hochzuschätzen. Die göttliche Gnade, die den ganzen Menschen durchdringt und ihn dem Bild des Sohnes gleichgestaltet (vgl. Röm 8,29; Kol 1, 18). Die katholische Kirche erkennt, bestärkt durch die Erfahrung der Jahrhunderte, in der Verehrung der Jungfrau eine mächtige Hilfe für den Menschen auf dem Weg zur Erlangung seiner Vollkommenheit. Sie, die neue Frau, steht neben Christus, dem neuen Menschen, in dessen Geheimnis allein das Geheimnis des Menschen sein wahres Licht findet, (124) als Unterpfand und Gewähr, daß in einem reinen Geschöpf – in ihr – sich der Plan Gottes in Christus zum Heil des ganzen Menschen verwirklicht hat. Dem heutigen Menschen, der nicht selten zwischen Angst und Hoffnung hin- und hergerissen wird, von der Erfahrung seiner Grenzen niedergedrückt und von grenzenlosen Erwartungen bestürmt wird, der in der Seele verstört und im Herzen geteilt ist, dessen Geist vom Rätsel des Todes geängstigt ist, der von der Einsamkeit gequält wird, während er nach Gemeinschaft strebt, von Überdruß und Langeweile erfaßt wird, vermittelt die Jungfrau, wenn sie in ihrer biblischen Gestalt und in der von ihr in der Stadt Gottes bereits erlangten Wirklichkeit betrachtet wird, eine hoffnungsvolle Sicht und ein ermunterndes Wort: den Sieg der Hoffnung über die Angst, der Gemeinschaft über die Einsamkeit, des Friedens über die Verwirrung, der Freude und der Schönheit über die Langeweile und den Verdruß, der ewigen Dimensionen über die zeitlichen, des Lebens über den Tod.

Siegel Unserer Unterweisung und weiteres Argument für den pastoralen Wert der Verehrung der Jungfrau, um die Menschen zu Christus zu führen, seien die Worte, die sie zu den Dienern bei der Hochzeit zu Kana gesagt hat: „Tut, was er euch sagt” (Joh 2, 5); Worte, die nur scheinbar auf den Wunsch beschränkt sind, einer sich bei einem Mahl ergebenden Not abzuhelfen, jedoch in der Perspektive des vierten Evangeliums eine Aussage darstellen, welche die vom Volk Israel benutzte Formel wiederzugeben scheint, mit der sie den sinaitischen Bund geschlossen haben (vgl. Ex 19, 8; 24, 3. 7; Dt 5, 27) oder die sich daraus ergebenden Verpflichtungen erneuerten (vgl. Jos 24, 24; Esr 10, 12; Neh 5, 12), und eine Stimme, die auf wunderbare Weise mit jener des Vaters während der Gotteserscheinung auf dem Tabor übereinstimmt: „Auf ihn sollt ihr hören” (Mt 17, 5).

58. Wir haben, Ehrwürdige Brüder, ausführlich einen Gegenstand erörtert, der den christlichen Kult ergänzt: die Verehrung der Mutter des Herrn. Die Natur der Sache hat es verlangt, die in diesen letzten Jahren Gegenstand des Studiums, der Überprüfung und auch gewisser Ratlosigkeit geworden ist. Es bereitet Uns der Gedanke Trost, daß die in treuer Durchführung der Normen des Konzils von diesem Apostolischen Stuhl und von euch selbst durchgeführte Arbeit – in besonderer Weise die liturgische – eine geeignete Voraussetzung für einen immer lebendigeren und innigeren Kult zu Gott dem Vater, Sohn und Geist und für ein Wachstum des christlichen Lebens in den Gläubigen sei. Grund zum Vertrauen ist Uns die Feststellung, daß die erneuerte römische Liturgie auch in ihrer Gesamtheit ein leuchtendes Zeugnis für die Verehrung der Seligen Jungfrau in der Kirche darstellt. Uns stützt die Hoffnung, daß die Richtlinien, die die Marienfrömmigkeit immer klarer und echter gestalten sollen, treu durchgeführt werden. Wir freuen Uns schließlich über die Gelegenheit, die der Herr Uns geschenkt hat, um einige Punkte für eine erneuerte Wertschätzung des Rosenkranzgebetes zur Überlegung vorzulegen. Trost, Vertrauen, Hoffnung, Freude, die Wir, indem Wir Unsere Stimme mit der Stimme der Jungfrau vereinen – wie die römische Liturgie zu beten pflegt (125) – in ein inniges Lob- und Dankgebet zum Herrn umwandeln wollen.

Indem Wir dem Wunsche Ausdruck geben, daß sich dank eures hochherzigen Einsatzes, liebe Mitbrüder, im Klerus und bei den Gläubigen, die eurem Dienst anvertraut sind, die Marienverehrung auf heilbringende Weise vermehren möge, ohne Zweifel zum Segen der Kirche und der menschlichen Gemeinschaft, erteilen Wir von Herzen euch und allen Gläubigen, denen euer Seeleneifer gilt, Unseren besonderen Apostolischen Segen.

Gegeben zu Rom, beim heiligen Petrus, am 2. Februar 1974, dem Feste der Darstellung des Herrn, im elften Jahr Unseres Pontifikates.

PAULUS PP. VI.


ANMERKUNGEN

1) Vgl. Lactantius, Divinae Institutiones IV, 3, 60-10: CSEL 19, S. 279.

2) Vgl. Konstitution über die heilige Liturgie ”Sacrosanctum Concilium” (SC) Nr. 1-3, 11. 21, 48: AAS 56 (1964), S. 97-98, 102-103, 105-106, 118.

3) SC Nr. 103: AAS 56 (1S64), S. 125.

4) Vgl. Dogmatische Konstitution über die Kirche ”Lumen Gentium” (LG) Nr. 66: AAS 57 (1965), S. 65.

5) Ebd.

6) Votivmesse BMV, Mutter der Kirche, Präfation.

7) Vgl. LG Nr. 66-67: AAS 57 (1965), S. 65-66; SC Nr. 103: AAS 56 (1964), S. 125.

8) Apostolisches Schreiben, Signum magnum: AAS 59 (1967), S. 465-475.

9) Vgl. SC Nr. 3: AAS 56 (1964), S. 98.

10) Vgl. II. Vat. Konzil, ebd. Nr. 102: AAS 56 (1964), S. 125.

11) Vgl. Römisches Meßbuch (RM) durch Dekret des II. Vat. Konzils erneuert und im Auftrag Papst Pauls VI. promulgiert. Ed. typica, MCMLXX, 8. Dezember, Präfation.

12) RM durch Dekret des II. Vat. Konzils erneuert, im Auftrag Papst Pauls VI. promulgiert. Ordo lectionum Missae. Ed. typica, MCMLXIX, S. 8: 1. Lesung (Jahr A: Is 7, 10-14: ”Ecce virgo concipiet”; Jahr B: 2 Sam 7, 1-5. 8b-11.16: ”Regnum David erit usque in aeternum ante faciem Domini”; Jahr C: Mich 5, 2-5a [Hebr 1-4a]: ”Ex te egredietur dominator in Israel”)

13) Ebd., S. 8: Evangelium (Jahr A: Mt 1, 18-24: ”Iesus nascetur de Maria, desponsata Ioseph, filio David”; Jahr B: Lk 1, 26-38: ”Ecce concipies in utero et paries filium”; Jahr C: Lk 1, 39-45: ”Unde hoc mihi ut mater Domini mei ad me?”).

14) Vgl. RM II. Adventspräfation.

15) RM ebd.

16) RM 1. Euch. Hochgebet, Communicantes an Weihnachten und während der Oktav.

17) RM 1. Januar, Ant. zum Introitus und Tagesgebet.

18) Vgl. RM 22. August, Tagesgebet.

19) RM, 8. September, Schlußgebet.

20) RM 31. Mai, Tagesgebet.

21) Vgl. ebd. Tagesgebet und Gabengebet.

22) BM 15. September, Tagesgebet.

23) Vgl. Nr. 1, S. 4.

24) Unter den vielen Anaphoren vgl. die folgenden, in besonderer Ehre bei den Orientalen: Anaphora Marci Evangelistae, Euchar. Hochgebet, Ausg. A. Haenggi-I. Pahl, Fribourg, Editions Universitaires 1968, S. 107; Anaphora Iacobi fratris Domini graeca, ebd., S. 257; Anaphora Ioannis Chrysostomi, ebd. S. 229.

25) Vgl. RM 8. Dezember, Präfation.

26) Vgl. RM 15. August, Präfation.

27) Vgl. RM 1. Januar, Schlußgebet.

28) Vgl. RM Commune BMV, 6. österl. Zeit, Tagesgebet.

29) RM 15. September, Tagesgebet.

30) RM 31. Mai, Tagesgebet. Auf der gleichen Linie liegt die Marien-Präfation, II.: ”Vere dignum... Beatae Virginis Mariae memoriam recolentes, clementiam tuam ipsius grato magnificare praeconio”.

31) Vgl. Lektionar der Messe (LM) 3. Adventssonntag (Jahr C: Soph 3, 14-18a); 4. Adventssonntag (vgl. oben Anm. 12); Sonntag in der Weihnachtsoktav (Jahr A: Mt 2, 18-15, 19-23; Jahr B: Lk 2, 22-40; Jahr C: Lk 2, 41-42); 2. Sonntag nach Weihnachten (Jo 1, 1-18); 7. Sonntag der Osterzeit (Jahr A: Apg 1, 12-14); 2. Sonntag im Jahreskreis Jahr C: Jo 2, l – 12); 10. Sonntag im Jahreskreis (Jahr B: Gen 3, 9-15); 14. Sonntag im Jahreskreis (Jahr B: Mk 6, 1 – 6).

32) Vgl. LM Für das Katechumenat und die Taufe der Erwachsenen. Zur Überlieferung der Sonntagsoration (2. Lesung, 2: Gal 4, 4-7); Zur Aufnahme in die christliche Gemeinschaft außerhalb der Ostervigil (Evang., 7: Jo 1, 1-5. 9-14.16-18); Für Hochzeiten (Evang., 7: Jo 2, 1-11); Für die Jungfrauenweihe und die Ordensprofeß (Lesung 1, 7: Is 61, 9-11; Evang., 6: Mk 3, 31-35; Lk 1, 26-38 – vgl. Ordo consecrationis virginum, Nr. 13O; Ordo professionis religiosae, 2. Teil, Nr. 145).

33) Vgl. LM Für die Flüchtlinge und Vertriebenen (Evang. 1: Mt 2, 13-15.19-28); Zur Danksagung (1. Lesung, 4. Soph 3, 14- 15).

34) La Divina Commedia, Paradies 33, 1-9; vgl. Stundengebet. Gedächtnis Mariens am Samstag, Hymnus bei den Lesungen.

35) Vgl. Taufritus für die Kinder, Nr. 48; Ritus der Aufnahme von Erwachsenen in die christliche Gemeinschaft, Nr. 214.

36) Vgl. Römisches Rituale, Tit. VII, 3. Kap., Segnung der Mutter nach der Niederkunft.

37) Vgl. Ritus der Ordensprofeß, 1. Teil, Nr. 57 u. 67.

38) Vgl. Jungfrauenweihe, Nr. 16.

39) Vgl. Ritus der Ordensprofeß, 1. Teil, Nr. 62 u. 142; 2. Teil, Nr. 67 u. 158; Ritus der Jungfrauenweihe, Nr. 18 u. 20.

40) Vgl. Ritus der Krankensalbung und deren Seelsorge, Nr. 148, 146, 147, 150.

41) Vgl. RM Messen für die Verstorbenen, für verstorbene Brüder, Verwandte und Wohltäter, Tagesgebet.

42) Vgl. Beerdigungsritus, Nr. 226.

43) Vgl. LG Nr. 63: AAS 57 (1965), S. 64.

44) Vgl SC Nr. 7: AAS 56 (1964), S. 100-101.

45) Sermo 215, 4: PL SS, 1074.

46) Ebd.

47) Vgl. Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung ”Dei Verbum” (DV) Nr. 21: AAS 58 (1966), S. 827-828.

48) Vgl. Adversus haereses IV, 7, 1: PG 7, 1: 990-991; S Ch Nr. 100, t. II., S. 454- 458.

49) Vgl. Adversus haereses III, 10, 2: PG 7, l, 873; S Ch Nr. 34, S. 164.

50) Vgl. LG Nr. 62: AAS 57 (1965), S. 68.

51) SC Nr. 83: AAS 56 (1964), S. 121.

52) LG Nr. 63: AAS 57 (1965), S. 64.

53) Ebd., Nr. 64: AAS 57 (1965), S. 64.

54) Traktat XXV (In Nativitate Domini), 5: CCL 138, S. 123; S Ch 22 bis, S. 132; vgl. auch Traktat XXIX (In Nativitate Domini), 1: CCL ebd., S. 147; S Ch ebd., S. 178; Traktat LXIII (De Passione Domini) 6: CCL ebd., S. 386; S Ch 74, S. 82.

55) M. Ferotin, Le ”Liber Mozarabicus Sacramentorum”, col. 56.

56) In purificatione B. Mariae, Sermo III, 2: PL 183, 370; Sancti Bernardi Opera, Ausg. J. Leclerq-H. Rochais, Band IV, Romae 1966, S. 342.

57) Vgl. LG Nr. 57: AAS 57 (1965), S. 61.

58) Ebd., Nr. 58: AAS 57 (1965), S. 62.

59) Vgl. Pius XII., Enzyklika Mystici Corporis: AAS 35 (1S43), S. 247.

60) Vgl. SC Nr. 47: AAS 56 (1964), S. 118.

61) Ebd., Nr. 102 u. 106: AAS 56 (1964), S. 125 u. 126.

62) ”... würdige dich, all jener zu gedenken, die dir von Ewigkeit gefielen, der heiligen Väter, Patriarchen, Propheten, Apostel (...) wie der heiligen und glorreichen Gottesgebärerin Maria und aller Heiligen. (...) sie mögen unserer Not und Armut eingedenk sein und dir mit uns dieses ehrfurchtgebietende und unblutige Opfer darbringen”: Syrische Anaphora des Jakobus, des Bruders des Herrn; Eucharistisches Hochgebet, Ausg. A. Haenggi-I. Pahl, Fribourg, Editions Universitaires 1968, S. 274.

63) Expositio Evangelii secundum Lucam, II, 26: CSEL 32, IV, S. 55; SCh 45, S. 83-84.

64) Vgl. LG Nr. 62: AAS 57 (1965), S. 63.

65) SC Nr. 103: AAS 56 (1964), S. 125.

66) SG Nr. 61: AAS 57 (1965), S. 65-66.

67) Vgl. ebd., N. 67: AAS 57 (1965), S. 65-66.

68) Vgl. SC Nr. 104: AAS 56 (1064), S. 125-126.

69) Vgl. LG Nr. 66: AAS 57 (1965), S. 65.

70) Vgl. Paul VI., Ansprache vom 24. April 1970, gehalten im Marienheiligtum ”U. L. von Bonaria” in Cagliari: AAS 62 (1970), S. 300.

71) Pius IX., Dogm. Bulle Ineffabilis Deus: Pii IX Pontificis Maximi Acta, I, 1, Rom 1854, S. 599; vgl. auch V. Sardi, Die feierliche Definition des Dogmas der unbefleckten Empfängnis Mariens. Akten und Dokumente..., Roma 1904-1905, II. Band, S. 302.

72) Vgl. LG Nr. 66: AAS 57 (1965), S. 65.

73) Heiliger Ildephons, Über die ewige Jungfräulichkeit Mariens, Kap. 12: PL 96, 108.

74) Vgl. LG Nr. 56: AAS 57 (1965), S. 60 und die Autoren, die in der betr. Anmerkung 176 zitiert wurden.

75) Vgl. heiliger Ambrosius, Über den Heiligen Geist II, 37-88: CSEL 79, S. 100-101; Kassian, Über die Menschwerdung des Herrn II, 2. Kap.: CSEL 17, S. 247 – 249; heiliger Beda, Homilie I, 3: CCL 122, S. 18 u. S. 20.

76) Vgl. heiliger Ambrosius, De institutione virginis, 12. Kap., 79: PL 16 (Ausg, 1880), 339; Brief 30, 3 u. Brief 42, 7: ebd., 1107 u. 1175; Erklärung’ des Evangeliums nach Lukas X, 132: S Ch 52, S. 200; heiliger Proklus von Konstantinopel, Oratio I, l u. Oratio V, 3: PG 65, 681 u. 720; heiliger Basilius Seleuc., Oratio XXXIX, 3: PG 85, 433; heiliger Andreas v. Kreta, Oratio IV: PG 97, 868; heiliger Germanus von Konstantinopel, Oratio III, 15: PG 98, 305. 

77) Vgl. heiliger Hieronymus, Gegen Jovinianus I. 33: PL 23, 267; heiliger Ambrosius, Brief 63, 33: PL 16 (Ausg. 1880), 1249; Do institutione virginis, Kap. 17, 195: ebd., 346; Über den Heiligen Geist III, 79-80: CSEL 79, S. 182-183; Sedulius, Hymnus ”A solis ortus cardine”, Verse 13-14: CSEL 10, S. 164; Hymnus Acathistos, Str. 23: Ausg. I. B. Pitra, Analecta Sacra, S. 261; heiliger Proklus von Konstantinopel, Oratio I, 3: PG 65, 684; Oratio II, 6: ebd., 700; heiliger Basilius Seleuc., Oratio IV: PG 97, 868; heiliger Johannos Damascenus, Oratio IV, 10: PG 96, 677.

78) Vgl. Severus von Antiochien, Homilie 57: PO 8, S. 357-858; Hesychius von Jerusalem, Homilie über Maria, die Gottesmutter: PG 93, 1464; Chrysippus von Jerusalem, Gebet zu Maria der Gottesgebärerin, 2: PO 19, S. 338; heiliger Andreas von Kreta, Oratio V: PG 97, 896; heiliger Iohannes Damascenus, Oratio VI, 6: PG 96, 672.

79) Liber Apotheosis, V. 571-572: CCL 126, S. 97.

80) Vgl. heiliger Isidor, De ortu et obitu Patrum, 67. Kap., 111: PL 83, 148; heiliger Ildephons, Über die ewige Jungfräulichkeit Mariens, 10. Kapitel: PL 96, 95; heiliger Bernhard, Zu Mariä Himmelfahrt, Sermo IV, 4: PL 183, 428; Zu Mariä Geburt: ebd., 442; heiliger Petrus Damianus, Carmina sacra et preces II, Gebet zu Gott dem Sohn: PL 145, 921; Antiphon ”Beata Dei Genitrix Maria”: Corpus antiphonalium officii, Ausg. R. J. Hesbert, Rom 1970, 4. Band, Nr. 6314, S. 80.

81) Vgl. Paulus Diaconus, Homilie I., Mariä Himmelfahrt: PL 95, 15B7; Über Mariä Himmelfahrt Paschasio Radberto trib., Nr. 31, 2, 57, 83 Ausg. A. Ripberger, in: ”Spicilegium Friburgense”, Nr. 9, 1962, S. 72, 76, 84, 96-97; Eadmer v. Canterbury, De excellentia Virginis Mariae, Kap. IV-V: PL 159, 562-567; heiliger Bernhard, Lobgesang der jungfräulichen Mutter, Homilie IV, 3: Werke des heiligen Bernhard, Ausgabe J. Leclercq-H. Rochais, Band IV, Rom 1966, S. 49-50.

82) Vgl. Origenes, Homilie zu Lukas VII, 3: PG 13, 1817; S Ch 87, S. 156; heiliger Cyrillus von Alexandrien Kommentar zum Prophet Aggäus, Kap. XIX: PG 71, 1060; heiliger Ambrosius, Über den Glauben IV, 9, 113-114; CSEL 78, S. 197-198; Darlegung des Evangeliums nach Lukas II, 28 und 27-28: CSEL 32, S. 55-56; Severianus Gabalensis, Gebet zur Erschaffung der Welt, 6, 10: PG 56, 497-498; Antipater Bostrensis, Homilie zu Mariä Verkündigung, 16: PG 85, 1785.

83) Vgl. Eadmer v. Canterbury, De excellentia Virginis Mariae, Kap. VII: PL 159, 571; heiliger Amedeus v. Lausanne, De Maria Virginea Matre, Homilie VII: PL 188, 1337; S Ch 72, S. 184.

84) Über die ewige Jungfräulichkeit Mariens, Kap. XII: PL 96, 106.

85) LG Nr. 54: AAS 57 (1965), S. 59. Vgl. Paul VI. Ansprache an die Konzilsväter nach Abschluß der zweiten Sitzungsperiode des Zweiten Vatikanischen Konzils am 4. Dezember 1963: AAS 56 (1964), S. 37.

86) LG Nr. 6, 7-8, 9-17: AAS 57 (1965), S. 8-9, 9-12, 12-21.

87) Ebd., Nr. 63: AAS 57 (1965), S. 64.

88) Heiliger Cyprian, Über die Einheit der katholischen Kirche, 5: CSEL 3, S. 214.

89) Isaac de Stella, Sermo LI, Für das Fest Mariä Himmelfahrt: PL 194, 1863.

90) Sermo XXX, 1: S Ch 164, S.134.

91) Vgl. LG Nr. 66-69: AAS 57 (1965), S. 65-67.

92) Vgl. DV Nr. 25: AAS 58 (1966), S. 829-830.

93) Nr. 13: AAS 56 (1964), S. 103.

94) Vgl. Officium magni canonis paracletici, Magnum Orologion, Athenis 1963, S. 558; gelegentlich in den canones und den liturgischen Hymnen: vgl, Sophronius Eustradiadou, Theotokarion, Chennevières-sur-Mame 1931, S. 9, 19.

95) Vgl. LG Nr. 69: AAS 57 (1965), S. 66-67.

96) Vgl. ebd., N. 66: AAS 57 (1965), S. 65; SC Nr. 103: AAS 56 (1964). S. 125.

97) Vgl. LG Nr. 67: AAS 57 (1965), S. 65-66.

98) Ebd., Nr. 68: AAS 57 (1965), S. 65.

99) Vgl. Paul VI., Ansprache an die Konzilsväter in St. Peter am 21. November 1964: AAS 56 (1964), S. 1017.

100) II. Vat. Konzil, Dekret über den Ökumenismus, Unitatis redintegratio, Nr. 20: AAS 57 (1965), S. 105.

101) Enzyklika, Adiutricem populi: AAS 28 (1895-1896), S. 135.

102) Vgl. LG Nr. 56: AAS 57 (1965), S. 60.

103) Vgl. heiliger Petrus Chrysologus, Sermo CXLIII: PL 52, 583.

104) LG Nr. 55: AAS 57 (1965), S. 59-60.

105) Vgl. Paul VI., Apost. Schreiben, Signum magnum, I: AAS 59 (1967), S. 467-468; Römisches Meßbuch, 15. September, Gabengebet.

106) Vgl. LG Nr. 67: AAS 57 (1965), S. 65-66.

107) Vgl. heiliger Augustinus, Zum Johannes-Evangelium, Traktat X, 3; CCL 36, S. 101-102; Brief 243, An Laetus, Nr. 9: CSEL 57, S. 575-576; heiliger Beda, Erklärung des Lukas-Evangeliums, IV, XI, 28: CCL 120, S. 237; Homilie I, 4: CCL 122, S. 26-27.

108) Vgl. LG Nr. 58: AAS 57 (1965), S. 61

109) RM IV. Adventssonntag, Tagesgebet. Analog das Tagesgebet vom 25. März, das beim Beten des Engel des Herrn das vorhergehende Gebet ersetzen kann.

110) Pius XII., Brief Philippinas Insulas an den Erzbischof von Manila: AAS 38 (1946), S. 419.

111) Vgl. Rede an die Teilnehmer des 3. Internationalen Kongresses der Dominikaner über den Rosenkranz: Ansprachen Pauls VI., l (1963), S. 463-464.

112) Vgl. AAS 58 (1966), 745-749.

113) Vgl. AAS 61 (1969), S. 649-654.

114) Vgl. Nr. 13: AAS 56 (1964), S. 10S.

115) Dekret über das Laienapostolat ”Apostolicam Actuositatem” (AA) Nr. 11: AAS 58 (1966), S. 848.

116) LG Nr. 11: AAS 57 (1965), S. 16.

117) Vgl. AA Nr. 11: AAS 58 (1966), S. 848.

118) Nr. 27.

119) LG Nr. 53: AAS 57 (1965), S. 58-59.

120) La Divina Commedia, Paradies XXXIII., 4-6.

121) Vgl. LG Nr. 60-63: AAS 57 (1965), S. 62-64.

122) Vgl. ebd., 65: AAS 57 (1965), S. 64-65.

123) Ebd., Nr. 65: AAS 57 (1965), S. 64.

124) Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute ”Gaudium et Spes” (GS) Nr. 22: AAS 58 (1966), S. 1042-1044.

125) Vgl. RM am 31. Mai, Tagesgebet.

 

 



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